Peter Hermann Johann Polis (*22. November1869 inAachen; †2. November1929 ebenda) war eindeutscherMeteorologe sowie langjähriger Direktor desMeteorologischen Observatoriums Aachen.
Nach seiner Schulzeit studierte der Sohn des Aachener Tuchfabrikanten Jean Polis von 1889 bis 1891Meteorologie an den Universitäten in Freiburg im Breisgau und in Bonn. In Freiburg lernte er auch seine Frau Frida Zahn kennen, mit der er später vier gemeinsame Töchter hatte. Nach seinem Examen beschäftigte ihn sein Vater vorübergehend in seiner Fabrik, bevor Polis 1894 als Vorsteher der meteorologischen Station Aachen, die ab 1895 den Status eines meteorologischen Observatoriums erhielt, übernommen wurde. In dieser Funktion war er von 1895 bis 1915 auch Herausgeber derDeutschen Meteorologischen Jahrbücher für den Raum Aachen. Vor dem Jahr 1898 wechselte Polis zurUniversität Basel, wo er im Jahr 1898 seine Promotion ablegte. Anschließend folgte er einem Ruf an dieRWTH Aachen, wo er sich zunächst habilitierte und sodann als Privatdozent übernommen wurde. Ein Jahr später wurde er zum Direktor des meteorologischen Observatoriums Aachen ernannt. Im April 1901 gehörte Polis auf Einladung vonGeorg Gerland zur deutschen Delegation für die Erste Internationale Konferenz für Seismologie inStrassburg, auf der die zwei Jahre später erfolgte Gründung derInternationalen seismologischen Gesellschaft, der heutigenInternational Association of Seismology and Physics of the Earth’s Interior, sowie die Errichtung einer Hauptstation fürErdbebenforschung in Straßburg beschlossen wurden. Darüber hinaus übertrug man Polis ab 1906 die Leitung des öffentlichen Wetterdienstes der Stadt Aachen.
In jenen Jahren erforschte er intensiv die Wetterverhältnisse für die Seefahrt, insbesondere für die Trans-Atlantikrouten nach Amerika, sowie für dieLuftschifffahrt, wobei er sich als Pionier für die luftfahrtbezogene Meteorologie insbesondere das Vertrauen derMilitärluftschiffer erwarb. Auf mehreren Dienstreisen zum Büro für Wetterdienste imDepartment of Agriculture der amerikanischen Regierung inWashington, D.C., die für ihn zugleich auch Forschungsreisen waren, setzte sich Polis maßgeblich für eine gemeinsame Kooperation zur Einrichtung drahtloser telegraphischer Wettervorhersagen mit Hilfe von ausgewähltenHandels- oderPostschiffen und damit für mehrfach tägliche und schnelle Wettervorhersagen ein. Dies untermauerte er während seiner verschiedenen Überfahrten mit zahlreichen Testläufen, an denen bis zu neun Schiffe beteiligt waren, sowie detailgenaue Forschungsberichte über die aktuellen Seewetterlagen. Aus dieser Idee heraus entstanden später die stationären und von den Anrainerstaaten der Ozeane betriebenenWetterschiffe, die auch als medizinische Notstationen und Einsatzplattformen für Rettungsflugzeuge dienten und wiederum in der heutigen Zeit durch Satellitenbeobachtung abgelöst wurden. Mit seinen deutsch-amerikanischen Verhandlungen war Polis damit auf internationaler Ebene bereits einen Schritt weiter als dieDeutsche Seewarte, die vorwiegend für dieNord- undOstsee sowie dasEuropäische Nordmeer zuständig war.
Darüber hinaus gehörte Polis zu den Mit-Initiatoren, die die wissenschaftlich-technischen Forschungen im Bereich Flugzeugbau der Technischen Hochschule, das entsprechende öffentliche Interesse sowie die notwendige Koordination eines geplanten Langstreckenflugs nach Berlin zusammenführten, wodurch es am 12. März 1911 zur Gründung desAachener Vereins für Luftschifffahrt kam. Vier wissenschaftliche Vereine, der Aachener Bezirksverband imVerein Deutscher Ingenieure, dieGesellschaft für Erd- und Witterungskunde, die naturwissenschaftliche Vereinigung zu Aachen und der Elektrotechnische Verein sowie 76 Privatpersonen, darunter neben Polis die ProfessorenJunkers,Reissner,Hertwig,Frentzen,Wallichs,Rötscher, der FlugpionierErich Lochner, der amtierende Oberbürgermeister Veltmann, Behördenvertreter, Stadtverordnete, Offiziere und sogar acht Ehefrauen, darunter die Damen Lochner, Polis, Rötscher, Reissner und Delius, zählten zu den Unterzeichnern der Gründungsurkunde. Mehr als 170 Mitglieder traten dem Verein bei und Peter Polis wurde in den ersten Vereinsvorstand gewählt.
Nach einer längeren Unterbrechung auf Grund desErsten Weltkrieges und zwischenzeitlicher Dozententätigkeit an derLandwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf, wurde Polis 1922, jetzt als außerordentlicher Professor, wieder an die RWTH Aachen berufen. Noch im gleichen Jahr, am 19. September 1922, gehörte Polis inLeipzig zu den Gründungsmitgliedern derDeutschen seismologischen Gesellschaft, der heutigen Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft, die auf Anregung vonEmil Wiechert zustande kam. Nur sieben Jahre später verstarb Polis im Alter von lediglich fast sechzig Jahren und wurde auf demAachener Ostfriedhof begraben.
Personendaten | |
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NAME | Polis, Peter |
ALTERNATIVNAMEN | Polis, Peter Hermann Johann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Meteorologe und Direktor des meteorologischen Observatorium Aachens |
GEBURTSDATUM | 22. November 1869 |
GEBURTSORT | Aachen |
STERBEDATUM | 2. November 1929 |
STERBEORT | Aachen |