Peter Kowald

Peter Kowald (*21. April1944 inMasserberg; †21. September2002 inNew York[1]) war ein deutscherKontrabassist undTubist im BereichFree Jazz undImprovisierte Musik.
Leben und Wirken
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ab Mitte der 1960er Jahre spielte Kowald mit demWuppertalerPeter Brötzmann, ab Ende der 1960er Jahre im Trio mitIrène Schweizer undPierre Favre, von Anfang an imGlobe Unity Orchestra, auch in kleineren Formationen mitAlexander von Schlippenbach, mit dem er zusammen dieFree Music Production gründete. Frühzeitig unterhielt Kowald intensive Kontakte zu Improvisatoren aus England, aus Belgien, aus Holland sowie zuBarre Phillips, der ihm wesentliche Impulse für sein Spiel auf dem Kontrabass vermittelte. Kowald arbeitete mit einer großen Zahl von Improvisatoren zusammen – etwaKarl Berger,William Parker,Keith Tippett,Floros Floridis,Joëlle Léandre oderEvan Parker. Immer wieder arbeitete er mit anderen Bassisten und dokumentierte diese Duos; weiterhin nahm er vier Platten/CDs für Kontrabass solo auf. Die GruppePrinciple Life (1990) erweiterte die Zusammenarbeit zweier Bassisten (neben Kowald Klavs Hovmann) um die Schlagzeugerin und PianistinMarilyn Mazur und die SängerinJeanne Lee. Kowald hatte darüber hinaus ein Trio mitConny Bauer undGünter „Baby“ Sommer. Mit Sommer und dem TrompeterWadada Leo Smith unternahm er in den späten 1970er Jahren ausgedehnte Europatourneen. In den frühen 1980er Jahren hielt er sich in einem buddhistischen Kloster auf und erlernte den mongolischen Obertongesang.

Daneben arbeitete Peter Kowald interdisziplinär mit bildenden Künstlern, Dichtern und vor allem mit Tänzerinnen zusammen. Hier sind besonders Gerlinde Lambeck, Anne Martin (ehemalsPina Bausch Ensemble), Tadashi Endo, Patricia Parker (die auch an der Gründung desVision Festival beteiligt war), Maria Mitchell, Sally Silvers, Cheryl Banks (ehemalsSun Ra Arkestra), Arnette de Mille, Sayonara Pereira,Barbara Heinisch (Malerin) und Kazuo Ohno zu erwähnen. Zu seinen Ballett-Werken gehören „Die Klage der Kaiserin“ (1989) mit Pina Bausch, „Short pieces“ (seit 1989) mit Jean Sasportes, „The spirit of adventure“ (1990) mit Anastasia Lyra, „Wasser in der Hand“ (1990/91) mit Christine Brunel sowie „Futan no sentaku/The burden of choice“ (1990/91) mit Min Tanaka andButch Morris.
Neben der Duoarbeit mit Sängerinnen wieJeanne Lee,Diamanda Galas oderSainkho Namtchylak stellte für ihn das internationale ImprovisationsensembleGlobal Village Ensemble ein Zentrum der Arbeit dar, dessen Kern neben ihm die GeigerinGunda Gottschalk und die chinesische ZitherspezialistinXu Fengxia bildeten; dort arbeitete er mit Musikerinnen und Musikern aus den unterschiedlichsten Kulturregionen der Welt, z. B. aus dem Fernen Osten, Nordamerika oder Südamerika. Seine Solo-CD „Was Da Ist“ wurde im „Penguin Guide to Jazz on CD“ mit der höchsten Auszeichnung, einer Krone, versehen (ebenso wie Brötzmanns AlbumMachine Gun, an dem er mitwirkte). Kowald erhielt 1995 denAlbert-Mangelsdorff-Preis als Repräsentant einer globalen, Differenzen anerkennenden Improvisationskunst.
Kowald sprach zehn Sprachen. Er hinterließ auch eine bemerkenswerte Kunstsammlung. Seine dreimonatige Tournee im Jahr 2000 durch zahlreiche kleine und größere Städte der USA, die er allein mit einem Pickup unternahm, ist Gegenstand eines Dokumentarfilms.
Er starb im September 2002 in New York an einemHerzinfarkt in der Wohnung seines Freundes und KollegenWilliam Parker. Kowald wurde 58 Jahre alt.
Diskografie (Auswahl)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1966: Alexander von Schlippenbach: Globe Unity (MPS)
- 1967: Peter Brötzmann: For Adolphe Sax (FMP)
- 1973: Globe Unity Orchestra – Live in Wuppertal (FMP)
- 1973: Hot Lotta (Brötzmann,Aaltonen, Kowald,Vesala; Blue Master/Rocket)
- 1979: Leo Smith/Kowald/Sommer: Touch the Earth (FMP)
- 1986:Danny Davis/Takehisa Kosugi/Peter Kowald: Global Village Suite (FMP)
- 1988: Open Secrets (Kontrabass Solo) (FMP)
- 1993: Improvised Songs (JHM; The Remedy mitSebastian Gramss,Axel Dörner,Matthias Schubert,Tom Cora,Claus Wagner)
- 1996/2003: Duos 1 / Duos 2 (FMP)
- 1998: Fred Anderson Trio – Live at theVelvet Lounge (Okka Disk)
- 2003: Global Village (Free Elephant, rec. 1999–2000)
- 2006:Marco Eneidi, Peter Kowald,Damon Smith, Spirit:Ghetto Calypso (NotTwo, rec. 2000)
- 2013:Kidd Jordan,Alvin Fielder, Peter Kowald:Trio and Duo in New Orleans (NoBusiness)
- 2014: Peter Kowald /Kent Kessler /Fred Lonberg-Holm:Flats Fixed (Corbett vs Dempsey, rec. 1998)
- 2022:Michel Ratté / Peter Kowald /Yves Charuest:Montréal 1985
Filmografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Gegen den Strich – Der Musiker Peter Kowald, WDR 1986 (Film vonAnne Linsel, u. a. mitBarbara Heinisch)
- Off the Road, Peter Kowald’s US Tour 2000, Video 002 (Vertrieb FMP)
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Klaus KürversPeter Kowald Discography. Potsdam, Jazzwerkstatt 2014 (in 4-CD-Box)
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Homepage der Peter-Kowald-Gesellschaft
- Weitgehend vollständige Diskographie
- Projekte und FMP-Veröffentlichungen
- Kowalds Kunstsammlung
- Peter Kowald beiDiscogs
- Literatur von und über Peter Kowald im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Personendaten | |
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NAME | Kowald, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kontrabassist und Tubist im Bereich Free Jazz/improvisierter Musik |
GEBURTSDATUM | 21. April 1944 |
GEBURTSORT | Masserberg |
STERBEDATUM | 21. September 2002 |
STERBEORT | New York City |