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Pete Seeger

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Pete Seeger, 1955

Pete Seeger (*3. Mai1919 inNew York City,New York; †27. Januar2014 ebenda; bürgerlichPeter Seeger) war einUS-amerikanischerFolk-Musiker,Singer-Songwriter sowie politischer Aktivist undUmweltschützer, der mit seinen Liedern dieFriedensbewegung, diegewerkschaftlich organisierteArbeiterbewegung, dieBürgerrechtsbewegung und weiteresoziale Bewegungen zunächst in den USA selbst, mit zunehmender Bekanntheit auch international inspirierte.

Obwohl als Anhänger und Vertretersozialistischer Positionen vor allem im eigenen Land während desKalten Krieges politisch umstritten, zählt Seeger zu den kulturellen Größen der Vereinigten Staaten. Weltbekannt wurde er insbesondere durch seine heute alsTraditionals geltenden SongsWhere Have All the Flowers Gone,We Shall Overcome[1],If I Had a Hammer[2] undTurn! Turn! Turn!

Wie sein 1967 verstorbener Freund und musikalischer GefährteWoody Guthrie, dessen Lieder – vor allemThis Land Is Your Land – Seeger in wechselnden Formationen bis kurz vor seinem eigenen Tod spielte, beeinflusste er zahlreiche Künstler der nachfolgenden Generationen von Folk- undRockmusikern,Liedermachern undProtestsängern, die seine Songs aufgriffen,coverten oder neu interpretierten, darunterBob Dylan,Joan Baez undBruce Springsteen.

Leben und Werk

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Frühe Jahre

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Die Herkunfts­familie Pete See­gers im Mai 1921 beim Musizieren; der zweijährige Pete auf dem Schoß seines Vaters am Harmonium

Pete Seeger war der Sohn despazifistischen, politisch engagierten Musikwissenschaftlers und KomponistenCharles Seeger und der Konzertgeigerin und Geigenlehrerin Constance de Clyver Edson (1886–1975). Er widmete sich nach einem abgebrochenen Soziologiestudium an derHarvard-Universität, wo er Mitglied derYoung Communist League geworden war,[3] der Sammlung und Katalogisierung vontraditionellen Spirituals,Gospels,Südstaaten-Blues,Hillbilly-Musik,Bluegrass- undCountry-Songs – eine bezahlte Tätigkeit in derLibrary of Congress, die ihmAlan Lomax vermittelt hatte. Beim Hören zahlreicher alter Schallplatten erwarb er außergewöhnliche Kenntnisse über die Wurzeln derFolkmusik. Zudem spielte er mit dem fünfsaitigenBanjo diese und eigene Lieder, in denen er sich mit derArbeiterbewegung, mitMinderheiten und derDritten Welt solidarisierte.[4][5]

Pete Seeger (linkes Bildzen­trum) bei einem Auftritt im Rahmen eines Wohl­tätig­keitskon­zerts des amerikanischen Gewerk­schafts­verbandsCIO 1944 in Washington, D.C.;Eleanor Roosevelt (Bildmitte), die Ehefrau des US-Präsidenten, war dabei Ehrengast

1940 lernte er den knapp sieben Jahre älterenWoody Guthrie kennen, mit dem er sich anfreundete und einige Monate alsHobo (Wanderarbeiter) in Güterwagen und per Anhalter durch die USA fuhr. Gemeinsam sangen sie am Folk orientierte Gewerkschaftslieder, u. a. den nach alter Musik hauptsächlich von Guthrie geschriebenen bekannten SongUnion Maid mit einem Refrain, in dem jeweilsI’m sticking to the union wiederholt wird.[6][7] Guthrie sagte den Liedtext jeweils zum Mitsingen an, was Seeger übernahm und seitdem erfolgreich praktizierte.[8] 1941 gründete er zusammen mit Woody Guthrie, Lee Hays[9] und Millard Lampell[10] die politische FolkgruppeThe Almanac Singers, die zusätzlich zu ihren Gewerkschaftsliedern wieTalking Union, an dessen Entstehung Seeger beteiligt war, zunächst ein Album mit AntikriegsliedernSongs fürJohn Doe herausbrachte. Nach dem Angriff des nationalsozialistischen Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 unterstützten die Almanac Singers, zu denen zeitweise weitere Musiker wieSonny Terry undBrownie McGhee stießen, mit den Songs der PlatteDear Mr. President die Intervention der USA imZweiten Weltkrieg. Bei den Almanac Singers, die sich als eine Art „singende“ politische «Zeitung» verstanden, trat Seeger unter dem Pseudonym Pete Bowers auf.[11]

Im selben Jahr rief Seeger zusammen mit Woody Guthrie und anderen in New York mitPeoples Song die erste Folk-Musiker-Gewerkschaft ins Leben, die sich von wissenschaftlichen Folk-Musik-Organisationen abgrenzte. In den 1940er Jahren spielte er darüber hinaus in Clubs und war alsPlattenaufleger im Radio zu hören.[12]

Häufig sang er den 1936 entstandenen SongJoe Hill („I dreamed I saw Joe Hill last night …“), dessen MelodieEarl Robinson für ein Gedicht vonAlfred Hayes über den legendären Wanderarbeiter, Gewerkschafter und Folk-Singer-SongwriterJoe Hill komponiert hatte, der 1915 aufgrund einer unbewiesenen Mordanklage hingerichtet worden war. 1946/47 hatte Woody GuthrieBallads of Sacco & Vanzetti zur Erinnerung an die 1927 hingerichtetenanarchistischen ArbeiterSacco und Vanzetti aufgenommen. Das Album erschien erst 1960 und enthielt auch Seegers LiedSacco’s Letter To Son aus dem Jahr 1951. Seeger hatte den Abschiedsbrief von Nicola Sacco an seinen Sohn Dante vertont.[13]

AmPazifikkrieg nahm Seeger als Flugzeugmechaniker teil. Gleichzeitig trat er häufig vor Soldaten auf.[11]

Ab 1946

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1946 wirkte er im SpielfilmTo Hear Your Banjo Play mit und im folgenden Jahr war er bei der Produktion des Folk-MusicalsDark of the Moon dabei. In dem Jahr gab er auch erstmals dasPeoples Song Bulletin heraus, den Vorläufer vonSing Out!Nachdem er 1948 denprogressiven PräsidentschaftskandidatenHenry A. Wallace im Wahlkampf unterstützt hatte, gründete Pete Seeger 1949 zusammen mit dem Sänger Lee Hays sowie Ronnie Gilbert und Fred Hellermann das QuartettThe Weavers, genannt nach dem TheaterstückDie Weber vonGerhart Hauptmann.[14] Gemeinsam mit Lee Hays schuf er 1949 das wirkmächtige LiedIf I Had a Hammer, das als kommunistisch bezeichnet zunächst auf starke Ablehnung traf, 1962 vonPeter, Paul und Mary und ein Jahr später vonTrini Lopez gesungen aber großen Erfolg hatte. Der lyrische und zugleich politische Text handelt vom vehementen Einsatz für Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe zwischen allen Menschen im gesamten Land, unabhängig vonEthnie und Geschlecht. 1950 hielten die Weavers mitGoodnight Irene wochenlang die Spitze der Charts, zu einem Zeitpunkt, als andere Songs und Auftritte schon negativ vomFBI registriert worden waren. Auf der B-Seite der Single befand sichTzena, Tzena, Tzena, womit die Weavers die Nr. 2 derCharts erreichten.[15] Auch der Guthrie-SongSo Long It’s Been Good to Know You kam in die Hitparade. Im selben Jahr erschien zum ersten Mal das von Seeger mit herausgegebene Folk-MagazinSing Out!, das Vorbildcharakter für zahlreiche andere Publikationen ähnlicher Art hatte.[16] Etwa zu diesem Zeitpunkt begann der mehr als fünfzehnjährige Boykott der meisten US-Medien gegenüber Pete Seeger. Die Weavers mussten sich 1953 wegen der Zunahme der politischen Repression in den USA auflösen. 1955 und 1959 kamen sie für kurze Zeit wieder zusammen und spielten 1959 beispielsweise das SpiritualKumbaya, das Seeger schon im Jahr davor allein gesungen hatte, später ein Lied der Bürgerrechtsbewegung und heute weltbekannt.[11]

Während derMcCarthy-Ära wurde auch Seeger vor dasKomitee für unamerikanische Umtriebe geladen. Bereits seit 1952 lag dort eine Aussage vor, wonach er Mitglied derKommunistischen Partei der USA sei. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er zu Studentenzeiten in deren Jugendorganisation eingetreten war. Allerdings habe er die Organisation vor 1950 verlassen, sei aber den kommunistischen Idealen treu geblieben. Vor dem Ausschuss verweigerte er 1955 die Aussage unter Berufung auf seineverfassungsmäßigen Rechte, was 1957 zur Folge hatte, dass er wegen staatsfeindlicher Tätigkeiten und Missachtung der Institution verurteilt wurde und seinen Aufenthalt jeweils den Behörden zu melden hatte, wenn er einen eng begrenzten Bezirk New Yorks verließ. 1961 verurteilte ihn ein Gericht zu einer zehnjährigen Haftstrafe. Das Urteil wurde angefochten und 1962 revidiert, sodass er nach einem Jahr entlassen wurde.[17][18] In den Jahren, als er auf der sogenanntenSchwarzen Liste stand, verdiente Seeger den Lebensunterhalt für seine Familie hauptsächlich durch Plattenaufnahmen und Folkmusikunterricht in Schulen und Ferienlagern.[11]

Pete Seeger in Israel 1964

1959 fand auf seine undTheodore Bikels Anregung hin das ersteNewport Folk Festival inNewport inRhode Island statt, woJoan Baez debütierte. Von 1963 bis 1964 ging Seeger zusammen mit seiner Frau Toshi und den drei Kindern auf eine Welttournee. Er sang u. a. dasSpiritualMichael Row the Boat Ashore aus demAmerikanischen Bürgerkrieg, ein Lied, das er schon mit den Weavers aufgenommen hatte, undWe Shall Overcome, zu dessen Urhebern er 1945 gehört hatte, weil er den Titel des traditionellen GospelsWe Will Overcome Some Day umformuliert hatte.[19] Zudem schrieb er weitere Strophen:We’ll walk hand in hand undThe whole wide world around. Das Lied wurde – vor allem in der Version von Joan Baez, für die er Vorbild und Mentor war – zu einer der Hymnen der amerikanischenBürgerrechtsbewegung und ist inzwischen weltweit eines der meistverbreiteten Freiheitslieder. AuchIf I Had a Hammer, noch heute populär, ist eng mit der Bürgerrechtsbewegung verknüpft. Peter, Paul und Mary sangen das Lied 1963 während desMarsches auf Washington für Arbeit und Freiheit, alsMartin Luther King am 28. August 1963 seine große RedeI Have a Dream hielt; Joan Baez trugWe Shall Overcome bei.

Das heute sehr bekannte LiedGuantanamera geht auf ein Ende des 19. Jahrhunderts entstandenes Gedicht des kubanischen FreiheitskämpfersJosé Martí zurück. Seeger sang es seit Anfang der 1960er Jahre im Original mit englischen gesprochenen Textpassagen über Autor und Text, 1963 einmalig mit den Weavers und ab den 1990er Jahren auch gemeinsam mit seinem Enkel Tao Rodriguez-Seeger.

Eines der berühmtesten FriedensliederWhere Have All the Flowers Gone hatte Seeger 1955, angelehnt an ein russisches Volkslied, geschrieben und komponiert. Es wurde im Laufe der 1960er Jahre in derKampagne gegen den Vietnamkrieg in der Fassung von Peter, Paul und Mary und wenig später insbesondere durch Joan Baez bekannt und gilt heute als internationales Antikriegslied. Während des Vietnamkriegs entstanden weitereProtestsongs:(If you like your Uncle Sam) Bring Them Home – später von Bruce Springsteen mit einer zusätzlichen Strophe gegen denIrakkrieg gesungen undWaist Deep in the Big Muddy,[20][21] ein Antikriegslied, das Mitte 1967 aus einer Fernsehschau bei CBS herausgeschnitten wurde. Als diese Maßnahme an die Öffentlichkeit kam, konnte Seeger das Lied im Februar 1968 wieder im Fernsehen singen.[22] Den alten christlichen Song aus dem 19. JahrhundertHow Can I Keep From Singing?[23] lernte er von Doris Plenn, einer Familienfreundin, die um 1950 neue Verse dazu geschrieben hatte. Seeger griff diese auf und veränderte den ursprünglichen Text. In dieser Version wurde das Lied in den 1960er Jahren bekannt.[24] Traditionals wieDown by the Riverside (Ain’t Gonna Study War No More)[25] undWe Shall Not Be Moved (mit je nach Anlass wechselndem Text) wurden auch durch Seeger populär.[26]

Ab 1960

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In den 1960er Jahren, während der Renaissance der Folkmusik, war Seeger mit seinen Liedern für Frieden, Gleichberechtigung der Schwarzen und für die Emanzipation der Werktätigen in die Herzen eines jungen Publikums gedrungen. Beim mittlerweile populärenNewport Folk Festival, wo der noch wenig bekannteBob Dylan, dessen damaliges Vorbild Seeger war, 1963 und 1964 aufgetreten war, kam dieser 1965 mit einer elektrischen Gitarre auf die Bühne. Seeger, der weiterhin das traditionelle Banjo oder seine zwölfsaitige Akustikgitarre spielte, wollte ihm den Strom abdrehen. Das Publikum buhte Dylan aus, sodass dieser nach zwei Strophen seine Darbietung abbrach. Später erklärte Seeger, er sei vor allem wütend gewesen, weil durch die laute Beschallungsanlage die großen Worte der Dylan-Songs verloren gegangen seien.[22] Für Dylans erstes Album hatte sich Seeger beim ProduzentenJohn Hammond von Columbia Records eingesetzt, bei dem Seeger bereits unter Vertrag gestanden hatte.[12]

Die FolksängerinJudy Collins bezog sich ebenfalls auf Seeger, trat in Newport auf und spielte 1963 mitTurn! Turn! Turn! einen Song, den Seeger 1950 geschrieben und 1962 veröffentlicht hatte. DieByrds erreichten damit 1965 die Spitze der Charts.

1966 waren Pete und Toshi Seeger gemeinsam Mitbegründer der UmweltschutzorganisationClearwater mit dem Ziel, die Verunreinigung desHudson River und seiner Umgebung zu untersuchen und zu beseitigen. Bekannt wurde die Gruppe durch das Segelschiff Clearwater, auf dem seit 1969 regelmäßig in Kooperation mit Schulen und Hochschulen Umweltschutz-Programme für Schüler- und Studentengruppen stattfinden. Sein LiedThat Lonesome Valley entstand ebenfalls 1969. Weitere Folksongs behandelten die Umweltprobleme von Fluss und Flusstal. Aus den verschiedenen Aktivitäten entwickelte sich das jährliche Clearwater-Festival[27](The Great Hudson River Revival), zunächst von Pete und Toshi Seeger mitorganisiert, auf dem Bands unterschiedlicher Musikrichtungen auftreten, um die Clearwaterprojekte zu finanzieren.

Der jüngereDon McLean hatte sich schon früh für die Songs der Weavers interessiert. Ende der 1960er Jahre lernte er Pete Seeger, der sein Freund und Förderer wurde, persönlich kennen und arbeitete mit ihm im Clearwater-Projekt zusammen. Seeger und McLean sangen 1974 auf dem Clearwater-Album das viele Mal gecoverte berühmte VolksliedOh Shenandoah zusammen. Seeger veröffentlichte 2002 eine neue Fassung auf dem AlbumAmerican Favorite Ballads. 1973 erschien die SchallplatteRainbow Race, deren TitelsongMy Rainbow Race vor allem in Norwegen sehr populär wurde. Im Frühjahr 1970 sang Seeger gemeinsam mitJohnny Cash in dessen Fernsehshow aufABC u. a. denWorried Man Blues und allein – mit einem Text gegen denVietnamkriegBring ’em Home.

1972 kam Pete Seegers BuchThe Incompleat Folksinger heraus, das ein Standardwerk über die amerikanische Folkmusik wurde. Weitere Publikationen warenAmerican Favorite Ballads (1960),The Bells of Rhymney (1964),How to Play the Five-String Banjo (1965) undHenscratches and Flyspecks (1973). Er führte das sogenannte „Seeger-Banjo“ ein mit einem drei Bünde längeren Hals.[11] 1993 veröffentlichte er die SchriftWhere Have All The Flowers gone, die 2012 unter dem TitelSag’ mir wo die Blumen sind auf Deutsch herauskam.[28]

Pete Seeger bei einem Konzert 1986

In den 1980er und 90er Jahren wurde es stiller um Seeger. MitArlo Guthrie ging er mehrmals auf Tournee,[22] spielte weiterhin für politische, soziale und wohltätige Zwecke, engagierte sich im Umweltschutz und sang gemeinsam mit Kindergruppen. International beteiligte sich Pete Seeger im Februar 1986 amFestival des politischen Liedes inOst-Berlin.[29] Dort trug er u. a.May There Always Be Sunshine[30] vor, seine Adaption einessowjetischen Liedes, die er 1965 erstmals in einer Liveversion veröffentlichte und 1975 im Duett mit Arlo Guthrie auf einer gemeinsamen Platte herausbrachte. Anschließend trat er in Essen mit einem anderen Programm auf.[29]

Ab 1990

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1991 gründete Seeger dieNYC Street Singers, eine multikulturelle und multiethnische Gesangsgruppe aus New York City. Seine Absicht war es, eine große Sängergruppe zu formieren, die in den Straßen bei Paraden, Straßenfesten oder Demonstrationen sang. Probenräume für den großen Chor stellte die New Yorkerunitarische Kirche zur Verfügung. Zum Dank gaben die Street Singers zwei Benefizkonzerte, aus deren Einnahmen behindertengerechte Umbauten der Kirche finanziert wurden.[31]

Bruce Springsteen hatte 1997 für die Seeger-Tribute-CDWhere Have All The Flowers Gone eingesungen. Zu diesem 1998 erschienenen Doppelalbum trugen auch andere bekannte Musiker Seeger-Lieder bei wieJackson Browne undRichie Havens.[19] Am 25. April 2006 brachte Springsteen alsHommage ein Album mit dem TitelWe Shall Overcome: The Seeger Sessions auf den Markt. Dafür hatte Springsteen 15 Songs, die Seeger bekannt gemacht hatte, aufgenommen.

An den Manifestationen gegen den Irakkrieg Anfang 2003 beteiligte sich Seeger wieder mit seinen berühmten Songs. Zum Teil schrieb er neue Zeilen mit aktuellem Bezug.

Der DokumentarfilmPete Seeger: The Power of a Song kam 2007 heraus und zeichnet seine Lebensgeschichte nach. Neben musikalischen Dokumenten aus allen Phasen seines Wirkens werden Statements Seegers, seiner Angehörigen und Wegbegleiter gezeigt. In einem der Film-Interviews charakterisiert der FolkmusikerTom Paxton Pete Seeger folgendermaßen:

„He stood for justice. He had powerful enemys, who wanted that voice of justice to go away, but he stayed and kept singing.“ Frei übersetzt:„Er stand für Gerechtigkeit. Und hatte mächtige Feinde, die darauf aus waren, dass diese Stimme der Gerechtigkeit verschwindet. Aber er hielt stand und sang weiter.“[32]

Im September 2008 veröffentlichte dasIndependent-LabelAppleseed Recordings das neu aufgenommene AlbumAt 89, 2010 folgte ein Album mit KinderliedernTomorrow’s Children gemeinsam mit denRivertown Kids. Neben einigen Auftritten in den USA und Kanada während des Sommers 2008 spielte Seeger am 29. September 2008 live in derLate Show with David Letterman, wobei er das Publikum dazu ermunterte, den Refrain eines politischen Liedes mitzusingen.[33]

Pete Seeger während der Feier zuBarack Obamas Einführung ins Amt des US-Präsidenten am 18. Januar 2009 in Washington, D.C.

Am 18. Januar 2009 gehörte Seeger zu den Musikern, die beimWe-Are-One-Open-Air-Konzert zur Amtseinführung des 44. Präsidenten der USA,Barack Obama, in Washington vor demLincoln Memorial spielten. Bruce Springsteen, Seeger und Tao Rodriguez-Seeger traten gemeinsam auf und trugen vonWoody Guthries „links-patriotischem“ LiedThis Land Is Your Land alle Strophen vor, auch die häufig ausgelassenen.[34] Wie so oft zuvor bat Seeger die Menge mitzusingen und sagte den Text an.

Zu seinem 90. Geburtstag kamen einige seiner bekannten Weggenossen mit ihm zusammen, darunter Bruce Springsteen, Joan Baez, Richie Havens,Kris Kristofferson,Emmylou Harris sowieEddie Vedder, und traten gemeinsam zugunsten der UmweltschutzorganisationClearwater auf.[35][22]

Pete Seeger im Alter von 92 Jahren bei einem Auftritt in New York, mit dem für die meisten seiner Lieder typischen Begleitinstrument, einemfünfsaitigen Banjo, Juni 2011

Trotz seines hohen Alters beteiligte sich Seeger am 21. Oktober 2011 an einer Solidaritätsdemonstration fürOccupy Wall Street und sprach sich dabei für dezentrale Strukturen der Bewegung aus. Er trat gemeinsam mit anderen bekannten Musikern auf; u. a. kam der Erlös dem Clearwater-Projekt zugute.[26][36] Kurz nach dem Tod seiner Frau Toshi sang Pete Seeger auf demFarm Aid Festival inSaratoga Springs imBundesstaat New York am 21. September 2013If I Had a Hammer und – begleitet von berühmten Freunden[37]This Land is your Land, wobei er eine Strophe gegen dasFracking in New York hinzufügte.[38] Noch im November 2013 hatte er einen Brief an den russischen PräsidentenPutin gerichtet, worin er die Freilassung der inhaftiertenGreenpeace-Aktivisten von derArctic Sunrise forderte.[36]

Tod und Rückblick

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Pete Seeger starb am 27. Januar 2014 im Alter von 94 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus.[19] Zahlreiche Nachrufe zollten seiner Lebensleistung Achtung, obwohl er zu Lebzeiten – stark polarisierend – häufig auf Zustimmung oder Ablehnung gestoßen war.[39][40] Präsident Obama würdigte seinen Einsatz für die Rechte der Arbeiter, die Bürgerrechte, den Weltfrieden und den Umweltschutz.[41] Im Eröffnungskonzert seiner Südafrika-Tournee inKapstadt am 28. Januar 2014 gedachte Bruce Springsteen seines Freundes und Helden Pete Seeger mit dem SongWe Shall Overcome. AuchJohn Mellencamp undNeil Young drückten wie viele andere Künstler ihren Respekt aus.[42]

Über mehrere Jahrzehnte brachte Pete Seeger mehr als einhundert Alben heraus und trat bis kurz vor seinem Tod öffentlich auf; zuletzt wie seit 40 Jahren jedes Jahr zumThanksgiving Day mit Arlo Guthrie im November 2013 in derCarnegie Hall in Manhattan.[43] Seinen Liedern fügte er oft je nach politischem Anlass passende Strophen hinzu. Der Chefredakteur der deutschsprachigen MusikzeitschriftFolker, Michael Kleff, spielte in seinem Nachruf den O-Ton aus einem Interview mit Seeger ein, wo er seinen Grundsatz beschrieb:Global denken, lokal handeln, eine heute verbreitete Devise, die in seiner Anfangszeit noch nicht formuliert war. In einem anderen Gespräch mit Kleff wenige Jahre vor seinem Tod hatte er betont, die Welt könne nicht überleben, solange das Privateigentum der „Gott aller Götter“ sei.[29] Seeger orientierte sich nicht vorrangig am kommerziellen Erfolg, vielmehr war er davon überzeugt, sich mit seinen Liedern und Aktionen gemeinsam mit anderen wirksam gegen Krieg und soziales Unrecht, für Gleichberechtigung und Umweltschutz einsetzen zu können und für eine bessere Welt zu kämpfen. Im Nachruf derNew York Times,[22] an dem sich zahlreiche Gedenkartikel orientierten, zitiert Jon Pareles einen Ausspruch von Pete Seeger aus dem Jahr 1994, in dem sein Optimismus deutlich wird:

„The key to the future of the world is finding the optimistic stories and letting them be known.“[44]
(„Der Schlüssel zur Zukunft der Welt ist es, die optimistischen Geschichten zu finden und sie weiterzuerzählen.“)

Bekannte Lieder Pete Seegers sind:

Zusammen mit den Weavers sang, komponierte bzw. arrangierte er:

  • If I Had a Hammer, 1949
  • Goodnight, Irene, (Lead Belly), 1950[46]
  • Kisses Sweeter Than Wine, 1950
  • I Got a Home in Dat Rock (Traditionelles Spiritual bearbeitet)
  • Tzena, Tzena, Tzena, ursprünglich hebräisch, arrangiert vonGordon Jenkins fürThe Weavers, englisch und hebräisch, 1950[47]
  • So Long It’s Been Good to Know You, 1950 (von Woody Guthrie, seit 1940 mit Gitarre)
  • Sixteen Tons, (Merle Travis), live in den frühen 1950er Jahren mit Seeger als Leadsänger sowie beim Wiederauftritt 1955, auf dem die SchallplatteThe Weavers at Carnegie Hall beruht.
  • Wimoweh (1952, Adaption eines Titels des südafrikanischen MusikersSolomon Linda, 1939)

In der Dylan-FilmbiografieLike A Complete Unknown aus dem Jahr 2024 wird Seeger vonEdward Norton dargestellt.

Familie

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Pete Seeger war mit der Filmemacherin und Umweltschützerin Toshi Seeger, geborene Ohta (1922–2013), verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Kinder[48] und war fast 70 Jahre verheiratet.[41] Die zweite Frau seines Vaters war die KomponistinRuth Crawford Seeger (1901–1953). Er ist der Halbbruder der Folksängerin und LiedermacherinPeggy Seeger (* 1935) und Neffe des LyrikersAlan Seeger (1888–1916). Zudem war er ein Schwager des schottischen FolksängersEwan MacColl, der in dritter Ehe mit Seegers Halbschwester Peggy verheiratet war.

Auszeichnungen

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Literatur

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Filmdokumentation

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  • Jim Brown:Pete Seeger: The Power of a Song – Dokumentation 2007, ausgestrahlt auf PBS in der ReiheAmerican Masters am 26. August 2011 (Video, englisch, 83 Min.,online auf youtube.com); Koproduzent war sein Enkel, der Filmemacher Kitama Jackson.

Bühnenbearbeitung

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  • We Shall Overcome – Pete Seeger; biografisch-musikalische Inszenierung vonHeiner Kondschak (Regie, musikalische Leitung und Darsteller des älteren Pete Seeger) in Kooperation mit dem Ensemble desTheater Lindenhof u. a., Deutschland 2016 (Premiere 15. September 2016)[51][52]

Weblinks

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Commons: Pete Seeger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ursprung: traditioneller GospelWe Will Overcome Some Day.
  2. mit Lee Hays, gesungen von denWeavers.
  3. Taylor Dorrell: Die kommunistischen Folksänger hinter Bob Dylan. In: Jacobin. 11. März 2025, abgerufen am 17. März 2025. 
  4. Nachruf. Besessen vom Folk. Der US-Musiker Pete Seeger ist gestorben. 3sat online, 28. Januar 2014.
  5. Christoph Wagner:Pete Seeger (1919–2014). Musik aus dem Giftschrank. WOZ.ch,6. Februar 2014.
  6. Barbara Muerder:Pete Seeger. Die gute Seele Amerikas (Memento vom 22. Februar 2014 imInternet Archive); popkontext.de – Seiten zur Popkultur, 29. Januar 2014.
  7. Artikel in der englischsprachigen Wikipedia unteren:Union Maid.
  8. Bernd Pickert:So long, it’s been good to know ya. In:die tageszeitung, 28. Januar 2014.
  9. Biographie in der englischsprachigen Wikipedia unteren:Lee Hays.
  10. Biographie in der englischsprachigen Wikipedia unteren:Millard Lampell.
  11. abcdePete Seeger. Folk-Denkmal oder Stalins Singvogel? Abgerufen am 2. Dezember 2018. . Wasser-Prawda, 28. Januar 2014, aktualisierte Fassung eines 2009 erstmals erschienenen Artikels
  12. abKarl Fluch:Folksänger Pete Seeger gestorben; derStandard.at, 28. Januar 2014.
  13. Auszug aus Guthrie/Seeger:Ballads of Sacco & Vanzetti – Guthries Vertonung eines Vanzetti-Briefs(Vanzetti’s Letter) und Seegers Vertonung des letzten Sacco-Briefs an seinen Sohn(Sacco’s Letter To Son) (Flash-Datei, ca. elf Minuten)
  14. Maik Brüggemeyer:Das Herz der amerikanischen Folktradition – Zum Tod von Pete Seeger. Rolling Stone online, 28. Januar 2014.
  15. Remembering Pete Seeger and his Jewish influence. Heritage Florida Jewish News, 31. Januar 2014.
  16. Internetauftritt Sing Out! Geschichte.
  17. Julian Weber:Ohrwurm der Bewegung. In:die tageszeitung, 28. Januar 2014.
  18. Folklegende Pete Seeger ist tot. In:Süddeutsche Zeitung, 28. Januar 2014.
  19. abc„We shall Overcome“ In:ORF, 28. Januar 2014.
  20. Artikel in der englischsprachigen Wikipedia unteren:Waist Deep in the Big Muddy.
  21. Martin Shilton:Pete Seeger: 10 great songs. Telegraph.uk, 28. Januar 2014.
  22. abcdefgJon Pareles:Pete Seeger, Champion of Folk Music and Social Change, Dies at 94. In:The New York Times, 28. Januar 2014 (englisch).
  23. Artikel in der englischsprachigen Wikipedia unteren:How Can I Keep From Singing?
  24. Pete Seeger ist tot. In:Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Januar 2014.
  25. Down by the Riverside auch mitSonny Terry undBrownie McGhee, in der Spätzeit alsStudy War No More mit den Rainbow-Kids.
  26. abColin Moynihan:Pete Seeger Leads Protesters, on Foot and in Song. New York Times online, 22. Oktober 2011 (engl.)
  27. Artikel in der englischsprachigen Wikipedia unteren:Clearwater Festival
  28. Pete Seeger:Sag' mir wo die Blumen sind, (illustriert von Lars Henkel), Ed. Büchergilde, Frankfurt am Main 2012,ISBN 978-3864060069.
  29. abcdMichael Kleff:Nachruf auf Pete Seeger. Meister des Folk (Memento vom 9. Februar 2014 imInternet Archive). WDR3 online, 28. Januar 2014, mit Audiodatei.
  30. Songlexikon, Artikel zuMay there always be sunshine (Memento vom 4. Februar 2014 imInternet Archive)
  31. Warren R. Ross:Speaking truth to power, with banjos and boats: Pete Seeger's struggle for justice., UU World, Juli/August 1996; abgerufen am 21. August 2014.
  32. Tom Paxton in der Einleitungsphase des DokumentarfilmsPete Seeger: The Power of a song aus dem Jahr 2007, etwa 1:15–1:27 Min.
  33. Video Pete Seeger bei Letterman 29. September 2008 (AdobeFlash Player 9 benötigt) (Memento vom 11. Juli 2012 im Webarchivarchive.today)
  34. Felix Bayer:Ein aufrechter Mann. In:Spiegel Online, 29. Januar 2014.
  35. Pete Seeger gestorben – er starb mit 94 Jahren. Legende der amerikanischen Folkmusik kämpfte für eine bessere Welt. News.at, 28. Januar 2014.
  36. abAlexandra Topping:Pete Seeger dies aged 94. In:The Guardian, 28. Januar 2014 (englisch).
  37. John Mellencamp,Willie Nelson,Dave Matthews,Neil Young
  38. Andy Greene:Neil Young, Dave Matthews, Jack Johnson Triumph At Soggy Farm Aid; rollingstone.com, 22. September 2013 (engl.)
  39. Dieter Baretzko:Von Mächten und Menschen. In:Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Januar 2014.
  40. Nachruf. Sänger für eine neue Welt (Memento vom 24. Februar 2014 imInternet Archive);Kleine Zeitung, 28. Januar 2014.
  41. abPresident Obama pays tribute to US folk singer Seeger. BBC online, 28. Januar 2014.
  42. Brian Ives:Bruce Springsteen, John Mellencamp & Neil Young Remember Pete Seeger (Memento vom 31. Januar 2014 imInternet Archive), news.radio.com, 29. Januar 2014.
  43. Vater der amerikanischen Folkszene "Sag mir, wo die Blumen sind" (Memento vom 21. Februar 2014 imInternet Archive). MDR online, 31. Januar 2014.
  44. Volker Petersen:Folklegende Pete Seeger ist tot. In:n-tv, 28. Januar 2014.
  45. Hans-Jürgen Breuste: „Daß man etwas spielen kann trotzdem...“. In:Die Tageszeitung vom 28. Juni 1991.
  46. Artikel in der englischsprachigen Wikipedia unteren:Goodnight, Irene.
  47. Artikel in der englischsprachigen Wikipedia unteren:Tzena, Tzena, Tzena.
  48. Der älteste Sohn starb 1944 bereits mit sechs Monaten, hinzu kamen zwei Söhne und eine Tochter.
  49. Pete Seeger Appreciation Page (Memento vom 25. September 2015 imInternet Archive)
  50. USA: Freemuse Award winner Pete Seeger dies at 94. Abgerufen am 2. Dezember 2018.  In:Freemuse, 29. Januar 2014 (englisch).
  51. Vorstellung des StücksWe Shall Overcome – Pete Seeger auf der Webdomain des Theater Lindenhof.
  52. Moritz Siebert:Gefeierte Premiere von Kondschak-Stück „We Shall Overcome“ beim Mössinger Kulturherbst. In:Schwäbisches Tagblatt, 17. September 2016.
Personendaten
NAMESeeger, Pete
ALTERNATIVNAMENSeeger, Peter (wirklicher Name)
KURZBESCHREIBUNGUS-amerikanischer Folk-Musiker
GEBURTSDATUM3. Mai 1919
GEBURTSORTNew York City,New York,Vereinigte Staaten
STERBEDATUM27. Januar 2014
STERBEORTNew York City,New York,Vereinigte Staaten
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