Bauchfell
DasBauchfell oderPeritoneum (älter auchPeritonaeum, vonaltgriechischπεριτόνειονperitóneion, deutsch‚das zum Darüberspannen Dienende, das Darübergespannte‘; davon abgeleitet bereits beiHippokrates speziellaltgriechischπεριτόνειονperitóneion, deutsch‚das Bauchfell‘)[1] kleidet als glatte, durchsichtige undseröse Haut denBauchraum und darin liegende Organe aus. Es umgibt die meisteninneren Organe unterhalb desZwerchfells bis zum Eingang deskleinen Beckens. Das Bauchfell ist durch ein einschichtiges, flachesEpithel (Mesothel) gekennzeichnet.
Das Bauchfell beherbergt dieBlutgefäße, dieLymphgefäße und dieNerven der Bauchorgane.
Aufbau
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Die Auskleidung der Innenseite derBauchwand nennt manPeritoneum parietale (parietales Peritoneum), den Überzug der OrganePeritoneum viscerale (viszerales Peritoneum). Nur das Peritoneum parietale istsensibel innerviert, also schmerzempfindlich. Dort ist die Innervationsdichte mitNozizeptoren sehr hoch, so dass Reizungen (Entzündungen, mechanische Belastung) des Bauchfells besonders schmerzhaft sind.[2] Das viszerale Peritoneum ist dünner als das parietale Peritoneum.
Der Raum zwischen diesen zwei Schichten heißtPeritonealhöhle. Diese ist mit einer im Vergleich zu anderen Körperhöhlen relativ kleinen Menge seröser Flüssigkeit gefüllt, die den zwei Schichten ermöglicht, leicht aufeinander zu gleiten.
Die Gesamtfläche des Bauchfells beträgt beim Menschen etwa 1,6–2,0 m². An der Vorderwand der Bauchhöhle unterhalb desNabels finden sich fünf Längsfalten (lat.Plicae). Die drei medialen (mittleren) sindRudimente derembryonalen Entwicklung. Die unpaare, innerste Aufwerfung enthält den zumLigamentum umbilicale medianumobliteriertenUrachus, daneben verlaufen pränatal die beidenNabelarterien, welche sich nach der Geburt zu denLigamenta umbilicalia medialia zurückbilden. Die lateralen (seitlichen) Falten des Bauchfells enthalten (auch postnatal) dieArteriae undVenae epigastricae inferiores. In derChirurgie dienen diese Falten als wichtige anatomische Leitstrukturen.
Das Peritoneum viscerale umschließtLeber,Milz,Magen, den größten Teil sowohl desDünn- (Intestinum tenue) undDickdarms (Intestinum crassum). Bei der Frau liegen auch dieEierstöcke undEileiter intraperitoneal.[3]
DieHarnblase (Vesica urinaria) befindet sich im sogenanntenSubperitonealraum, sie ist nur auf ihrer Oberseite von Peritoneum überzogen.[3]
Der Begriff „Gekröse“ (fachsprachlichMesenterium) bezieht sich oft auf eine Doppelschicht (Duplikatur) zwischen parietalem und viszeralem Peritoneum. Hier verlaufen Blutgefäße, Nerven und andere Strukturen.
Von der Peritonealhöhle gibt es über dasForamen omentale (Syn.For. epiploicum) ein Zugang zum Netzbeutel (Bursa omentalis), einer Aussackung rückenseitig deskleinen Netzes (Omentum minus) und des Magens. Das Omentum minus ist mit der kleinen Magenkurvatur und mit der Leber verbunden. Das große Netz (Omentum majus) hängt von der großen Magenkurvatur herunter und bildet eine Schleife vor den Därmen, dann biegt es rückwärts nach oben und verbindet sich mit dem Querkolon. Damit hängt es vor den Därmen wie eine Schürze.
- Die Gliederung der abdominalen Strukturen
Die Strukturen des Abdomens sind als intraperitoneal, retroperitoneal oder infraperitoneal gegliedert, abhängig davon, ob sie mit viszeralem Peritoneum gedeckt sind und ob sie mit einem Gekröse verbunden sind.
Intraperitoneal | Retroperitoneal | Infraperitoneal / Subperitoneal |
Abdomen, erste Teil desDuodenums [Pars superior],Jejunum,Ileum,Blinddarm,Appendix,Colon transversum,Colon sigmoideum,Mastdarm (oberes 1/3) | übrige Teile des Duodenums [Partes deszendens, horizontales et aszendens],Colon ascendens,Colon descendens, Mastdarm (mittleres 1/3) | Mastdarm (unteres 1/3) |
Leber,Milz,Bauchspeicheldrüse (nur Pankreasschwanz) | Bauchspeicheldrüse (außer Pankreasschwanz) | |
Nieren,Nebennieren, proximaleHarnleiter,Arteria renalis | Harnblase, distaler Harnleiter | |
Bei Frauen:Eierstock,Eileiter | Keimdrüsenblutgefäße,Gebärmutter | |
Vena cava inferior,Aorta |
Die intraperitonealen Strukturen sind in der Regel beweglich, die retroperitonealen liegen relativ ortskonstant. Einige Strukturen wie die Nieren sind hauptsächlich retroperitoneal, während andere wie die Mehrheit des Duodenums nebensächlich retroperitoneal sind. Diese Strukturen entwickelten sich intraperitoneal, verloren aber ihr Gekröse und wurden somit retroperitoneal.
Funktion
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Peritoneumsezerniert undabsorbiert Peritonealflüssigkeit, ein Sekret, das als „Schmiermittel“ die Reibung (Viskosität) an seiner Oberfläche herabsetzt und so Bewegungen der Organe gegeneinander (z. B. bei Magenfüllung oder Schwangerschaft) erleichtert. Die Flüssigkeitsmenge ist normalerweise mit 50 bis 75 ml[4] beim erwachsenen Menschen gering; jede größere Ansammlung ist pathologisch (krankhaft) und wird alsAszites bezeichnet. Eine mangelhafte Produktion der Peritonealflüssigkeit kann bei Bewegung der Organe wegen der erhöhten Reibung zu Schmerzen oder sogar zu Verwachsungen des Bauchfells führen. EineEntzündung des Bauchfells (Peritonitis) ist eine lebensgefährlicheKomplikation von Verletzungen der Bauchwand oder des Darms, von Krebserkrankungen sowie des „Blinddarmdurchbruchs“ als Folge einer Blinddarmentzündung oder einerAppendizitis (Entzündung des Blinddarmfortsatzes).
Erkrankungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die häufigsten Erkrankungen des Peritoneums sind:[5]
- Ergüsse: seröser Aszites, hämorrhagischer Aszites, chylöser Aszites, Gallertbauch
- Entzündung (Peritonitis): abakteriell, bakteriell
- Hernien
- Tumoren: Mesotheliome,Peritonealkarzinose
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Bauchfellnische,Retroperitoneum
- Brustfell
- Peritonealdialyse undIntermittierende Peritonealdialyse (IPD) als Unterkapitel derDialyse
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- James Douglas:A description of the peritoneum: And of that part the membrana cellularis which lies on its outside etc. London 1730.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.):Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (zeno.org [abgerufen am 14. November 2018]).
- ↑peritoneum-parietale. Auf:www.kenhub.com
- ↑abGerhard Aumüller et al.:Duale Reihe Anatomie. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 2010,ISBN 978-3-13-152862-9, S. 580.
- ↑Walied Abdulla:Interdisziplinäre Intensivmedizin. Urban & Fischer, München u. a. 1999,ISBN 3-437-41410-0, S. 486.
- ↑Udo Kellner:Seröse Häute. In: M. Krams, S. O. Frahm, U. Kellner, C. Mawrin:Kurzlehrbuch Pathologie. Thieme, Stuttgart 2010,ISBN 978-3-13-143251-3, S. 195 ff.