Blattähnliche Rillenfläche mit über 2 m Durchmesser eines sehr großen Pechölsteins in Hundsdorf beiGutau, OberösterreichSeitenansicht des Pechölsteins in Hundsdorf beiGutau, OberösterreichPechstein bei Quellenreuth, Oberfranken mit schalenförmiger PechpfanneGriebenherd inReumtengrün,VogtlandPechölstein am Pechölweg in der OrtschaftElz, GemeindeLasberg, Oberösterreich
Pechölsteine,Pechsteine,Pechpfannen oderGriebenherde werden speziell geformte und bearbeitete Steine, die früher zur Gewinnung vonPech aus harzhaltigenKiefernästen dienten, genannt.
Der Stein, der zur Pechgewinnung diente, hat lokal verschiedene Bezeichnungen und es gab auch Unterschiede in der Pechgewinnung bzw. der verschiedenen gewonnenen Produkte. Pechölsteine, Pechsteine oder Griebenherde werden auch als Pechschmiersteine oder Speckschmiersteine bezeichnet. Die nächstgrößere Einheit war derPechofen. DerPechstein vulkanischen Ursprungs, der nicht mit der Pechgewinnung zusammenhängt, hat seinen Namen nach seiner schwarzen Farbe.
Urkundliche Hinweise auf diese Art der Pechgewinnung gibt es bereits im 12. Jahrhundert.[1]
Während der Regierungszeit vonMaria Theresia findet sich in der Waldordnung des Jahres 1754 §8 die Bestimmung, dass zur Erzeugung des Pechöls nicht mehr Stämme, sondern nur mehr Wurzelstöcke und Wurzeln verwendet werden durften. Mit der Waldordnung von 1766 §32 wurde das Rinden- und Pechaushacken nur noch an Bäumen in weitest entlegenen Wäldern gestattet.[2]
Im ausgehenden 19. bzw. im 20. Jahrhundert verdrängten pharmazeutische und andere Industrieprodukte die Gewinnung und den Gebrauch des Pechöls als Heil- oder Schmiermittel.
Pechölsteine sind mit dem Boden fest verbundene Steine mit einer ziemlich glatten Oberfläche. In diese sind blattrispenartige Rillen eingemeißelt, die abwärts in ein Abflussloch münden.
Pechölsteine befanden sich wegen der günstigeren Sonnenbestrahlung und besseren Erwärmung der Steine fast ausschließlich auf Südhängen.Durch die unmittelbare Waldnähe konnte die Verarbeitung des Holzes direkt vor Ort stattfinden.Einige nicht allzu schwere Pechölsteine wurden ab dem 20. Jahrhundert in Ortszentren oder Gebäudenähe versetzt, um sie besser zur Schau stellen zu können.
Geeignet zur Pechgewinnung mit diesem Verfahren warenKiefern,Fichten,Tannen undLärchen. Das harzhaltige Holz wurde schon lange Zeit vor dem Brennvorgang gesammelt und getrocknet. In Spätfrühling oder Sommer wurden die Holzstücke dann pyramidenförmig auf dem Stein aufgeschichtet und mit Fichtenästen, Erde und Rasenstücken abgedeckt. DieserMeiler wurde dann mindestens einen Tag lang befeuert. Das wegen Sauerstoffmangels nicht brennende Holz gab dabei Pech (Holzteer) ab. Dieses wurde durch Abflüsse oder Rinnen, die in die Pechölsteine geschlagen sind, in ein Behältnis geleitet. Gewonnen wurden verschiedene Sorten Pech (siehe z. B.Birkenpech) bzw.Teer, außerdem auchTerpentin undHolzkohle.
Das Pechöl wurde alsSalbe oder, mitSchweinefett gemischt, als Wagenschmiere verwendet.[4][5][6] In der Tiermedizin kommt es auch heute noch zum Einsatz. Pferden wird es beiStrahlfäule auf den Huf aufgetragen. Bei Rindern, die auf der Alm an Larvenbefall leiden, wird das Pechöl als Desinfektionsmittel für die betroffenen entfernten Hautteile verwendet.[7]
In der OrtschaftElz in der GemeindeLasberg existieren mehrere Pechölsteine. Darüber hinaus besteht ein Rundweg, der die Thematik des Pechölbrennens erklärt.[14]
ImOberen Mühlviertel gibt es nur wenigeKiefern, weshalb das Pechölbrennen auf Granitfelsen dort viel weniger ausgeübt wurde.[15] Von den 6 Pechölsteinen, die 1939 imBezirk Rohrbach erfasst wurden, war im Jahr 1969 keiner mehr auffindbar.[16] Ein „mobiler“ Pechölstein, der sich zuvor amHaselberg in der Nähe der OrtschaftFreundorf befand, wurde um das Jahr 2000 von Helmut Mitgutsch, seinerzeit Wanderreferent der Gemeinde, an den jetzigen Standort südlich der Kirche inKlaffer am Hochficht verlegt.
Gilbert Trathnigg:Eine Anleitung zum „Kienöhl“- und „Thermachen“ aus dem 18. Jahrhundert. In:Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 24, Linz 1970, Heft 1/2, S. 21 (ooegeschichte.at [PDF]).
↑Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns.Band2. Wien 1856, CCLXXVII,S.408 (archive.org – „Machwardus pechstein“ als Zeuge): „1188. 24. Jänner. St. Pölten. — Diepolt, Bischof von Passau, entscheidet einen Zwist wegen der beiden Höfe Teufenbach und Winkel zwischen der Propstei St. Florian und den Erben des bischöflichen Ministerialen Meginhard Chraier.“
↑Gilbert Trathnigg:Eine Anleitung zum „Kienöhl“- und „Thermachen“ aus dem 18. Jahrhundert. In:Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 24, Linz 1970, Heft 1/2, S. 21 (ooegeschichte.at [PDF]).
↑Franz Grims:Flora und Vegetation des Sauwaldes und der umgrenzenden Täler von Pram, Inn und Donau 40 Jahre später. In:Stapfia. Band 87, 2008, ISSN 0252-192X, S. 51 (zobodat.at [PDF]).
↑Ernst Fietz:Die Pechölsteine im oberösterreichischen Mühlviertel. In:Oberösterreichische Heimatblätter. 1971, S. 16–24 (Liste von 77 Pechölsteinen mit Lageplan auf S. 21;ooegeschichte.at [PDF]).
↑Rudolf Zach:Die Pechölsteine im östlichen Mühlviertel – Ergänzungen. In:Oberösterreichische Heimatblätter. Heft 1/2, 1979, S. 109–110 (zobodat.at [PDF]; mit besonderer Berücksichtigung von zwei Pechölsteinen in der Gemeinde Allerheiligen).
↑Josef Fürst, Franz Schaufler:Die Pechölsteine im Gebiet von Unterweißenbach und Kaltenberg. In:Oberösterreichische Heimatblätter. 1970, S. 18–21 (ooegeschichte.at [PDF]).
↑Johann Bauer, Karl Holzmann:Die Pechölsteine im Bereiche der Marktgemeinde Königswiesen. In:Oberösterreichische Heimatblätter. 1985, S. 159–162 (ooegeschichte.at [PDF]).
↑Maria Kammerer:Lochsteine – Pechölsteine – Prellsteine. In: Ludwig Riepl (Hrsg.):Weitersfelden. Ein heimatkundliches Lesebuch und eine Ortschronik. 1997, S. 399–402 (mit Fotos von 5 Pechölsteinen in Weitersfelden).