Paul Hausser

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Dieser Artikel beschreibt den Offizier Paul Hausser. Für den gleichnamigen badischen Verwaltungsbeamten siehePaul Haußer.
Paul Hausser – hier im Jahr 1941 als SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS

Paul Hausser (*7. Oktober1880 inBrandenburg an der Havel; †21. Dezember1972 inLudwigsburg) warGeneralleutnant derReichswehr und späterSS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS. Damit war Hausser nebenSepp Dietrich der ranghöchste Offizier in derWaffen-SS. Ihm unterstehende Einheiten waren verantwortlich fürKriegsverbrechen, insbesondere an der sowjetischen und italienischen Zivilbevölkerung, für die er nie angeklagt wurde. Nach demZweiten Weltkrieg entfaltete Hausser eine vielfältigeLobbyarbeit für die Veteranen der Waffen-SS.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Herkunft und militärische Laufbahn

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Hausser war der Sohn des preußischenMajors Kurt Hausser und dessen Ehefrau Anna Hausser (geb. Otto). 1892 kam er mit zwölf Jahren an die PreußischeKadettenanstaltKöslin, dannPreußische HauptkadettenanstaltLichterfelde und wurde 1899 in die Armee mit Eintritt in das7. Westpreußische Infanterie-Regiment Nr. 155 übernommen. Im März desselben Jahres wurde er zumLeutnant und nach Verwendungen als Bataillons- und Regimentsadjutant und dem Besuch derKriegsakademie im August 1909 zumOberleutnant befördert. Nach einer Kommandierung zurKaiserlichen Marine wurde er 1912 in denGroßen Generalstab versetzt.[1] Am 9. November 1912 heiratete er Elisabeth Gerard (* 18. Juli 1891 in Berlin; † 16. Oktober 1979 inMünchen). Seine Beförderung zumHauptmann erfolgte am 22. März 1913.

ImErsten Weltkrieg wurde Hausser wechselnd in Front- und Generalstabsverwendungen eingesetzt und mehrfach ausgezeichnet. 1916 bis 1918 war er meist in der109. Infanterie-Division eingesetzt. Bei Kriegsende war erMajor i. G. Nach dem Waffenstillstand beteiligte er sich an dem gegen polnische Gebietsbestrebungen eingesetzten „Grenzschutz Ost“. Mit Unterzeichnung desVersailler Vertrags mussten dessen Verbände aufgelöst werden. Hausser wurde daraufhin 1920 in dieReichswehr als Berufsoffizier übernommen, wo er anfänglich alsErster Generalstabsoffizier (Ia) bei der Reichswehr-Brigade 5, seit 1922 im Stab desWehrkreiskommandos II eingesetzt wurde.

1923 wurde er alsOberstleutnant Kommandeur des III. Bataillons im4. (Preußisches) Infanterie-Regiment und war anschließend ab 1925 Chef des Stabes der2. Division inStettin. Im Juli 1927 wurde er Kommandeur des10. (Sächsisches) Infanterie-Regiments und in dieser Stellung im November des gleichen Jahres zumOberst befördert. 1930 wurde er als Infanterieführer IV nachMagdeburg versetzt, 1931 dann zumGeneralmajor ernannt. 1932 schied Hausser im Alter von 51 Jahren altersbedingt mit demCharakter einesGeneralleutnants aus der Reichswehr aus. Nach seiner Entlassung aus der Reichswehr schloss sich Hausser Anfang 1933 dem antidemokratischen, paramilitärischenStahlhelm an, in dem er die Position des Landesführers „Berlin-Brandenburg“ innehatte.

Nationalsozialismus

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Vorkriegszeit

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Anfang März 1933 wurde der Stahlhelm von derSturmabteilung (SA) übernommen und eingegliedert. In der neuenSA-Reserve II, die aus dem ehemaligen Stahlhelm gebildet wurde, hatte er nun den Rang und die Dienststellung einesStandartenführers. Nach einer Veranstaltung der Reiter-SA inBraunschweig trat er im November 1934 derAllgemeinen SS bei (SS-Nummer 239.795). Ab Ende 1934 war Hausser Kommandeur einerSS-Junkerschule in Braunschweig und Inspekteur der SS-Junkerschulen Braunschweig undTölz, ab 1936 dann auch Chef des Amtes I (Führungsamt) imSS-Hauptamt und Inspekteur derSS-Verfügungstruppe. Dort übernahm er die militärische Ausbildung aller bewaffneten SS-Einheiten (mit Ausnahme derSS-Totenkopfverbände), namentlich der SS-Standarten „Deutschland“, „Germania“ und „Der Führer“ als motorisierte Verbände. Zwischen SS-Verfügungstruppe und Totenkopfverbänden gab es einen ständigen Personalaustausch.[2] In der SS-Hierarchie stieg er rasch auf. 1935 wurde erSS-Oberführer, im Mai 1936SS-Brigadeführer und im Juni 1939SS-Gruppenführer. Als Ausbildungschef der SS-Verfügungstruppe führte Hausser für deren SoldatenTarnuniformen ein.

Nach Ablauf der vierjährigenAufnahmesperre beantragte er am 5. Mai 1937 die Aufnahme in dieNSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.158.779).[3] Da die SS eine politische Gliederung der NSDAP war, bekundete er als Leiter der SS-Führerschule Braunschweig, dass er eine „Parteimitgliedschaft für notwendig“ erachte.[4] An der NSDAP hatte ihn schon vor 1933 – so er selbst im Rückblick 1951 – „angezogen“, dass sie die Revision vonVersailles beabsichtigte, die Linke bekämpfte und für eine „Volksgemeinschaft“ eintrat. Damit sah er sich in einer Kontinuität eines „erheblichen Teils des Offizierskorps“ der Reichswehr mit dem Nationalsozialismus.[5] Laut Mark Gingerich soll Hausser „in keiner Weise in der nationalsozialistischen Ideologie als solcher befangen“ gewesen sein und trat deshalb später aus beruflichen Gründen der NSDAP bei.[6]

Zweiter Weltkrieg

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Hausser nahm im Stab derPanzer-Division Kempf (auch Panzerverband „Ostpreußen“ genannt), der unter anderem das SS-Regiment „Deutschland“ unterstellt war, amÜberfall auf Polen teil. Im Oktober 1939 stellte er den ersten selbständigen SS-Kampfverband auf: die „SS-Verfügungsdivision“, die spätere Division „Das Reich“. Zugleich erhielt damit Hausser das Recht, den militärischen Rang eines Generalleutnants zu tragen. Er undTheodor Eicke, der erste Kommandeur derSS-Division Totenkopf und zuvorInspekteur der Konzentrationslager und derSS-Totenkopfverbände, waren die ersten SS-Führer, die Titel und Schulterstücke eines Generals der Wehrmacht trugen.

Die Verfügungsdivision führte er imWestfeldzug 1940, imBalkanfeldzug 1941 und beimAngriff auf die Sowjetunion. Am 1. Oktober 1941 wurde Hausser zumSS-Obergruppenführer befördert. Nach einer im Oktober 1941 beim Vormarsch auf Moskau erlittenen schweren Verwundung und einer Genesungspause wurde Hausser im Juni 1942 mit der Aufstellung desSS-Panzerkorps (später II. SS-Panzerkorps) beauftragt, das zunächst im Westen blieb. Im November 1942 erhielt er den Befehl über die beimUnternehmen Lila, dem versuchten Handstreich gegen die inToulon vor Anker liegende Vichy-Flotte, eingesetzten Truppen.

Mit dem SS-Panzerkorps und den drei unterstellten SS-Panzergrenadier-Divisionen wurde Hausser nach der schwerenNiederlage von Stalingrad Anfang 1943 zurHeeresgruppe Süd an die Ostfront verlegt, um dort zu einer Stabilisierung der kritischen Lage beizutragen. Während derKämpfe in und um Charkow ignorierte er den BefehlHitlers, Charkow bis auf den letzten Mann zu halten, und ordnete stattdessen den Rückzug aus der Stadt an, um seine Truppen vor der drohenden Einkesselung durch dieRote Armee zu bewahren. Hitler, der in der Regel in solchen Fällen mit unterschiedlichen Sanktionen reagierte, nahm Haussers Ungehorsam hin. So hatte Hitler Hausser drei Wochen vorher mit demGoldenen Parteiabzeichen der NSDAP ausgezeichnet und fürchtete einen Prestigeverlust, wenn er einen Offizier der Waffen-SS bestrafen würde.[7] Stattdessen enthob er Haussers unmittelbaren Vorgesetzten,Hubert Lanz, des Kommandos, wie dieser auch bei späteren Ordensverleihungen übergangen wurde.[8] Als Strafe wegen Charkow wurde aber ein Vorschlag, „Hausser mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz auszuzeichnen, bis Juli 1943 nicht ausgeführt“.[9] Vier Wochen später wurde die Stadt von deutschen Truppen unter der Leitung Generalfeldmarschallsvon Manstein erneut eingenommen, woran das SS-Panzerkorps unter Hausser maßgeblich beteiligt war. Seine SS-Einheiten verübten dabei sowohl gegen Soldaten der Roten Armee wie gegen die sowjetische Zivilbevölkerung zahlreiche Kriegsverbrechen und schwere Übergriffe.[10]

Nach der Teilnahme amUnternehmen Zitadelle wurde Haussers Korps im Sommer 1943 – die Alliierten waren inzwischen inSizilien gelandet – mit derSS-Division „Leibstandarte“ nach Oberitalien verlegt. Hausser hatte den Auftrag, bei Eintreten des „Falls Achse“ in Norditalien die italienischen Streitkräfte zu entwaffnen, deren Angehörige als italienischeMilitärinternierte zurZwangsarbeit ins Reich zu deportieren waren, sowie „die Säuberung des Ostraumes“.[11] In der Umsetzung bedeutete das – bis heute unzureichend untersuchte – Verbrechen an der italienischen Zivilbevölkerung im Rahmen der Bekämpfung des italienischen Widerstands gegen die Besetzung. Gesichert ist, dass Einheiten unterJochen Peiper am 19. September 1943 die piemontesischen OrtschaftenBoves undCastellar niederbrannten und dabeiMassaker unter den Einwohnern begingen. Hausser hatte zum Zeitpunkt der Massaker das verantwortliche Generalkommando des II. SS-Panzerkorps inne; in einer Meldung des Panzerkorps an dieHeeresgruppe B hieß es: „Die Versorgungsbasen für Banditen Boves und Castellar wurden abgebrannt.“[12] Eine erklärende Reaktion auf das Massaker hat es von Hausser weder zum damaligen Zeitpunkt noch nach dem Ende des Nationalsozialismus je gegeben. Er hat vielmehr stets geleugnet, dass es diese wie andere Verbrechen seiner SS-Angehörigen überhaupt gegeben habe.[13]

In Erwartung der alliierten Invasion im Westen wurde er mit seinem Korps im Dezember 1943 nach Frankreich verlegt. Nach dem Eintreten einer schweren Krise bei derHeeresgruppe Nordukraine (→ Kesselschlacht von Kamenez-Podolski) wurde das Korps dann jedoch wieder an der Ostfront eingesetzt. Erst nach derLandung der Alliierten in der Normandie wurde das Korps Ende Juni 1944 erneut in den Westen verlegt. Am 29. Juni 1944 übernahm Hausser nach dem Tod seines VorgängersFriedrich Dollmann die7. Armee an der Invasionsfront und wurde Anfang August 1944 zumSS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS befördert. Neben ihm hatte allein der wegen seiner Normüberschreitungen berüchtigteJosef „Sepp“ Dietrich diesen Rang.[14]

Nachdem der Versuch einer Gegenoffensive beiMortain (→ Unternehmen Lüttich) gescheitert war, was von Hitler als weiterer Verratsfall nach demAttentat vom 20. Juli 1944 gedeutet wurde, setzte er den verantwortlichenOberbefehlshaber West undHeeresgruppe B, GeneralfeldmarschallGünther von Kluge, ab. Zu Recht verdächtigte er ihn, mit den Attentätern im Bunde zu sein.[15] Hitler schätzte Hausser als vertrauenswürdig ein, weshalb er ihn bis zum Eintreffen des NachfolgersWalter Model an Kluges Stelle setzte.[16] Hausser wurde beim Ausbruch aus demKessel von Falaise am 21. August erneut schwer verwundet, was eine längere Genesungspause notwendig machte. Hitler zeichnete ihn am 26. August mit demRitterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Schwertern aus, nachdem Hausser bis dahin bereits eine größere Zahl hoher Orden erhalten hatte.

Im Januar 1945 erhielt Hausser den Befehl über dieHeeresgruppe Oberrhein, bereits nach wenigen Tagen dann den derHeeresgruppe G im südlichen Teil der Westfront. Im Februar erließ er einen Durchhaltebefehl in dieser Schlussphase des Kriegs, dieser drohte zu diesem Zeitpunkt des absehbaren Zusammenbruchs des nationalsozialistischen Regimes die sofortige Erschießung eigener versprengter Soldaten an.[17]

Das außerordentliche Vertrauen, das Hitler stets in Hausser gesetzt hatte, erlitt kurz vor Kriegsende angesichts unterschiedlicher Einschätzungen militärstrategischer Details eine deutliche Trübung. Anfang April 1945 enthob Hitler Hausser seines Postens als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe G. Hausser, der bis zum Ende des Krieges unbeschäftigt blieb, flüchtete nach Österreich. Am 6. Mai 1945 wurde Hausser von GeneralfeldmarschallAlbert Kesselring beauftragt, „für eine disziplinierte Kapitulation [der17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“] zu sorgen.“[18]

Nachkriegszeit

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Im Mai 1945 stellte er sich inZell am See den US-Truppen und durchlief anschließend verschiedene Lager, so dasInternierungslager Dachau, um schließlich als SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS nach dem Grundsatz des „Automatischen Arrests“ in ein Internierungslager für NS-Belastete überstellt zu werden.[17] 1949 wurde er aus der Haft entlassen.[19] Anklagen wurden trotz seines hohen Rangs in der SS nicht erhoben. Die Annahme liegt nahe, dass dies auf seine zeitweilige Tätigkeit imLager Oberursel für dieOperational History (German) Section derHistorical Division zurückzuführen ist, in der unter der Leitung des HeeresgeneralstabschefsFranz Halder hohe deutsche Militärs für den US-amerikanischen Geheimdienst Studien zu einer Geschichte der deutschen Operationen im Zweiten Weltkrieg erarbeiteten. Dabei ging es im Zeichen der Blockkonfrontation darum, die deutschen Ostfronterfahrungen für operative Problemstellungen in einem möglichen Krieg gegen die Sowjetunion nutzbar zu machen.[20]

In denNürnberger Prozessen war Hausser 1946 „der wichtigste Entlastungszeuge für die Waffen-SS“ (Mitcham). Er bemühte sich mit hohem Aufwand, die Waffen-SS als eine unpolitische Truppe hinzustellen, wie die Wehrmacht eine gewesen sei. Er leugnete die Bedeutung desFührererlasses vom 17. August 1938, mit dem Allgemeine SS, Verfügungstruppe (VT) und Totenkopfverbände gegeneinander und gegen Polizei und Wehrmacht abgegrenzt wurden. Demnach waren die Verfügungstruppe wie auch die Totenkopfverbände „weder ein Teil der Wehrmacht noch der Polizei“, sondern „Gliederungen der NSDAP“ zu Hitlers „ausschließlicher Verfügung“ und den weltanschaulich-politischen Grundsätzen der SS unterworfen.[21] Nach Hausser jedoch habe „dem Erlass … eine grundlegende Bedeutung nicht beigemessen werden“ können. Tatsächlich hatte er selbst auf einer SS-Führertagung in Berlin im Januar 1939 mit Blick auf den Erlass offen bekundet: „Die VT ist und bleibt ein Teil der Schutzstaffel. Sie verwirklicht die Einheit zwischen den bewährten politischen Soldaten und dem Waffenträger innerhalb der Partei“.[22] Obwohl er aufgrund seiner Dienststellung genau wissen musste, dass es eine sehr hohe Zahl von Kommandierungen aus den Totenkopfverbänden in die Waffen-SS und umgekehrt gab, ja, dass Wachmannschaften der KZ, so auch der Vernichtungslager, in mehreren Wellen systematisch in die Waffen-SS überführt worden waren, behauptete er, die beiden Teilverbände der SS hätten nichts miteinander zu tun gehabt.[23]

Nach Angaben des britischen Geheimdienstes nahm er Kontakt zur 1949 gegründeten „Bruderschaft“ auf, einer Vereinigung von Altnazis rund um den ExgauleiterKarl Kaufmann, die die jungeBundesrepublik Deutschland unterwandern wollte.[24]

Ab 1951 war Hausser zusammen mitOtto Kumm undHerbert Otto Gille einer der Organisatoren derHilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS (HIAG). Ziel dieser Organisation, die vomVerfassungsschutz als nationalsozialistisch beeinflusst eingeschätzt und observiert wurde, war es, die rechtlich und politisch bedeutsame Definition der Waffen-SS als „verbrecherische Organisation“ durch den Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg rückgängig zu machen und sie als eine „normale militärische Formation“ darzustellen. Zu diesem Zweck verfasste Hausser eine autobiografisch orientierte Rechtfertigungsschrift, die unter unterschiedlichen Titeln und mit hoher Auflage in rechtsextremen Verlagen erschien.[25] Haussers Publikation „Waffen-SS im Einsatz“ wurde 1960 von derBundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert.[26]

Seit der Entstehung der HIAG betrieb Hausser eine vielfältige Lobbyarbeit zugunsten der Veteranen der Waffen-SS. So rechtfertigte er die Bildung der HIAG in einer öffentlichen Erklärung, trat als Redner auf Soldatentreffen auf und unterhielt Kontakte mit Politikern, beispielsweise im Januar 1957 mit BundestagspräsidentEugen Gerstenmaier.[27] 1958 arbeitete er eine Denkschrift aus, um eine Versorgung der ehemaligen Soldaten der Waffen-SS nachArt. 131GG (sog.131er) zu erreichen, die Wehrmachtssoldaten bereits 1951 gewährt worden war.[28] Dem HistorikerHermann Weiß zufolge war es Haussers „teilweise verharmlosender Charakterisierung der Waffen-SS als einem zwar elitären, aber soldatisch der Wehrmacht gleichzustellenden ‚vierten Wehrmachtsteil‘ mit zuzuschreiben“, dass der Deutsche Bundestag dann 1961 eine entsprechende Regelung beschloss.[29]

Innerhalb der HIAG setzte sich Hausser dafür ein, keine eigenständige zentrale Organisation zu bilden, sondern sich gemeinsam mit früheren Wehrmachtssoldaten imVerband deutscher Soldaten (VdS) zu organisieren, in dessen Präsidium er Mitglied war. Hintergrund war die Befürchtung, eine eigenständige Organisation könne als Nachfolgeorganisation der Waffen-SS verboten werden, und die seitens der Veteranen der Waffen-SS vertretene Behauptung, sie seien „Soldaten wie andere auch“ gewesen. Mit dieser Position konnte sich Hausser in der HIAG nicht durchsetzen.[30] Intern häufig als „Senior“ bezeichnet, wird Haussers herausgehobene Rolle in der HIAG als „Spiritus Rector“ eingeschätzt.[31] So wurde im Januar 1958 auf Haussers Intervention hin sein VertrauterOtto Weidinger zum HIAG-Bundessprecher gewählt.[32] 1962 benannte die HIAG ihr Sozialwerk nach Hausser.

Bis zu seinem Tod war Hausser stets bereit, sich „nahezu unbesehen vor jeden Angehörigen ‚seiner‘ ehemaligen Waffen-SS zu stellen.“ Damit nahm er „sehenden Auges“ auch die zahlreichen an Verbrechen beteiligten Angehörigen dieser Formation in Schutz.[33] Zu Haussers Bestattung 1972 auf demWaldfriedhof in München kamen Tausende ehemalige Angehörige der SS.[34] Die Trauerrede hielt der ehemalige SS-BrigadeführerOtto Kumm.

Militärische Chronologie

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Haussers militärische Ränge
DatumRang
1892Kadett
20. März 1899Leutnant
19. August 1909Oberleutnant
1. März 1914Hauptmann i. G. (Offizierspatent vom 1. Oktober 1913)
22. März 1918Major
1. April 1923Oberstleutnant (Offizierspatent vom 15. November 1922)
1. November 1927Oberst
1. Februar 1931Generalmajor
31. Januar 1932Generalleutnant
1. März 1934SA-Standartenführer
15. November 1934SS-Standartenführer
1. Juli 1935SS-Oberführer
22. Mai 1936SS-Brigadeführer
1. Juni 1939SS-Gruppenführer
19. November 1939Generalleutnant der Waffen-SS
1. Oktober 1941SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
1. August 1944SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS

Orden und Ehrenzeichen (Auswahl)

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Paul Hausser wurde während des Ersten und Zweiten Weltkrieges mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem

sowie einigen Abzeichen und Auszeichnungen der SS.[38]

Siehe auch

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Literatur

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  • Andreas Schulz, Günter Wegmann:Deutschlands Generale und Admirale: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Reihe:Deutschlands Generale und Admirale. Hrsg. vonDermot Bradley in Verbindung mit Markus Rövekamp, unter Mitarb. von Ernest Henriot. Band 2. Biblio-Verl., 2003,ISBN 3-7648-2592-8, S. 79–90.
  • Hellmuth Auerbach:Waffen-SS. In:Wolfgang Benz (Hrsg.):Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte. dtv, München 1992,ISBN 3-423-03295-2.
  • Heinz Höhne:Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS. Orbis Verlag 2002,ISBN 3-572-01342-9.
  • Guido Knopp:Die SS. Eine Warnung der Geschichte. Goldmann, München 2003,ISBN 3-442-15252-6. (Der Abschnitt Waffen-SS stammt vonSönke Neitzel)
  • Samuel W. Mitcham jr.:SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Paul Hausser. In:Gerd R. Ueberschär (Hrsg.):Hitlers militärische Elite. Bd. 1. Primus Verlag, Darmstadt 1998,ISBN 3-89678-083-2, S. 89–96.
  • Wolfgang Schneider:Die Waffen-SS. Rowohlt Berlin, Berlin 1998,ISBN 3-87134-387-0.
  • George H. Stein:Geschichte der Waffen-SS. Athenäum und Droste, Königstein und Düsseldorf 1978,ISBN 3-7610-7215-5.
  • Gerhard Schreiber:Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung. C. H. Beck, München 1996,ISBN 3-406-39268-7.
  • Enrico Syring:Paul Hausser – „Türöffner“ und Kommandeur „seiner“ Waffen-SS. In:Ronald Smelser, Enrico Syring (Hrsg.):Die SS. Elite unter dem Totenkopf. Schöningh, Paderborn 2000,ISBN 3-506-78562-1, S. 190–207.
  • Bernd Wegner:„My Honour is Loyalty.“ The SS as a Military Factor in Hitler’s Germany. In: Wilhelm Deist (Hrsg.):The German Military in the Age of Total War. Berg, Leamington Spa 1985,ISBN 0-907582-14-1, S. 220–239.
  • Bernd Wegner:Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945. 6. Aufl. Schöningh. Paderborn 1999,ISBN 3-506-77502-2.
  • Karsten Wilke:Die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) 1950–1990. Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik. Schöningh, Paderborn u. a., 2011,ISBN 978-3-506-77235-0.

Weblinks

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Commons: Paul Hausser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Samuel W. Mitcham, Jr., SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Paul Hausser, in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.),Hitlers militärische Elite. Bd. 1:Von den Anfängen des Regimes bis Kriegsbeginn. Darmstadt 1998, S. 89–101.
  2. George H. Stein:Geschichte der Waffen-SS. Düsseldorf 1978 (Erstausgabe New York 1966), S. 235 ff.
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/13921376
  4. Bernd Wegner:Hitlers Politische Soldaten: die Waffen-SS 1933–1945. Paderborn, 1982, S. 249.
  5. Bernd Wegner:Hitlers Politische Soldaten: die Waffen-SS 1933–1945. Paderborn, 1982, S. 255.
  6. Mark Gingerich:Paul Hausser – Der Senior der Waffen-SS. In:Ronald Smelser, Enrico Syring (Hrsg.):Die Militärelite des Dritten Reiches. 27 biographische Skizzen. Ullstein, Berlin-Frankfurt/M. 1995,ISBN 3-548-33220-X.
  7. Samuel W. Mitcham jr., S. 91.
  8. Ludger Tewes, Die Panzergrenadierdivision Grossdeutschland im Feldzug gegen die Sowjetunion 1942 bis 1945, Klartext Verlag Essen 2020,ISBN 978-3-8375-2089-7, S. 287/288 im Zusammenhang S. 266 - S. 290.
  9. Samuel W. Mitcham jr., S. 91.
  10. Enrico Syring:Paul Hausser- „Türöffner“ und Kommandeur „seiner“ Waffen-SS In: Ronald Smelser/Enrico Syring (Hrsg.):Die SS. Elite unter dem Totenkopf. Paderborn 2000, S. 190–207, hier: S. 199.
  11. Syring, S. 199.
  12. Meldung zitiert bei Schreiber,Kriegsverbrechen, S. 129 f.
  13. Syring, S. 199; Gerhard Schreiber, Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung, München 1996, S. 129 ff.
  14. Syring, S. 202.
  15. Boeselager, Philipp von; „Wir wollten Hitler töten“; C. Hanser Verlag, 2008.
  16. Stein, S. 201.; zu Kluge: Gene Mueller, Generalfeldmarschall Günther von Kluge, in: Gerd R. Ueberschär, S. 130–137, hier: S. 133 f.
  17. abMitcham, S. 94.
  18. Bundesarchiv RS 3-17/53, S. 33f
  19. Siehe: Wolfgang Benz/Hermann Graml/Hermann Weiß, Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 1997, S. 844; Mitcham gibt 1948 als Entlassungsjahr an.
  20. Syring, S. 203; Charles B. Burdick:Vom Schwert zur Feder. Deutsche Kriegsgefangene im Dienst der Vorbereitung der amerikanischen Kriegsgeschichtsschreibung über den Zweiten Weltkrieg. Die organisatorische Entwicklung der Operational History (German) Section. In:Militärgeschichtliche Mitteilungen. Hrsg. v.Militärgeschichtlichen Forschungsamt. 10. Jg. (1971), Band 2, S. 69–80.
  21. Wegner, S. 114 f.
  22. Heinz Höhne:Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 415.; siehe auch: Paul Hausser, Soldaten wie andere auch. Der Weg der Waffen-SS, Osnabrück 1966, S. 22 ff.
  23. Syring, S. 203.
  24. Ernst Klee:Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 233, Quelle BA N 1080/272.
  25. Paul Hausser, Waffen-SS im Einsatz, Göttingen 1953, bzw. Soldaten wie andere auch. Der Weg der Waffen-SS, Osnabrück 1966, bzw. Riesa 2006 (Verlag Deutsche Stimme, d. i. der Verlag derNPD).
  26. Karsten Wilke:Die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG). Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik. Schöningh, Paderborn 2011,ISBN 978-3-506-77235-0, S. 84.
  27. Wilke,Hilfsgemeinschaft, S. 39, 112. Zum Treffen mit Gerstenmaier siehe auch:Getauschte Gedanken. In:Der Spiegel.Nr. 6, 1957,S. 21–22 (online). 
  28. Wilke,Hilfsgemeinschaft, S. 63.
  29. Hermann Weiß:Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main, 1998,ISBN 3-10-091052-4, S. 189.
  30. Wilke,Hilfsgemeinschaft, S. 41 f.
  31. Diese Einschätzung bei Wilke,Hilfsgemeinschaft, S. 61.
  32. Wilke,Hilfsgemeinschaft, S. 60.
  33. Syring, S. 204.
  34. Mitcham, S. 95.
  35. Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S. 109.
  36. abcdeRangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S. 140.
  37. Veit Scherzer:Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007,ISBN 978-3-938845-17-2, S. 371.
  38. Andreas Schulz, Günter Wegmann, Dietrich Zinke:Die Generale der Waffen-SS und der Polizei: Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang, Band 2. in der Reihe: Deutschlands Generale und Admirale; Hrsg. von Dermot Bradley, Bissendorf Biblio-Verlag 2005,ISBN 3-7648-2592-8, S. 79 f.
Generaloberste und Generaladmirale von Wehrmacht und Waffen-SS
Personendaten
NAMEHausser, Paul
ALTERNATIVNAMENPapa Hauser
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Offizier, Schöpfer und Initiator der Waffen-SS
GEBURTSDATUM7. Oktober 1880
GEBURTSORTBrandenburg an der Havel
STERBEDATUM21. Dezember 1972
STERBEORTLudwigsburg
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