Parapithecus
Parapithecus | ||||||||||||
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Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Unteroligozän | ||||||||||||
33 bis 28Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Parapithecus | ||||||||||||
Schlosser, 1911 | ||||||||||||
Arten | ||||||||||||
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Parapithecus ist eine ausgestorbeneGattung derPrimaten, die vor rund 30 Millionen Jahren im Gebiet der heutigenFossillagerstätte Fayyum inÄgypten vorkam. Das ersteFossil der Gattung – ein vollständig erhaltenerUnterkiefer – wurde von dem österreichischenFossiliensammlerRichard Markgraf geborgen und im Jahr 1911 vonMax Schlosser zur neu benanntenArt der Gattung,Parapithecus fraasi, gestellt.[1] Markgraf hatte sich im Winter 1906/07 einer Expedition desAmerican Museum of Natural History in Fayyum angeschlossen.
Namensgebung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung der Gattung ist abgeleitet von dengriechischen Wörtern παρά (altgriechisch ausgesprochenpará: „neben, abweichend von“) und πίθηκος (píthēkos: „Affe“).Parapithecus bezeichnet demnach sinngemäß eine Tierart, die 1911 als „neben den Affen, abweichend von den Affen“ (und fälschlich als ausgestorbener Seitenast im Stammbaum der Primaten) interpretiert wurde. DasEpitheton derTypusart,fraasi, ehrt den deutschenGeologen undPaläontologenEberhard Fraas.
Im Jahr 1974 benannteElwyn L. Simons eine zweite Art der Gattung,Parapithecus grangeri.[2] DerenArtzusatz ehrt den US-amerikanischen Fossiliensammler und PaläontologenWalter W. Granger, der im Winter 1906/07 ebenfalls an einer Expedition desAmerican Museum of Natural History ins Gebiet von Fayyum teilgenommen hatte.[3]
Erstbeschreibung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DerErstbeschreibung von Gattung undTypusart liegt alsHolotypus ein fast vollständig bezahnter fossiler Unterkiefer zugrunde. Es fehlt nur derPrämolar P2 im rechten Kiefer, ferner ist rechts der aufsteigende Unterkieferast (Ramus mandibulae) mit dem Gelenk abgebrochen. Im linken Unterkiefer sind alle Zähne vorhanden sowie der größte Teil des aufsteigenden Astes mit dem Kronfortsatz (Processus coronoideus mandibulae) und dem Kiefergelenk. Die beiden, in zwei Teile zerbrochen aufgefundenen Unterkieferhälften stoßen vorn unter einem ziemlich spitzen Winkel zusammen. Die Gestalt des Unterkiefers und die Größe der Zähne, heißt es in der Erstbeschreibung, erinnere an die heute lebende GattungTarsius und an die fossile GattungNecrolemur.[1] Diese Deutung wurde 1974 allerdings von Simons als Fehlschluss infolge einer fehlerhaften Rekonstruktion der mit Klebstoff verbundenen Bruchstelle des Unterkiefers bezeichnet.[2]
Zugleich mit der Erstbeschreibung von Gattung und Typusart wurden diese von Max Schlosser der ebenfalls von ihm neu eingeführtenFamilie der Parapithecidae zugeordnet.
Das Fossil wird unter der Sammlungsnummer SNM 12639a imStaatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart verwahrt.
Weitere Funde
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Innere Systematik der Parapithecoidea nach Seiffert et al. 2020[4]
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Zwischen 1961 und 1968 wurden rund 50 Fossilien – zumeist einzelne Zähne – aus der FundstelleYale Quarry I in Fayyum geborgen, die der GattungParapithecus zugeordnet werden konnten, die jedoch viel größer und mit einem Alter von 28 bis 30 Millionen Jahren jünger sind als die TypusartParapithecus fraasi.[2] Die Merkmale der Zähne wurden als Hinweis darauf interpretiert, dass die Gattungstammesgeschichtlich in der Nähe der Vorfahren der heutigenMeerkatzenverwandten einzuordnen ist.
Die Fossilien aus der FundstelleYale Quarry I wurden 1974 von Elwyn L. Simons der von ihm neu eingeführten ArtParapithecus grangeri zugeordnet. Typusexemplar ist das Fossil CGM 26912, das Fragment eines linken Unterkiefers mit erhaltenemPrämolar P3 und den benachbartenMolaren M1 bis M3, den Simons bereits im Februar 1966 entdeckt hatte. AlsParatypen wurden zusätzlich mehrere bezahnte Unterkiefer-Fragmente und rund 40 einzelne Zähne benannt. Diese Zähne sind rund 10 bis 25 Prozent größer als jene vonParapithecus fraasi und belegen eine verwandtschaftliche Nähe zur fossilen GattungApidium.
Im Jahr 2001 ergänzte Simons die fossilen Belege fürParapithecus grangeri um einen sehr gut erhaltenen, nahezu nicht deformierten Schädel mit fast vollständigem Gebiss,[5] dessen Größe vergleichbar ist mit dem Schädel eines heute lebendenÖstlichen Bambuslemuren. Das Alter dieses ebenfalls imFayum Quarry I geborgenen Fundes (Sammlungsnummer DPC 18651) beträgt rund 30 Millionen Jahre.[6]
Im Vergleich zu seinem nur 65,8 Millimeter langen Schädel hatte das Tier vermutlich ein recht stattliches Körpergewicht von rund 1800 Gramm – nicht ungewöhnlich für Affen aus demOligozän. Sein Gehirnvolumen wurde auf rund 14 Kubikzentimeter bestimmt.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Elwyn L. Simons:Parapithecus grangeri of the African Oligocene: an archaic catarrhine without lower incisors. In:Journal of Human Evolution. Band 15, Nr. 3, 1986, S. 205–213,doi:10.1016/S0047-2484(86)80046-X.
- Elwyn L. Simons:Egyptian Oligocene Primates: A Review. In:American Journal of Physical Anthropology. Band 38, Nr. S21, 1995, S. 199–238,doi:10.1002/ajpa.1330380610.
Belege
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abMax Schlosser:Beiträge zur Kenntnis der oligozänen Landsäugetiere aus dem Fayum (Aegypten). In:Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients. Band 24, 1911, S. 51–167 (zobodat.at [PDF]).
- ↑abcElwyn L. Simons:Parapithecus grangeri (Parapithecidae, Old World Higher Primates) New Species from the Oligocene of Egypt and the Initial Differentiation of Cercopithecoidea. In:Postilla. Nr. 166, 1974, S. 1–12,Volltext.
- ↑Vincent L. Morgan und Spencer G. Lucas (Hrsg.):Notes From Diary – Fayum Trip, 1907. Bulletin 22, New Mexico Museum of Natural History and Science, Albuquerque 2002, ISSN 1524-4156,Volltext.
- ↑Erik R. Seiffert, Marcelo F. Tejedor, John G. Fleagle, Nelson M. Novo, Fanny M. Cornejo, Mariano Bond, Dorien de Vries und Kenneth E. Campbell Jr.:A parapithecid stem anthropoid of African origin in the Paleogene of South America. In:Science. Band 368, 2020, S. 194–197,doi:10.1126/science.aba1135
- ↑Elwyn L. Simons:The cranium of Parapithecus grangeri, an Egyptian Oligocene anthropoidean primate. In:PNAS. Band 98, Nr. 14, 2001, S. 7892–7897,doi:10.1073/pnas.051003398.
- ↑Erik R. Seiffert:Revised age estimates for the later Paleogene mammal faunas of Egypt and Oman. In:PNAS. Band 103, Nr. 13, 2006, S. 5000–5005,doi:10.1073/pnas.0600689103.