Palygorskit
Palygorskit | |
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![]() Größe: 2.75" × 1.5" × 1.5"; entspricht ≈ 7 cm × 3,8 cm × 3,8 cm | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol | Plg[1] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | (Mg,Al)4[OH|(Si,Al)4O10]2·(4+4) H2O[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Schichtsilikate (Phyllosilikate) |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana | VIII/H.33 VIII/H.33-020 9.EE.20 74.03.01a.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse;Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[3] |
Raumgruppe | C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[2] |
Gitterparameter | a = 12,70 Å;b = 17,83 Å;c = 5,24 Å β = 95,8°[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
HäufigeKristallflächen | abgeflacht nach {100} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 bis 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: > 1,0 bis 2,6; berechnet: [2,35][4] |
Spaltbarkeit | gut nach {110}[4] |
Bruch;Tenazität | uneben |
Farbe | weiß, gräulich, gelblich, graugrün; farblos in dünnen Schichten |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Glanz | Wachsglanz, Seidenglanz, erdig matt |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,522 bis 1,528[5] nβ = 1,530 bis 1,546[5] nγ = 1,533 bis 1,548[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,011 bis 0,020[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 30 bis 61°[5] |
Pleochroismus | sichtbar: X = hellgelb; Y = Z = hellgelbgrün[5] |
DasMineralPalygorskit, veraltet auch alsBergleder,Bergkork,Bergholz oderBergfleisch[6] sowie alsAttapulgit[7] bekannt, ist einSchichtsilikat mit derchemischen Zusammensetzung (Mg,Al)4[OH|(Si,Al)4O10]2 · (4+4) H2O.[2] Die in den runden Klammern angegebenen ElementeMagnesium undAluminium bzw.Silicium und Aluminium können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.
Es kristallisiert immonoklinen Kristallsystem und bildet durchscheinende bis undurchsichtige, meist nadeligeKristalle, aber auch faserige bis massigeAggregate von weißer, gräulicher bis gelblicher oder graugrüner Farbe. In dünnen Schichten kann er auch farblos sein. Sichtbare Kristallflächen und faserige Aggregate weisen einen wachsähnlichenGlanz auf, die massigen Aggregate sind dagegen eher erdig matt.
Es kann an einzelnen Fundorten zwar reichlich vorhanden sein, ist insgesamt aber wenig verbreitet.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Erstmals entdeckt wurde Palygorskit in der so genannten „Zweiten Mine“ amFluss Popowka beiPalygorsk imUral in der russischenRegion Perm. Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1862 von T. V. Savchenkov, der es nach seinerTyplokalität benannte.
Seine synonyme BezeichnungAttapulgit erhielt das Mineral nach einer Fundstätte nahe der StadtAttapulgus in Georgia, USA.[6]
Klassifikation
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Palygorskit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er zusammen mitFalcondoit,Kalifersit,Loughlinit,Sepiolith,Tuperssuatsiait undYofortierit die unbenannte GruppeVIII/H.33 bildete.
Die seit 2001 gültige und von derInternational Mineralogical Association (IMA) verwendete9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Palygorskit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatschichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Einfache tetraedrische Netze aus 6-gliedrigen Ringen, verbunden über oktaedrische Netze oder Bänder“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Tuperssuatsiait und Yofortierit die unbenannte Gruppe9.EE.20 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlicheSystematik der Minerale nach Dana ordnet den Palygorskit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikate: modulierte Lagen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied/zusammen mit Kalifersit, Tuperssuatsiait und Yofortierit in der „Palygorskit-Sepiolithgruppe (Palygorskit-Untergruppe)“ mit der System-Nr.74.03.01a innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: modulierte Lagen mit verbundenen Streifen“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Palygorskit kristallisiert monoklin in derRaumgruppeC2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit denGitterparameterna = 12,70 Å;b = 17,83 Å;c = 5,24 Å und β = 95,8° sowie zweiFormeleinheiten proElementarzelle.[2]
Eigenschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ein Teil seinesKristallwassers ist fest als Konstitutionswasser (auchStrukturwasser) eingebunden, ein anderer Teil dagegen „zeolithisch“ nur locker eingelagert. Beim Erhitzen auf 220 °C können davon bis zu 15 % allmählich abgegeben werden.[6]
Bildung und Fundorte
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Palygorskit bildet sichhydrothermal in verschiedenenGesteinen wieGranit,Marmor oderSerpentinit.
Weltweit sind bisher (Stand: 2012) 265 Fundorte für Palygorskit bekannt.[5] Neben seiner Typlokalität „Zweite Mine“ beiPalygorsk trat das Mineral in Russland noch in der ebenfalls im Ural liegenden Mine Sachara, der Tscheremschanskoje-Mine und den Lagerstätten Sinar und Akkermanovskoe auf. Des Weiteren fand sich das Mineral auch in der RepublikSacha (Jakutien), beiKawalerowo, auf derHalbinsel Kola und in der Region Wolga.
In Deutschland konnte das Mineral bisher nur beiMarktredwitz (Ziegelhütte), an mehreren Orten beiWunsiedel und amZeilberg in Bayern gefunden werden. Jüngster Fundort istTrebur inHessen, wo Palygorskit beim Abteufen einerGeothermiebohrung angetroffen wurde.[8]
In Österreich fand sich Palygorskit bisher vor allem inKärnten,Salzburg und derSteiermark (Friesach-Hüttenberg, Frauenkogel, Gailtaler Alpen, Hohe Tauern, Koralpe, Oberdorf an der Laming), aber auch bei Atzelsdorf (Brunn an der Wild) in Niederösterreich und beiMauthausen in Oberösterreich.
In der Schweiz trat Palygorskit unter anderem beiBüren an der Aare (Bern),Entlebuch LU (Luzern),Ennetbürgen undStansstad (Nidwalden),Crissier (Waadt) und imBinntal (Wallis) auf.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Bulgarien, Chile, China, Ecuador, Frankreich, Grönland, Iran, Irak, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Katar, Kirgisistan, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Namibia, Norwegen, Peru, Polen, Rumänien, Saudi-Arabien, Schweden, Senegal, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten.
Verwendungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Liegt Palygorskit an der Oberfläche, ist er ein verlässlicherPaläoklimaanzeiger, da er unterhumiden bis semihumiden Bedingungen schnell zuSmektit umgewandelt wird.[9]
Bei lokal starken Vorkommen fand Palygorskit als Wärme- oder Schallisolationsmaterial stattAsbest Verwendung.[6]
Palygorskit wird aufgrund seines demOpal ähnlichen Aussehens als Schmuckstein-Imitation unter dem HandelsnamenAngel-Skin-Opal verkauft (siehe dazu auchSchmuckstein).[10]
Forscher entdeckten auf dem Grund einesBrunnens inChichén Itzá, den dieMaya für Menschenopfer an ihren RegengottChaac benutzten, eine vier Meter dicke Schicht blauer Farbe. Erst Chemiker konnten durch Experimente klären, dass das „Maya-Blau“ genanntePigment mithilfe von Palygorskit undIndigo, die zusammen erhitzt werden, erzeugt werden kann.[11][12]
In vielen Ländern ist Attapulgit (z. B. inIndonesien[13][14][15] alsNew Diatabs oder inKanada alsKaopectate[16]) als Mittel gegenDiarrhoe zugelassen und wird so eingesetzt.
In Deutschland ist es im Bereich der Veterinärmedizin gängig.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- T. V. Savchenkov:Palygorskit. In:Sankt Petersburg: Verhandlungen der Russisch Kaiserlichen Gesellschaft für Mineralogie. 1862, S. 102–104 (Referenz 159 beiF. Bergaya, G. Lagaly:Handbook of Clay Science in der Google-Buchsuche)
- Erich Reiter:Das Bergleder (Palygorskit). In:Naturkundliches Objekt des Monats. Biologiezentrum Linz, Februar 2012 (zobodat.at [PDF; 2 MB]).
- Petr Korbel, Milan Novák:Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002,ISBN 3-89555-076-0,S. 260 (Dörfler Natur).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Laurence N. Warr:IMA–CNMNC approved mineral symbols. In:Mineralogical Magazine.Band 85, 2021,S. 291–320,doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch,cambridge.org [PDF;320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel:Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001,ISBN 3-510-65188-X.
- ↑Webmineral – Palygorskite
- ↑abJohn W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols:Palygorskite, in:Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 78,7 kB)
- ↑abcdefgMindat – Palygorskite
- ↑abcdHans Jürgen Rösler:Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1979,ISBN 3-342-00288-3,S. 579.
- ↑Stefan Weiß:Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008,ISBN 978-3-921656-70-9.
- ↑ÜWG: Erdwärme Groß-Gerau: Änderung des Bohrverlaufs genehmigt. In: www.geothermie-trebur.de. Abgerufen am 12. Juli 2016.
- ↑Rüdiger Glaser, Klaus Kremb, Axel Drescher (Hrsg.):Afrika. 2., unveränderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011,ISBN 978-3-534-24679-3.
- ↑Walter Schumann:Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16. überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014,ISBN 978-3-8354-1171-5,S. 234.
- ↑stern.de - Mysterium um Maya-Blau gelüftet
- ↑Antiquity Band 82, S. 151–164 (2008)
- ↑Ingredient matches for New Diatabs bei drugs.com
- ↑NEW DIATABS Tablet Antidiare (Activated Attapulgite) bei tipsmotivasihidup.blogspot.de
- ↑NEW DIATABS bei medifarma.biz (Memento desOriginals vom 31. Juli 2016 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.medifarma.biz
- ↑Arieh Singer, Emilio Galan:Developments in Palygorskite-sepiolite Research: A New Outlook on These Nanomaterials Elsevier, Oxford 2011,ISBN 978-0-444-53607-5, S. 306.eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche