Palaeotethys

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Plattentektonische Rekonstruktion zur Zeit desMitteldevons. Zwischen demHun-Superterran und Gondwana öffnet sich die Palaeotethys.
Cimmeria war noch mit Gondwana verbunden (ca. 290mya,Unterperm).
Cimmeria beginnt seine nördliche Bewegung in RichtungLaurasia (ca. 249 mya,Perm-Trias-Grenze).
Cimmeria teilt die Tethys in eine nördliche Palaeotethys und eine südliche Neotethys (ca. 230 mya, späteUntertrias).

DiePalaeotethys (auch Paläotethys) war in derErdgeschichte ein ursprünglich west-ost-verlaufender Ozean zwischen den KontinentenLaurussia im Norden undGondwana im Süden, der sich ab demObersilur öffnete und imUnterkarbon seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Er war der Vorläufer derTethys, auch Neotethys genannt, die sich ab demPerm etwa im selben Raum öffnete, während dessen die Palaeotethys allmählich unter Laurasiasubduziert wurde. Mit dem Zusammenstoß von Gondwana und Laurussia im Oberkarbon wurde die Paläotethys nach Westen hin abgeschlossen und bildete nach dem Zusammenstoß des paläo-asiatischen Kontinentalblocks (u. a. Sibiria, Kasachstania) mit Gondwana-Laurussia eine Bucht im Osten des damit entstandenen SuperkontinentsPangaea.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

ImObersilur begann dasHun-Superterran vom Nordrand Gondwanas abzubrechen und nach Norden in RichtungLaurussia zu driften. Wahrscheinlich handelte es sich dabei aber nicht um einen zusammenhängenden Kleinkontinent, wie zuerst angenommen, sondern um mehrere kleinere Krustenblöcke, die sich dabei auch etwas gegeneinander bewegten. Der westliche Teil der Europäischen Hun-Terrane ist dieArmorica-Terrangruppe. Bei dieser Nordwanderung wurde derRheische Ozean nördlich des Hun-Superterrans unter Laurussiasubduziert. Der Rheische Ozean schloss sich zusehends bis im frühen Oberkarbon Armorica mit Laurussia zusammenstieß und damit die Hauptphase derVariszischen Gebirgsbildung in Europa einleitete.

Das Ozeanbecken, das sich dabei zwischen dem Hun-Superterran und Gondwana öffnete, ist die Palaeotethys. Dieses erreichte etwa im Unterkarbon seine größte Ausdehnung. Im Oberkarbon wurde es im Westen durch den Zusammenstoß Gondwanas mit Laurussia, im Zuge dessen sich weitere Gebirgszüge bildeten, die, einschließlich der europäischen Varisziden, als das Herzynische System bezeichnet werden, geschlossen. Der westlichste Punkt der Paläotethys befand sich zu dieser Zeit in etwa im Bereich Südwesteuropa/Nordwestafrika. Von dort aus weitete sie sich keilartig nach Osten. Ein Kranz aus Kleinkontinenten (u. a. das heutige China und Südostasien) und Inselbögen grenzte sie ab dem Oberkarbon bis weit in das Perm hinein von derPanthalassa, dem „Ur-Pazifik“, ab.

Schließung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn desPerm spaltete sich vom östlichen Nordrand Gondwanas ein weiterer Kleinkontinent ab,Kimmeria, auch Kimmeria-Superterran genannt, der im Verlauf des Perm und der Trias nach Norden auf Laurasia, den nördlichen Teil der Pangaea, zu driftete. Zwischen Gondwana undCimmeria öffnete sich ein neues Ozeanbecken, die Neotethys, traditionell auch einfach nurTethys genannt. Im Norden wurde die Palaeotethys zusehends unter den Südrand Laurasias subduziert. Gleichzeitig erweiterte sich die Neotethys im Verlauf der Trias nach Westen – einer von zahlreichen Vorgängen, die zum Zerfall derPangaea führten. So begann z. B. in der Obertrias (stellenweise bereits in der Mitteltrias) auch die erste Phase der Entstehung des Zentralatlantiks mit der Einsenkung vonGrabenbrüchen zwischen dem heutigen Nordamerika und dem heutigen Westafrika (u. a. → Newark-Supergruppe).[1] Die Schließung der Palaeotethys erfolgte an derTrias-Jura-Wende durch den Zusammenprall der Kimmerischen Terrane mit Laurasia und der Bildung desKimmerischen Faltengürtels.

Die sogenanntenBalkan-Kimmeriden bilden den einzigen Abschnitt des Kimmerischen Faltengürtels, der sich heute in Europa befindet. Die Nahtstelle der Kollision verläuft heute vomSchwarzen Meer südwestlich durch Süd-Bulgarien nachChalkidiki und dann überMazedonien in denKosovo undSerbien.[2] Es ist allerdings zu beachten, dass dies weder der ursprünglichen Lage noch der ursprünglichen Geometrie der Balkan-Kimmeriden entspricht, da beides durch die spätereAlpidische Gebirgsbildung verändert wurde.

Sonstiges

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In der älteren Literatur wird oft nicht zwischen derPalaeotethys und der nachfolgenden (Neo-)Tethys unterschieden. Nach den neueren plattentektonischen Modellen handelt es sich jedoch um zwei verschiedene Ozeane, die ungefähr dieselbepaläogeographische Position einnahmen.

Alternative plattentektonische Modelle erklären die Variszische Gebirgsbildung ohne Beteiligung eines von Gondwana losgelösten Armorikanischen Terrans und gehen von einem direkten Zusammenstoß Gondwanas mit Mitteleuropa aus.[3]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • L. R. M. Cocks und T. H. Torsvik:European geography in a global context from the Vendian to the end of the Palaeozoic. In: D. G. Gee und R. A. Stephenson (Hrsg.):European Lithosphere Dynamics. Geological Society London Memoirs, 32: 83–95, London 2006ISSN 0435-4052
  • Gérard M. Stampfli, Jürgen F. von Raumer und Gilles D. Borel:Paleozoic evolution of pre-Variscan terranes: From Gondwana to the Variscan collision. Geological Society of America Special Paper, 364: 263–280, Boulder 2002PDF

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Paul E. Olsen:Stratigraphic Record of the Early Mesozoic Breakup of Pangea in the Laurasia-Gondwana Rift System. Annual Review of Earth and Planetary Sciences, Band 25, 1997, S. 337doi:10.1146/annurev.earth.25.1.337
  2. Karte der Tektonischen Provinzen („Gebirgsbildungsgebiete“) Europas. In der Grafik ist nicht berücksichtigt, dass jüngere Gebirgsbildungen ältere Provinzen zumindest teilweise überprägt haben oder auf diese überschoben sind. Das heißt unter anderem, dass die Ausdehnung älterer Provinzen unter Umständen größer war als dargestellt.
  3. Uwe Kroner, Torsten Hahn:Sedimentation, Deformation und Metamorphose im Saxothuringikum während der variszischen Orogenese: Die komplexe Entwicklung von Nord-Gondwana während kontinentaler Subduktion und schiefer Kollision. In:Geologica Saxonica. 48/49, 2003, S. 133–146.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Palaeotethys&oldid=236521895
Kategorie: