Ozokerit

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Ozokerit aus Colton,Utah County, USA (Glänzende Probe oben rechts ist 1,5 Zoll (entspricht 38,1 mm) breit)

Ozokerit (vom griechischen ozokēros, „duftendes Wachs“), auch alsErdwachs,Bergwachs oderBergtalg bezeichnet, ist seiner chemischen Zusammensetzung nach ein uneinheitliches Gemenge verschiedener (aliphatischer und aromatischer)Kohlenwasserstoffe mit geringen Anteilen anAlkoholen,Estern,Porphyrinen und weiteren Spurensubstanzen.[1] Häufig ist das gereinigte Ozokerit mit hohen Anteilen vonParaffinwachs verschnitten.[2]

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften/Aussehen

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Je nach Zusammensetzung ist die Farbe von Ozokerit hellgelb bis dunkelbraun. Es ist fettig schmierig bis wachsartig bröckelig[3]und hat einen muscheligen Bruch.[4]

Chemische Zusammensetzung

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Ozokerit gehört zu den Mikrowachsen und besteht durchschnittlich aus 15 %Wasserstoff und 85 %Kohlenstoff.

Physikalische Eigenschaften

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Ozokerit zeichnet sich durch hohe Wärmekapazität und geringe Wärmeleitfähigkeit aus. DieDichte variiert je nach Zusammensetzung zwischen etwa 0,94 bis 0,96 g/cm3. Die Schmelztemperatur variiert bei 58 bis 98 °C, sehr selten sind auch höhere Temperaturen möglich. Varianten von Ozokerit sind zum einenKenderbal mit einem Schmelzpunkt von 58 bis 60 °C und zum anderen das sehr ähnliche, aber in der Konsistenz unterschiedlicheNeftgil oderKir aus Swätoi-Ostrow.

Abbau und Sorten

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Ab 1875 wurde Ozokerit aus oberflächennahen Erdschichten gewonnen[5]und in tieferen Schichten liegenden, zum Teil unter hohem Druck stehendenFlözen abgebaut. Größere Vorkommen liegen beiBoryslaw undDzwieniasz in Ost-Galizien (heute in der Ukraine); weitere inGaming inNiederösterreich, West-Galizien,Ungarn,Kroatien, in derWalachei undMoldau, beiNewcastle inEngland, InselSwjatoi Ostrow (Aserbaidschan) sowie auch auf derTscheleken-Halbinsel imKaspischen Meer, in Turkmenistan (südlichBalkanabat), inTranskaukasien,Iran,Ägypten,Algerien,Kanada undMexiko.

InGalizien erfolgt der Abbau von Ozokerit manuell und wird nur in einer der Minen (in einer Tiefe von 200 Metern und einer Breite von 225 Metern) für Transport und Lüftung durch mechanische Maschinen unterstützt. In Abbauprozessen, in denen herkömmliche Schächte benutzt werden, wird Ozokerit mit Hilfe von Bohrmaschinen gewonnen und danach von Hand sortiert. In seltenen Fällen, bei denen die Reinigung von Ozokerit nicht möglich ist, wird die Mischung in großen, extra angefertigten Kesseln erhitzt, bis das Ozokerit an die Oberfläche steigt und somit vom Gestein separiert wird. Für eine abschließende Reinigung wird das Ozokerit erneut erhitzt und in Kegelform gegossen, in der es auf den Markt kommt. Rohes, unbearbeitetes Ozokerit wird u. a. mit Schwefelsäure und abschließend mit Holzkohle gereinigt.

Die natürlichen Vorkommen von Ozokerit sind nahezu vollständig erschöpft.[6]

Nach den Gewinnungsmethoden bezeichnete man seine Rohprodukte alsStufenwachs,Waschwachs,Klaubwachs und nach einer Reinigungsstufe alsSchmelzwachs.

Im Handel unterschied man folgende Arten:

  • Durch Raffination erhaltenes reines Ozokerit wird alsCeresin (auchZeresin) bezeichnet. Diese Bezeichnung galt ursprünglich nur für das polnische (Vorkommen in der Karpatenregion) raffinierte Erdwachs.[7]
  • AlsKenderbal bezeichnete man ein mit Öl und Erde vermischtes Produkt von schmieriger Konsistenz.[8]
  • Lep ist einTon, der mit Ozokerit getränkt ist.[8]

Verwendung

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Ozokerit wurde bereits vor über 2000 Jahren im Tagebau gewonnen und war im östlichen Mittelmeerraum ein wertvolles Handelsgut. Neben der Einbalsamierung von Mumien wurde es auch als Heizmaterial und zur Herstellung von Kerzen und Fackeln verwendet. Daneben benutzte man es als Schmiermittel für Wagenräder und setzte es in Babylon sogar als Mörtel ein.[9]Neuzeitlich gab es für Ozokerit vielseitige Verwendungsbeispiele, wie dieWachskerzenproduktion, alsMöbelpolitur, fürSchuh- und Ledercreme, in derSchusterei, alsKabelwachs, zumImprägnieren und in derGalvanoplastik, früher in großen Mengen zur Herstellung vonVaseline.[8] Ozokerit ist weitgehend durch synthetische Erdölprodukte verdrängt worden, die teilweise immer noch unter dieser Bezeichnung gehandelt werden;[1] inUllmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie wird Ozokerit ab der 5. Auflage (1985–1996) nicht mehr besprochen.

Zeitweilig wurde Ozokerit als Salben- und Cremegrundlage genutzt, auch fürLippenstifte undPomaden.[10] In Kosmetikprodukten wird Ozokerit in der Liste der Inhaltsstoffe alsOZOKERITE (INCI)[11] aufgeführt.

Siehe auch

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Literatur

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  • Alison Fleig Frank:Oil Empire: Visions of Prosperity in Austrian Galicia. Harvard University Press, Cambridge (MA) 2005,ISBN 0-674-01887-7.
  • Heinrich Eduard Gintl:Galizisches Petroleum und Ozokerit. Selbstverlag, Wien 1873OBV
  • Josef Muck:Der Erdwachsbergbau inBoryslaw. Julius Springer Verlag, Berlin 1903,DNB1019637145.
  • Carl Maria Paul:Die Petroleum- und Ozokerit-Vorkommnisse Ostgaliziens. In:Jahrbuch der k.-k. geologischen Reichsanstalt, Jg. 31 (1881), 1. Lieferung, S. 131–168 (PDF)
  • Heinrich Perutz:Die Industrie der Mineralöle, des Petroleums, Paraffins und der Harze, nebst sämmtlichen damit zusammenhängenden Industriezweigen. 2 Bände. Gerold, Wien 1868–1880 (Reprint: Nabu Press, 2011,ISBN 978-1-271-35345-3).
  • Eduard Windakiewicz:Erdöl und Erdwachs in Galizien. A. Hölder, Wien 1875,OCLC63549316.

Weblinks

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Commons: Ozokerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. abJ. Falbe, M. Regitz (Hrsg.):Römpp Chemie Lexikon. 9. Auflage. M-Pk. Thieme, Stuttgart 1995,ISBN 3-13-102759-2,S. 3185. 
  2. Hans-Dieter Jakubke, Hans Jeschkeit (Hrsg.):Brockhaus abc Chemie, Band 1 / A–K. 5. Auflage, F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1987, S. 356.
  3. https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/ozokerit/48720
  4. Ozokerit (Ozokerite). In: Mineralienatlas – Fossilienatlas.
  5. https://materialarchiv.ch/de/ma:material_1506?type=all&n=Hintergrund
  6. https://materialarchiv.ch/de/ma:material_1506?type=all&n=Grundlagen
  7. Hugo Janistyn:Taschenbuch der modernen Parfümerie und Kosmetik. 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1966, S. 259.
  8. abcVictor Grafe (Hrsg.): Moritz Dolch, Leopold Singer:Grafes Handbuch der organischen Warenkunde. Band IV, 2. Halbband:Konservierung. Kohle und Erdöl. C. E. Poeschel, Stuttgart 1928,DNB366093177, S. 310–311.
  9. https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/ozokerit/48720
  10. Hugo Janistyn:Taschenbuch der modernen Parfümerie und Kosmetik. 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1966, S. 260.
  11. Eintrag zuOZOKERITE in derCosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 12. Dezember 2021.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ozokerit&oldid=252076929
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