Amudarja
Amudarja Amu-Darja, Amudaryo u. a. | ||
![]() Einzugsgebiet des Amudarja mit Nebenflüssen | ||
Daten | ||
Lage | Afghanistan,Tadschikistan,Usbekistan,Turkmenistan | |
Flusssystem | Amudarja | |
Zusammenfluss von | Pandsch (1125 km lang) undWachsch (524 km) 37° 6′ 21″ N,68° 18′ 23″ O37.10597222222268.306277777778 | |
Mündung | ehemalsAralsee, versickert heute in der Wüste44.10833333333359.681111111111Koordinaten:44° 6′ 30″ N,59° 40′ 52″ O 44° 6′ 30″ N,59° 40′ 52″ O44.10833333333359.681111111111 | |
Länge | 1415 km[1] (mit QuellflussWachandarja 2743 km) | |
Einzugsgebiet | 465.000 km² | |
Abfluss am Pegel ehemals in den Aralsee[2] | MQ | 160 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Kundus | |
Rechte Nebenflüsse | Kofarnihon,Surxondaryo,Sherobad | |
Großstädte | Termiz,Türkmenabat,Nukus | |
Mittelstädte | Kerki | |
Schiffbarkeit | DerAmudarja ist unterhalb von Termiz auf 1.450 km Länge schiffbar. | |
![]() Amudarja-Delta (1994) |


DerAmudarja oderAmudarya (auchAmu-Darja;persisch آمودریا), in der AntikeOxos oderOxus, ist einFluss im westlichenZentralasien. Die Länge betrug ehemals 1415 km, gemessen von der Vereinigung der beiden Quellflüsse bis zur Mündung in denAralsee. Wegen übermäßigerWasserentnahme versickert der Fluss heute in der Wüste, bevor er sein ehemaliges Mündungsgebiet erreicht.
Schreibweisen und Namen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Neben der SchreibweiseAmudarja wird auch die SchreibweiseAmu Darja oderAmu-Darja verwendet. Von derenglischen SchreibweiseAmu Darya beeinflusst, sind auch Varianten mit y gebräuchlich:Amudarya,Amu-Darya,Amu Darya.
In mittelalterlichen Texten heißt dieser Fluss sowohl aufArabisch wie auch aufPersischDschayhun (جيحون,DMGǦayḥūn), abgeleitet vonGihon, einem der vier Flüsse desGartens Eden.[3] Er ist ein in deriranischen Mythologie umkämpfter Grenzfluss zwischenIran undTuran.[4] Die auch im heutigen persischen Sprachgebrauch übliche BezeichnungĀmūdaryā (آمودریا) ist eine Zusammensetzung der Wörterāmū(y) (آمو), Name einer sandigen Ebene in Transoxanien, unddaryā (neu-persisch دريا, ‚Meer‘), das übermittelpersischdrayak vomaltpersischendrayah (mit der Bedeutung „Meer“ oder „großer Wasserlauf“) abstammt. In anderen Sprachen lautet der Name dementsprechend:usbekischAmudaryo;tadschikischОмударёOmudarjo,turkmenischAmyderýa,karakalpakischÁmiwdárya,russischАмударьяAmudarja.
Auch imTürkischen wird der FlussCeyhun genannt. Dieser Name wird auch als männlicher Vorname verwendet (sieheCeyhun).
In derAntike lautete der Name des Flussesgriechisch Ὦξος (Oxos) beziehungsweiselateinischOxus. Mit dem Amudarja wird ferner der FlussnameWehrōd insassanidischer Zeit identifiziert, der als einer der beiden Hauptflüsse imkosmogonischen Weltmodell des mittelpersischenBundahischn vorkommt.
Für das Altpersische ist der Begriff *Waxšu (sprichWachschu) rekonstruiert worden, der mitVākhān (oderWāchān; vgl.Wachandarja), dem altpersischen Namen der Region Wachan zusammenhängt. In Wakhi (Wāchi), der lokalen Sprache, trägt er noch heute den Namen Wux̌[5] (vgl. auchWachsch).
Flusslauf
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Amudarja entsteht an der Grenze vonAfghanistan undTadschikistan aus der Vereinigung seiner QuellflüssePandsch undWachsch und entwässert durch dasTiefland von Turan weiter RichtungAralo-Kaspische Niederung. Der Zusammenfluss befindet sich in einem weitläufigen Tal.
Danach bildet der Oberlauf des Amudarja für ein kurzes Stück die Grenze Afghanistans zuUsbekistan, die beiTermiz von derBrücke der Freundschaft überquert wird, sowie Afghanistans zuTurkmenistan.
Südlich vonKerki, wo sich Grenze und Fluss trennen, zweigt derKarakumkanal nach Westen ab (⊙37.57866666666765.7175). Kurz danach, bei Kerki, zweigt nach Osten derQarshikanal zumTalimardschan-Stausee ab. In nordwestlicher Richtung weiterfließend stellt der Amudarja nun die Grenze zwischen den WüstenKarakum undKysylkum sowie teilweise zwischen Usbekistan und Turkmenistan dar. In seinem Unterlauf bildet er die GroßoaseChoresmien und erreicht im usbekischenKarakalpakistan schließlich einBinnendelta.
Bis vor wenigen Jahrzehnten mündete der Amudarja in denAralsee. Heute erreicht er dessen noch verbliebene Reste nicht mehr; aufgrund der hohen Wasserentnahme und der gesteigerten Verdunstung (bedingt durch die Stauseen)[6] versiegt der Fluss in der Wüste. Das entnommene und der Landwirtschaft zugeführte Wasser füllte dagegen denSarykamyschsee auf.
Flusslängen
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Der Amudarja war zusammen mit seinem linken Quellfluss Pandsch bis zur ehemaligen Mündung in den Aralsee 2539 km lang, zusammen mit dessen längstem QuellflussWachandarja sogar 2743 Kilometer. Vom Zusammenfluss der Quellflüsse Pandsch (1125 km lang) undWachsch (524 km) bis zum Aralsee betrug die Länge 1415 km.
Seit den 1970er Jahren versiegte der Amudarja zeitweise vor dem Erreichen des Aralsees, seit den 1990er Jahren erreicht er den Aralsee nicht mehr. Die Aralsee-Restflächen sind heute im Südwestteil des ehemaligen Sees fast und im Südosten ganz verschwunden. Der seit 2007 unternommene Versuch, den ehemaligen See durch Einschränkung der Wasserentnahme aus den Zuflüssen langsam wieder zu füllen, beschränkt sich bisher auf denSyrdarja, der den heutigenNördlichen Aralsee speist.
Wasserhaushalt und Schiffbarkeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DasEinzugsgebiet des Amudarja beträgt 465.000 km².[7] Zwischen 1911 und 1960 wies der Fluss an seiner Mündung in den Aralsee noch eineAbflussmenge von durchschnittlich 1775 m³/s auf.[8] Gegenwärtig wird bereits durch die am Quellfluss Wachsch errichtetenTalsperren viel Wasser entnommen. In denKarakumkanal fließen jährlich 12 km³ (etwa 380 m³/s). Beim Durchqueren der Wüsten gehen schätzungsweise 40 % verloren, das waren vor 1970 im Jahresmittel 790 m³/s.[8] Seit den 1970er Jahren entziehenBewässerungsmaßnahmen im Mittel über 1580 m³/s.[8] Dies hat zur Folge, dass der Amudarja inzwischen nach rund 2300 km Länge versiegt und den Aralsee somit nicht mehr erreicht, was dessen Austrocknung noch weiter fördert.
Derzeit (2023) baut Afghanistan einen neuen Kanal, denKusch-Tepa-Kanal, der beim Ort Kuschtepa Wasser aus dem Amudarja in den Norden des Landes für Bewässerungszwecke ableiten soll. Die Breite des Kanals beträgt rund 100 Meter und er soll eine Länge von 285 Kilometern erreichen. Es werden massive Auswirkungen auf den Wasserhaushalt flussabwärts erwartet.[9]
Der Amudarja ist bzw. war nur schwer schiffbar.[10]
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Tektonische Bewegungen imPliozän hoben und senkten die Region rund um den Aralsee. Diese veränderten den Verlauf der Flüsse. So floss der (Paläo-)Oxos durch denUngus, denUsboi oder denSchelif-Darja nahe der afghanischen Grenze. Doch vor etwa 150.000 Jahren wandte er sich endgültig dem Aralsee zu.[11]
Der Oxos gab der an seinen Ufern blühendenOxos-Kultur und der antiken LandschaftTransoxanien ihren Namen; am Oberlauf des Flusses befand sich unter anderem das antike LandBaktrien. Namensgebend war der Fluss außerdem für dieMittelasiatische Kobra (Naja oxiana) und diesogdische FestungPetra Oxiana.
In der Antike diskutiert der HistorikerPolybios (2. Jahrhundert v. Chr.) in seinem Geschichtswerk (10,48), an welcher Stelle der Fluss von denNomaden überschritten werden kann. Laut einem seltsamen, wenn auch nicht unmöglichen Bericht konnten die Nomaden hinter einer Felswand an einem Wasserfall den Fluss überqueren. Einleuchtender schien ihm jedoch die eine zweite Quelle, die eine Überquerung des Flusses unterhalb des Katarakts über großen Felsplatten wahrscheinlich macht, wo der Amudarja/Oxos teilweise unterirdisch fließt.
Der Fundort des sogenannten Amudarja- oderOxos-Schatzes lag am Amudarja, vermutlich in der Nähe der antiken StadtTacht-i Sangin südlich vonSchahritus.
Orte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am Amudarja liegen unter anderem Termiz, Kerki,Türkmenabat,Beruniy (das alteKath) undNukus. Ungefähr 70 km vom Zusammenfluss von Pandsch und Wachsch entfernt liegt die afghanische StadtKundus. AuchMasar-e Scharif undBalch sind nicht weiter vom Fluss entfernt.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Liste der längsten Flüsse der Erde
- Liste der Brücken über den Amudarja, den Pandsch, den Pamir und den Wachan
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Bertold Spuler:Āmū Daryā. In:Encyclopædia Iranica. 1989
- Bertold Spuler:Āmū Daryā. In:The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Band 1, 1960, S. 454b–457b
- John Wood:A Journey to the Source of the River Oxus. (1841)New edition, edited by his Son. With an Essay on the Geography of the Valley of the Oxus by Colonel Henry Yule. John Murray, London 1872 (online bei BSB)
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑ArtikelAmudarja in derGroßen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)http://vorlage_gse.test/1%3D48373~2a%3D~2b%3DAmudarja
- ↑Anm.: ohne Ableitungen 1.775 m³/s
- ↑Amu Darya | River, Map, Delta, & Location | Britannica. 22. Oktober 2024, abgerufen am 23. Oktober 2024 (englisch).
- ↑Jürgen Ehlers (Hrsg. und Übers.): Abū’l-Qāsem Ferdausi: Rostam – Die Legenden aus demŠāhnāme. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2002, S. 365 f. (Ğayhūn)
- ↑Iranian languages | History, Map, Countries, Family, & Facts | Britannica. Abgerufen am 23. Oktober 2024 (englisch).
- ↑Amit Kohli, Karen Frenken:Evaporation from artificial lakes and reservoirs. FAO Aquastat Reports, Juli 2015
- ↑Amu Darya | River, Map, Delta, & Location | Britannica. 22. Oktober 2024, abgerufen am 23. Oktober 2024 (englisch).
- ↑abcFISHERY IN THE LOWER AMU-DARYA UNDER THE IMPACT OF IRRIGATED AGRICULTURE. In: Fao. Abgerufen am 23. Oktober 2024.
- ↑Gerhard Birkl:Verursacht der Kushtepa-Kanal in Afghanistan Wasserpobleme für Usbekistan? auf usbekistan-online.de, 1. März 2023
- ↑René Létolle, Monique Mainguet:Der Aralsee. Eine ökologische Katastrophe. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1996, S. 87
- ↑René Létolle, Monique Mainguet:Der Aralsee. Eine ökologische Katastrophe. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1996, S. 22