Otto Sander

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Dieser Artikel behandelt den Schauspieler. Zum Maler sieheOtto Sander Tischbein.
Otto Sander auf derBerlinale 2008
Otto Sander (1980) in der Rolle des Otto Trebert (EpisodeRückwärts im FilmZum Beispiel Otto Spalt vonRené Perraudin)
Otto Sander
Otto Sander im August 2004 am Historischen Marktplatz inWeimar

Otto Sander (*30. Juni1941 inHannover; †12. September2013 inBerlin) war eindeutscherSchauspieler,Synchron- undHörspielsprecher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Otto Sander wurde als erstes von vier Kindern des Flottilleningenieurs und Marineoffiziers Otto Albert Wilhelm Gustav Sander und seiner Frau, der Lehrerin Marianne Eleonore, geb. König, in Hannover geboren. Er wuchs zusammen mit seinen zwei jüngeren Brüdern Adolf (* 1943) und Christian (* 1945) inPeine, inOberbruch beiAachen und inKassel auf. Sanders Vater hatte eine leitende Position in der altenSpinnfaser, dem späterenEnka-Betrieb im KasselerStadtteil Bettenhausen.[1] 1957 wurde Sanders Schwester Henriette geboren. Nach dem Abitur am altsprachlichenFriedrichsgymnasium in Kassel 1961 absolvierte er in den Jahren 1961/62 seinenWehrdienst bei derBundesmarine, welche er alsFähnrich zur See derReserve verließ.

Ausbildung und Arbeit am Theater

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Mit dem ursprünglichen Ziel,Regisseur zu werden, studierte Sander an derLudwig-Maximilians-Universität München von 1962 bis 1967Theaterwissenschaft,Germanistik,Literaturwissenschaft,Kunstgeschichte undPhilosophie. 1964 wechselte er an dieOtto-Falckenberg-Schule, um Schauspielunterricht zu nehmen. 1965 wurde er jedoch der Schule verwiesen und vollendete seine dortige Ausbildung mit einer externen Abschlussprüfung.

Sein erstes Engagement erhielt Sander an den Kammerspielen inDüsseldorf, wo er 1965 debütierte. In den Jahren 1967/68 folgte ein Engagement amTheater der Stadt Heidelberg, ehe er 1968 vonClaus Peymann an dieFreie Volksbühne Berlin berufen wurde. Danach wurde er vonPeter Stein an die 1970 gegründeteSchaubühne am Halleschen Ufer geholt, wo er unter anderem mitKlaus Michael Grüber,Wilfried Minks undLuc Bondy zusammenarbeitete. Ab 1980 gastierte Sander in Berlin an unterschiedlichen Bühnen, so unter anderem 1981 amSchillertheater, 1985 an der Freien Volksbühne und 1989 an derKomödie am Kurfürstendamm. In den Jahren 2000 und 2001 spielte Otto Sander denTodinHugo von HofmannsthalsJedermann bei denSalzburger Festspielen. 2003 gastierte im Rahmen der Wiener Festwochen am Burgtheater und war dort als König Theseus in Ödipus auf Kolonos von Sophokles (Übersetzung von Peter Handke) zu sehen, u. a. an der Seite von Bruno Ganz. Danach war Sander zum Beispiel 2004 alsHauptmann von Köpenick amSchauspielhaus Bochum zu sehen.

Neben seiner Arbeit als Schauspieler betätigte Sander sich zudem alsRegisseur und stellte seine Inszenierungen, die teilweise in Zusammenarbeit mit anderen Regisseuren wieWolf Redl undPeter Fitz entstanden, unter anderem an der Schaubühne am Halleschen Ufer (1975, 1977, 1982 und 1983) und amSchauspielhaus Zürich (1984/85) vor.

2006 erkrankte Sander erstmals anKrebs.[2] Nachdem er dies überwunden hatte, kehrte Sander im Oktober 2007 auf die Theaterbühne zurück. Er spielte imRenaissance-Theater in BerlinDas letzte Band vonSamuel Beckett und trat in Bochum in dem StückDer Ignorant und der Wahnsinnige vonThomas Bernhard auf.

Film und Fernsehen

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Grab Otto Sanders auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, Berlin

Sander hatte 1964 in der Rolle eines Bauernsohns inRoland KlicksKurzfilmLudwig sein Filmdebüt. Danach folgten weitere Produktionen für Film und Fernsehen, so ist Sander unter anderem 1976 inÉric RohmersDie Marquise von O. und 1979 inDie Blechtrommel vonVolker Schlöndorff zu sehen. Zu seinen bekanntesten Filmrollen gehören die des Engels Cassiel inDer Himmel über Berlin vonWim Wenders, wo er an der Seite seines früheren SchaubühnenkollegenBruno Ganz spielte, sowie in der Rolle des U-Boot-Kommandanten Kapitänleutnant Philipp Thomsen inDas Boot vonWolfgang Petersen, die ihn in Deutschland sehr populär machte.

Dank seiner warmen, kräftigen Stimme, die ihm den BeinamenThe Voice einbrachte, wurde Sander sehr häufig als Sprecher für Fernsehdokumentationen, Hörbücher und Hörspiele sowie alsSynchronsprecher eingesetzt. So lieh er unter anderemDustin Hoffman(Tod eines Handlungsreisenden) undIan McKellen(Richard III.) seine Stimme, sprach den Kommentar in der Oscar-gekröntenArthur-Cohn-ProduktionEin Tag im September und war der Erzähler in den FilmenDas Parfum – Die Geschichte eines Mörders,Krabat sowie einigenWerner-Verfilmungen. Eindrucksvoll sind seine Lesungen der Essays vonMichel de Montaigne.

In dem FilmDer Einstein des Sex (1999) vonRosa von Praunheim spielt er zusammen mit seiner FrauMonika Hansen und seinen StiefkindernMeret Becker undBen Becker.

Privates

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Sander war seit 1971[3] mit der SchauspielerinMonika Hansen verheiratet und Stiefvater vonBen undMeret Becker. 2007 wurde SandersSpeiseröhrenkrebserkrankung bekannt. 2011[3] (bzw. im Herbst 2012) galt er zunächst als genesen[4], starb jedoch am 12. September 2013 im Alter von 72 Jahren in Berlin.[5] Am 28. September wurde er auf demFriedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden (Grablage: Feld CK-3-22) beigesetzt.[6] Das Grab befindet sich neben dem des RegisseursFrank Beyer.[7] Seine Stimme ist weiterhin jeden Abend als Begrüßungsansage in derBar jeder Vernunft in Berlin zu hören.

Soziales Engagement

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Im Jahr 2004 engagierte er sich als Botschafter (genannt „Bootschafter“) für dieDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Der jährlich wechselnde Botschafter stellt sich in seiner Amtsperiode ehrenamtlich für Werbemaßnahmen der im Wesentlichen aus Spendengeldern finanzierten DGzRS zur Verfügung.[8]

Sander war bis zu seinem Tod Mitglied derElse-Lasker-Schüler-Gesellschaft.

Filmografie (Auswahl)

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Als Erzähler

Hörspiele

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Hörbücher

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Auszeichnungen und Ehrung

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In Bochum wurde 2015 ein kleiner Platz zwischen Südring und „Bermudadreieck“ nach ihm bemannt. Bei der Einweihung waren seine Witwe Monika Hansen und sein Ziehsohn Ben Becker anwesend.[13]

Literatur

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Weblinks

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Interviews

Einzelnachweise

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  1. Frank Thonicke: Schon als Schüler der Star: Kasseler erinnern sich an Otto Sander. In: hna.de. Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 13. September 2013, abgerufen am 24. Dezember 2022. 
  2. DDP/felt:Nach Krebserkrankung. Otto Sander dreht wieder. (Memento vom 10. April 2011 imInternet Archive) In:Rheinische Post, 8. April 2011
  3. abOtto Sander ist tot – Engel mit Witz und großer Stimme (Memento vom 15. September 2013 imInternet Archive)
  4. Matthias Matussek: Zum Tode Otto Sanders – Das große, dunkle Reibeisen. In: spiegel.de. Der Spiegel, 12. September 2013, abgerufen am 24. Dezember 2022. 
  5. vks: Otto Sander ist tot. In: spiegel.de. dpa, 12. September 2013, abgerufen am 24. Dezember 2022. 
  6. Stefan Kirschner: Berlin nimmt Abschied vom großen Otto Sander. In: morgenpost.de. Berliner Morgenpost, 28. September 2013, abgerufen am 24. Dezember 2022. 
  7. Klaus Nerger: Das Grab von Otto Sander. In: knerger.de. Abgerufen am 24. Dezember 2022. 
  8. Botschafter. In: seenotretter.de. DGzRS, abgerufen am 24. Dezember 2022. 
  9. Barbara Kindermann – Weltliteratur für Kinder: Wilhelm Tell von Friedrich Schiller. In: hörcompany.de. Abgerufen am 24. Dezember 2022. 
  10. Auszeichnungen der Berlinale 2008 (Memento vom 22. Januar 2011 imInternet Archive)
  11. Villa Massimo – Otto Sander. In: villamassimo.de. Abgerufen am 24. Dezember 2022. 
  12. Preis für Schauspielkunst 2012:Laudatio für Otto Sander (Memento vom 19. Oktober 2013 imInternet Archive), Festivaldirektor Dr.Michael Kötz, 20. Juni 2012, PDF-Datei, 5 Seiten.
  13. Sven Westernströer: Platz am Bochumer Südring ehrt Schauspieler Otto Sander. 16. September 2015, abgerufen am 31. Dezember 2024. 
Personendaten
NAMESander, Otto
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Schauspieler, Synchronsprecher und Hörspielsprecher
GEBURTSDATUM30. Juni 1941
GEBURTSORTHannover
STERBEDATUM12. September 2013
STERBEORTBerlin
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