Osten
DerOsten ist die in Richtung derErdrotation verlaufendeHimmelsrichtung. Sie ist eine der vierHaupthimmelsrichtungen (Nord, Ost, Süd, West).
Der Osten wird kulturhistorisch mit demSonnenaufgang assoziiert. Allerdings weicht derAufgangspunkt der Sonne je nach Jahreszeit deutlich von der Ostrichtung ab: Am Äquator bis zu 23°, inMitteleuropa bis zu 45° (also zwischen Nordost und Südost).
Wortherkunft und Mythologie
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Osten kommt vomalthochdt.ostan ‚östlich‘. Der Ausdruck „Osten“ (bzw. sein Adjektiv „östlich“) wird im Deutschen seit dem 15. Jahrhundert gebraucht.[1][2] Ursprünglich wurde die Himmelsrichtung (dichterisch bis heute) auch mit „gen Sonnenaufgang“ bezeichnet. Das Wort ist alsangelsächsischeâst wurzelverwandt mitgriechischeos undlateinischaurora, die beide sowohlMorgenröte als auchMorgen als Göttin personifiziert bedeuten.
FrüheLandkarten waren nichtgenordet, sondern geostet orientiert, da die heilige StadtJerusalem im Osten lag.[3] Imchristlichen Glauben ist der Osten unter anderem die Richtung, die mit der einstigen Wiederkehr des auferstandenenChristus assoziiert wird. Aus diesem Grund sind vieleKirchengeostet. Auch das WortOrientierung (lateinischoriens Osten, vonorior, "aufgehen, sich erheben", wiederum nach der Sonne) hat in der Ostung seinen Ursprung.
In derantiken Mythologie steht griech.Anatole oderAnatolia, Göttin desSonnenaufgangs, auch eine römischeHore, vergleicheAnatolien für das ‚Land im Osten‘.
In dernordischen Mythologie tragen die vier ZwergeNorðri, Suðri, Austri und Vestri den SchädelYmirs, aus welchem dieAsen das Himmelsgewölbe errichteten,Austri ist der Zwerg des Ostens – erhalten ist dieses Wort inAustrasien/Austrien, dem Ostfrankenreich, wie auch inOstarrîchi/Austria, den Worten fürÖsterreich.
InChina steht derErdzweig des Hasen (卯mǎo) und dasTrigramm Donner (震zhèn) symbolisch für die Himmelsrichtung Osten.
Die Assoziation vonFrühling mitMorgen und Osten ist weit verbreitet. Ob bei der Himmelsrichtung ein wirklicher etymologischer Zusammenhang mitOstern, dem Frühlingsfest, besteht, ist nicht zweifelsfrei.[4]
GläubigeMuslime verneigen sich beimGebet nachMekka. In derwestlichen Welt entspricht dies einer Verneigung in östlicher Richtung.
Vermeidung von Verwechslungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Während Osten standardsprachlich mit kurzem »O« ausgesprochen wird, verwendet man imFunkverkehr oder in derMilitärsprache einlanges »O«, um eine Verwechslung mitWesten zu vermeiden (Explizitlautung). Des Weiteren kann »ostwärts« anstelle von »östlich« verwendet werden.
Als technischeAbkürzung für Osten wird in derNavigation undKartografie meist der Großbuchstabe ‚E‘ verwendet (engl.east, franz.est), um eine Verwechslung mit Null zu vermeiden. Im romanischen Sprachraum kann auch eine Verwechslung des Buchstaben »O« vorkommen, die für Westen steht (franz.ouest, ital.ovest, span.oeste).
Haupthimmels- und Koordinatenrichtung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Osten ist eine der vier Haupthimmelsrichtungen und hat besondere Bedeutung für dieGeographie und die Navigation, so auf demKompass. Auf derOsthälfte des Himmels steigen alleGestirne empor (analog sinken sie auf der Westhälfte). Der Osten dient oft auch alsKoordinatenrichtung (in der Mathematik meist alsAbszissex, in derGeodäsie alsOrdinatey; letztere wird deshalb auchOstwert genannt).
Geometrisch betrachtet bildet die Himmelsrichtung „Ost“ oder „Osten“ (Abkürzung O, englisch E) eine der zweiWinkelhalbierenden zwischenNord (0Grad) undSüd (180 Grad).
Osten im übertragenen Sinn
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Noch Jahrzehnte nach dem Ende desDeutschen Reiches war „der Osten“ der vomDeutschen Orden und von derDeutschen Ostsiedlung geprägte deutsche Osten. Diese Bezeichnung derOstgebiete des Deutschen Reiches wandelte sich nach demDeutsch-polnischen Grenzvertrag und demZwei-plus-Vier-Vertrag; dieSowjetische Besatzungszone und dieDeutsche Demokratische Republik waren nie „Ostdeutschland“. Erst dieDeutsche Wiedervereinigung brachte diesen Bedeutungswandel – und Verballhornungen wieOssi und Wessi undOstalgie.
Die Länder im asiatischen, muslimischen Osten wurden zusammengefasst unter dem BegriffMorgenland – wo (scheinbar) „die Sonne aufgeht“. Ihm gegenüber steht diewestliche Welt, das Abendland. Die Vorstellung eines „Orients“' ist noch in den BezeichnungenNaher Osten,Mittlerer Osten undFerner Osten lebendig. In seinem BuchOrientalismus dekonstruiertEdward Said den Orient als westlichesOthering. Der Osten werde aus westlicher Sicht als rückständig, geheimnisvoll und unaufgeklärt beschrieben und stelle somit das Gegenbild des fortschrittlichen Westens dar. Die Dichotomie Orient-Okzident sei außerdem erst seit dem 18. Jahrhundert belegt.[5]
Ähnlich wie derOrient ist auch das Bild vonOsteuropa von vergleichbaren Fremdbeschreibungen geprägt, wie in derKulturträgertheorie. Im Diskurs desKalten Kriegs bezeichnete „Osten“ die sozialistischen Staaten desWarschauer Pakts im Gegensatz zum demokratischen Westen.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑OST, m. oriens. ags. eâst. In:Jacob Grimm,Wilhelm Grimm (Hrsg.):Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
- ↑OSTEN, m., ahd. ôstan, ôsten. In:Jacob Grimm,Wilhelm Grimm (Hrsg.):Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
- ↑kulturshaker.de
- ↑OSTER, f., pl. OSTERN. In:Jacob Grimm,Wilhelm Grimm (Hrsg.):Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
- ↑Orientalismus – Der Orient als Projektion (kulturshaker.de)