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Oran

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Dieser Artikel behandelt die Stadt Oran in Algerien, zu weiteren Bedeutungen sieheOran (Begriffsklärung).
وهران
Oran
Oran (Algerien)
Oran (Algerien)
Koordinaten35° 41′ N,0° 39′ W35.691111111111-0.64166666666667Koordinaten:35° 41′ N,0° 39′ W
Symbole
Wappen
Wappen
Basisdaten
StaatAlgerien
ProvinzOran
ISO 3166-2DZ-31
Höhe100 m
Einwohner679.877(2009)
Postleitzahl31000 – 31037
Blick auf Oran
Blick auf Oran
Blick auf Oran

Oran (arabisch وهران,DMGWahrān,tamazight ⵡⴻⵀⵔⴰⵏWehran) ist eine Küstenstadt in dergleichnamigen Provinz im Westen vonAlgerien. Sie ist nach der HauptstadtAlgier die zweitgrößte Stadt des Landes und eine bedeutende Industriestadt (Metall-, chemische, Leicht-, Lebensmittelindustrie). Sie besitzt einen Hafen, denFlughafen Oran Es Sénia und ist Kulturzentrum mit Universität, Theater und Museen. DurchAlbert Camus ging sie in dieWeltliteratur ein. Oran ist die Heimatstadt desRaï.

Klima

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Oran befindet sich in der subtropischenKlimazone. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 17,7 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge 366 Millimeter im Mittel. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 24,2 bis 24,8 Grad Celsius, die kältesten Monate Dezember bis Februar mit 11,7 bis 12,4 Grad Celsius im Mittel. Der meiste Niederschlag fällt von Oktober bis April mit durchschnittlich 32 bis 67 Millimeter, der wenigste von Mai bis September mit eins bis 19 Millimeter im Mittel.

Oran
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
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17
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_Temperatur (°C)  _Niederschlag (mm)
Quelle:[1]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Oran
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Mittl. Tagesmax. (°C)16,016,919,320,624,126,930,130,828,724,620,516,823
Mittl. Tagesmin. (°C)7,17,59,711,414,217,520,120,518,614,510,97,913,4
Niederschlag (mm)444743402792213344164Σ366
Sonnenstunden (h/d)5,96,37,78,39,69,910,510,28,97,46,05,48
Regentage (d)566541012467Σ47
Wassertemperatur (°C)15151516182023242321181618,7
Luftfeuchtigkeit (%)80777473697069687275777873,5
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18,6
24,6
14,5
20,5
10,9
16,8
7,9
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Quelle:[1]

Geschichte

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Islamische Dynastien und Katholische Könige

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Oran wurde der Legende nach im Jahr 902 von denandalusischen Kaufleuten Mohammed ben-Abbi-Aoun und Mohammed ben-Abdoun gegründet. Sie errichteten mit Hilfe lokaler Seefahrer eine Handelsstation namensOrhan oderOuarhan, doch bereits 910 wurde diese von denFatimiden erobert und niedergebrannt. 1083 nahmen dieAlmoraviden Oran ein. Ihnen folgten 1137 dieAlmohaden und ab 1242 dieMeriniden. Mit dem Niedergang des Reichs derAbdalwadiden, die Oran ab 1360 regierten, wechselte die Stadt erneut den Besitzer. DieKatholischen Könige eroberten 1505[2] den nahenKorsaren-HafenMers el Kebir(Mazalquivir) für Kastilien und Aragón. Oran fiel am 17. Mai 1509 an die Spanier unter KardinalFrancisco Jiménez de Cisneros. Die spanische Monarchie machte aus Oran einenVerbannungsort für in Ungnade gefallenes politisches Personal.

1698–1708 entstand dasFort de Santa-Cruz (Bordj el-Djebel). 1709 mussten sie sich nach einer Belagerung durch die Mauren ergeben. Diese konnten unter Führung vonMustafa Ben Youssef währen 25 Jahren die Kontrolle über Oran erhalten. 1732 wurde Oran unterPhilipp V. zurückerobert. Die Spanier waren überraschend am 22. Juni 1732 vor Oran gelandet. Am 24. Juni kam es zur Schlacht bei Mazalquivir, in der die Mauren geschlagen wurden. Diese zogen sich in die Stadt zurück und ergaben sich am 27. Juni 1732. Die Spanier blieben bis 1790, bauten zwischenzeitlich mit demFort Lamoune von 1742 noch eine weitere Stadtfestung in Meeresnähe, ein Schutz des westlichen Stadtrands.[3][4]

Westlichste Expansion Istanbuls und die französische Invasion

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1792[5] verkaufte die spanische Krone Oran, oder was nach dem Erdbeben vom 8.–9. Oktober 1790 davon noch übrig war, insbesondere die unbeschadete Bergfestung, an dieOsmanen unterMohammed el-Kebir. Beim Erdbeben waren rund 2000[3] Menschen gestorben. 1797 wurde dieHassan-Pascha-Moschee errichtet. Oran lag in der ProvinzBeylik des Westens.[6] Die Verwaltung verlegte ihre Residenz vonMuaskar nach Oran, das sie bis zur kampflosen Übergabe an GeneralClausel am 4. Januar 1831 regierte.[3]

Die Herrschaft der Osmanen endete im Februar 1831. Frankreich enthob Bey Hassan,[7] ließ Häuser abreißen und vertrieb rund 90 % der damals etwa 10.000 Einwohner aus der Stadt. Die Bevölkerung Westalgeriens leistete Widerstand und rief 1832 in OranAbd el-Kader zum Emir aus, den die Franzosen widerwillig 1834 alsBey von Oran anerkannten, was 1837 imVertrag von Tafna bestätigt wurde. 1847 wurde Abd el-Kader nach Syrien deportiert.[8]

Europäer gründen die Siedlungskolonie Algérie française

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Am 12. Oktober 1844 erschien die erste Nummer desL’Écho d’Oran in der Stadt mit 13.222 Einwohnern. Bereits 1844 lebten mit 4322 Personen mehr Iberer als Franzosen (1740) in der Stadt. Die Zahl der Juden Orans erreichte 4287 Personen.[9] Das Jahr 1849 brachte dieCholera. Man beeilte sich, auf dem Murdajadji die erste Chapelle de Santa-Cruz zu errichten, die am 9. Mai 1850 geweiht wurde.[3] 1870 endete dasZweite Kaiserreich, das „Comité républicain“ übernahm die Macht.[10]

DiePromenade de Létang (sic) mit Blick auf den Hafen um 1950
Boulevard Séguin
Hauptpost an der damaligen „Place de la Bastille“

Die Vorstadt der Muslime wurde von den Franzosen alsVillage nègre bezeichnet.[11][3] In dem Armenviertel lebten auch Juden und Schwarzafrikaner. Es wurde in militärisch leicht kontrollierbarer Schachbrettanlage ab dem 20. Juni 1845 westlich des Stadtteils Saint-Michel bei der neuen Militärkaserne errichtet und bot einem arabischen Markt für Touristen.[3] Der vomConsistoire central entsannte FranzoseLazare Cahen war 1847 bis 1864 Groß-Rabbiner der Stadt.[12] 1896 hatte Oran 85.081 Einwohner, davon waren 24.088 Franzosen und 33.873 weitere Europäer. 16.466 Einwohner waren Muslime und 10.654 waren Juden.[13] Europäer, die Zeit und Geld hatten, ließen sich zum Aussichtspunkt Belvédère kutschieren. Muslime fanden sich unweit davon an derKoubia desMarabout Abd el-Kader el-Djilali ein. Europäern war auch die Promenade de Létang (sic) willkommen, bot sie doch einenMusikpavillon und andere Annehmlichkeiten in ihrem ausgedehnten Park mit Sicht auf das Meer. In der Rue de la Révolution befand sich der protestantischeTemple.[3]

Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens nach französischer Art war die Place d’Armes mit der anschließenden Allée des Promeneurs und dem Boulevard Séguin. Ein prachtvolles Stadthaus gönnten sich die Oranais 1888, ein klassizistisches Theatergebäude 1906, der Zentralbahnhof eröffnete 1912.[3][4] DasSendungsbewusstsein des Vorpostens vertrat der OranaisEugène Étienne in der Chambre des députés derDritten Republik als Vorsitzender der parlamentarischenGroupe colonial, einerPressure Group, die derMetropole ihre kolonialen Vorstellungen kommunizierte.[14]

1911 stellten Spanier und durch die „Gesetze für automatische Einbürgerung“[15] seit 1889 als Franzosen eingebürgerten Spanier 65 % der europäischen Stadtbevölkerung.[16] 1911 lebten in der ganzen Region Oran 92.000 eingebürgerte Spanier und 93.000 Spanier, deren Einbürgerung noch ausstehend war.[9] Juden lebten zahlreich in der Rue d’Austerlitz, der sogenanntenRue des Juifs. Bald erschien die dortige alte Synagoge zu beengt, worauf dieGroße Synagoge am Boulevard du Maréchal Joffre eröffnet wurde.[3] DieLoi Messimy brachte 1912 die Militärdienstpflicht für Muslime, wofür dieJeunes Algériens erfolglos diefranzösische Staatsbürgerschaft forderten. In Oran waren zudem 4000 Muslime derRégiments de tirailleurs algériens (2e RTA) kaserniert.[17]

1895 wurde eine vom als Franzose eingebürgerten BelgierPaul Bidaine gegründeteantisemitische Formation stärkste Kraft im Stadtparlament. Seine Partei kontrollierte zwischen 1896 und 1905 die Mehrheit der Sitze.[12] Bidaine ließ verschiedene Maßnahmen einleiten, um Juden zu schaden. Bei den vonAlgerienfranzosen durchgeführten antisemitischen Ausschreitungen von 1897 flohen viele Juden, die seit demDécret Crémieux von 1870 Franzosen waren, aus anderen Stadtteilen in den Schutz des muslimischen Stadtteils, um dem Gewaltausbruch der Christen zu entgehen. Jedoch zwangen uniformierte Polizeibeamte einige muslimische Algerier dazu, sich an den Übergriffen zu beteiligen, schwebte doch antisemitischen Franzosen in Algerien eine Allianz von Franzosen und Muslimen gegen die Juden als erstrebenswertes Ziel vor. Im Mai 1898 wurde der OranaisFirmin Faure, als einer von vier algerischen Antisemiten, in die französische Nationalversammlung nach Paris gewählt.[11] 1921 wurdeJules Molle (1868–1931), ebenfalls ein bekennender Antisemit und Direktor der ZeitungLe Petit Oranais, zum Bürgermeister gewählt.[18] Die Algerienfranzosen sahen sich als ein „lateinisches Volk“. An der Spitze sogenannterUnions latines förderte Molle zusammen mitJean Ménudier die Verbreitung antisemitischer Propaganda.[12]

1931 eröffnete das in einem modernistischen Stil gehalteneMaison du Colon, der Sitz sämtlicher landwirtschaftlichen Siedler-Organistationen der Region Oran. Der Bau bezeugte, wieAlbert Camus 1939 inLe Minotaure ou la halte d’Oran[19] ironisch schrieb,„Unerschrockenheit im Geschmack, Liebe zur Gewalt und ein synthetisches Verständnis von Geschichte“.[15] Im Mai 1936 fand auch der linkeFront populaire Zustimmung. Oran entsandte denSFIO-PolitikerMaurice Dubois nach Paris.[9] Der rechtsextreme Diskurs von Molle wurde vom rechtsextremen BürgermeisterGabriel Lambert der politischen GruppierungAmitiés latines aufgenommen.[12] Lambert war ein aus seinen Funktionen entlassener katholischer Priester und seit 1934 Bürgermeister von Oran. Er organisierte mit dem quasi-monopolistischen SeefahrtsunternehmenScotto Ambrosino Pugliese und rechtsextremen Gruppen am 14. Juli 1936 über 50.000 Demonstranten gegen die Regierung des Front populaire, zwei Mal mehr als die Unterstützer der Linksregierung einen Monat zuvor aufbieten konnten.[9] Ab 1937 war Lamberts Antisemitismus undAntikommunismus offizielles Programm.[12] Dubois flüchtete mitJean-Marie Guastavino ausAlgier im Sommer 1940 noch vor der Vollmachterteilung an MarschallPhilippe Pétain auf derMassilia von Oran nachCasablanca.[9]

Im Juli 1940 ließWinston Churchill in der „Operation Catapult“ die im Hafen ankernde(vichy-)französische Flotte beschießen, um eine befürchtete Übernahme durch die Deutschen zu verhindern. Am 10. November 1942 wurde die Stadt in der „Operation Torch“ von 39.000[10] britischen Soldaten eingenommen, von denen rund 300[10] starben. Oran war Ausgangspunkt derLandung auf Sizilien. DieNaval Western Task Force[20] ankerte im August 1944 hier Schiffe der „Operation Dragoon“ zur Befreiung Südfrankreichs von derdeutschen Besatzung. 1942–1959[3] ließen die Europäer dieBasilique de Santa-Cruz errichten. 1954 begann derAlgerienkrieg, bald würden sie „repatriiert“ werden. Es war keine eigentliche Repatriierung, da die meisten keine Verbindung zu Frankreich hatten. Zum alltäglichenRassismus gegen Muslime kam ein zunehmender Hass auf dieFranzösische Republik.[21]

Vom Algerienkrieg in die Unabhängigkeit Algeriens

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ImAlgerienkrieg wurde Oran 1956 zum Sitz von einem der drei IGAME-Militärkommandos[22] (steht fürInspecteur général de l’administration en mission extraordinaire) in Algerien, neben den beiden anderen „igames“ Algier und Constantine. Es wurde Sitz einesCorps d’armée, das seinen Radius bis nachAflou imAtlas ausdehnte. Oran befand sich im von Frankreich 1956 neu definierten Departement Wilaya 5.[22] Als klar wurde, dass Frankreich die Kolonie aufgab, betrieb die rechtsextreme französisch-nationalistische TerrorgruppeOAS eine Politik derverbrannten Erde: Den verhassten Muslimen wollten manche Europäer und in Oran auch viele Juden keine französischen Errungenschaften hinterlassen und so branntenDelta Commandos der OAS nicht nur Algiers Bibliothek nieder, sondern sprengten auch die Stadthalle und vier Schulen.[21] In Oran kamen durch Bombenanschläge der OAS im Mai 1962 täglich 10–15 Menschen ums Leben.[23] Dafür und für über 100 Jahre der Unterdrückung rächte sich dieNationale Befreiungsfront (FLN) am 5. Juli 1962 mit einem Blutbad. Zwischen 95 und 3500 christliche Europäer wurden bei einem Massaker getötet. Die verbliebene europäische Bevölkerung wurde größtenteils enteignet und vertrieben. Auch zahlreichefrankophile Muslime wurden ermordet.Charles de Gaulle hatte indes bereits am 24. Mai 1962 seine Politik der Nichtintervention verkündet. Zahlreiche für Frankreich kämpfendeHarki wurden von ihren französischen Offizieren entwaffnet und fielen der Rache desFLN zum Opfer.[24]

Seit 1962 ist Oran Teil des unabhängigen Staates Algerien. Ab 1976 erschien in Oran eine Regionalausgabe vonEl Moudjahid. Ebenfalls 1976 erhielt Oran ein Museum, das die Erinnerung an dieMoudjahidines pflegt. Mit Moudjahid wird eine algerische oder ausländische Person bezeichnet, die den algerischen Unabhängigkeitskampf aktiv unterstützt hat.[25] Am 1. August 1996 starb der Bischof von Oran,Pierre Claverie, durch ein Attentat. Am 6. Dezember 2018 wurden 26 Opfer islamistischer Morde imKloster Notre-Dame de l’Atlas in der Basilique de Santa-Cruzseliggesprochen.

Im März 2003 kamJacques Chirac. Der Staatsbesuch stand im Zeichen der Aussöhnung, worauf die Bürger in den Straßen wie im nationalen Parlament sehr positiv reagierten.[26]

Die Proteste desArabischen Frühlings, die auf Algerien bezogen als „Unruhen in Algerien“ mediatisiert wurden, brachten in Oran nie mehr als 7000 Demonstranten auf die Straßen, was derEHESS-StudiendirektorHamit Bozarslan mit dem Trauma desAlgerischen Bürgerkriegs in den 1990er Jahren mit insgesamt rund 200.000 Toten erklärt.[27]

Oran in der Literatur

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Oran ist auch der Ort des fiktiven Geschehens des RomansDie Pest des französischen SchriftstellersAlbert Camus, der einenPestausbruch in den 1940er Jahren beschreibt und der 1947 erschien. Vier Jahre zuvor hatte der italienische SchriftstellerRaoul Maria de Àngelis den RomanLa peste a Urana (Die Pest in Urana) veröffentlicht.[28]Amara Lakhous lässt in seinen KriminalromanDie Fruchtbarkeit des Bösen, dessen Handlung sich am 5. Juli 2018, dem Tag der Unabhängigkeitsfeier, entfaltet, den Colonel Soltani durch ein Oran des Zerfalls und der neureichen Viertel irren.[29]

Bevölkerung und Religion

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Oran hat 645.984 Einwohner (Berechnung 2012).[30]

Bevölkerungsentwicklung:

JahrEinwohner
1977 (Zensus)499 330
1987 (Zensus)609 823
2009 (Berechnung)679 877

Seit der Unabhängigkeit 1962 ist derIslam die mit Abstand wichtigste Religion in Oran. Es gibt etwa 93 %Muslime (1962 waren es nur ca. 44 %), 4 % sindChristen, 3 % sindJuden. In vielen Vierteln Orans findet man oft mehrere Moscheen. Die bekanntesten Moscheen in Oran sind:

  • Moschee Sidi El Houari
  • Moschee Eckmühl
  • Moschee El Mouahidine
  • Moschee Zin El abidine
  • Moschee Osama bno Zaid
  • Moschee el Fath
  • Moschee Maghrawa
  • Moschee Abubakr Es-Sedik

Wirtschaft und Infrastruktur

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Hauptbahnhof
Blick auf das von den Spaniern im 16. Jahrhundert erbauteFort Santa Cruz und auf den Hafen

Durch den großen Hafen ist Oran ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum.Erdgas aus deralgerischen Sahara erreicht über Pipelines die Stadt und wird von hier aus exportiert. Relevante Branchen sind dieChemie- undNahrungsmittelindustrie. Im Gewerbegebiet Es Senia sind viele kleine und mittelständische Unternehmen lokalisiert; dort werden Lebensmittel, Kleidung, Möbel und Papierwaren hergestellt.

Das Stadtgebiet ist direkt mit derOst-West-Autobahn verbunden, die den gesamten Norden Algeriens durchquert. Nach der Stilllegung der altenStraßenbahn Orans 1950 wurde im Mai 2013 wieder eine Straßenbahn eröffnet, die die östlich und südlich gelegenen Stadtteile mit dem zentral gelegenen Bahnhof verbindet.

Oran hat seit der Einführung der Marktwirtschaft viele ausländische Investitionen angezogen und gilt als wichtiges Zentrum der algerischen Wirtschaft. Auch der Tourismus gilt als wichtiger Wirtschaftsfaktor.Oran leidet anWohnungsmangel.[31] Die gesundheitliche Versorgung ist im Landesvergleich gut. 2010 gab es einenallgemeinmedizinischen Arzt für 494 Einwohner, womit Oran weit vorAdrar lag, wo das Verhältnis 2103 Einwohner pro Arzt betrug.[25]

In der Stadt erscheint die französischsprachige TageszeitungLe Quotidien d’Oran.

Oran hat eine großeGarnison desalgerischen Militärs. DasHauptquartier derMilitärregion Nordwest desalgerischen Heeres und einStützpunkt deralgerischen Marine sind in Oran. In Oran ist das algerische RaumfahrtentwicklungszentrumCentre de développement spatial der algerischen WeltraumbehördeAgence Spatiale Algérienne beheimatet.

Sehenswürdigkeiten

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  • Sidi El Houari ist das Altstadtviertel und Wahrzeichen Orans.
  • Die Küste um Oran verfügt über eine große Anzahl von Sandstränden; z. B. die Strände Coralès, La Grande, Les Andalouses und Bousfer.
  • Das von den Spaniern im 16. Jahrhundert erbauteFort von Santa Cruz überragt die Stadt in fast 400 m Höhe.
  • Die ab 1880 errichteteGroße Synagoge war eine der größten jüdischen Gotteshäuser in Nordafrika, 1975 wurde sie beschlagnahmt und in die Abdellah-ben-Salem-Moschee umfunktioniert.
  • DieKathedrale des Heiligen Herzens(Sacré-Coeur) wurde ab 1903 erbaut und dient heute als Bibliothek.
  • Das Museum Ahmed Zabana zeigt die Geschichte Algeriens und bietet einen Einblick in die Kultur der dort lebenden Menschen.
  • Das Musée d’art modern d’Oran zeigt im Erdgeschoss eine Dauerausstellung und auf drei weiteren Stockwerken temporäre Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.
  • Cimètiere Tamashouet, größter europäischer Friedhof Orans[4]
  • Südwestlich der Stadt, beim Flughafen, liegt dasRamsar-Schutzgebiet des SalzsumpfesSebkha d'Oran.

Kulinarische Spezialitäten

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Oran ist eine Küstenstadt, was bedeutet, dassFisch eine wichtige Rolle einnimmt. Unter anderem findet Fisch auch bei der Zubereitung vonPaella Verwendung. Dieses Gericht wurde in Oran von den Spaniern übernommen, die zweihundert Jahre lang Herren der Stadt waren.

Es gibt auchFast Food, das bekannteste heißt Karantika, eine Oraner Spezialität, bei der ein Sandwich mit gebackenem Pudding ausKichererbsenmehl gefüllt wird. Eine andere Spezialität in Oran istCouscous mitLammfleisch,Karotten, weißen Rüben, Melonenkürbis, Kichererbsen und grünen Zucchini. Eine weitere kulinarische Besonderheit in Oran ist Chorba, eine besonders gewürzteNudelsuppe mit Gemüse.

Sport

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Die Stadt ist Heimat desMouloudia Club d’Oran (MC Oran). Der Klub erlebte seine erfolgreichsten Zeiten in den1980er und1990er Jahren, als man mehrfachalgerischer Meister undPokalsieger wurde und auch auf internationaler Ebene Erfolge feiern konnte. Neben Fußball unterhält der Verein auch Sektionen im Handball und Basketball, in denen er ebenfalls mehrere Titel vorweisen kann.

Der andere Klub der Stadt,ASM Oran, verfügt im Gegensatz zum MC Oran über keine überregionale Fanbasis, ist aber in den alteingesessenen Stadtvierteln stark präsent. Das Stadtderby zwischen beiden Klubs gilt als eine der traditionsreichsten Begegnungen im nationalen Fußball.

DerRCG Oran und derCDJ Oran, beide vonfranzösischen Siedlern gegründet, sind heute Amateurvereine. Während der RCG zuletzt in den1970er Jahren in der ersten Liga spielte, feierte der CDJ Oran seine größten Erfolge in den1930er und1940er Jahren.

Darüber hinaus gibt es mit demUSM Oran, gegründet 1926, einen von Einheimischen gegründeten Verein, der seine größten Erfolge in den 1930er bis1950er Jahren mit dem Erreichen der Endspiele imNordafrikanischen Fußballpokal und in derNordafrikanischen Fußballmeisterschaft feierte. Heute spielt der Klub nur noch in den regionalen Ligen Westalgeriens.

Städtepartnerschaften

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Persönlichkeiten

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Weblinks

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Commons: Oran – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. wetterkontor.de
  2. Friedrich Edelmayer:Die spanische Monarchie der Katholischen Könige und der Habsburger (1474–1700). In:Peer Schmidt (Hrsg.):Kleine Geschichte Spaniens (= Universal-Bibliothek.Nr. 17039). Reclam Verlag, Stuttgart 2002,ISBN 3-15-017039-7,S. 123–207, hier S. 129. 
  3. abcdefghijTeddy Alzieu:Oran. In:Collection Memoire en images. Éditions Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2001,ISBN 2-84253-577-4,S. 8 ff., 14 ff., 29–34, 38 f., 46, 54–62, 64, 81, 109 f., 114 (ausführliche Angaben zumVillage nègre auf Seiten 109–114). 
  4. abcDaniel Babo:Algérie. In: Sylvain Philip (Hrsg.):Collection Les hommes et les lieux. Éditions le Sureau, Gap 2010,ISBN 978-2-911328-25-1,S. 49 ff. 
  5. Jean-Pierre Filiu:Les Arabes, leur destin et le nôtre – Histoire d’une libération. Éditions La Découverte, Paris 2015,ISBN 978-2-7071-8661-4,S. 21. 
  6. Bernard Lugan:Le Sahara Occidental en 10 questions. Éditions Ellipses, Paris 2024,ISBN 978-2-340-09393-5,Carte V. 
  7. Mostefa Lacheraf:L’Algérie, nation et société. 2. Auflage. Éditions S. N. E. D., Alger 1978,S. 167. 
  8. Walter Schicho:Handbuch Afrika – Nord- und Ostafrika.Band 3/3. Brandes & Apsel Verlag / Südwind, Frankfurt am Main 2004,ISBN 3-86099-122-1,S. 79. 
  9. abcdeMichel Pierre:Histoire de l’Algérie – Des origines à nos jours. Éditions Tallandier, Paris 2023,ISBN 979-1-02104503-3,S. 212, 231, 271, 273 f., 290. 
  10. abcBernard Lugan:Histoire des Algériens : Des origines à nos jours. Éditions Ellipses, Paris 2025,ISBN 978-2-340-09958-6,S. 133, 151. 
  11. abMichel Abitbol:Histoire des juifs – De la genèse à nos jours. In: Marguerite de Marcillac (Hrsg.):Collection tempus. 2. Auflage.Nr. 663. Éditions Perrin, Paris 2016,ISBN 978-2-262-06807-3,S. 613 f., 616 f. 
  12. abcdeBenjamin Stora:La condition des Juifs au Maghreb colonial. In: Sylvie Anne Goldberg (Hrsg.):Histoire juive de la France. Éditions Albin Michel/Centre national du livre/Fondation du Judaïsme Français, Paris 2023,ISBN 978-2-226-44803-3,S. 528–535, hier S. 529, 531 ff. 
  13. Michel Abitbol:Le passé d’une discorde – Juifs et Arabes du VIIe siècle à nos jours. Librairie Académique Perrin, Paris 1999,ISBN 2-262-01494-9,S. 275 (dort zitiert nach Zahlen der parlamentarischen Untersuchungskommission Pourquery de Boisserin von 1900). 
  14. Jean-Marie Mayeur:Les débuts de la IIIe République, 1871–1898 (= Nouvelle histoire de la France contemporaine.Band 10). Éditions du Seuil, Paris 1973,ISBN 2-02-000670-7,S. 226. 
  15. abJacques Frémeaux:Algérie 1914–1962. De la Grande Guerre à l’indépendance. Éditions du Rocher (Groupe Elidia), Monaco 2021,ISBN 978-2-268-10585-7,S. 16, 52. 
  16. Jeannine Verdès-Leroux:Les Français d’Algérie de 1830 à aujourd’hui. Une page d’histore déchirée. Éditions Fayard, Paris 2001,ISBN 2-213-60968-3,S. 206. 
  17. Pierre Vermeren:Face au Wilsonisme : L’Afrique du Nord entre espérances égalitaires et retour à l’ordre colonial. In: Isabelle Davion, Stanislas Jeannesson (Hrsg.):Les traités de paix, 1918–1923 : La paix les uns contre les autres (= Olivier Forcade [Hrsg.]:Collection Mondes Contemporains). Sorbonne Université Presses, Paris 2023,ISBN 979-1-02310753-1,S. 329–341, hier S. 333. 
  18. Georges Bensoussan:Juifs en pays arabes – Le grand déracinement, 1850–1975. In: Denis Maraval (Hrsg.):Collection Texto. 2. Auflage. Éditions Tallandier, Paris 2021,ISBN 979-1-02105090-7,S. 535. 
  19. Albert Camus:Le Minotaure ou la halte d’Oran. Essais. In:Collection Bibliothèque de la Pléade. Éditions Gallimard, Paris 1965,S. 813–832. 
  20. Jérémie Halais:Chroniques de la Libération : du Débarquement à Nuremberg. Éditions Larousse, Paris 2025,ISBN 978-2-03-607628-0,S. 106. 
  21. abSylvain Cypel:L’État d’Israël contre les Juifs: Après Gaza – Nouvelle édition augmentée (= La Découverte Poche.Nr. 593). 2. Auflage. Éditions La Découverte, Paris 2024,ISBN 978-2-348-08372-3,S. 264. 
  22. abBenjamin Stora:Appelés en guerre d’Algérie (= Pierre Marchand, Elisabeth de Farcy [Hrsg.]:Collection Découvertes Gallimard.Nr. 316). Éditions Gallimard, Paris 1997,ISBN 2-07-053404-9,S. 37. 
  23. La fusillade de la rue d’Isly, l’exode des pieds-noirs, Oran.Ligue des droits de l’homme, März 2002.
  24. Dominique Lormier:Histoires secrètes de la guerre d’Algérie. Hrsg.: Marie-Laure Deveau. Éditions Alisio (Éditions Leduc), Paris 2021,ISBN 978-2-37935-255-3,S. 26 f. 
  25. abKarima Dirèche, Nessim Znaien, Aurélia Dusserre:Histoire du Maghreb depuis les indépendances: États, sociétés, cultures. Éditions Armand Colin,Malakoff 2023,ISBN 978-2-200-63179-6,S. 126, 167, 198, 238 f. 
  26. Benjamin Stora:France-Algérie : Les passions douloureuses. Éditions Albin Michel, Paris 2021,ISBN 978-2-226-46076-9,S. 65 ff. 
  27. Hamit Bozarslan:Le temps des monstres – Le monde arabe, 2011–2021. In: François Gèze (Hrsg.):Collection Cahiers libres. Éditions La Découverte, Paris 2022,ISBN 978-2-348-06490-6,S. 81 f. 
  28. Michael Quick:‚Le parole sono pietre‘ – Medizinische Aspekte italienischer Literatur des 20. Jahrhunderts. In:Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 7, 1989, S. 5–34, hier: S. 21.
  29. Amara Lakhous:La Fertilité du Mal. Éditions Actes Sud, Arles 2024,ISBN 978-2-330-19874-9 (actes-sud.fr). 
  30. Citipedia.info Abgerufen am 3. Mai 2017.
  31. Akram B. Ellyas:À la rencontre du Maghreb. Éditions La Découverte/Institut du monde arabe, Paris 2001,ISBN 2-7071-3301-9,S. 79. 
  32. Redaktion/Agence France-Presse: Le journaliste Jean-Pierre Elkabbach est décédé à l’âge de 86 ans. In: Le Temps. 4. Oktober 2023, abgerufen am 4. Oktober 2023. 
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