Optimal foraging (wörtliche Bedeutung: „optimale Nahrungssuche“) ist ein Prinzip derÖkologie, das zu erklären versucht, wieEntscheidungsfindungen bei der Futtersuche und Nahrungsauswahl zustande kommen. Es wird sowohl auf Tiere in derVerhaltensbiologie wie auf Menschen in derArchäologie undEthnologie angewendet. In der Biologie wird auch der deutsche BegriffOptimalitätsmodell verwendet.
Einer der wichtigsten Kernsätze geht davon aus, dass Individuen und soziale Gruppen solche Nahrungsquellen bevorzugen, welche die höchstmögliche Nettoenergieaufnahme (Differenz aus Energieausbeute und Energieaufwand) bieten. Dies setzt jedoch voraus, dass diese Gruppen ihre Nahrungsquellen bewerten und dementsprechend ausnützen. Dabei gibt es zwei Variablen, den Zeitaufwand und die Nahrungseffizienz. Das heißt, diejenige Nahrung wird bevorzugt, bei der das Verhältnis der beiden Variablen zueinander am günstigsten ist. So dient das Konzept dem Versuch, die Beziehungen zwischen Populationen, deren Nahrungsquellen und räumlichen Verbreitung, sowie deren Nahrungsstrategien zu erklären.
SogenannteOptimalitätsmodelle beschreiben ein verhaltensbiologisches System derKosten-Nutzen-Analyse: Nur wenn derNutzen einer Handlung ihreKosten überwiegt, ist sie vorteilhaft und wird umgesetzt. Dabei sollte die Differenz zwischen Nutzen und Kosten möglichst hoch sein.
Das Individuum richtet sein Verhalten danach aus, wie es denNettoenergiegewinn maximieren kann.
Um Kosten und Nutzen in ein optimales Verhältnis zu setzen, lassen sich zwei Strategien anwenden:
Man kann diese Modelle auch auf viele weitere Verhaltensmuster ausweiten. So ist die Kosten-Nutzen-Analyse auch für die Gruppengröße ausschlaggebend: Bei einer großen Gruppe ist der Aufwand für die Verteidigung vor Feinden für das Individuum kleiner und die Erfolgsquote bei der Jagd durch Zusammenarbeit höher, allerdings steigt auch die Anzahl anKonkurrenten, wodurch mehr Zeit für den Kampf um Ressourcen aufgewendet werden muss. Im Idealfall kann so ein optimaler Mittelwert bestimmt werden, auf den sich die Gruppengröße einpendelt und am vorteilhaftesten bestehen kann.
Optimal foraging ging hervor aus ersten Versuchen derNew Archaeology in den 1970er Jahren, die Ressourcennutzung und Siedlungsmuster von prähistorischen Gesellschaften durch die Verfügbarkeit oder Verknappung von Nahrungsmitteln zu erklären.[1] Das Prinzip wurde 1981 in einer Reihe von Veröffentlichungen von Winterhalder und Smith ausformuliert. In der Folge fand es Anwendung aufJäger-und-Sammler-Kulturen, insbesondere zur Erklärung von Änderungen in der Ressourcennutzung aufgrund von Änderungen in Umgebungsfaktoren. Beispiele sind die Einführung vonMahlsteinen im Kulturareal desGroßen Beckens im WestenNordamerikas. Durch zunehmende Trockenheit im mittlerenHolozän mussten die Bewohner von großen Baumsamen wieEicheln auf Nahrungspflanzen mit kleineren Samen, insbesondere Gräser, ausweichen. Angehörige desNumic-Zweiges derUto-aztekische Sprachfamilie erwiesen sich als geschickter in Nutzung dieser neuen Technologie und setzten sich durch. Ihre Nachfahren bewohnen die Region bis heute.
Dabei muss eine differenzierte Betrachtung von Kosten und Nutzen angewendet werden. WennCree-Indianer traditionell im Frühjahr mit erheblichem AufwandBiber jagen, obwohl in dieser Jahreszeit die Jagd aufCaribous einfacher wesentlich größere Mengen Fleisch liefern würde, so erklärt sich das daraus, dass Biber zu dieser Zeit einen wesentlich größeren Fettgehalt aufweisen.[2]