Oni



Oni (japanisch鬼) sindYōkai aus derjapanischen Mythologie. Die Vorstellung reicht vom einfachen neutralen Geist eines Verstorbenen über grimmig-dummeOger-ähnliche Unholde bis zu abgrundtief bösen unbarmherzigen Dämonen.[1][2]
Erscheinung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ikonografisch gehen Oni auf die indischenRakshasa zurück. Sie werden gewöhnlich als hässliche riesige Kreaturen mit scharfen Klauen, wildem Haar und ein bis zwei Hörnern auf ihrem Kopf dargestellt. Meistens sind sie menschenähnlich, manchmal haben sie aber auch eine ungerade Anzahl von Augen oder überzählige Finger und Zehen. Ihre Haut ist von beliebiger Farbe, gewöhnlich jedoch rot, blau oder grün. Ihr grimmiges Erscheinungsbild wird untermalt durch einen Lendenschurz aus Tigerhäuten und eine eisenbewehrte Keule (金棒,kanabō), die sie tragen.[3] Dieses Bild führte zu dem AusdruckOni ni Kanabō (鬼に金棒), wörtlich: „ein Oni mit Eisenkeule“, der „unbesiegbar“ bedeutet.
Ursprung und Verhalten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Während das Erscheinungsbild der Oni den indischen Rakshasa entlehnt wurde, entstammt das Schriftzeichen dem Chinesischen, wobei damit „Geister von Verstorbenen“ (chin.gui) bezeichnet wurden.[4]
Bereits in derHeian-Zeit wurden sie als Menschenfresser und allgemein als Gegenspieler der Menschen bzw. alsTeufel dargestellt. DasNihon Ryōiki nennt Vorfälle, in denenmono (ebenfalls鬼 geschrieben) Menschen in den Wahnsinn trieben. Sie werden als Geister der Verstorbenen beschrieben, die zu Lebzeiten verbittert oder bösartig waren und nun die Lebenden verfluchen. Eifersüchtige Frauen, welche solche Oni wurden, wurden alsHannya (般若) bezeichnet. Andere der chinesischen Mythologie entnommene Beschreibungen sahen sie als Bewohner der Hölle wie die beiden Höllenwächter Gozu (牛頭‚Rinderkopf‘) und Mezu (馬頭‚Pferdekopf‘) an.[4]
Eine bekannte Erzählung von Oni als Menschenfressern findet sich inShuten Dōji, der nahe der HauptstadtHeian-kyō sein Unwesen trieb, bis er vonMinamoto no Yorimitsu erschlagen wurde.[3]
Seit dem 10. Jahrhundert wurden Oni stark mit dem Nordosten (鬼門kimon, deutsch‚Oni-Tor‘) assoziiert,[3] besonders in derYin-Yang-Tradition. Tempel werden beim Bau oft danach ausgerichtet und japanische Gebäude besitzen manchmal L-förmige Einbuchtungen im Nordosten, um Oni abzuwehren;Enryaku-ji am Berg Hiei nordöstlich des Stadtzentrums vonKyōto undKanei-ji in selbiger Richtung von derBurg Edo aus sind Beispiele dafür. Diejapanische Hauptstadt selber bewegte sich im 8. Jahrhundert vonNagaoka-kyō nordostwärts nachHeian-kyō (Kyōto).
Ab dem 13. Jahrhundert finden sich aber auch Beschreibungen von eher tölpelhaften Oni. Diese Abschwächung des Boshaften setzte sich im Laufe der Zeit immer mehr fort, so dass sie auf denUkiyo-e-Schnitten derEdo-Zeit eher schelmisch dargestellt werden.[3]
Besonders im Frühling halten einige Dörfer alljährliche Zeremonien ab, um Oni zu verscheuchen. Während desSetsubun-Festivals werfen die MenschenSojabohnen aus ihren Häusern und rufenOni wa soto! Fuku wa uchi! (鬼は外!福は内!,Dämonen heraus, Glück herein!). Affenstatuen werden auch als Beschützer vor Oni angesehen, da das japanische Wort für AffeSaru gleichlautend mit dem für „verlassen“ ist.
Gegensätzlich zur boshaften Natur, gibt es auch positive Darstellungen von Oni. Japanische Gebäude besitzen manchmal „oni-gesichtige Dachziegel“ (鬼瓦,onigawara), von denen ebenfalls angenommen wird, dass sie Pech fernhalten, ähnlich denWasserspeiern im Westen.[3] BeimHanamatsuri (Blumenfest) inShidara treten als Oni verkleidete Tänzer (Sakaki-oni) auf, die mit ihrem Tanz Segen verteilen und böse Geister abwehren. In derPräfektur Akita gibt es wiederum einenNamahage genannten Brauch, bei dem der Besuch vonKami (raihōshin) aus den Bergen nachgeahmt wird, die unter anderem böse Geister abwehren sollen, wobei diese Kami hier in ihrem Erscheinungsbild Oni ähneln.[4]
Als Lieblingsspiel der Oni gilt das Fangen, und so wird auch in dessen japanischer Fassung der Spieler, welcher an der Reihe ist, Oni genannt (dies gilt ebenfalls für Verstecken).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑ Begriff „Oni (鬼 / おに)“, (englisch / japanisch):[1] auf tangorin.com, abgerufen am 20. März 2018 - Online
- ↑ Begriff „Oni (鬼 / おに)“, (deutsch / japanisch):[2] auf wadoku.de, abgerufen am 20. März 2018 - Online
- ↑abcdeOni undkappa. In: Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Bernhard Scheid, Universität Wien, 9. April 2022, abgerufen am 9. April 2022.
- ↑abcKawamura Kunimitsu: „Oni“. In:Encyclopedia of Shinto.Kokugaku-in, 13. März 2005 (englisch)
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Noriko T. Reider:Transformation of the Oni: From the Frightening and Diabolical to the Cute and Sexy., in:Asian Folklore Studies, 2003, 62/1, pp. 133-57 (PDF-Datei, 877,9 kB; Englisch)