Olof Alfred Gigon (Aussprache (IPA):[ˈoːloːf ʒiˈgɔ̃]; *28. Januar1912 inBasel; †18. Juni1998 inAthen) war einSchweizerklassischer Philologe. Er ist besonders als Philosophiehistoriker und Übersetzer antiker philosophischer Texte bekannt.
Olof Gigon, Sohn des MedizinersAlfred Gigon (1883–1975), wuchs in Basel auf, wo er das humanistische Gymnasium besuchte und anschliessend ein Studium der Klassischen (beiPeter von der Mühll,Kurt Latte,Jacob Wackernagel) undorientalischen Philologie (beiRudolf Tschudi) begann. 1932/1933 verbrachte er ein Semester inMünchen (beiEduard Schwartz,Albert Rehm,Rudolf Pfeiffer,Franz Dölger). Während seines Studiums lernte er Arabisch, Persisch und Türkisch und trat in dieser Zeit auch demSchweizerischen Zofingerverein bei.[1] 1934 wurde Gigon bei Peter von der Mühll mit der DissertationUntersuchungen zuHeraklitpromoviert. Die nächsten zwei Jahre verbrachte er zu Studienzwecken in Paris. 1937habilitierte er sich mit einer Untersuchung zuTheophrasts SchriftÜber die Winde samt textkritischer Ausgabe (ungedruckt).
Bereits 1939, im Alter von 27 Jahren, wurde Gigon als ordentlicher Professor der klassischen Altertumswissenschaften an dieUniversität Fribourg berufen. Er war einer der Mitbegründer der ZeitschriftMuseum Helveticum (1944). Nach demZweiten Weltkrieg war er von 1946 bis 1948 zur Unterstützung des Lehrbetriebs Gastprofessor in München. 1948 wurde Gigon als Professor der Latinistik an dieUniversität Bern berufen, wo er bis zu seinerEmeritierung 1982 und darüber hinaus wirkte. Im akademischen Jahr 1966/1967 war er Rektor der Universität. Er erhielt 1966 die Ehrendoktorwürde derUniversität Göteborg und 1974 die derUniversität Athen. In Athen verbrachte er auch seine letzten Lebensjahre. Philologen wieHellmut Flashar undWolfgang Kullmann würdigten seine Verdienste in Nachrufen.
Er war korrespondierendes Mitglied derBayerischen Akademie der Wissenschaften (1948), derKöniglichen Wissenschafts- und Literaturgesellschaft in Göteborg (1966), derKöniglichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala (1971) und derAkademie von Athen (1975).
Gigon war einer der bedeutendsten Philosophiehistoriker des 20. Jahrhunderts und beschäftigte sich mit der ganzen Bandbreite der antiken Philosophie. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, darunterDer Ursprung der griechischen Philosophie (1945),Grundprobleme der antiken Philosophie (1959) undDie antike Kultur und das Christentum (1967).
Ein Beispiel für seine Arbeit ist die Entmythisierung der Gestalt desSokrates. Gigon stellte heraus, dass der Sokrates, wie er bei seinem SchülerPlaton dargestellt wird, ein Medium der eigenen Weltanschauung Platons darstellt. Gigon war darüber hinaus der Meinung, dass sämtliche Problemstellungen der modernen Philosophie bereits in der antiken Philosophie erkennbar sein müssten, wenn auch teilweise nur in Ansätzen. Die Arbeit blieb das umstrittenste Werk von Gigon.[2] Er suchte seine Thesen teilweise in seinem Kommentar zu Xenophons Erinnerungen an Sokrates zu begründen, von denen aber nur die ersten beiden Teile erschienen.
In derSammlung Tusculum erschienen von ihm Übersetzungen derNikomachischen Ethik von Aristoteles, von Cicero (unter anderem Vom Wesen der Götter, Gespräche in Tusculum), und in derBibliothek der Alten Welt eine Auswahlausgabe von Aristoteles, Epikur, Boethius (Trost der Philosophie) und eine Platon Ausgabe (1974).
Er war Mitherausgeber desLexikon der Alten Welt und verfasste dafür viele Artikel. Außerdem war er Mitherausgeber derSchweizerischen Beiträge für Altertumswissenschaft.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Gigon, Olof |
| ALTERNATIVNAMEN | Gigon, Olaus |
| KURZBESCHREIBUNG | Schweizer klassischer Philologe und Philosophiehistoriker |
| GEBURTSDATUM | 28. Januar 1912 |
| GEBURTSORT | Basel |
| STERBEDATUM | 18. Juni 1998 |
| STERBEORT | Athen |