Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

Obregonia denegrii

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet vonObregonia)
Zur Navigation springenZur Suche springen
Obregonia denegrii

Obregonia denegrii

Systematik
Ordnung:Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie:Kakteengewächse (Cactaceae)
Unterfamilie:Cactoideae
Tribus:Cacteae
Gattung:Obregonia
Art:Obregonia denegrii
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Obregonia
Frič
Wissenschaftlicher Name der Art
Obregonia denegrii
Frič

Obregonia denegrii ist die einzigePflanzenart dermonotypischen GattungObregonia in der Familie derKakteengewächse (Cactaceae). Derbotanische Name wurde zu Ehren des damaligen mexikanischen PräsidentenÁlvaro Obregón vergeben.[1] DasEpitheton der Art ehrt den mexikanischen PolitikerRamón P. de Negri. Die Einheimischen bezeichnen die Art in der spanischen Verkleinerungsform des Gattungsnamens als „Obregonita“. Ein im Englischen gebräuchlicherTrivialname ist „Artichoke Cactus“.

Die Gattung ist ausschließlich in einem kleinen Gebiet im mexikanischenTal von Jaumave verbreitet und gilt als gefährdet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Vegetative Merkmale

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Obregonia denegrii wächst meist einzeln mit fast kugelförmigen, grünlich braunen, an der Spitze eingesenktenTrieben, die kaum aus dem Boden herausragen, und besitzt große spindelförmigeWurzeln. Sie erreichen Wuchshöhen von 1 bis 6 Zentimetern und Durchmesser von 2,5 bis 20 Zentimetern (selten bis 30 Zentimeter).Rippen sind nicht vorhanden. Die glatten, festen und derben abstehendenWarzen sind spiralförmig angeordnet. Sie stehen an der Basis gedrängt, sind an der Unterseite gerundet und nach oben hin zugespitzt. Die Warzen sind 5 bis 15 Millimeter lang und an ihrer Basis 7 bis 15 Millimeter breit. Auf ihren Spitzen sitzen die anfangsbewolltenAreolen, die später verkahlen.[2] Die den Areolen entspringenden drei bis vier weißlich braunen, etwas biegsamenDornen sind abstehend oder leicht gebogen und 5 bis 15 Millimeter lang. Die Dornen sind häufig nicht ausdauernd und fallen ab.[2][3]

Blüten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die an der Triebspitze aus jungen Areolen erscheinendenBlüten öffnen sich am Tag. Sie sind 2 bis 2,5 Zentimeter lang und weisen Durchmesser von 1 bis 2,5 Zentimeter auf. DasPerikarpell ist kahl.[4] Die äußerenBlütenhüllblätter besitzen einen bräunlich roten Mittelstreifen und einen weißlichen Rand. Sie sind ganzrandig und zugespitzt. Die größten von ihnen sind elliptisch geformt, 7 bis 10 Millimeter lang und 1 bis 1,5 Millimeter breit. Die weißen inneren Blütenhüllblätter sind ebenfalls ganzrandig, zugespitzt und die größten von ihnen elliptisch mit einer Länge von 8 bis 14 Millimetern und einer Breite von 1 bis 1,5 Millimetern.[3]

DieStaubbeutel sind gelb, derGriffel weiß und 10 bis 13 Millimeter lang. Die vierteilige grünlich weißeNarbe hat eine Länge von 0,5 bis 1 Millimetern. DerFruchtknoten ist zur Blütezeit kahl.[3]

Früchte und Samen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die keulenförmigen, weißlich braunen, kahlenFrüchte sind anfangs fleischig und vertrocknen bei der Reife. Sie sind 16 bis 25 Millimeter lang und weisen Durchmesser von 3 bis 6 Millimeter auf. Nur selten haftet an ihnen ein Blütenrest. Die Früchte enthalten birnenförmige schwarzeSamen, die 1 bis 1,4 Millimeter lang sind sowie 0,7 bis 1 Millimeter Durchmesser erreichen. DieSamenschale ist fein gewarzt, dasHilum schmal dreieckig. Der eiförmigeKeimling ist hochsukkulent. Die Früchte besitzen keinen Öffnungsmechanismus. Sie verwittern an der Pflanze und setzen so die Samen frei.[3]

Genetik

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

DieBasischromosomenzahl der Gattung entspricht mitx=11{\displaystyle x=11} der aller Kakteengewächse.[3]

Ökologie

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

DieBlütezeit reicht vom Mai bis in den September. Die Früchtereifen gegen Ende des Winters bzw. zu Beginn des Frühlings.[4] Die Früchte besitzen keinen Öffnungsmechanismus. Sie verwittern an der Pflanze und setzen so die Samen frei.[3] Über dieBestäuber und dieAusbreitung der Samen gibt es keine Angaben.

Verbreitung und Standorte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Das Verbreitungsgebiet vonObregonia denegrii ist auf das Tal von Jaumave im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas beschränkt.

Die Pflanzen kommen ausschließlich im Tal von Jaumave im BundesstaatTamaulipas inMexiko vor. Auf einer Fläche von 350 km² existieren fünf einzelnePopulationen mit insgesamt weniger als 5000 Exemplaren.[5] Die Pflanzen wachsen an Hängen auf stark verwittertemLehm und Kalkschotter, meist im Schatten von Sträuchern. Als Begleitvegetation sindJatropha spathulata,Prosopis juliflora,Acacia farnesiana,Yucca filifera,Cordia boissieri sowie die KakteenartenOpuntia engelmannii,Cylindropuntia leptocaulis, verschiedeneMammillaria-Arten,Coryphantha palmeri,Neolloydia grandiflora undAriocarpus trigonus vorhanden.[6]

Systematik

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die ersten Pflanzen wurden 1923 vonAlberto Vojtěch Frič undMarcelino Castañeda gefunden. DieErstbeschreibung der Gattung und ihrer einzigen Art erfolgte 1925 durch Alberto Vojtěch Frič.[7]Obregonia denegrii wird innerhalb der Familie derKakteengewächse in die TribusCacteae eingeordnet. DieTypifizierung erfolgte 1967 durchEdward Frederick Anderson, der ein 1924 von Frič anJoseph Nelson Rose geschicktes Exemplar zumLektotypus bestimmte. DieserHerbarbeleg wird imUnited States National Herbarium aufbewahrt.

Molekulargenetische Untersuchungen ergaben eine enge Verwandtschaft zu den GattungenLophophora undAcharagma.[8]

 Lophophora Klade 



Acharagma aguirreanum


   

Acharagma roseanum



   

Lophophora diffusa



   

Lophophora williamsii


   

Obregonia denegrii




Synonyme sindAriocarpus denegrii(Frič)W.T.Marshall undStrombocactus denegrii(Frič)G.D.Rowley.

Inhaltsstoffe

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Bezogen auf dieTrockenmasse wurden inObregonia denegrii 0,003 %Tyramin, 0,002 %Hordenin und 0,0002 %N-Methyltyramin nachgewiesen. Diese Substanzen zählen zu denβ-Phenylethylaminen und sindSympathomimetika, das heißt, sie wirken stimulierend auf das sympathische Nervensystem.[9] Ein aus den Pflanzen hergestellter Extrakt wirktantibiotisch.[10][11]

Nutzung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

ObwohlObregonia denegrii zu den manchmal als „Peyote“ bezeichneten Kakteenarten gezählt wird, enthält es keinMescalin. Eine Nutzung zuzeremoniellen Zwecken, wie beiLophophora williamsii, ist nicht bekannt.[12] Einheimische sollen aus den Pflanzen ein Mittel gegenRheuma herstellen.[13]

Gefährdung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In der ersten umfassenden Liste bedrohter Pflanzen von 1978 stufte die WeltnaturschutzunionIUCNObregonia denegrii als „Vulnerable“ (gefährdet) ein, oder möglicherweise sogar „Endangered“ (stark gefährdet). Als Gründe wurden das maßlose Sammeln und der illegale Export für den Verkauf im Gartenbauhandel angegeben.[14] Auf Vorschlag derVereinigten Staaten wirdObregonia denegrii seit dem 6. Juni 1981 inAnhang I desWashingtoner Artenschutz-Übereinkommens geführt. Im Ergebnis einer 1999 von CITES in Auftrag gegebenen Evaluierung des Gefährdungsgrades schlugJonas Martin Lüthy 2001 vor, die Art in den CITES Anhang II zurückzustufen, da keine akute Gefährdung festzustellen sei.[15] Mexiko widersprach diesem Vorschlag und berief sich auf das 1994 etablierte „Precautionary Principle“ (Vorsorgeprinzip), da die tatsächlich vorliegenden Daten nur unzureichend seien und sich widersprächen.[16] In derRoten Liste gefährdeter Arten der IUCN wurdeObregonia denegrii 2002 erneut als „Vulnerable (VU)“, d. h. gefährdet, eingestuft.[5] Untersuchungen aus dem Jahr 2010 bestätigten diesen Gefährdungsgrad.[17] Seit dem Jahr 2013 wird die Art in der aktualisierten Liste der IUCN als „Endangered (EN)“, d. h. stark gefährdet, geführt.[5]

Nachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Edward F. Anderson:Das große Kakteen-Lexikon. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2005,ISBN 3-8001-4573-1,S. 445. 
  • Edward F. Anderson:Study of the Proposed Genus Obregonia (Cactaceae). In:American Journal of Botany. Band 54, Nummer 7, 1967, S. 897–903,JSTOR:2440911.
  • Curt Backeberg:Die Cactaceae: Handbuch der Kakteenkunde. 2. Auflage.Band V. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart New York 1984,ISBN 3-437-30384-8,S. 2867–2869. 
  • Alwin Berger:Illustrierte Handbücher sukkulenter Pflanzen: Kakteen. Eugen Ulmer, Stuttgart 1929, S. 260.
  • Hans Krainz:Gattung Obregonia. In:Die Kakteen. 1974, Lieferung C VIII b.
  • Alfons und Edeltraud Laußer:Ein Stern aus dem Jaumavetal. Am Standort von Obregonia denegrii Fric. In:Kakteen und andere Sukkulenten. Band 49, Nummer 4, 1998, S. 80–84.

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Lotte Burkhardt:Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II.Botanic Garden and Botanical Museum Berlin,Freie Universität Berlin, Berlin 2018,ISBN 978-3-946292-26-5doi:10.3372/epolist2018.
  2. abEdward Frederick Anderson:Study of the Proposed Genus Obregonia (Cactaceae). In:American Journal of Botany. Band 54, Nummer 7, 1967, S. 900.
  3. abcdefEdward Frederick Anderson:Study of the Proposed Genus Obregonia (Cactaceae). In:American Journal of Botany. Band 54, Nummer 7, 1967, S. 902–903.
  4. abEdward Frederick Anderson:Study of the Proposed Genus Obregonia (Cactaceae). In:American Journal of Botany. Band 54, Nummer 7, 1967, S. 901.
  5. abcObregoniadenegrii in derRoten Liste gefährdeter Arten derIUCN 2021-1. Eingestellt von: Gómez-Hinostrosa, C. & Guadalupe Martínez, J., 2009. Abgerufen am 16. April 2021.
  6. Edward Frederick Anderson:Study of the Proposed Genus Obregonia (Cactaceae). In:American Journal of Botany. Band 54, Nummer 7, 1967, S. 898.
  7. Alberto Vojtěch Frič:Obregonia denegrii. In:Život v Přírodě. Band 29, Nummer 2, 1925, S. 1–4.
  8. Charles A. Butterworth, J. Hugo Cota-Sanchez, Robert S. Wallace:Molecular Systematics of Tribe Cacteae (Cactaceae: Cactoideae): A Phylogeny Based on rpl16 Intron Sequence Variation. In:Systematic Botany. Band 27, Nummer 2, 2002, S. 263,PDF.
  9. J. M. Neal, P. T. Sato, J. L. McLaughlin:Cactus Alkaloids. XI. Isolation of Tyramine, N-Methyltyramine, and Hordenine from Obregonia denegrii. In:Economic Botany. Band 25, Nummer 4, 1971, S. 382–384,JSTOR:4253287.
  10. James A. McCleary, David L. Walkington:Antimicrobial Activity of the Cactaceae. In:Bulletin of the Torrey Botanical Club. Band 91, Nummer 5, 1964, S. 361–369,JSTOR:2483428.
  11. Timothy Johnson:CRC Ethnobotany Desk Reference. CRC Press, 1999,ISBN 084931187X, S. 560.
  12. Edward F. Anderson:The Cactus Family. Timber Press, Portland (Oregon) 2001,ISBN 0-88192-498-9,S. 64. 
  13. Alfons und Edeltraud Laußer:Ein Stern aus dem Jaumavetal. Am Standort von Obregonia denegrii Fric. S. 84.
  14. Gren Lucas, Hugh Synge (Hrsg.):The IUCN Plant Red Data Book: Comprising Red Data Sheets on 250 Selected Plants Threatened on a World Scale. IUCN, 1978,ISBN 2880322022, S. 107–108.
  15. Jonas M. Lüthy:Final Report. Review of the CITES Appendices on behalf of the Plants Committee: Appendix I-Cactaceae. 2001, S. 6–7 (PDF).
  16. Comments by Mexico on the Proposal to Transfer Mexican Cactaceae from Appendix I to II.PDF
  17. Héctor M. Hernández, Carlos Gómez-Hinostrosa, Gibrán Hoffmann:Is geographical rarity frequent among the cacti of the Chihuahuan Desert? In:Revista Mexicana de Biodiversidad. Band 81, 2010, S. 163–175,PDF

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons:Obregonia denegrii – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel wurde am 13. Dezember 2010 indieser Version in die Liste derlesenswerten Artikel aufgenommen.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Obregonia_denegrii&oldid=243711943
Kategorien: