Obergaden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Dieser Artikel beschreibt das Bauelement der Basilika, zum Oberstübchen des Wohnturms sieheGaden, ein ähnliches Bauelement bei Schienenfahrzeugen wirdOberlichtaufbau genannt.
Obergaden an derStralsunderNikolaikirche

DerObergaden, auch alsLichtgaden oderFenstergaden bezeichnet (lateinischclaristorium oderclerestorium,englischclerestory oderoverstorey,französischclaire-voie,italienischcleristorio), ist die obere Wandfläche des Mittelschiffs einerBasilika.

Der Obergaden befindet sich über den meist alsPultdächer ausgeführten Dächern derSeitenschiffe und ist mit Fenstern durchbrochen. Als solches ermöglicht der Obergaden eine direkte Belichtung des Mittelschiffes. Die Fenster in den Außenwänden der Seitenschiffe werden in Gegenüberstellung zum Obergaden auch als „Untergaden“ bezeichnet.

Im Gegensatz zur Basilika ist das Mittelschiff einerHallenkirche ohne Obergaden und wird durch die Fenster der Seitenschiffe belichtet. Ist der Obergaden deutlich ausgebildet aber fensterlos, spricht man von einerPseudobasilika. Bei (anderen)Staffelhallen ragt das Mittelschiff zwar auch höher als die Seitenschiffe, aber es gibt keine oder kaum Wände über den Arkaden.

Osnabrücker Dom, Kämpfer der Gewölbe an der Basis des Obergadens, wederTriforiumsgeschoss noch Empore

Inhaltsverzeichnis

Formen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
St. Lorenz inKempten (Allgäu),barocker Obergaden mit niedrigen Halbkreisfenstern
St. Lorenz in Kempten von außen

Der Obergaden kann sehr unterschiedlich ausgebildet sein. Außer dem Höhenunterschied von Mittelschiffstraufe und Seitenschiffsdächern ist von Bedeutung, auf welcher Höhe die Mittelschiffsgewölbe im Verhältnis zu Seitenschiffsdächern und Obergadenfenstern liegen.

Entstehung des Begriffs

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der Obergaden überragt die Wirtschaftsgebäude des Mittelalters, d. h. die an die Außenwand der Kirche angebauten „Gaden“ (auch:Gadem = „Verschlag“, „Schuppen“, „Haus“), und erhält daher seinen Namen, den er auch bei den späteren mehrschiffigen Kirchengebäuden beibehält, deren Anbauten weiter vom Hauptschiff abrücken.[1] Freistehende Kirchen sind im Übrigen erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts üblich, im Städtebau des Mittelalters waren die Kirchen fest umbaut.[2]

  • Paris, 16. Jh., Notre-Dame (Modell): Die freien Plätze um die Stadtkirchen sind eine städtebauliche „Erfindung“ des 19. Jh.
    Paris, 16. Jh.,Notre-Dame (Modell): Die freien Plätze um die Stadtkirchen sind eine städtebauliche „Erfindung“ des 19. Jh.
  • Wien, Stephansdom: Reste der Gadenbauten bis heute erhalten
    Wien,Stephansdom: Reste der Gadenbauten bis heute erhalten

Quellen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Wilfried Koch:Baustilkunde. Das Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart. 33. Auflage. Prestel, München-London-New York 2016,ISBN 978-3-7913-4997-8, S. 465.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Obergaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Obergaden – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Barbara Schock-Werner:Die Bauten im Fürstbistum Würzburg unter Julius Echter von Mespelbrunn 1573–1617 – Struktur, Organisation, Finanzierung und künstlerische Bewertung. Schnell + Steiner, Regensburg 2005,ISBN 9783795416232, S. 269.
  2. Hans-Eckhard Lindemann:Historische Ortskerne in Mainfranken. Geschichte, Struktur, Entwicklung. Callwey, München 1989,ISBN 9783766709189, S. 90 ff.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Obergaden&oldid=243310412
Kategorien: