Oberbieber
Oberbieber StadtNeuwied | ||
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Koordinaten: | 50° 28′ N,7° 30′ O50.4733333333337.5011111111111100Koordinaten:50° 28′ 24″ N,7° 30′ 4″ O | |
Höhe: | 100 m ü. NHN | |
Einwohner: | 4778 (30. Juni 2021)[1] | |
Eingemeindung: | 7. November 1970 | |
Postleitzahl: | 56566 | |
Vorwahl: | 02631 | |
Lage von Oberbieber in Rheinland-Pfalz |

Oberbieber ist einStadtteil vonNeuwied inRheinland-Pfalz. Bis zur Eingemeindung in die Stadt Neuwied am 7. November 1970 war Oberbieber eine eigenständige Ortsgemeinde.
Lage
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Oberbieber liegt etwa 7 km nördlich vom Stadtkern entfernt am Nordrand desNeuwieder Beckens und am Fuße desWesterwaldes an der ehemaligenBundesstraße 256, jetzt L 260. In Oberbieber kreuzen sich dieDeutsche Limesstraße, dieHistorische Raiffeisenstraße und der rechtsrheinische FernwanderwegRheinsteig.
Nachbargemeinden sind:Anhausen,Gladbach (Stadtteil),Niederbieber (Stadtteil),Melsbach undRengsdorf.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ortsname
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Ursprung des Ortsnamens ist mit großer Sicherheit vomAubach übernommen, der in einer Rengsdorfer Urkunde von 857 unter der Bezeichnung „biuira“ aufgeführt ist. Diese Bezeichnung kann „Biberbach“ bedeuten, aber auch „braunes Sumpfwasser“, wobei die Eisenerzadern in diesem Tal sehr wahrscheinlich durchEisenoxid zur Rostfärbung beigetragen haben.
In Urkunden gibt es für den Ort verschiedene Schreibweisen: 1021 „Bivera“, 1204 „Biverne“, 1263 „Oberbiberne“, 1328 „Byvern“, 1359 „Ober-Blieberen“, 1376 „Bevern“, 1404 „Ober-Beveren“, 1560 „Bieber“, 1613 „Dorff Oberbivern“.
Mittelalter und Neuzeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Eine Urkunde belegt die Existenz Oberbiebers erstmals am 10. August 1021, alsKaiser Heinrich II. sein Kammergut „Bivera in pago Engiresgovve“ dem Nonnenkloster des hl. Petrus, genanntDietkirchen, innerhalb derBonner Vorstadt schenkte, nachdem er es von der Witwe seines Arztes Landerich zurückerworben hatte.[2]
Von 1050 bis 1100 errichtete das Stift eine dem heiligen Nikolaus geweihte Kapelle, deren romanische, zweigeschossige Apsis heute noch als Chor erhalten ist. Auf den Fundamenten der Kapelle steht die heutige Evangelische Kirche.
Im Jahr 1315 kam das Gut samt Kapelle durch Tausch in den Besitz derAbtei Rommersdorf.
GrafJohann IV. zu Wied erwarb im Jahr 1575 die Kapelle und die dazugehörigen Güter wiederum im Tauschverfahren. Oberbieber gehörte damit zurGrafschaft Wied.
Oberbieber wurde im Laufe der Geschichte mehrmals von Krieg und Seuchen heimgesucht: Um 1390 und im Jahre 1664 wüteten hier diePest und dieSchwarzen Blattern.
1582 richtete der KurfürstGebhard I. von Waldburg, Erzbischof zu Köln, riesige Schäden in wiedischen Landen an.
ImDreißigjährigen Krieg durchzogen immer wieder Söldnerscharen das wiedische Land und plünderten die Bevölkerung aus, so 1639 die Schweden. Über die Hälfte der Einwohner kam in jener Zeit um.
Die Truppen des SonnenkönigsLudwig XIV. zerstörten bei ihren Raubkriegen im Jahre 1673 die Kirche zu Oberbieber vollständig, die erst 85 Jahre später wieder aufgebaut werden konnte. In den Jahren von 1794 und 1797 verwüsteten französische Revolutionstruppen Oberbieber erneut.
Entwicklung des Orts
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Verlaufe der wechselvollen Geschichte prägten Weinanbau (bis 1830),Mühlen undHammerwerk (insgesamt 10),Lohgerberei,Töpferei, Land- undForstwirtschaft die Entwicklung des Ortes.
Bis zum Jahre 1912 sind in Oberbieber nochWingerte nachweisbar. In früheren Jahrhunderten war wohl die gesamte Südflanke des Wingertsberges mit Rebstöcken bepflanzt (Flurnamen „Im Weinbergsberg“ und „Auf dem Weinbergsberg“).
Es gab insgesamt 10 Wassermühlen: Die älteste unter ihnen war die Abtsmühle. Sie gehörte mehrere Jahrhunderte den KlösternWülfersberg oderRommersdorf. Später diente sie nacheinander alsPapiermühle,Knochenmühle undWalkmühle. Dem Namen nach bekannter ist der Kupferhammer (die spätere Farbmühle Jüngst, die etwa 1955 abgerissen wurde). Dort hämmerte man Kupfer, welches damals auch aus einigen Stollen im Aubachtal kam.
Früher war die Trinkwasserversorgung in Oberbieber durch sieben öffentliche Brunnen sichergestellt. Außerdem ist noch die Lage von über 30 Hausbrunnen bekannt. Erst im Jahre 1890 baute man eine Wasserleitung.
Die Zeit der Petroleumslampen endete vor rund 86 Jahren. In der Friedrich-Ebert-Schule brannten die elektrischen Glühlampen zum ersten Male am 31. Januar 1912.
Ab dem 19. Juli 1901 konnte man mit einer elektrischen Bahn halbstündlich von Oberbieber nachNeuwied fahren. Der Fahrpreis betrug 21 Pfennig. Die Umstellung auf Busse erfolgte Ende Oktober 1950 (Fahrpreis 35 Pfennig).
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist Oberbieber Sitz der Firma Rech-Laternen, einer der bedeutendsten Außenlaternen-Hersteller in Deutschland.
Gemeinde Oberbieber
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Oberbieber gehörte zumKirchspielgericht Bieber (Niederbieber) und bis 1806 zurGrafschaft Wied bzw. seit 1784 zum Fürstentum Wied-Neuwied. 1806 kam Oberbieber zumHerzogtum Nassau und 1815 zumKönigreich Preußen. Unter der preußischen Verwaltung wurde Oberbieber eine Gemeinde imStandesherrlichen Kreis Neuwied, der zumRegierungsbezirk Koblenz und von 1822 an zurRheinprovinz gehörte und von derBürgermeisterei Heddesdorf verwaltet wurde. Derstandesherrliche Sonderstatus bedeutete, dass mit Ausnahme der Hoheits-, Militär- und Steuerangelegenheiten, die dem KönigreichPreußen zustanden, die Gemeinde und deren Einwohner bis 1848 weiterhin der Fürstlichen Regierung unterstanden. Seit 1946 gehört Oberbieber zu dem damals neu gebildeten LandRheinland-Pfalz.
Im Zuge der Mitte der 1960er Jahre begonnenen rheinland-pfälzischen Gebiets- undVerwaltungsreform wurde durch das „Achte Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz“ vom 28. Juli 1970, das am 7. November 1970 in Kraft trat, die heutige Stadt Neuwied neu gebildet.[3] Mit Beschluss des Stadtrats Neuwied vom 22. Januar 1971 wurde Oberbieber ein Stadtteil, welcher durch einenOrtsbeirat und einenOrtsvorsteher vertreten wird.
Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ortsbeirat
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DerOrtsbeirat in Oberbieber besteht aus 8 Ratsmitgliedern, die bei derKommunalwahl am 9. Juni 2024 in einerpersonalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und derehrenamtlichenOrtsvorsteherin als Vorsitzender.
Die Sitzverteilung im Ortsbeirat:
Wahl | SPD | CDU | FWG | WGH | Gesamt |
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2024 | 3 | 2 | 3 | – | 8 Sitze[4] |
2019 | 3 | 2 | 3 | – | 8 Sitze[5] |
2014 | 5 | 3 | – | – | 8 Sitze |
2009 | 3 | 3 | – | 2 | 8 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe Oberbieber e. V.
- WGH = Wählergruppe Hartenfels
Ortsvorsteher
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Maren Dümmler (SPD) wurde am 3. September 2024 Ortsvorsteherin von Oberbieber.[6] Bei derStichwahl am 23. Juni 2024 hatte sie sich mit einem Stimmenanteil von 54,7 % gegen den Amtsinhaber durchgesetzt,[7] nachdem bei derDirektwahl am 9. Juni 2024 keiner der ursprünglich drei Bewerber eine ausreichende Mehrheit erreicht hatte.[8]
Ortsvorsteher seit 2009:
- 2009–2019: Ingrid Ely-Herbst, SPD
- 2019–2024: Rolf Löhmar, FWG[6]
- seit 2024: Maren Dümmler, SPD
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Kirche wurde auf den alten Fundamenten der Nikolauskapelle aus dem 11. Jahrhundert erbaut. Von dieser Kapelle ist die romanische, zweigeschossige Apsis heute noch als Chor erhalten. Sie gilt als das älteste kirchliche Baudenkmal im Landkreis Neuwied. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden zwei die Apsis flankierende viergeschossige, spätromanische Türme errichtet. Der nördliche Turm wurde im 17. Jahrhundert bei einer Brandschatzung des Dorfes stark beschädigt und musste abgerissen werden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ersetzte man das alte Kirchenschiff durch ein einschiffiges, flachgedecktes Langhaus mit je drei Rundbogenfenstern an den Längsseiten. Im Jahr 1935 wurde an Stelle des ehemaligen Nordturms eine Sakristei angefügt.
- Limes und Wachturmrekonstruktion
Inrömischer Zeit verlief derObergermanische Limes durch das Gebiet des heutigen Oberbiebers. Auf dem Wingertsberg wurde 1970 die Rekonstruktion eines Limes-Wachturmes errichtet, der sich in einiger Entfernung zum originalenBefund des WachturmsWp 1/37 befindet, dessen Überreste noch als flacher, plateauartiger Schutthügel im Gelände erkennbar sind. Auch der benachbarte Wp 1/38 ist im Gelände auszumachen. Heute erschließt derLimeswanderweg die Strecke dieser ehemaligen Grenze zwischen dem Römischen Reich undGermanien.[9]
- Hermesplatz
Am nördlichen Ortsausgang befindet sich unter uraltenEichen der alte „Hermesplatz“, der, nachdem sich nach Ende desZweiten Weltkrieges die „Westerwälder Steppdeckenfabrik“ in dem ursprünglich geplantenJugendheim eingerichtet hat, die Bezeichnung „Unter den Eichen“ trägt.Der Hermesplatz, sein Name deutet auf den griechischen GötterbotenHermes, denGott des Handels, hin und ist der älteste bekannteHandelsplatz der einstigen Grafschaft Wied-Neuwied.Bis Mitte des17. Jahrhunderts wurden auf diesem uralten Handelsplatz die bedeutendstenMärkte der alten Grafschaft Wied-Neuwied abgehalten. Auf Grund einer Bestimmung des Stadtrechtsprivilegs vom Jahre 1662 für die neugegründeteResidenzstadt Neuwied wurden diese Märkte wegen ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung durch Verfügung des damaligenLandesherrn, des GrafenFriedrich III (Wied), von Oberbieber nach dort verlegt, nachdem sie schon Jahrhunderte hindurch regelmäßig auf dem Hermesplatz in Oberbieber abgehalten worden waren. Neben der Nutzung als Marktplatz war der Hermesplatz zudem dieGerichtsstätte. Heute wird der einstmals historische Handelsplatz alsPark- undBuswendeplatz genutzt.[10]
- Aubach-Stausee
Der Aubach-Stausee wurde im Juli 1971 der Öffentlichkeit übergeben und dient sowohl der Wasserregulierung des Aubachs wie auch als Naherholungsgebiet der Stadt Neuwied. Er ist auch bekannt als „Schwanenteich“, obwohl dieser Name älter ist als der Stausee und eigentlich einem kleinen Teich galt, der ursprünglich seitlich des heutigen Stausees gelegen hatte. Dennoch leben heute auf dem Stausee Schwäne.
- Burg Braunsberg
Die außerhalb des Stadtteils, auf derGemarkung OrtsgemeindeAnhausen, liegendeBurg Braunsberg wurde um 1200 erbaut. Heute ist auf dem Gelände der Ruine eine Revierförsterei der fürstlich-wiedischen Forstverwaltung angesiedelt. Ein kleiner Kreis von Interessierten und Historikern arbeitet in den letzten Jahren intensiver an der Sicherung von Informationen über die Burg und daran, das Wissen über sie und ihre Vergangenheit als Teil der Geschichte der Region und ihrer Menschen bekannter zu machen.
Siehe auchListe der Kulturdenkmäler in Neuwied
Infrastruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Oberbieber gehört zum Naherholungsgebiet der Stadt Neuwied mit Freibad und vielen ruhigen und beschaulichen Wanderwegen.
Das gesellschaftliche Leben ist durch eine rege Vereinstätigkeit gekennzeichnet, etwa Sportverein (VfL Oberbieber mit Fußball, Turnen, Gymnastik, Volleyball, Tischtennis), Männer-, Frauen- und Ev. Kirchenchor, Heimat- und Verschönerungsverein, Angelsportverein, Reiterverein Neuwied, Burschenverein, Verein der Aquarien- und Naturfreunde, Geselligkeitsvereine (Aubacher Jonge, Gesellschaft Edelweiß 1909, Gesellschaft Fidel, Verein Geselligkeit) Karnevalsverein, Möhnenverein, Imkerverein, Schäferhundeverein, AWO Ortsverband sowie einem Pfadfinderstamm derDeutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), der in seinem Haus auch überörtliche Veranstaltungen für Pfadfinder anbietet. Politische Parteien sind durch den Ortsverein der SPD und den Ortsverband der CDU vertreten.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Arno Schmidt:Oberbieber 1021 bis 2021. Streifzüge durch 1000 Jahre Ortsgeschichte, 2021.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Stadt Neuwied: Unsere Stadt in Zahlen. Abgerufen am 3. Februar 2024.
- ↑MGH, DD H II. 446, S. 568.
- ↑Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]:Statistische Bände.Band 407). Bad Ems Februar 2016,S. 173 (PDF; 2,8 MB).
- ↑Ortsbeiratswahlen (Verhältniswahlen): 9. Juni 2024, Oberbieber. Stadt Neuwied, abgerufen am 20. September 2024.
- ↑Europa- und Kommunalwahlen 2019 – Wahlergebnisse. Stadt Neuwied, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2019; abgerufen am 6. Juni 2019.
- ↑abNiederschrift der öffentlichen konstituierenden Sitzung des Ortsbeirats Oberbieber. (PDF; 113 kB) In: Sitzungsdienst. Stadt Neuwied, abgerufen am 20. September 2024.
- ↑Ortsvorsteher-Stichwahlen: 23. Juni 2024, Oberbieber. Stadt Neuwied, abgerufen am 19. September 2024.
- ↑Ortsvorsteherwahl: 9. Juni 2024, Oberbieber. Stadt Neuwied, abgerufen am 20. September 2024.
- ↑Cliff Alexander Jost:Der römische Limes in Rheinland-Pfalz. Archäologische Denkmalpflege, Amt Koblenz, 2008,ISBN 3-929645-07-6, S. 74f.
- ↑Heimatkalender des Landkreises Neuwied 1966, S. 126
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Oberbieber in der Internetpräsenz der Stadt Neuwied
- Literatur überOberbieber in derRheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
- 1000 Jahre Oberbieber. Heimat- und Verschönerungsverein Oberbieber e. V., abgerufen am 11. Dezember 2021.