Der a-Moll-Dreiklanga0–c1–e1, notiert in den fünf heutzutage gebräuchlichsten Schlüsseln
Notenschlüssel (lateinischclavis,italienischchiave,englisch/französischclef „Schlüssel“) dienen in derMusiknotation dazu, imNotensystem festzulegen, welche Tonhöhe die fünf Notenlinien repräsentieren. Jeder Schlüssel hat dafür einen Referenzton, aus dessen Position sich die Lage der anderen Töne ableitet, die Bedeutung der Notenlinien erschließt sich erst durch denSchlüssel. Die verschiedenen Notenschlüssel repräsentieren unterschiedliche Tonlagen; für jedes Instrument und jede Stimmlage ist einer der Schlüssel besonders gut geeignet.
Musikalische Schlüssel unterlagen einer ständigen Evolution, die über Jahrhunderte andauerte. Seit dem späten 19. Jahrhundert werden noch fünf Schlüssel (bzw. vier, wenn der oktavierte Violinschlüssel nicht einbezogen wird) verwendet.
Die heute gebräuchlichen Schlüssel und ihre Anwendung
Der heute allgemein gebräuchliche Violinschlüssel (engl.treble clef) ist einG-Schlüssel, der das g1 auf der zweiten (von unten gezählten) Notenlinie festlegt. Er wird für hohe Gesangsstimmen (Frauen, Knaben),Violine, hoheBlasinstrumente (u. a. Flöte, Klarinette, Oboe, Trompete) oder die rechte Hand beiTasteninstrumenten verwendet, manchmal auch für die Notation hoher Lagen bei tiefen Instrumenten wie Bratsche oder Cello. Ferner wird der Violinschlüssel bei einigen tiefen Blasinstrumenten, die mit einem Sopraninstrument verwandt sind, transponierend verwendet: bei der Familie derSaxophone, derKlarinetten und beimTenorhorn, um ohne Umdenken das Instrument wechseln zu können. So liest und greift ein Tenorhornist z. B. gleich wie auf demFlügelhorn in B♭, der Ton klingt nur statt einerSekunde eineNone tiefer. Wenn die Tenorstimme im Violinschlüssel notiert ist, wird sie oft eine Oktave tiefer gesungen (sieheoktavierende Schlüssel weiter unten).
In der sogenanntenSchweizer Notation für Posaunenchöre undBlasmusik in derSchweiz wird der Violinschlüssel für alle Instrumente einheitlich in B♭ transponierend eingesetzt, also auch fürTuba,Baritonhorn undPosaune.
Der in derBarockmusik auch gebräuchlicheFranzösische Violinschlüssel weist dem g1 die erste (unterste) Linie zu.
Für dieBratsche (Viola), das Altinstrument der Viola-da-gamba-Familie (Altgambe) undAltposaune wird der oft auch „Bratschenschlüssel“ genannte Altschlüssel vorgeschrieben. Das c1 liegt hier auf der dritten Linie.
Der Tenorschlüssel wird für Passagen in höherer Lage bei tiefen Streich- und Blasinstrumenten wie derTenorposaune, demVioloncello (welches das Tenor-Bass-Instrument der Viola-da-braccio-Familie darstellt) und demFagott verwendet. Orientierungspunkt ist das c1 auf der vierten Linie.
Der Bassschlüssel ist einF-Schlüssel, der das f0 auf der vierten Linie von unten (also auf der Linie zwischen den beiden Punkten) festlegt. Ihn verwendet man bei tiefen Männer- und auch Frauenstimmen und tiefen Streichern (Violoncello,Kontrabass und Bassinstrument der Viola-da-gamba-Familie), tiefen Bläsern (Fagott, Tenor- und Bassposaune,Tuba,Baritonhorn,Euphonium, teilweise auchHorn), demE-Bass und manchen Schlaginstrumenten (Pauken). Bei Tasteninstrumenten ist die linke Hand meistens im Bassschlüssel notiert, bei derOrgel auch das Pedal.
Die Bass-Notation ist gewissermaßen die Fortsetzung des Violinschlüssels nach unten. Violin- und Bass-Notation entstehen, indem man ein System aus elf Notenlinien aufteilt. Die fünf oberen Linien daraus bilden die Notenlinien für die Notation im Violinschlüssel und die fünf unteren Linien die Notenlinien für den Bassschlüssel. Auf der Position der Linie dazwischen liegen gleichzeitig die erste tiefe Hilfslinie (c1) im Violinschlüssel und die erste hohe Hilfslinie im Bassschlüssel (ebenfalls c1).
AlsGuido von Arezzo um 1025 das Liniensystem für dieNotation von Musik erfand, benutzte er zur Kennzeichnung derHalbtonschritte ein C oder ein F, mit dem er die meist farbige Linie markierte, unter der sich der Halbtonschritt befand. Je nach Melodieverlauf wurden diese Notenschlüssel in derQuadratnotation später auf eine der vier vorgesehenen Notenlinien gelegt, um die Notwendigkeit vonHilfslinien zu vermeiden.
Die so entstandenen C-Schlüssel wurden auch später weiterverwendet und werden bis heute nach den Gesangsstimmen benannt, für die sie geeignet sind. Lediglich ihr Aussehen hat sich verändert. Auf der Abbildung sieht man: (a) Alte C-Schlüssel; (b)Sopran- oder Diskantschlüssel; (c)Mezzosopranschlüssel; (d)Altschlüssel; (e)Tenorschlüssel; (f)Baritonschlüssel.
Alte und neue C-SchlüsselDie gleiche Position auf dem Notensystem in verschiedenen Schlüsseln bedeutet unterschiedliche Töne. Die Linie, die die Position des c1 bestimmt, ist orange markiert. 1. Sopranschlüssel 2. Mezzosopranschlüssel 3. Altschlüssel 4. Tenorschlüssel 5. Baritonschlüssel
Für tiefere Stimmen entstand fast gleichzeitig mit dem C-Schlüssel der F-Schlüssel, der das f0 anzeigt und dessen Form sich auf den Großbuchstaben F zurückführen lässt(a). Die ersten F-Schlüssel lagen noch auf der Mittellinie, und entsprachen so einemBaritonschlüssel(b). Später setzte sich der heute gebräuchlicheBassschlüssel durch, der die vierte Linie von unten als F-Linie festlegt(c). Allgemein wird das anzuzeigende f0 von den beiden Querstrichen des F flankiert. Diese Querstriche wurden beim F-Schlüssel auf jeweils einen Punkt reduziert, der Ton f0 liegt demnach zwischen den beiden Punkten.
Mit der Weiterentwicklung der Musik, vor allem mit der Notation von Instrumentalmusik, die zum Teil außerhalb des menschlichen Stimmraumes lag, wurde ein neuer, höherer Schlüssel benötigt, der G-Schlüssel (erfunden um 1200). Die Bezeichnung „Sopranschlüssel“ sollte vermieden werden, da ein C-Schlüssel gleichen Namens existiert und da der G-Schlüssel in erster Linie für die Notation von Violinstimmen verwendet wurde. Auch die Gestalt dieses „Violinschlüssels“ entwickelte sich aus dem handschriftlichen Buchstaben G des angezeigten Tones g1, dem ein Haken angehängt wurde, der aus einem kursiven D-Minuskel auf der zugehörigen Linie (dem d2) hervorgegangen sein könnte, oder in der Tradition alter Handschriften als Verzierung dient.
Auf alten Noten fürTasteninstrumente ist oft ein Liniensystem mit acht oder mehr Linien zu finden. In dieses wurden alle Schlüssel eingezeichnet, ungefähr so, wie die Abbildung zeigt. Das unterste Zeichen ist ein griechischesGamma, mit dem zeitweise dasgroße G markiert wurde. BeimMonochord bezeichnete Γ die komplette Saitenlänge, also den tiefsten Ton. Dieser Γ-Schlüssel für besonders tiefe Lagen hat sich nicht gehalten.
Der Violinschlüssel setzte sich mit der Zeit als universaler Notenschlüssel für hohe Lagen durch und löste in den meisten Fällen den C-Schlüssel ab. Nur für die Notation vonGesangsstimmen waren Sopran-, Alt- und Tenorschlüssel noch bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts der Standard, so zum Beispiel bei diesem Ausschnitt einer Chorpartitur vonJohannes Brahms:
Notenschlüssel, die auf einer anderen Linie als üblich liegen, werden alsChiavetten bezeichnet. Die verschiedenen C-Schlüssel haben sich aus dieser Tradition entwickelt, aber auch bei den anderen Schlüsseln war die Versetzung früher üblich.
In französischerBarockmusik findet man oft den G-Schlüssel auf der untersten Linie (französischer Violinschlüssel). Daneben existiert in sehr früher musikalischer Literatur auch der Sub-Bassschlüssel, der hauptsächlich bis zum 15. Jahrhundert vorkam.[1] Letzterer sieht aus wie ein gewöhnlicher Bassschlüssel, nur dass dieser hier um eine große Terz nach oben verschoben ist.
BeiJ. S. Bach findet man Chiavetten manchmal auch als Hilfestellung fürTranspositionen, wie im folgenden Ausschnitt aus seinem „Magnificat“, in dem eineOboe d’amore, deren Klang eine kleineTerz tiefer ist, im französischen Violinschlüssel notiert ist (b), womit sich, von denVorzeichen abgesehen, das gleiche Bild ergibt wie bei der klingenden Notation (a):
Wo man früherChiavetten verwendete, umHilfslinien zu vermeiden, benutzt man heute eine kursive, klein geschriebene8 über oder unter dem Schlüssel, um eineOktavierung in die jeweilige Richtung anzuzeigen. Der nach unten oktavierende Violinschlüssel beispielsweise ist vor allem für dieTenorstimme üblich. Oft wird jedoch die8, insbesondere bei Verwendung alter Notensatzprogramme, die dies noch nicht unterstützen, hierbei nicht angegeben, da Tenorstimmen, die mit dem Violinschlüssel notiert sind, üblicherweise ohnehin eine Oktave tiefer gesungen werden als notiert (Countertenor‐ und Altus-Stimmen ausgenommen). Seltener werden diese Schlüssel auch für Instrumente verwendet, die ohnehin um eine Oktavetransponieren, z. B.Gitarre (nach unten oktavierender Violinschlüssel),Piccoloflöte undSopranblockflöte (nach oben oktavierender Violinschlüssel) oderKontrabass (nach unten oktavierender Bassschlüssel). Bisweilen findet man auch eine15 (selten fälschlich eine16), die das Versetzen um zwei Oktaven verlangt (bei der ersten Oktave zählt der erste Ton mit, bei der zweiten Oktave kommen dann noch sieben Tonstufen dazu).
BeiGitarren und anderenZupfinstrumenten gibt es die Möglichkeit, anstelle herkömmlicher NotenTabulaturen zu notieren. In diesem Fall wird meistens ein vertikales „TAB“ anstelle eines Schlüssels geschrieben. Es werden dann nicht zwangsläufig fünf Linien verwendet, sondern eine Linie für jede Saite des Instruments (bei der Gitarre also sechs Linien). Mit Zahlen auf den Linien wird angegeben, in welchem Bund die betreffende Saite zu greifen ist.
Ihren Ursprung hat dieTabulatur-Schreibweise in den altenLautenwerken des Mittelalters und derRenaissance. Bis heute spielen Lautenisten oft nicht nach modernen Noten, sondern nach – alten oder bearbeiteten – Tabulaturen.
Auch für dieMundharmonika[2] und weitere Instrumente gibt es Tabulaturen.
Diediatonische Handharmonika hat als wechseltöniges Instrument eine spezielle Notation. Dazu gehört ein eigener Notenschlüssel, der zum Beispiel ähnlich aussieht wie ein klein geschriebenesh. Der Notenschlüssel und die Notation für Zug und Druck sind vom entsprechenden Instrumententyp und vom Verlag abhängig.
FürSchlaginstrumente wird meistens einer der beiden abgebildeten Schlüssel verwendet. Die Anzahl der Notenlinien kann variieren. Grundsätzlich zeigt der Schlüssel an, dass kein tonhöhenabhängiges Instrument notiert wird und nur der Rhythmus notiert ist. Auf mehreren Notenlinien kann auch eine Gruppe von Instrumenten, die ein Musiker spielt (zum Beispiel einDrumset), notiert werden. Es gibt verschiedene Konventionen, welche Notenlinie bzw. Zwischenraum welches Instrument repräsentiert. Näheres dazu im ArtikelSchlagzeug-Notation.
Wieland Ziegenrücker:Allgemeine Musiklehre mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1977; Taschenbuchausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, und Musikverlag B. Schott’s Söhne, Mainz 1979,ISBN 3-442-33003-3, S. 20–23 (Die Notenschlüssel).
↑R. G. Kiesewetter:Das System der Musikschlüssel. In:Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. Jg. 1,Nr.135, 11. November 1841,S.561ff., hier: S. 562 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).