Not
Not bezeichnet eine „besonders schlimme Lage, in der jemand dringendHilfe braucht“ sowie ein „Mangel an lebenswichtigen Dingen;Elend, äußersteArmut“. Sie kann laut demDuden auch einen seelischen Zustand durch ein „Gefühl von Ausweglosigkeit, durchVerzweiflung,Angst“ sowie eine Bedrängnis, oder ein „belastendes Problem; Schwierigkeit,Sorge“ bezeichnen. Veraltet bezeichnetNot auch einen äußeren „Zwang, Notwendigkeit, Unvermeidlichkeit“.[1]
Etymologie und Begriffsverwendung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Not für ‘Armut, Elend, Mangel, schwierige Lage, Bedrängnis, Mühe, Schwierigkeit, Zwang’ wurde bereits im 8. Jahrhundert verwendet, daraus bildete sich im Mittelhochdeutschennōt, wortverwandt sind altsächsischnōd sowie englischneed (Pluralneeds für ‘Bedürfnisse’).[2] Laut demDuden ist die Herkunft ungeklärt.[1]
Zum Begriff haben sich mehrere Ableitungen entwickelt:nötig bezeichnet als Adjektiv ‘dringend erforderlich, unentbehrlich, notwendig’, vom Althochdeutschennōtag, nōtīg ‘in Not, bedrängt’ (9. Jh.), mhd. „nōtec, nōtic, nœtic“ ‘Not habend, bedrängt, dürftig, notwendig, dringend, eilig’, wovon sich später das Verbnötigen bildete und ‘jmdn. auffordern, dringend bitten, etw. zu tun’ bezeichnet. In die Rechtssprache ein ging es alsNötigung für ‘jmdn. mit Gewalt oder Drohung dazu bringen, etw. zu tun, zu dulden oder zu unterlassen’. ‘Notzüchtigen’ stand gleichbedeutend für das frühneuhochdeutschenöten, ahd. nōten ‘Gewalt, Zwang antun, drängen’.[2]
Im 17. Jahrhundert entwickelte sichNotdurft für ‘Ausscheidung aus Darm und Blase’, veraltet ‘zum Leben Nötiges’ und dann nur noch in der Wendungseine Notdurft verrichten ‘Darm und Blase entleeren’ verwendet wurde. Ursprünglich wurde im Althochdeutschennōtthurft (8. Jh.), mhd.nōtdurft die ‘Notwendigkeit, Not, (natürliches) Bedürfnis, Bedarf an notwendigen Dingen‘ zum Lebensunterhalt bezeichnet. AlsNotstand wurde ab dem 17. Jahrhundert der ‘Zustand der Not, der Bedrängnis, gefahrdrohender Zustand’ bezeichnet.Notwehr heute für ‘von einem akuten Notfall erzwungene Verteidigung’ verwendet, bezeichnete ursprünglich ‘geeignet, die Not zu wenden’ (1. Hälfte 16. Jh.), und bedeutet in älterer Sprache ‘notgedrungen, sehr dringend, unaufschiebbar’, eigentlich ‘durch Not hervorgebracht’.Notzucht, veraltet für ‘Vergewaltigung’, war eine seit dem 16. Jahrhundert gebildete Rückbildung aus mhd.nōtzühten, das eigentl. wie ahd.nōtzogōn (10. Jh.), mhd. nōtzogen ‘mit Zwang („Not“) eine Frau fortziehen, eine Frau rauben’ bedeutet.[2]
Fritz MauthnersWörterbuch der Philosophie definierte dasLemmaNot wie folgend: „Nur im Deutschen haben wir aus dem gleichen Stamme zwei verschiedene Worte,Not undNotwendigkeit, für die BegriffeMangel undZwang; französischnécessité und englischnecessity kann beides bedeuten. Das Wortnotwendig findet sich beiLuther noch nicht.Notwendigkeit im philosophischen Sinne wird erst im 18. Jahrhundert üblich; anstattNotwendigkeit im Sinne des Erforderlichen sagte man früherNotdurft, anstattnotwendig im Sinne vonzwingend sagte man frühernötig. Auch für die philosophische Wortgeschichte ist es nicht uninteressant, daß in Redensarten wie eines istNot ursprünglich eines ein Genetiv war, später selbst vom Sprachgefühl eines Goethe für einen Nominativ genommen wurde, so daßnot adjektivischen Charakter erhielt und die Redensart sich in der Form festsetzte:es ist not. [...]“ Die Not zwinge im Sinne des Mangels am Notdürftigen oft zu dem, „was künstlerisch nicht notwendig wäre. Aber diese Not ist auch, wie in derKulturgeschichte, die Antreiberin zu jedemFortschritt gewesen“.[3]
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abNot in duden.de, abgerufen am 11. Januar 2013
- ↑abc Etymologisches Wörterbuch nach Pfeiferonline imDWDS, abgerufen am 11. Januar 2013
- ↑Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Leipzig 1923, Band 2, S. 434–435.,online aufzeno.org, abgerufen am 11. Januar 2013