Nose art

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Baracca und seineSPAD S.VII mit demCavallino, dasFerrari inspirierte
Ein berühmtesPin-up-Bild aus den Zweiten Weltkrieg, ein in der 1941er April-Ausgabe desEsquire-Magazins veröffentlichtesPetty-Girl, diente als Vorlage für die Nose art an derMemphis Belle (Die Schöne von Memphis).[1]
AZRAEL Angel of Death auf einerAC-130
Virgin Girl
Pinup auf einerB-17
Karikatur auf einerP-51D Mustang
Haifischmaul einerCurtiss P-40
Schleicher K 8b mit Haifisch Nose art
Besatzungsmitglieder einerB29 ahmen deren Nose art nach

Nose art ist eineBemalung oder Zeichnung auf demRumpf einesLuftfahrzeugs in der Nähe derFlugzeugnase. Sie dient in der Regel dekorativen Zwecken.

Nose art ist eine Form von Flugzeug-Graffiti, die besonders in der Militärluftfahrt häufig zu finden ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der Brauch individuell gestaltete Verzierungen an Kampfflugzeugen anzubringen ist auf italienische und deutsche Piloten zurückzuführen. Die erste bekannte nose art war ein 1913 auf ein italienischesFlugboot aufgemaltes Seeungeheuer. Die imErsten Weltkrieg beliebte Tradition, Mäuler unterhalb der Propellerhaube aufzumalen, führten deutsche Piloten ein. Ein Beispiel dafür ist auchFrancesco Baracca und dasCavallino. Später jedoch erdachte und realisierte die Bodenmannschaft, und nicht mehr die Piloten, die nose arts.

Einige Beispiele aus dem Ersten Weltkrieg wurden berühmt, darunter der „Hat in the Ring“ der94th Aero Squadron der USAAF (zurückzuführen auf Lt. Johnny Wentworth)[2] oder das „Kicking Mule“ der95th Aero Squadron. Dies folgte der offiziellen Politik vom 6. Mai 1918 vonBrigadegeneralBenjamin Foulois, dem Befehlshaber der Luftstreitkräfte derAmerican Expeditionary Forces, die verlangte, dass jede Einheit ein eigenes, eindeutiges und leicht erkennbares Abzeichen hat.[2]

Aufgrund wirtschaftlicher Einschränkungen waren nose arts während derWeltwirtschaftskrise beim Army Air Corps nicht üblich, doch während desZweiten Weltkrieges sollte der Brauch Flugzeugen einen Namen zu geben, einige davon lediglich getauft, andere kunstvoll mit Cartoons undPinups verziert, wieder aufblühen. Gebräuchliche Themen waren Wortspielereien und die Bezugnahme auf populäre Kultur.[3]

Während die nose art im Ersten Weltkrieg weitgehend aus verschönerten oder extravaganten Staffelabzeichen bestand, begann im Zweiten Weltkrieg, nach Meinung vieler Beobachter, das goldene Zeitalter der nose art, an dem die Piloten der Achsenmächte sowie der Alliierten gleichermaßen beteiligt waren. Auf dem Höhepunkt des Krieges waren die Dienste von nose-art-Künstlern in derArmy Air Force sehr gefragt und gut bezahlt. Im Gegensatz zur AAF, in der von offizieller Seite die nose art zur Hebung der Moral bei den Besatzungen geduldet war, verbot sie dieU.S. Navy. Auch in derRAF und derRCAF scheint die nose art nicht alltäglich gewesen zu sein.

Sowohl professionelle Künstler als auch talentierte Militärangehörige führten die Arbeiten durch.So entwarf und malte zum Beispiel 1941 ein Künstler derBell Aircraft Corporation für die39th Pursuit Squadron ein attraktives „Cobra in the Clouds“-Logo.[4] Anfang 1943 wurde die 39te die ersteStaffel mit 100 Abschüssen auf ihrem Kriegsschauplatz. Aus Stolz undKorpsgeist übernahmen sie ein Haifischmaul alsMotiv für ihreP-38 Lightnings.[4]

Mangelnde Disziplin verbunden mit der Last des Kriegs und dem hohen Risiko sein Leben zu verlieren führten zu einem Umfang und einer Qualität von nose art, die bislang nicht wieder erreicht wurden.

Infolge von Änderungen in der Militärpolitik und der sich geänderten Einstellung gegenüber Frauendarstellungen ist der Umfang der nose arts seit demKoreakrieg stetig zurückgegangen.Seit demZweiten Golfkrieg erfährt die nose art jedoch eine Wiederbelebung, umso mehr seit derOperation Enduring Freedom und derOperation Iraqi Freedom. DieUSAF billigte inoffiziell die Rückkehr von Pinups, wenn auch nur im bekleideten Zustand. Genauso erlaubte dasStrategic Air Command die nose art auf seinen Bombern wieder. Dazu ist die Fortführung von historischen Namen wieMemphis Belle Tradition. Sondereinsatzstaffeln bezeichneten üblicherweise ihreAC-130 Gunships mit Namen von Rachegottheiten („Thor“, „Azrael – Angel of Death“). Das Logo eines fliegenden Skeletts mit einerMinigun war das inoffizielleGunship-Abzeichen, bis nach dem Krieg in Südostasien. Das bei vielen Flugzeugen verwendete Logo wurde nachträglich genehmigt.

Nose art ist eine weitgehend militärische Tradition, doch die Passagierflugzeuge der Fluggesellschaften derVirgin Group haben als Teil ihrer Bemalung ein „Virgin Girl“ in der Nähe der Flugzeugnase aufgebracht. Im weiteren Sinne ist auch die Bemalung von Seitenleitwerken, wie zum Beispiel beiAlaska Airlines oder Kampfflugzeugen derUS Navy, als nose art anzusehen.

Aufgrund ihrer individuellen, inoffiziellen Natur wird sie als repräsentativeVolkskunst, die untrennbar mit der Tätigkeit einer bestimmten Gruppe verbunden ist, betrachtet.[5][6] Sie kann auch mit anspruchsvollenGraffiti verglichen werden. In beiden Fällen ist der Künstler im Großen und Ganzen unbekannt und die Kunst selbst ist vergänglich. Dazu ist sie auf Materialien angewiesen, die umgehend verfügbar sind.[3]

In wenigen Fällen konnte der Künstler ermittelt werden.Tony Starcer war der Künstler am Ort der 91st Bombardment Group, einer der anfänglich sechs Bombergruppen derEighth Air Force. Starcer malte über 100 wohlbekannte nose arts für dieB-17, darunter auch die für dieMemphis Belle.Ein kommerzieller Künstler namens Brinkmann war für dasTierkreiszeichen-Thema der mitB-24 Liberator ausgerüsteten 834th Bombardment Squadron verantwortlich.

Zweck

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Begonnen aus praktischen Gründen, um Freund von Feind zu unterscheiden, entwickelte sich die nose art weiter. Sie hatte ihren Nutzen für die Moral und den Ausdruck von Stolz. Dazu half sie die gleichförmige Anonymität des Militärs zu erleichtern und bot Trost, indem sie an das Leben zuhause beziehungsweise in Friedenszeiten erinnerte. Überdies diente sie alsFetisch im Kampf gegen den Feind. Zum Teil lag der Reiz in ihrem inoffiziellen Charakter, wenngleich die Dienstvorschriften nicht streng oder auch gar nicht durchgesetzt wurden.[3][7]

Inhalte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Vorlagen waren vielfältig: vonPinups (wieRita Hayworth), Symbolen des Patriotismus (Yankee Doodle) und fiktionalen Helden (Sam Spade) über Glückssymbole wieWürfel undSpielkarten zuKarikaturen, den unumgänglichen Todessymbolen oder demGevatter Tod.[3] Bei den amerikanischen Künstlern waren Karikaturen und Pinups am beliebtesten. Andere bekannte Themen umfassten Tiere, Spitznamen, Heimatstädte und gängige Song- und Filmtitel.

Nose arts waren bei der deutschen Luftwaffe weniger verbreitet. Während desSpanischen Bürgerkriegs allerdings zierte eineMickey Mouse eineBf 109 und ein Schwein innerhalb eines weißen Kreises das verkleidete Fahrwerk derJu-87A-Sturzkampfflugzeuge der sogenannten, nach einem Lustspiel vonAugust Hinrichs benannten „Jolanthe-Kette“ derLegion Condor. Eine inBreslau-Schongarten stationierte Ju 87B-1 (S2+AC) des Stab II/St.G 77, geflogen von MajorAlfons Orthofer während desÜberfalls auf Polen 1939, war mit einem Haifischmaul bemalt und einigeBf 110 mit grimmigen Wolfsköpfen oder Haifischmäulern auf den Motorhauben dekoriert. Ein anderes Beispiel waren die mit einem Tulpenmuster verzierten Bf 109 vonErich Hartmann.

DieLuftstreitkräfte der Sowjetunion dekorierten ihre Flugzeuge mit historischen Gestalten, Untieren aus der Sagenwelt und patriotischen Motiven.

Je weiter Flugzeuge und Mannschaften von ihrem Hauptquartier entfernt oder aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit waren, desto gewagter war das Design der nose art.[3] Zum Beispiel waren nackte Pinups bei den inOzeanien stationierten Flugzeugen deutlich weiter verbreitet als in England.[8]

Berühmte Beispiele

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Erste Verwendung des Haifischmauls (Bf 110 desZG 76 1940 in Frankreich)

Zu den bekanntesten Nose-art-Motiven gehört das Haifischmaul (engl.:sharkmouth), das in unterschiedlichen Luftstreitkräften bis auf den heutigen Tag verwendet wird. Man kann die erste Verwendung im Zweiten Weltkrieg auf das Zerstörergeschwader 76 (ZG 76) zurückführen, später setzte die 112. (Kittyhawk) Squadron der RAF inNordafrika dieses Motiv ein.[9] Daran anschließend verwendeten auch dieFlying Tigers an ihren P-40 das Haifischmaul.

Eines der aufwändigsten Werke trug dieB-24 „The Dragon And His Tail“ der 22nd Bombardment Group. Hier erstreckte sich die „Nose Art“ über die gesamte Länge der rechten Rumpfseite.[10] Bekannt wurde auch die „Fledermaus-Nose-Art“ auf denB-25 der 499th Bombardment Squadron, die den Beinamen „Bats outa hell“ trug.[11]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Gary Velasco Velasco:Fighting Colors. The Creation of Military Aircraft Nose Art. Turner Publishing, 2004.
  • John M. & Donna Campbell:War Paint. Shrewsbury, 1990.
  • Philip Chinnery:Desert Boneyard:Davis Monthan A.F.B. Arizona. Osceola, Wisconsin: Motorbooks, International, 1987.
  • Phil Cohan:Risque Business.Air and Space 5 (Apr.-May 1990):62-71.
  • Larry Davis:Planes, Names and Dames: 1940–1945. Vol. 1. Carrollton, Texas: Squadron/Signal Publications, 1990.
  • Larry Davis:Planes, Names and Dames: 1946–1960. Vol. 2. Carrollton, Texas: Squadron/Signal Publications, 1990.
  • Larry Davis:Planes, Names and Dames: 1955–1975. Vol. 3. Carrollton, Texas: Squadron/Signal Publications, 1990.
  • Robert F. Dorr:Fighting Colors: Glory Days of U.S. Aircraft Markings. Osceola, Wisconsin: Motorbooks International, 1990.
  • Jeffrey L. Ethell:The History of Aircraft Nose Art: World War I to Today. Osceola, Wisconsin: Motorbooks International, 1991.
  • Jerry Fugere:Desert Storm B-52 Nose Art. Tucson, AZ: J. Fugere, 1999.
  • Ian Logan:Classy Chassy. New York: W. W. Visual Library, 1977.
  • Peter R. March:Desert Warpaint. London: Osprey Aerospace, 1992.
  • Ernest R. McDowell:The P-40 Kittyhawk at War. New York: Arco Publishing, 1968.
  • Michael D. O’Leary:Disney Goes to War!Air Classics 32, no. 5 (1996): 40-42, 45-51.
  • Gary M. Valant:Vintage Aircraft Nose Art. Osceola, Wisconsin: Motorbooks International, 1987.
  • Randy Walker:Painted Ladies. West Chester, Pennsylvania: Schiffer Publishing, 1992.
  • Randy Walker:More Painted Ladies. Atglen, Pennsylvania: Schiffer Publishing, 1994.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Nose art – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. George Petty:(centerfold girl). In:Esquire. April 1941.Hearst Corporation, New York City 1941,S. 39–40 (esquire.com [abgerufen am 9. August 2019]). 
  2. abAFHRA at Maxwell AFB
  3. abcdeHow nose art and pin-ups boosted WWII USAAF troops' morale Artikel der BBC News
  4. abA short history of the 39th Fighter Squadron
  5. Military Aircraft Nose Art
  6. Dr. James S. (Big Jim) Griffith
  7. Ethell, Jeffrey L., The History of Aircraft Nose Art: World War I to Today. Osceola, Wisconsin: Motorbooks International, 1991, p. 14
  8. Nose art Artikel der University of Arizona Website.
  9. McDowell, Ernest R., The P-40 Kittyhawk at War. New York: Arco Publishing, 1968, p. 8-9.
  10. Fotos der „Dragon And His Tail“
  11. Zeichnung einer B-25 der 499th Bomb Squadron „Bats outa hell“
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nose_art&oldid=242941384
Kategorien: