DerIndex der menschlichen Entwicklung (HDI) der Vereinten Nationen stuft Norwegen seit vielen Jahren als das weltweit am höchsten entwickelte Land neben derSchweiz ein.[8][9] Darüber hinaus ist es laut demDemokratieindex der britischen ZeitschriftThe Economist derdemokratischste Staat der Welt.[10] Norwegen ist ein sehr wohlhabendes Land; sein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf war 2016 das dritthöchste der Welt.[11] Das Land verfügt zudem über eines der großzügigstenSozialsysteme der Welt.
Landesname
Runenstein von Jelling
Die Bedeutung und Herkunft des norwegischen Landesnamens sind nicht sicher geklärt. Es gibt vor allem zwei Theorien. Die eine postuliert eine Abstammung vomaltnordischennorðrvegr, was „Weg nach Norden“ oder „Land nach Norden“ bedeutet. Als zweite Möglichkeit wird eine Herleitung vonnorvegr betrachtet. Die erste Silbe ginge dabei nicht auf die HimmelsrichtungNorden, sondern auf das Wortnor zurück, das „schmaler oder engerSund“ bedeutet. Der gesamte Landesname heißt laut dieser Deutung „Land entlang der schmalenFjorde“.
Die frühesten Nennungen des Landesnamens stammen aus englischen Quellen, so lateinischNortuagia um 840,Nort(h)wegia um 900 undNorwegia um 950 sowiealtenglischNorðweg um 880. Die ältesten skandinavischen Nennungen sindnuruiak (Akkusativ, zu lesen alsNorwægh) auf einem derRunensteine von Jelling um 980,nuriki (Dativ, zu lesen alsNoregi auf demKulistein) um 1034 undNóregr in fünfskaldischen Strophen aus der Periode 970–1070.[12][13] Unter Sprachwissenschaftlern umstritten ist, ob die älteren, außerhalb von Skandinavien entstandenen Quellen näher an der ursprünglichen Form liegen oder ob sie bei ihrer Anfertigung von einem ausländischen Weltbild beeinflusst worden waren.[14]
Insgesamt hat Norwegen seit einem Beschluss des norwegischen NationalparlamentsStorting aus dem Jahr 2021 sechs offizielle Namen. In der Kurzform sind dieseNorge in der norwegischen SprachformBokmål,Noreg in der norwegischen SprachformNynorsk,Norga imNordsamischen,Nöörje imSüdsamischen,Vuodna imLulesamischen undNorja imKvenischen. Die offiziellen Langformen für das Königreich sind in BokmålKongeriket Norge, in NynorskKongeriket Noreg, im NordsamischenNorgga gonagasriika, im SüdsamischenNöörjen gånkarïjhke, im LulesamischenVuona gånågisrijkka und im KvenischenNorjan kuninkhaanvaltakunta.[15][16]
Norwegen liegt im westlichen und nördlichen Bereich derSkandinavischen Halbinsel. Das Staatsgebiet des Königreiches umfasst eine Fläche von 385.207 km². Zum Königreich Norwegen gehören neben dem kontinentalen „Hauptland“ (norwegischHovedland) die imNordatlantik beziehungsweise imNordpolarmeer gelegene InselgruppeSpitzbergen(Svalbard) mit derBäreninsel(Bjørnøya) sowie die InselJan Mayen. Das Hauptland ohne Spitzbergen und Jan Mayen hat eine Fläche von 323.810 km².[17]
Das Hauptland erstreckt sich zwischen dem 57. und 71. Breitengrad und liegt somit teils nördlich desPolarkreises. Insgesamt nimmt Norwegen eine lange und schmale Form ein. Die Breite des norwegischen Festlandes variiert zwischen zirka 430 Kilometern etwa auf Höhe desSognefjords und rund 1,7 Kilometern bei der Mündung derPasvikelva in einen Arm desVarangerfjords in Nordnorwegen. Da sich das Festland weitgehend in südwestlich-nordöstlicher Richtung erstreckt, beträgt die Ost-West-Ausdehnung insgesamt etwa 1160 Kilometer. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt in Luftlinie etwa 1748 km. DasKapKinnarodden stellt sowohl den nördlichsten Punkt des norwegischen als auch des europäischen Festlandes dar.[18][19]
Gebiete, die unter norwegischer Verwaltung stehen, aber nicht ins Königreich Norwegen eingehen, werden im Norwegischen alsBiland bezeichnet. Eines dieserabhängigen Gebiete ist die unbewohnteBouvetinsel(Bouvetøya) im Südatlantik. Des Weiteren werden diePeter-I.-Insel(Peter I Øy) im Südpolarmeer und dasKönigin-Maud-Land(Dronning Maud Land), ein Sektor des KontinentsAntarktika, von Norwegen beansprucht.[21] Die Hoheit über die alsBiland eingestuften Gebiete kann im Gegensatz zu den zum Königreich gehörenden Gebieten ohne eine Änderung dernorwegischen Verfassung aufgegeben werden.[22]
Norwegen gehört zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. In der Flächenstatistik des Jahres 2021 wurden 1,7 % der Gesamtfläche als bebautes Gebiet ausgewiesen. 37,4 % galten als Waldgebiet und 3,5 % als landwirtschaftlich genutzte Fläche. Über 50 % des Gesamtareals wurden alsGebirge,Hochebene oderMoorfläche eingestuft, weitere sieben Prozent alsSüßgewässer oderGletscher.[23] Landschaftlich ist Norwegen geprägt durch dasSkandinavische Gebirge mitGebirgsmassiven und kargen Hochebenen, denFjells. Etwa 20 % des norwegischen Hauptlandes liegen auf einer Höhe von mindestens900 moh. Die höchste Erhebung Norwegens ist der im GebirgszugJotunheimen gelegene BergGaldhøpiggen mit2469 moh.[19] DerBeerenberg auf der Insel Jan Mayen ist der einzige aktiveVulkan des Königreiches.[24][25]
Der Untergrund Norwegens wird grob in vier Bereiche unterteilt. So umfasst derBaltische Schild das während der Zeit desPräkambriums entstandene norwegischeGrundgebirge. In der nordostnorwegischen KommuneSør-Varanger werden die ältesten Gesteine des Landes mit einem Alter von bis zu 2900 Millionen Jahre datiert. Ein weiterer Bereich ist der zum Ende der PeriodeSilur entstandenekaledonische Gebirgsgürtel. Vor allem in den RegionenVestlandet undTrøndelag liegt ein während dergeochronologischen PeriodeDevon geschaffener Untergrund vor. Der vierte und jüngste Bereich ist derOslograben (norwegischOslofeltet).
Die heutige Oberflächengeologie ist durch dieVergletscherung in denKaltzeiten geprägt. Die Gletscher verstärkten dieErosion und schufen unter anderem u-förmigeTrogtäler und an der Küste wurden Flusstäler zuFjorden vertieft.[26] Vor allem an der Westküste entstanden dabei schmale Täler und Fjorde. In Ostnorwegen wurden hingegen breitere Täler geformt.[27] Ebenfalls durch Gletscher oderEisschilde entstanden vieleBinnenseen (sieheListe), sie sind alsoFjordseen. Mit einer Fläche von zirka 369 km² ist der SeeMjøsa, an dessen Ufer Städte wieLillehammer undHamar liegen, der größte See Norwegens. Der tiefste See ist dasHornindalsvatnet inMøre og Romsdal mit einer Tiefe von 514 Metern.[28]
Die längstenFlüsse Norwegens sind die FlüsseGlomma,Tana undPasvikelva.[29] Die Glomma ist etwa 620 km lang und mündet beiFredrikstad in denOslofjord. DasEinzugsgebiet des Flusses macht über 41.000 km² und damit über 12 % der Fläche des norwegischen Festlandes aus.[30] Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sind die Einzugsgebiete der norwegischen Flüsse meist verhältnismäßig klein. Grund hierfür ist, dass sich in Norwegen die höchsten Erhebungen der Skandinavischen Halbinsel und somit dieHauptwasserscheide in der Nähe der Atlantikküste befinden. Die Flüsse westlich der Wasserscheide sind entsprechend meist kürzer und steiler abfallend als die östlich davon.[31]
Küste
Norwegen hat eine sehr lange Küstenlinie und die Küstengebiete sind ein wichtigerSiedlungsraum. Etwa 80 % der Norweger leben weniger als zehn Kilometer vom Meer entfernt.[32] Die Küste des norwegischen Festlandes besteht aus vielen schmalen und tiefen Buchten, denFjorden, mit denen das salzige Meer vielerorts weit ins Land reicht. Der 200 km lange und an seiner tiefsten Stelle 1300 m tiefeSognefjord im FylkeVestland ist der längste und tiefste Fjord Norwegens. Unter Einberechnung der Fjorde wird die Küstenlänge des Festlandes mit etwa 29.000 km angegeben. Werden die Küstenlinien der etwa 239.000 Inseln mitgezählt, erreicht die Küste des Hauptlandes eine Länge von über 100.000 km.[33] Die Grundlinie der Küste ohne die Fjorde und Inseln ist hingegen nur etwa 2500 km lang.[34] Da die Länge der Küste stark von der gewählten Messgenauigkeit abhängt, ist die genaue Länge nicht zu bestimmen.[35] Mit einer Fläche von 2204 km² ist dieHinnøya die größte Insel des Hauptlandes.[36]
Die Küstengebiete sind durch verschiedene Faktoren geprägt und unterscheiden sich regional. Große Teile der Küsten sind felsig, teilweise fallen wie amNordkap steileKlippen ab. An geschützteren Stellen gibt es etwas Sandstrand, so etwa im FylkeRogaland. In einigen Küstenabschnitten liegen felsigeSchären, die sich kaum über die Wellen erheben, vor.[37] DerNorwegische Kontinentalschelf wird besonders von der Erdöl- und Erdgasindustrie genutzt.[38]
Das Verhalten derGezeiten unterscheidet sich deutlich von deman den südlichen und westlichen Küsten der Nordsee. Westlich der südwestnorwegischen StadtEgersund liegt einAmphidromiezentrum, weshalb es dort keinen Tidenhub gibt.[39] Entsprechend ist an der Südost- und Südwestküste Norwegens der Tidenhub gering. Weiter von diesem Zentrum entfernt, also an der nördlicheren Westküste, ist der Tidenhub hingegen größer.[40]
Das Landesinnere Nord- und Mittel-Norwegens liegt in derkaltgemäßigten Zone, der Süden und der schmale Küstenbereich am Atlantik bilden den Übergang zumkühlgemäßigten Klima. Bedingt durch das Zusammenspiel mehrerer Geofaktoren und der großen Nord-Süd-Ausdehnung variiert dasKlima innerhalb des Landes stark. Aufgrund Norwegens Lage nahe amNordatlantikstrom, der relativ warmes Wasser bis weit in den Norden strömen lässt, ist das Klima milder als auf diesen Breitengraden typisch. Ein Großteil der norwegischen Küste bleibt deshalb – anders als viele auf gleicher Höhe an der Ostsee gelegene Gebiete – im Winter eisfrei. Auch weiter im Landesinneren entstehen wegen der vielerorts ins norwegische Festland hineinreichenden Fjorde typische Küstenklima-Effekte.[41][18]
Der schmale,humidkühlgemäßigt geprägte Küstenstreifen im Westen wird durch dasSkandinavische Gebirge vomkontinental geprägtenborealen Klima im Osten getrennt. Die vom Meer aufgenommene Feuchtigkeit der Luft regnet an der Westseite der Gebirge ab. An der Küste gibt es Orte mit über 3000 mm Niederschlag in einem durchschnittlichen Jahr. ImLee der Gebirge sind dieNiederschlagsmengen eher gering. Die Niederschlagsmenge ist entlang des gesamten Küstenstreifens im Frühjahr deutlich geringer als im Herbst.
Weiter im Landesinneren ist das Klima stärkerkontinental geprägt. Dies ist der abschirmenden Wirkung des Gebirges geschuldet, da die tatsächliche Distanz zur Küste alleine keinen so großen Unterschied bewirken würde. Im Landesinneren nehmen die Niederschläge ab, die Temperaturen sind dort im Sommer höher, im Winter hingegen deutlich niedriger als an der Küste.[42]
Die norwegische StatistikbehördeStatistisk sentralbyrå (SSB) veröffentlicht neben den Einwohnerzahlen für dieKommunen auch Zahlen für sogenannteTettsteder, also städtische Siedlungen unabhängig von den Gemeindegrenzen. Ein Tettsted hat mindestens 200 Einwohner.[43] Die meisten größeren Tettsteder haben offiziell den Status als Stadt. Teilweise setzt sich ein Tettsted aus mehreren Ansiedlungen mit Stadtstatus zusammen.[44][45] Im Jahr 2024 lebten insgesamt 83,35 % der norwegischen Bevölkerung in einem Tettsted.[46]
Mit Abstand größter Tettsted des Landes ist das weit über die Grenzen derKommune Oslo hinausreichende Stadtgebiet von Oslo. Zum 1. Januar 2025 hatte die Kommune Oslo 724.290 Einwohner[47], beimTettsted Oslo wurden 1.110.887 Einwohner angegeben. Zum Tettsted Oslo wurden unter anderem noch 130.978 Einwohner der KommuneBærum sowie 74.004 Einwohner der KommuneAsker gezählt.[48]
Bevölkerungsreichste Tettsteder (Stand: 1. Januar 2025)
Bis auf einen schmalen Streifen an den südlichen und westlichen Küsten liegt der weitaus größte Teil Norwegens in derVegetationszone derborealen Nadelwälder, die im Gebirge übersubalpinenFjellbirkenwälder in die baumlosealpineBergtundra übergehen. Im äußersten Norden, oberhalb der klimatischenWaldgrenze (etwa auf derVaranger-Halbinsel) beginnt diearktischeTundra, die ihre Fortsetzung auf demSpitzbergen-Archipel findet. Die Südküste liegt bis an den Rand des Hochlandes in derMischwaldzone, die zu denLaubwäldern Mitteleuropas überleitet. Die Mischwälder setzen sich nach Westen und Norden in einem immer schmaleren Streifen fort.
In den regenreichsten Gebieten desVestlandets war dieser Mischwald ursprünglich alsgemäßigter Regenwald ausgeprägt, bei dem sehr hohe Fichten alsEmergenten über das Kronendach des Laubwaldes ragten. Von diesen Wäldern sind nur noch marginale Reste vorhanden.[49][50]
Samenpflanzen und Farne
In Norwegen leben über 1300 ArtenSamenpflanzen undFarne, wobei über die Hälfte der Pflanzenarten in Waldgebieten gedeiht. ImLaubwald ändert sich der Lichteinfall auf dem Waldboden stark im Lauf derJahreszeit. Daher befinden sich im Laubwald vieleFrühjahrsblüher.[51] Im Nadelwald leben Pflanzen unter konstanten Lichtverhältnissen, da Nadelbäume ihre Nadeln nicht saisonal verlieren. Somit sind die Pflanzen am Boden ständig in unterschiedlichem Maße dem Schatten ausgesetzt. Darüber hinaus gibt es in Norwegen zwei unterschiedliche Typen von Nadelwäldern, den Fichtenwald und den Kiefernwald. Im feuchteren Klima des Fichtenwaldes wachsen mehr arktische Arten als im trockeneren Kiefernwald.[52]
In Norwegen existieren über 40.000 Seen und viele in Waldgebieten gelegeneMoore undSumpfgebiete. Plätze, die ausreichend Nährstoffe zur Verfügung stellen und reich anMineralien sind, weisen eine hoheArtenvielfalt auf. In anderen Gebieten mit wenig Nährstoffen gedeihen nur wenige Arten, diese dafür umso zahlreicher. DieBruchwälder wechseln im Aussehen und ihrerÖkologie. Die meisten der Waldseen ohne Zu- und Abfluss sinddystrophe Gewässer, in denen nur wenige Nährstoffe und wenig Sauerstoff vorhanden sind. Das Wasser hat eine braune Färbung, und der Boden ist schlammig. Oft gibt esTorf an den Uferkanten. Andere Seen sind flach und bekommen all ihre Nährstoffe aus dem Regenwasser. Häufig entsteht dort Torf, da im sauerstoffarmen Moorboden keine Pflanzenreste verrotten können.
Wenn aus den Bergen stetig Wasser einsickert, entsteht eine üppige Vegetation. Solche Gebiete wurden im Volksmund Heumoore genannt, da die Bevölkerung früher das Gras aberntete. Die großen Seen in Norwegen sind meistoligotroph. Das Wasser ist klar, mit großer Sichttiefe und ebenfalls nährstoffarm. Der Boden besteht aus Steinen, Kies und Sand. Hier herrscht eine andere Flora als in den Waldseen.[53]
In Norwegen gibt es über 800 Arten vonMoosen. Die Mehrheit davon ist in Waldgebieten vertreten. Sie besiedeln zudemMoor- undFeuchtgebiete sowie langsam fließende, steinige Bäche und Flüsse. Das im Wasser am häufigsten verbreitete Moos ist dasGewöhnliche Quellmoos(Fontinalis antipyretica), das bis zu 20 cm lang werden kann. In Moor- und Feuchtgebieten dominierenTorfmoose, von denen in Norwegen 25 Arten bekannt sind. Sie wurden früher alsDämmmaterial für den Hausbau eingesetzt. Im Vestlandet, wo ein feuchtes Klima eine lange Wachstumsphase ermöglicht, sind über drei Meter dicke Torfmoosschichten bekannt. Wegen seiner Größe und des langsamen Wachstums sind Moose im Wald auf Standorte mit wenig Konkurrenz abgedrängt, so etwa Steine, Holze, sandige Hänge und dunkle Waldpartien.[54]
Pilze
Es gibt 10.000 Arten anPilzen (Fungi) in Norwegen, wovon rund 6.000 im Wald beheimatet sind. Nur um die 2.500 Arten davon bilden im Herbst Fruchtkörper aus. DieStielporlingsverwandten (Polyporaceae) stellen die wichtigste Gruppe der holzabbauenden Pilze dar, von denen es in Norwegen über 300 Arten gibt. Diese Pilze verursachen in der Forstwirtschaft hohe Schäden.[55]
Fauna
Eisbären auf Spitzbergen
Aufgrund der großen Ausdehnung des Landes ist der Unterschied in der Tierwelt zwischen dem Süden und dem Norden des Landes deutlich ausgeprägt. Im Norden, wo unter anderemRentiere,Berglemminge,Polarfüchse undVielfraße leben, ist sie arktisch geprägt. Die Polarfüchse sind eine stark bedrohte Tierart und seit 1930 unter Schutz gestellt. Die im Süden lebenden Tiere haben häufig ihren Ursprung inMitteleuropa und verdrängten die arktischen Tiere, als das Klima milder wurde.[56]
Insgesamt gibt es in Norwegen etwa 90 Arten vonSäugetieren. Die größten Säugetiere am Land sind dieElche, die in den Wäldern leben.Hirsche leben vor allem in Westnorwegen, weiter nördlich können sie im tieferen Schnee kein Futter finden. Sowohl indomestizierter als auch in wilder Form leben Rentiere in Norwegen. An Raubtieren gibt es im Land unter anderemBären,Wölfe undLuchse. Des Weiteren sindEisbären aufSpitzbergen heimisch.Amerikanische Nerze verbreiteten sich durch den Ausbruch ausPelztierfarmen fast im gesamten Land. Auf demDovrefjell wurden erfolgreichMoschusochsen angesiedelt.[57] Die Vogelwelt Norwegens ist artenreich. Im Jahr 2020 wurde die Anzahl der Vogelarten mit 519 angegeben.[58] Verhältnismäßig arm ist hingegen die Artenvielfalt derAmphibien undReptilien. In Norwegen sind drei Arten vonSchlangen vorzufinden: dieKreuzotter, dieRingelnatter und dieSchlingnatter. Es gibt einigeKröten, Frösche undMolch-Arten.[59]
In den norwegischen Gewässern leben 44 Arten vonSüßwasserfischen. ImVestlandet leben hauptsächlich Arten, die auch in Salzwasser überleben können. Zu diesen gehörenLachse undForellen. Artenreicher ist der Fischbestand imØstlandet und in Nordnorwegen.Karpfenfische leben hauptsächlich in den wärmeren Seen und Flussläufen im Südosten des Landes. In Nordnorwegen verbreitet sind unter anderemBarsche undHechte.[60] Es gibt einigeWalarten vor der norwegischen Küste.[57]
Im norwegischen Hauptland gibt es 40Nationalparks und über 3200Naturschutzgebiete. Damit waren Ende 2022 etwa 17,6 % der Fläche des norwegischen Hauptlandes unter Schutz gestellt. Die weiteren sieben Nationalparks des Königreichs befinden sich auf der Inselgruppe Spitzbergen, wo zum gleichen Zeitpunkt über 68 % des Landareals einen Schutzstatus hatten. Auf der Insel Jan Mayen lag der Wert bei 99,5 %.[61]
Bevölkerungspyramide Norwegen 2016Ein typisch norwegisches Haus
DasMedianalter in Norwegen betrug 2023 40,6 Jahre. Bei Frauen lag das Medianalter bei 41,4 Jahren, bei Männern bei 39,9 Jahren. Auf 1000 Einwohner kamen einer Schätzung für das Jahr 2023 etwa 10,4 Geburten und 8,2 Todesfälle. Die Bevölkerung wuchs mit etwa 0,6 % pro Jahr.[24] DieFertilitätsrate lag 2022 bei 1,41 Kinder pro Frau und war damit so niedrig wie nie zuvor. Das Durchschnittsalter von Frauen bei ihrer ersten Geburt wurde mit 30,2 Jahren angegeben.[62][63] Der Anteil an Personen im Alter von mindestens 67 Jahren stieg von 1950 bis 2020 von 8 auf 16 % an. Im gleichen Zeitraum sank die durchschnittliche Personenzahl in Haushalten von 3,3 auf 2,1.[23]
Bevölkerungswachstum
Im 20. Jahrhundert hat sich die Bevölkerung des Landes mehr als verdoppelt: Von 2,22 Millionen (1900) stieg die Zahl der Einwohner auf 4,48 Millionen (2000). Die Marke der fünf Millionen Einwohner wurde im Jahr 2012 überschritten.[62] In den ersten Jahren nach Ende desZweiten Weltkriegs wuchs die Bevölkerung um etwa ein Prozent im Jahr an, wobei vor allem die hoheGeburtenrate von Bedeutung war. Mit der Zeit ging die Geburtenrate zurück und das jährliche Bevölkerungswachstum sank in den 1970er-Jahren auf Werte von 0,3 %. Seit 2004 trägt die Einwanderung mehr zum Bevölkerungswachstum bei als die Geburten. Lediglich im Jahr 2020 wurde die Geburtenrate – bedingt durch die niedrige Einwanderungsrate aufgrund derCOVID-19-Pandemie – erneut für ein Jahr zum wichtigsten Faktor im Bevölkerungswachstum.[23][64]
DasStatistisk sentralbyrå bestimmt jährlich die Einwohnerzahlen in den städtischen Siedlungen Norwegens, den sogenanntenTettstedern. Diese haben mindestens 200 Einwohner. Die Bevölkerung des Landes verteilt sich mit etwa 83,0 % (Stand: 2024) auf Tettsteder und zu etwa 17,0 % auf die restlichen Gebiete.[46] Im Jahr 2024 gab es insgesamt 997 Tettsteder.[65]
Die am dichtesten besiedelte Region des Landes ist das Gebiet um denOslofjord. In den an den Fjord angrenzendenFylkern Oslo,Viken undVestfold og Telemark lebten im Jahr 2020 44 % der Norweger. In Nordnorwegen waren es zum gleichen Zeitpunkt 9 %.[23] Das Landesinnere hat eine geringeBevölkerungsdichte und die Bevölkerung lebt dort vor allem in den Tälern, durch welche die Hauptverkehrsadern führen. Insgesamt etwa 80 % der Einwohner des Landes leben weniger als zehn Kilometer vom Meer entfernt. InNordnorwegen wohnen 90 % der Menschen in weniger als vier Kilometer Entfernung zum Meer.[20][66]
Einwanderung
Herkunftsländer von Einwanderern (1. Januar 2025)[67]
in Norwegen geborene Personen mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen und vier im Ausland geborenen Großeltern
Am 1. Januar 2025 lebten 965.113 im Ausland geboreneEinwanderer in Norwegen, was einem Anteil von 17,3 % an der norwegischen Bevölkerung entsprach. 230.237 Personen und damit etwa 4,1 % der Bevölkerung gehörten im Jahr 2025 zu den in Norwegen geborenen Einwohnern, die zwei außerhalb des Landes geborene Elternteile und vier im Ausland geborene Großeltern hatten. Sie werden in der norwegischen Einwanderungsstatistik als Nachkommen von Einwanderern gewertet.[67]
Das häufigste Herkunftsland von Einwanderern in Norwegen ist Polen. Die zweitgrößte Gruppe bilden seit 2024 die ukrainischen Einwanderer, die hauptsächlich ab 2022 in Folge desrussischen Überfalls auf die Ukraine nach Norwegen kamen. Ihre Anzahl stieg von 6512 am 1. Januar 2022 auf 36.803 am 1. Januar 2023 und erreichte zum 1. Januar 2024 einen Wert von 65.566.[64][68]
In Norwegen lebt die vermutlich größte Gruppe derSamen, einem im NordenFennoskandinaviens lebendenindigenen Volk. Das traditionelle Siedlungsgebiet erstreckt sich über Norwegen, Schweden, Finnland und Russland und wird auch alsSápmi bezeichnet. Die genaue Anzahl der in Norwegen lebenden Samen ist nicht bekannt, da seit 1930 keine landesweiten Erfassungen mehr versucht worden sind.[66] Die häufig genannte Zahl von 40.000 norwegischen Samen gilt als umstritten.[69] Die Samen unterteilen sich in Norwegen in die Gruppe der Südsamen, der Pite- und Lulesamen sowie in die der Nordsamen.[66]
Ab etwa 1850 war es rund 100 Jahre Teil der offiziellen norwegischen Politik, dass sich die Samen und weitere Minderheiten an die norwegische Mehrheitsbevölkerung angleichen sollten. Im Rahmen dieser Norwegisierungspolitik wurde beispielsweise den samischen Schülern der Gebrauch dersamischen Sprachen verboten.[70] Seit 1989 hat die norwegische samische Bevölkerung mit demSameting, das seinen Sitz in der nordnorwegischen KommuneKarasjok hat, eine eigene parlamentarische Vertretung. Das Parlament wurde der samischen Bevölkerung nach längeren Konflikten, insbesondere im Rahmen desAlta-Konflikts, zugesichert.[71][72]
Obwohl der Alta-Konflikt zu einer Verbesserung der politischen Situation der Samen führte, bestehen auch heute noch Auseinandersetzungen zwischen Samen und dem Staat. In derFreedom-in-the-World-Länderliste 2024 wurden sich verschärfende Spannungen zwischen der Regierung und der samischen Bevölkerung angemerkt. Im Jahr 2021 stufte beispielsweise derOberste Gerichtshof denFosen-Windpark nachträglich als illegal ein, da er einen massiven Eingriff in dieRentierzucht darstelle und damit die Lebensgrundlage der Samen infrage stelle. Norwegen erhielt in der Freedom-in-the-World-Länderliste 2024 einen Punkteabzug, da der Staat in Folge des Urteils nicht handelte.[73][74]
Norwegisch ist einenordgermanische Sprache, die nahe mit demDänischen undSchwedischen verwandt ist. Die Schriftsprache teilt sich in zwei gesetzlich gleichgestellte Varietäten: Etwa 85–90 % der Einheimischen schreiben eine alsBokmål (wörtlich „Buchsprache“) oder bis 1929 alsRiksmål („Reichssprache“) bezeichnete Sprachform, die als von den städtischen Mundarten Norwegens beeinflusste Variante desDänischen anzusehen ist. Etwa 10–15 % nutzen hingegenNynorsk („Neunorwegisch“). Diese Sprache, die bis 1929 alsLandsmål („Landessprache“) bezeichnet wurde, ist seit 1885 als zweite offizielle Schriftsprache anerkannt. Sie wurde vonIvar Aasen auf der Grundlage der norwegischen Dialekte geschaffen und später weiterentwickelt. Beide Schriftsprachen werden durch denSpråkrådet normiert. In der gesprochenen Sprache spielen die Dialekte eine größere Rolle als in vielen anderen Ländern.[1][76]
Öffentliche Einrichtungen sind verpflichtet, Nynorsk als die weniger genutzte Schriftsprache zu fördern.[77] Schüler müssen beide Schriftsprachen erlernen, wobei sie ab der achten Klasse selbst ihre Haupt- und Nebensprache wählen dürfen. In den darunterliegenden Jahrgangsstufen wird die Hauptvariante von kommunaler Seite bestimmt. Im Jahr 2024 hatten rund 71.000 Grundschüler (1. bis 10. Klasse) Nynorsk als Hauptsprache. Dies entsprach einem Anteil von 11,2 %. Der Anteil ist stark rückläufig: Im Jahr 1992 waren es noch 17,7 %.[78]
Die von den Samen gesprochenen Sprachen aus dersamischen Sprachfamilie sind gesetzlich dem Norwegischen gleichgestellt. Da die Samen den Status als Urbevölkerung Norwegens innehaben, werden die samischen Sprachen stärker geschützt als die weiterenMinderheitensprachen. Die samische Sprachfamilie unterteilt sich unter anderem in die SprachenNord-,Lule-,Süd-,Pite- undUmesamisch. Im Zuge der Norwegisierungspolitik wurde der Gebrauch dieser Sprachen ab Mitte des 19. Jahrhunderts lange zurückgedrängt. Weitere Minderheitensprachen sind die von finnischen Einwanderern ins Land gebrachte SpracheKvenisch sowieRomani. DieNorwegische Gebärdensprache wurde im Jahr 2009 als vollwertige Sprache anerkannt.[1] Norwegische Schüler lernen meistEnglisch als ersteFremdsprache und später als WahlfachDeutsch,Spanisch oderFranzösisch.[79]
In der Verfassung von 1814 wurde dieevangelisch-lutherische Konfession zur öffentlichen Religion des Staates erklärt. Personen jüdischen Glaubens wurde die Niederlassung in Norwegen verboten. Der entsprechende Paragraf wurde im Jahr 1851 aufgehoben und alle Einwohner Norwegens erhielten das Recht auf freie Religionsausübung. Die Zahl der jüdischen Bürger lag im Jahr 1940 bei etwa 2170, wovon 767 während derdeutschen Okkupation Norwegens insKZ Auschwitz deportiert wurden (siehe Hauptartikel:Geschichte der Juden in Norwegen).[80] Heute ist die Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit gesetzlich verboten. Ab dem Alter von 15 Jahren hat jede Person das Recht, selbst in Religionsgemeinschaften einzutreten oder sie zu verlassen.[81]
Die größte Glaubensgemeinschaft blieb auch nach Einführung derReligionsfreiheit die vomPräses der Bischofskonferenz geleitete evangelisch-lutherische Volkskirche (Norwegische Kirche). Durch eine Verfassungsänderung im Jahr 2012 wurde die Verknüpfung zwischen Staat und Kirche gelockert. Die Volkskirche behielt gegenüber den weiteren Religionsgemeinschaften aber weiter eine Sonderrolle.[82] So wird beispielsweise die Zahlung der Gehälter von kirchlichen Angestellten staatlich unterstützt.[83]
Bevölkerungsanteile
Im Jahr 2024 gehörten rund 3,45 Millionen Norweger derNorwegischen Kirche an. Für die Glaubens- und Weltanschauungsgemeinschaften außerhalb der Norwegischen Kirche veröffentlichte die norwegische StatistikbehördeStatistisk sentralbyrå für das Jahr 2025 folgende Zahlen:[84][83]
Die Mehrheit derer, die einer Religionsgemeinschaft außerhalb der Norwegischen Kirche angehören, sindEinwanderer. Die Einwanderung trug insbesondere zu den Mitgliederzahlen der römisch-katholischen Kirche und der muslimischen Gemeinschaften bei. Aufgrund des Zuzugsukrainischer Flüchtlinge stieg seit 2022 auch die Anzahl der Mitglieder der orthodoxen Kirchen stark an. In der Region um Oslo leben überdurchschnittlich viele Muslime. Auch die Katholiken sind stärker in den größeren Städten des Landes vertreten. Die jüdischen Gemeinden haben den Großteil ihrer Mitglieder in den Städten Oslo und Trondheim.[81]
Viele der Mitglieder dieser Gemeinschaften geben jedoch selbst an, nicht religiös zu sein. So lag der Anteil der Norweger ab 16 Jahren, die sich selbst als Anhänger einer Religion oder Glaubensrichtung sehen, im Jahr 2020 bei 47 %. Bei Personen unter 45 Jahren lag der Anteil bei 40 %.[83]
In Norwegen gibt es einenhumanistischen Verband, denHuman-Etisk Forbund (HEF), eineWeltanschauungsgemeinschaft von nichtreligiösen und bekenntnisfreien Menschen. Der Verband wurde 1956 gegründet und hatte 2024 rund 152.000 Mitglieder, was ihn zum größten Verband dieser Art in Norwegen macht.[81][86]
In Norwegen besteht eineBildungspflicht für Kinder ab sechs Jahren bis zum Ende der zehnten Jahrgangsstufe. Alle Kinder haben das Recht auf einen kostenlosen Besuch einer öffentlichen Schule. Der Besuch privater Schulen undHausunterricht ist ebenfalls gestattet.[87] Des Weiteren haben alle Schüler das Recht, nach der Grundschule eine weiterführende Schule(videregående skole) zu besuchen.[88] DieSchulpflicht wurde im Jahr 1739 eingeführt. Im Jahre 1889 wurde festgelegt, dass die Schulpflicht sieben Jahre dauert. Später wurde die Dauer der Pflicht verlängert: 1969 wurde sie auf neun und 1997 auf zehn Jahre gesetzt.[89]Samische Schüler haben das Recht auf Unterricht in einersamischen Sprache.[90] Für Einwandererkinder im Schulalter muss der norwegische Staat in jeder Kommune Sprachkurse anbieten.[88]
Die Kindergärten unterliegen neben den Schulen ebenfalls demBildungsministerium. Sie werden von denKommunen oder von privater Hand betrieben. Im Jahr 2021 besuchten 93,4 % der ein- bis fünfjährigen Kinder einen Kindergarten, bei den Kindern zwischen drei und fünf Jahren lag der Wert bei 97,4 %.[91] Die zehnjährige Grundschule(grunnskole) wird in eine siebenjährige Stufe für Kinder(barnetrinn) und eine dreijährige für Jugendliche(ungdomstrinn) unterteilt. Der überwiegende Teil der Schüler besucht nach Abschluss der Grundschule eine weiterführende Schule. Diese ist geteilt in studienvorbereitende Schulzweige, die der gymnasialen Oberstufe entsprechen, sowie berufsvorbereitende Schulzweige. Fachschulen(fagskoler) bieten im Anschluss an die weiterführende eine berufliche Ausbildung an.[88][92]
In Norwegen gibt es zehn Universitäten und mehrere staatliche Hochschulen. Die größte private Hochschule ist dieHandelshøyskolen BI.[88] Der Anteil an der Bevölkerung über 16 Jahren mit Universitäts- und Hochschulabschluss wuchs zwischen 2016 und 2021 von 32,9 % auf 36,0 % an. Bei den Frauen lag im Jahr 2021 der Anteil an Universitäts- oder Hochschulabsolventinnen bei 40,7 %. Zudem hatten 3,1 % der Norweger über 16 Jahren einen Fachschulabschluss und 36,7 % den Abschluss der weiterführenden Schule als höchsten Abschluss.[93] ImPISA-Ranking von 2015 erreichen norwegische Schüler Platz 19 von 72 Ländern in Mathematik, Platz 24 in Naturwissenschaften und Platz 9 beim Leseverständnis. Norwegen liegt damit im oberen Drittel unter denOWZE-Staaten.[94]
Nach Angaben der StatistikbehördeStatistisk sentralbyrå waren im vierten Quartal des Jahres 2022 insgesamt 2.818.122 Menschen arbeitstätig. Dies entsprach einem Anteil von 68,7 % an der Bevölkerung zwischen 15 und 74 Jahren.[96][97] Die Zahl der im Jahr 2022 im Schnitt als arbeitslos registrierten Personen setzte die BehördeNAV mit 52.148 fest, was einer Arbeitslosenquote von 1,8 % entsprach.[98]
Frauenrechte und Gleichstellung
Norwegen gilt als Pionier derFrauenrechte. So wurde unter anderem dieNorwegische Frauenrechtsvereinigung bereits 1884 von vielen der prominentesten Persönlichkeiten der Zeit, darunter mehreren Ministerpräsidenten, gegründet.[99] ImGlobal Gender Gap Report 2023, der die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in einem Land misst, belegte Norwegen den zweiten Platz hinter Island.[100]
Wahlrecht
Frauen, die über Grundbesitz verfügten oder mit Grundbesitzern verheiratet waren, durften sich ab 1901 an Regionalwahlen beteiligen.[101][102] In der Wahl von 1906 unterstützen die Befürworterinnen desFrauenwahlrechts die Radikalen, und ein Sieg der Radikalen führte dazu, dass 1907 diejenigen Frauen, die bereits über das regionale Wahlrecht verfügten, auch auf nationaler Ebene dieses Recht erhielten.[102] Im Jahr 1913 wurden alle Beschränkungen aufgehoben.[103] Damit führte Norwegen dasFrauenwahlrecht im Jahr 1913 nachNeuseeland,Australien undFinnland als weltweit vierter Staat ein.[104] Im Jahre 1978 wurdeEva Kolstad die weltweit ersteOmbud fürGleichstellung.
Bildung und Arbeitsmarkt
Mädchen haben in norwegischen Schulen im Schnitt bessere Noten und Frauen erhalten häufiger Bildungsabschlüsse als Männer. Im Jahr 2022 wurden 58,7 % der insgesamt erreichten Hochschul- und Universitätsabschlüsse von Frauen abgelegt. Bei denPromotionen lag der Frauenanteil bei 50,8 %.[105]
Auf dem Arbeitsmarkt verdienen Frauen in Norwegen im Durchschnitt weniger als Männer, dieGehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sind jedoch rückläufig. Nachdem das durchschnittliche Gehalt von Frauen im Jahr 2002 noch bei 83,9 % des durchschnittlichen Gehalts von Männern lag, stieg der Wert bis 2022 auf 87,6 %. Die Unterschiede sind insbesondere darauf zurückzuführen, dass in den höchsten Lohnbereichen weniger Frauen vertreten sind. Auch der Anteil an arbeitstätigen Frauen und Männern nähert sich an und lag im Jahr 2022 bei den Männern bei 75,6 % und bei den Frauen bei 69,5 %. Während aber im Jahr 2022 bei den Männern 84,4 % in einer Vollzeitanstellung arbeiteten, waren es bei den Frauen nur 64,7 %. Unterschiede bestehen auch in der Art der Arbeit, die Frauen und Männer in Norwegen hauptsächlich ausführen. Im öffentlichen Sektor waren im Jahr 2022 von den Angestellten 70,0 % weiblich, in der Privatwirtschaft waren es hingegen nur 36,6 %. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf den weitgehend öffentlich verwalteten Gesundheitssektor mit einem Frauenanteil von rund 80 %.[105][106]
Die menschliche Besiedlung des heutigen Staatsgebiets begann nach der letztenKaltzeit etwa im 8. Jahrtausend v. Chr., alsJäger und Sammler dem schmelzenden Eis nach Norden folgten. Funde aus derJungsteinzeit sind die ersten, die aufLandwirtschaft im heutigen Norwegen hindeuten. Mit dem allmählichen Einzug der Landwirtschaft konnten mehr Menschen ernährt werden. Im Norden hielt sich die Jäger- und Sammlerkultur länger. DieFelszeichnungen von Alta zeigen Motive aus dieser Zeit.[107][108][109] Der Jungsteinzeit folgte dieBronzezeit, wobei es wenige Bronzefunde in Norwegen gibt. Während der Bronzezeit wurde zunehmend das Landesinnere besiedelt. Auf die Bronzezeit folgte dieEisenzeit. Funde von größeren Gräbern aus der Eisenzeit zeugen davon, dass damals Menschen mehrere Generationen lang an einem Ort lebten.[107][110]
Die Zeit derWikinger dauerte von etwa 800 bis 1050 an. Der ab etwa 900 regierendeHarald Hårfagre gilt als der erste König Norwegens. Sein Machtgebiet erstreckte sich wohl aber nur über einen Teil des Landes und nicht wie in älteren Quellen häufig dargestellt über ein geschlossenes Königreich über alle Landesteile. Der genaue Gründungszeitpunkt des norwegischen Königreiches ist, da viele zentrale Quellen von Mythen beeinflusst und unzuverlässig sind, umstritten.[111][112][113] Während der Wikingerzeit wurden von Norwegen ausIsland, dieFäröer undGrönland besiedelt. Einige Wikinger – unter der Führung von bspw.Bjarni Herjúlfsson,Thorvald Eiriksson undLeif Eriksson – erreichten auf mehreren Fahrten um 1000 n. Chr. sogarNeufundland vor der Nordostküste des etwa 500 Jahre später alsAmerika bezeichneten Kontinents. Auch dieNormandie, dieOrkneyinseln und dieShetlandinseln wurden von Wikingern besiedelt.[107][114] Unter den KönigenHåkon I.,Olav I. Tryggvason undOlav II. Haraldsson hielt dasChristentum verstärkt Einzug. Letzterer erklärte das Christentum um das Jahr 1020zur offiziellen Religion.[115]
Skandinavien um 1730
Ab 1380 inPersonalunion mitDänemark, trat Norwegen 1397 derKalmarer Union bei und wurde hierin ein relativ unbedeutendes Mitglied. DasKalmarer Reich hielt formell bis zum Ausscheiden Schwedens (1523), mit Dänemark bis 1814. Wegen politischer UnterstützungFrankreichs musste Dänemark nach denNapoleonischen Kriegen Norwegen am 14. Januar 1814 imKieler Frieden an den König von Schweden abtreten. Es gab allerdings keine direkte Übergabe, so dass Norwegen für kurze Zeitunabhängig wurde und sich in einer Nationalversammlung am 17. Mai 1814 inEidsvoll eineVerfassung gab, die mit kleinen Änderungen noch in Kraft ist. DasStorting arrangierte im Jahr 1836 die erste 17.-Mai-Feier; seit diesem Tag wird der 17. Mai als NorwegensNationalfeiertag angesehen.[116][113]
Es folgten 91 JahrePersonalunion mit Schweden. Diese wurde am 13. August 1905 aufgelöst, nachdem eine überwältigende Mehrheit derNorweger beieiner Volksabstimmung für die Beendigung dieser Union votiert hatte. Am 12. und 13. November 1905 fand eine Volksabstimmung statt zur Frage, ob Norwegen eine Monarchie sein sollte; 78,9 % der Wähler stimmten dafür. Norwegischer König wurde Prinz Carl aus demHaus Glücksburg; er nahm den NamenHaakon VII. an.[113]
ImErsten Weltkrieg erklärten Norwegen, Dänemark und Schweden ihre Neutralität. 1920 trat das Land demVölkerbund bei.
Deutsche Truppen in Oslo am 9. April 1940
Im Frühling 1940 wurde das neutrale Norwegen imZweiten Weltkrieg imUnternehmen Weserübung von der Wehrmacht überfallen und blieb bis Mai 1945 unterdeutscher Besatzung. AlsReichskommissar für Norwegen wurdeJosef Terboven ernannt.[113] Militärisch wurde dieOkkupation begründet mit der bevorstehenden Landungbritischer Truppen sowie den strategisch bedeutenden Häfen an der norwegischen Küste, die für den Nachschub anEisenerz aus dem schwedischenKiruna wichtig waren. Vor allem die BedeutungNarviks für diedeutsche Kriegswirtschaft ist umstritten, denn dasDritte Reich war weniger auf die schwedischen Eisenerzlieferungen angewiesen als gemeinhin angenommen. Das findet seine Bestätigung in der AnweisungAdolf Hitlers, die Hafenanlagen für den Gegner unbrauchbar zu machen. Wichtiger für die deutsche Kriegswirtschaft waren die norwegischen Rohstoffe, hauptsächlichAluminium,Molybdän undSchwefelkies (Pyrit undMarkasit), wobei im Rahmen dernationalsozialistischen Europapläne die Schaffung eines „Europäischen Großwirtschaftsraumes“ unter deutscher Hegemonie geplant war. Norwegen leistete sechs Wochen lang militärischen Widerstand, war aber derdeutschen Kriegsmarine unterlegen. Norwegische Nationalsozialisten (Vidkun Quisling) verbündeten sich mit den Deutschen und kamen dadurch an die Macht. Da der größte Teil der norwegischen Bevölkerung ihnen ablehnend gegenüberstand, erlangten Widerstandsorganisationen einen hohen Stellenwert.
Eine Folge der deutschen Besatzungszeit waren die sogenanntentyskerbarna, die von deutschen Soldaten mit Norwegerinnen gezeugten „Deutschenkinder“. Ihre Mütter bezeichnete man abwertend alstyskertøser (etwa „Deutschenflittchen“). Die etwa 10.000–12.000 Kinder waren in der norwegischen Nachkriegsgesellschaft massiven Diskriminierungen ausgesetzt und wurden teilweise misshandelt. Erst 1998 bat MinisterpräsidentKjell Magne Bondevik dietyskerbarn um Entschuldigung für das an ihnen begangene Unrecht. Lange unerforscht blieb die Entrechtung undDeportation dernorwegischen Juden. Knapp 800 der zirka 2100 Juden, die hauptsächlich in Oslo und Trondheim lebten, wurden in dasVernichtungslager Auschwitz-Birkenau transportiert und dort ermordet. Zu den Opfern zähltenRuth Maier und die 15-jährige Schülerin Kathe Lasnik, deren Schicksal der PhilosophEspen Søbye aufgearbeitet hat.[117]
Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurden politisch vor allem von der sozialdemokratischen ParteiArbeiderpartiet (Ap) dominiert. Ab 1945 hatte sie 16 Jahre lang die absolute Mehrheit im Nationalparlament und sie stellte bis 1965 mit einer Unterbrechung von nur drei Wochen den Ministerpräsidenten.[118] Nach 1945 wurde zunächst versucht, außenpolitisch eine neutrale Position einzunehmen, um Konflikte mit den sich gegenüberstehendenGroßmächten zu verhindern. Im Jahr 1948 wandte sich MinisterpräsidentEinar Gerhardsen allerdings von dieser Position und derSowjetunion ab.[119] Im April 1949 gehörte Norwegen zu den Gründungsmitgliedern derNATO. Die norwegische Regierung plante zunächst, ein skandinavisches Militärbündnis zu bilden. Da sich an diesem jedoch Schweden nicht beteiligen wollte, traten Dänemark und Norwegen in die NATO-Verhandlungen ein.[120]
Am 22. Juli 2011 wurden zwei verheerendeAnschläge in Oslo und auf der Insel Utøya verübt, die insgesamt 77 Todesopfer forderten.[122] Premierminister Jens Stoltenberg bezeichnete den Anschlag als „nationale Tragödie“ und als schlimmste Gewalttat seit dem Zweiten Weltkrieg.[123]
Die in der Verfassung festgeschriebene Gewaltenteilung führte im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu mehreren Machtproben zwischen der Regierungsbürokratie (Exekutive), die wesentlich vom schwedischen Königshaus kontrolliert wurde, und demStorting (der norwegischen Nationalversammlung;Legislative). Die Krone versuchte, ihrePrivilegien als Exekutivmacht auszubauen und das Storting unter Berufung auf die Verfassung weitgehend von den Regierungsgeschäften auszuschließen. Der Konflikt spitzte sich weiter zu, als sich im Zuge derIndustrialisierung die Klassenunterschiede zwischen der beamteten Machtelite und dem aufsteigendenBürgertum in Norwegen verschärften. In der Gesellschaft wuchs die Ablehnung des königlichenBeamtenstaates. In derKommunalpolitik war dernationale Regierungsapparat bereits 1837 durch die Einführung der lokalenSelbstverwaltung praktisch entmachtet. Entsprechend energisch bemühte sich der schwedische Adel um die Wahrung seines Einflusses auf nationaler Ebene.
Die Spannungen eskalierten bis 1884, dem Jahr, das in Norwegen die Einführung desParlamentarismus markiert. Der bürgerlich-liberale StortingsabgeordneteJohan Sverdrup setzte gegen den Widerstand von KönigOskar II. das staatsrechtliche Prinzip durch, dass eine Regierung für den eigenen Machterhalt die Unterstützung des Storting benötigt. Durch diese Abhängigkeit war die durch die Gewaltenteilung festgeschriebene politische Souveränität der Monarchie zugunsten einer Stärkung des Parlaments faktisch aufgehoben. Der König musste Sverdrup als neuen Ministerpräsidenten mit der Regierungsbildung beauftragen.[130] 2007 wurde mit einer Änderung von Artikel 15 der Verfassung das seit 1884 gewohnheitsrechtlich praktizierte System des Parlamentarismus schließlich im Grundgesetz festgehalten.[130]
Legislative
DasStorting ist das Parlament von Norwegen mit Sitz in Oslo
Das norwegische Nationalparlament ist dasStorting (wörtlich „GroßesThing“, „Großversammlung“). Das Storting hatseinen Sitz in Oslo und besteht aus 169 Abgeordneten. Diese werden alle vier Jahre (bis 1938 jedes dritte Jahr[131]) gewählt. Im Gegensatz zu vielen Nationen besteht in Norwegen keine Möglichkeit,vorgezogene Neuwahlen auszuschreiben. Von den 169 Abgeordneten des Parlaments werden 150 direkt in den Wahlkreisen gewählt. Die 19 weiteren Sitze werden alsAusgleichsmandate vergeben. Für die Ausgleichsmandate werden nur Parteien berücksichtigt, die landesweit mindestens 4 % der Stimmen erzielt haben. Dem Storting steht ein Präsidium, bestehend aus einem Präsidenten und fünf Vizepräsidenten vor. Seit 2009 tagt das Parlament ausschließlich in einer Kammer. Die zuvor für die Beratung von Gesetzesvorlagen (nicht aber für andere parlamentarische Zuständigkeiten) existierende Gliederung in einOdelsting und einLagting wurde mit Verfassungsänderung von 2007 per 2009 aufgehoben.
Das Storting hat den Charakter einesArbeitsparlaments und ist in zwölf ständige Ausschüsse unterteilt. Das Regierungssystem kennt dennegativen Parlamentarismus: Eine Regierung kann durch die im Storting vertretenen Parteien sowohl aktiv (durch Teilnahme an ihr) als auch passiv (durch Duldung) unterstützt werden, sie braucht also keine ausdrückliche Mehrheit im Parlament. Durch eineVertrauensfrage ist das Storting aber in der Lage, eine Regierung zum Rücktritt zu zwingen.[132]
Volksabstimmungen sind in Norwegen lediglichkonsultativ. Sie können sowohl auf nationaler als auch auf kommunaler Ebene durchgeführt werden.[133] In Norwegen gab es bisher sechs Volksabstimmungen auf nationaler Ebene:[134]
1905 über die Auflösung der Union mitSchweden (Ergebnis: Ja).
1905 über die Einsetzung Prinz Carls vonDänemark als KönigHaakon VII. (Ergebnis: Ja).
1919 über das Verbot von Alkohol (Ergebnis: Ja).
1926 über die Aufhebung dieses Verbots (Ergebnis: Ja).
DasStaatsoberhaupt Norwegens ist KönigHarald V. Im politischen System spielt er eine zeremonielle und repräsentative Rolle: Er ernennt den Ministerpräsidenten und die Minister, leitet denStaatsrat, eröffnet jährlich das Parlament und akkreditiert die ausländischen Botschafter.[135][136] Bis zu einer Verfassungsänderung 2012 war er auch dasOberhaupt der lutherischen Kirche des Landes.[137] Gegen vom Parlament beschlossene Gesetze gestand ihm schon die Verfassung von 1814 lediglich ein beschränktes Einspruchsrecht (Veto) zu, das vom Parlament zurückgewiesen werden kann. Seit der Loslösung Norwegens von Schweden 1905 hat kein König mehr von diesem Recht Gebrauch gemacht.
Der König ernennt anhand der im Parlament gegebenen absoluten oder relativen Mehrheiten denMinisterpräsidenten und auf dessen Vorschlag die Minister. Die Regierung muss keine ausdrückliche Mehrheit der Parlamentarier hinter sich haben, sondern kann auch als Minderheitsregierung amtieren, solange ihre Gegnerschaft über keine Mehrheit verfügt („negativer Parlamentarismus“). Erringen die Gegner der Regierung eine Mehrheit, können diese über eine negativ beschiedene Vertrauensfrage die Regierung zum Rücktritt zwingen.[132] Über die unter der Leitung des Königs regelmäßig stattfindenden Sitzungen des Staatsrates, dem alle Minister angehören und in dessen Rahmen das Staatsoberhaupt die Gesetze und Verordnungen unterzeichnet, ist dieses formal in die Handlungen der Regierung eingebunden.[138]
Nach demZweiten Weltkrieg verfügte die sozialdemokratischeArbeiterpartei unterEinar Gerhardsen von 1945 bis 1961 über eine absolute Mehrheit. Danach wurden in der Regel Minderheitsregierungen gebildet. In jüngster Vergangenheit war die Tendenz zu beobachten, Koalitionsregierungen mit fester Mehrheit im Parlament zu bilden und auf Grundlage eines Koalitionsvertrags zu agieren.Große Koalitionen zwischen Sozialdemokraten und Konservativen hat es bislang nicht gegeben.
Das norwegische Hauptland ist seit dem 1. Januar 2024 in 15 Provinzen(Fylker) eingeteilt, die traditionell infünf Landesteile(landsdel) zusammengefasst werden. Bis auf Oslo sind alle Fylker in mehrereKommunen unterteilt.[146] Seit dem 1. Januar 2024 gibt es in Norwegen insgesamt 357 Kommunen, eine mehr als in der Zeit von 2020 bis 2023. Im Juni 2017 wurde eine umfassende Verwaltungsgebietsreform beschlossen, die am 1. Januar 2020 abgeschlossen wurde. Sie beinhaltete eineRegional- sowie eineKommunalreform. Im Rahmen ihrer Durchführung sank die Zahl der Fylker und der Kommunen.[20] Zum 1. Januar 2024 wurden Teile der Reformen aus der Zeit bis 2020 rückgängig gemacht, sodass die Zahl der Fylker von elf auf fünfzehn stieg.[147]
Die Volksvertretungen auf Ebene der Kommunen und der Fylker werden alle vier Jahre gewählt. Die Wahlen finden jeweils zwei Jahre nach den Stortingswahlen statt.[27] Die Parlamente auf Fylkesebene heißenFylkesting. In jedem Fylke wird zudem ein Repräsentant der Regierung eingesetzt, der Verwaltungsaufgaben für die Ministerien des Landes übernimmt. Dieser heißtStatsforvalter und ist demKommunalministerium unterstellt. DieInselgruppe Spitzbergen, die kein eigenes Fylke bildet, besitzt administrativ eine Sonderrolle. Dort gibt es unter anderem statt eines Statsforvalters den Posten des Sysselmesters, der unter der Aufsicht desJustizministeriums steht.[148][149]
Fylker
Insgesamt gibt es in Norwegen seit dem 1. Januar 2024 15 Fylker. Zwischen 2020 und 2023 lag die Anzahl bei elf Fylkern, im Jahr 2017 noch bei 19.[147][150]
Insgesamt gibt es in Norwegen357 Kommunen.[150] Die flächenmäßig größte Kommune istKautokeino mit 9.707,35 km², die kleinste istKvitsøy mit 6,28 km².[17] Die einwohnerreichste Kommune ist Oslo mit 724.290 Einwohnern. In der Liste aufgeführt werden die 21 Kommunen, die am 1. Januar 2024 mehr als 50.000 Einwohner hatten.
Wohnen und kommunale Einrichtungen: 30,7 Milliarden NOK
Von der RatingagenturStandard & Poor’s werden NorwegensStaatsanleihen bereits seit dem Jahre 1990 unverändert mit der Bestnote AAA bewertet (Stand: April 2021).[155]
Norwegen ist Mitglied imNordischen Rat, einem Forum derNordischen Länder. Wirtschaftlich ist es Mitglied derEuropäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und Teil desEuropäischen Wirtschaftsraumes. Weiterhin nimmt Norwegen amEuropäischen Binnenmarkt derEuropäischen Union (EU) teil. Die Bevölkerung lehnte in zwei Referenden den EU-Beitritt ab. Das deutscheAuswärtige Amt schrieb im Jahr 2017, dass Norwegen sich international unter anderem für politische und wirtschaftliche Stabilität und den Ausbau des Völkerrechts einsetze. Zu den Hauptzielen der norwegischen Außenpolitik gehörten dabei neben der Wahrung der nationalen Souveränität das Engagement im Bereich der Menschenrechte sowie die Einbindung in internationale Organisationen wie derNATO. Die norwegische Wirtschaftspolitik sei dabei auch von maritimen Interessen geprägt.[157]
Mit Deutschland unterhält Norwegen direkte Beziehungen seit der Unabhängigkeit im Jahr 1905. Deutschland gilt als einer der wichtigsten Zusammenarbeitspartner in der EU. Im Jahr 1999 zog die norwegische Botschaft vonBonn nachBerlin, wo die nordischen Staaten den Komplex derNordischen Botschaften unterhalten.[158]Österreich und Norwegen nahmen 1906 diplomatische Beziehungen auf. Über die Zeit hinweg lagen die für Österreich zuständigen Botschaften in Berlin,Prag undBern. Im Jahr 1960 wurde die norwegische Botschaft inWien eröffnet. Sowohl Österreich als auch Norwegen gehören zu den Gründungsmitgliedern der EFTA.[159] Die norwegische Botschaft in Bern ist neben derSchweiz, fürLiechtenstein undVatikanstadt zuständig. Liechtenstein und die Schweiz gehören gemeinsam mit Norwegen und Island zu den verbleibenden EFTA-Mitgliederstaaten.[160] Deutschland, Österreich und die Schweiz haben jeweils Botschaften in Oslo.[161]
Vor derFebruarrevolution 1917 hatte eine rege Handelstätigkeit mitRussland bestanden, welche eine eigene Mischsprache (Russenorsk) hervorgebracht hatte.[162] Nach dem Ende derSowjetunion im Jahr 1991 wurde die Zusammenarbeit erneut verstärkt. Im Jahr 2010 konnten sich Norwegen und Russland auf eine Grenze der jeweiligen Hoheitsgebiete in derBarentssee einigen.[163] Für die Grenzbewohner Russlands und Norwegens wurde 2012 eine visumsfreie Zone von etwa 30 Kilometern auf beiden Seiten der Grenze eingerichtet.[164] Ab Mitte der 2010er Jahre verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den Ländern erneut.[163] Eine im Februar 2023 veröffentlichte jährliche Risikoanalyse dernorwegischen Nachrichtendienste führte Russland als größte Bedrohung für Norwegen an.[165]
Umweltpolitik
Norwegen verfolgt das Ziel, ab 2025 im Bereich der PKW und leichten Nutzfahrzeuge keine neuen Fahrzeuge mitVerbrennungsmotor zuzulassen. Der Kauf vonElektroautos wird unter anderem durch eine niedrigere Besteuerung staatlich gefördert. 2020 war Norwegen das weltweit erste Land mit einer Elektroauto-Zulassungsquote von über 50 %.[166]
Die norwegische Armee(Forsvaret) besteht aus den vier Teilstreitkräften Heer(Hæren), Marine(Sjøforsvaret),Luftwaffe(Luftforsvaret) und der Heimatschutzmiliz(Heimevernet). Norwegen ist ein Gründungsmitglied derNATO und das Land war der erste NATO-Mitgliedsstaat, der bei allen Positionen im Militär die Zugangsbeschränkung für Frauen aufhob. Es existiert eine zwölfmonatigeWehrpflicht für Männer und Frauen. Norwegen gab 2020 etwa 2 % seiner Wirtschaftsleistung für seine Streitkräfte aus.[24] Durch die NATO-Beitritte Finnlands und Schwedens wurden 2024 – erstmals seit der Auflösung derKalmarer Union im Jahr 1523 – wieder alle skandinavischen Länder Mitglied eines gemeinsamen Militärbündnisses.[167][168]
Mitte des Jahres 2007 hat die norwegische Luftwaffe von denUSA den Schutz des NachbarlandesIsland übernommen, das über keine eigenen Streitkräfte verfügt.[169]
Feuerwehr
In derFeuerwehr in Norwegen waren im Jahr 2019 über 3.700Berufs- und rund 8.100 Teilzeit-Feuerwehrleute organisiert, die in 597 Feuerwachen undFeuerwehrhäusern, in denen 963Löschfahrzeuge und 70Drehleitern bzw.Teleskopmasten bereitstehen, tätig sind.[170] Der Frauenanteil beträgt zwei Prozent.[171] Die nationale FeuerwehrorganisationNorsk brannvernforening repräsentiert die norwegische Feuerwehr im WeltfeuerwehrverbandCTIF.[172]
Wirtschaft
Allgemein
Norwegen ist ein anNaturressourcen wie Fischen,Erdöl,Erdgas undMineralien reicher und hoch entwickelterIndustriestaat. Gemessen amBruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf gehört es zu den reichsten Ländern der Welt. Norwegens Wirtschaftsraum gilt als einegelenkte Volkswirtschaft und die meisten Unternehmen haben private Eigentümer. Der Staat ist allerdings Haupteigentümer mehrerer großer Industriebetriebe wie der Gas- und ÖlfördergesellschaftEquinor und dem AluminiumproduzentenNorsk Hydro. Eine wichtige Einnahmequelle ist der Export von Erdöl und -gas. Norwegen ist des Weiteren Europas größter und weltweit zweitgrößter Exporteur von Fisch undMeeresfrüchten und derFischfang ist von größerer wirtschaftlicher Bedeutung.[20][24]
Die Einnahmen aus der Ölindustrie stellen die Grundlage für denStaatlichen Pensionsfonds (Statens pensjonsfond utland oderOljefondet) dar. Der im Jahr 1996 gegründete Pensionsfonds hat einen Marktwert von etwa 10.398 Mrd. NOK (ca. 997 Mrd. Euro).[173] Nach der sogenannten Handlungsregel dürfen jährlich maximal 4 % des Kapitalstocks aus dem Fonds zur Finanzierung des Staatshaushalts entnommen werden. Diese Obergrenze soll zukünftig auf 3 % abgesenkt werden. Im Haushaltsjahr 2016 wurden dem Ölfonds insgesamt 220 Mrd. NOK (etwa 26 Mrd. Euro) entnommen. Das sind etwa 3 % des Kapitalstocks. In der norwegischen Politik und Öffentlichkeit besteht Konsens darüber, dass die norwegischen Öl- und Gasreserven unter Beachtung von strengen Umwelt- und Sicherheitsstandards ausgebeutet und dem Nutzen der Allgemeinheit zugeführt werden sollen. Im Haushalt 2017 rechnete die Regierung mit Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor in Höhe von 164 Mrd. NOK (ca. 18 Mrd. Euro), das waren 14 % der gesamten erwarteten Staatseinnahmen. Norwegen gehört auch weltweit zu dengrößten Quecksilberproduzenten.
Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2019 bei 3,72 % und war damit eher niedrig. DieJugendarbeitslosigkeit betrug im Jahr 2018 einer Schätzung zufolge 9,7 %. Im Jahr 2016 arbeiteten 2,1 % aller Arbeitskräfte in derLand- undForstwirtschaft, 19,3 % in derIndustrie und 78,6 % imDienstleistungssektor.[24] Die Gesamtzahl der Beschäftigten wurde für Ende 2022 mit 2,82 Millionen angegeben, wovon etwa 1,33 Millionen Personen Frauen waren.[96]
Im Vergleich mit dem durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der EU ausgedrückt inKaufkraftstandards (EU27 = 100) erreichte Norwegen 2019 einen Index von 147.[174] ImGlobal Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Norwegen Platz 11 von 137 Ländern (Stand 2017–2018).[175] ImIndex für wirtschaftliche Freiheit wurde das Land 2024 auf Platz 10 geführt.[176] Der Gesamtbesitz an Immobilien, Aktien und Bargeld belief sich 2022 auf insgesamt 1,6 Billionen US-Dollar. Das Vermögen pro erwachsener Person betrug 385.340 Dollar im Durchschnitt und 143.890 Dollar imMedian (in Deutschland: 256.180 bzw. 60.635 Dollar). Beim Vermögen je Einwohner gehörte Norwegen damit zu den Top-10-Ländern weltweit. Norwegen hat eine verhältnismäßig hoheVermögensungleichheit. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die Mittelschicht aufgrund der großzügigen Sozialsysteme im internationalen Vergleich weniger auf Vermögensbildung zur Absicherung zurückgreift und dadurch das Vermögen der Oberschicht einen stärkeren Ausschlag gibt. DerGini-Koeffizient bei der Vermögensverteilung lag im Jahr 2022 bei 76,9 %.[177] Die Einkommensungleichheit ist im Gegensatz zur Vermögensungleichheit geringer. DerGini-Koeffizient bei der Einkommensverteilung lag im Jahr 2019 bei 27,7 %.[178]
Norwegen hat 2003 als erstes Land eine Geschlechterquote eingeführt. Seit 2008 ist eine Quote von mindestens 40 % Frauen in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben.[179]
Die norwegische Volkswirtschaft verzeichnet seit 1989 durchgängig einenExportüberschuss.[181][182] Ohne den Export von Erdöl und -gas hätte Norwegen einen Importüberschuss.[180] Im Jahr 2022 lag der Exportüberschuss bei rund 1600 Milliarden NOK, was etwa einer Verdreifachung des Wertes von 2021 entsprach. Zum starken Anstieg kam es hauptsächlich durch steigende Erdgaspreise und -exporte. Vor allem aufgrund der Erdgasexporte wurde Deutschland im Jahr 2022 auch Norwegens größter Exportpartner. Im Vorjahr war noch dasVereinigte Königreich das Hauptziel für Exporte.[183]
Dieelektrische Energie stellt eine wichtigeEnergiequelle für Norwegen dar, wobei dieWasserkraft eine bedeutende Rolle in derEnergieerzeugung spielt. Auf dem norwegischen Hauptland existieren wederKern- nochKohlekraftwerke, was unter anderem auf einen Beschluss des Nationalparlaments aus dem Jahr 1979 zurückzuführen ist. In diesem wurde festgelegt, weiter auf den Ausbau der Wasserkraft zu setzen.[185] Etwa 90 % des Stroms wird in Anlagen gewonnen, die sich im Eigentum von Kommunen,Fylkeskommunen oder dem norwegischen Staat befinden. Der Staat ist durch den staatlichen EnergiekonzernStatkraft im Besitz von etwa 35 % der Produktion.[186]
Im Jahr 2018 hatte Norwegen mit 24.047 kWh pro Kopf nachIsland den zweithöchstenStromverbrauch der Welt. DerOECD-Schnitt lag bei etwa 8000 kWh.[23] Die elektrische Energie ist im europäischen Vergleich eher billig. Der Anteil an Haushalten, in denen das Heizsystem auf ihr aufbaut, ist im europäischen Vergleich hoch.[187] Im Jahr 2020 lag derEndenergiebedarf bei 211TWh. Im Jahr zuvor verteilte sich der Gesamtenergiebedarf zu rund 32 % auf Industriebetriebe, zu 22 % auf private Haushalte und zu 17 % auf den Dienstleistungssektor. Im Transportsektor sind vor allem aufPetroleum basierende Kraftstoffe verbreitet.[188] Im Wärmesektor ist Norwegen der Staat in Europa, der am stärksten mitWärmepumpenheizungen beheizt wird. Mit Stand 2022 nutzten 60 % der norwegischen Haushalte Wärmepumpen zur Deckung ihres Wärmebedarfs.[189] Nachdem 2017 ein Einbauverbot für neueGasheizungen beschlossen wurde, das 2020 in Kraft trat, setzt das Land im Wärmesektor vollständig auf Wärmepumpen.[190]
Stromsektor
Wasserkraft
Luftbild des KraftwerksRånåsfoss an der Glomma
Ein großer Teil des Strombedarfs des Landes wird durch heimischeWasserkraftwerke gedeckt. Im Jahr 2021 existierten rund 1690 Wasserkraftwerke in Norwegen, welche für etwa 88 % der norwegischenStromerzeugung sorgten. Die Speicherkapazität der norwegischenSpeicherkraftwerke liegt bei etwa 70 % des jährlichen Energiebedarfs.[191] Die Nutzung der Wasserkraft hat in Norwegen eine lange Tradition und war Grundlage derIndustrialisierung des Landes. Auf einfacheWassermühlen folgten wassergetriebeneGeneratoren und später kleinere und größere Wasserkraftwerke zur Gewinnung elektrischer Energie.[185]
Ende 2024 wurden von NorwegenWindkraftanlagen mit einer installierten Leistung von 5188 MW betrieben, 5087 MW an Land und 101 MW offshore.[192] Im Jahr 2024 wurden etwa 11 % des Strombedarfs mit Wind gedeckt[192] (2020: 6,4 %, 2022: 11 %[193], 2023: 10 %[194]). Der erste Windpark war derSmøla vindpark, der im Jahr 2002 in Betrieb genommen wurde.[191] Die Nutzung vonWindenergie wird ausgebaut: 2014 waren Windkraftanlagen mit einer Leistung von 819 MW installiert[195], Ende 2017 waren es 1.188 MW[196] und 2021 4.655 MW.[197] Der größte landgebundeneWindpark Europas ist derWindpark Fosen Vind, der seit dem Abschluss des Testbetriebs im März 2021 Strom liefert.[198][199]
2023 begann die erste Ausschreibung fürOffshore-Windpark-Projekte. Bis 2040 sollen vor der norwegischen Küste Offshore-Windparks mit einer Leistung zu 30 GW installiert sein.[200]
Zwischenstaatlicher Stromtransport
Mit seinem zu einem hohen Anteil aus Wasserkraftwerken gewonnenen Strom beteiligt sich Norwegen am Stromaustausch mit anderen europäischen Staaten. In Zeiten, in denen die Wasserkraftwerke viel Strom erzeugen, verkauft Norwegen Strom an andere Staaten. Wird hingegen die Stromproduktion nicht durch hohe Niederschlagswerte oder dieSchneeschmelze begünstigt und ist der Strom in anderen Ländern kostengünstiger, kauft Norwegen Strom zu. In den norwegischenStauseen wird währenddessen Wasser für später gespeichert.[201]
Neben mehreren Leitungen zwischen Norwegen und Schweden bestehen unter anderem die ÜbertragungsleitungenCross-Skagerrak zwischenKristiansand und Dänemark.[201] 2008 wurde mitNorNed eine etwa 580 Kilometer lange Seekabelverbindung zwischen Norwegen und denNiederlanden in Betrieb genommen.[202] Das SeekabelNordLink zwischen Norwegen undDeutschland ist seit 2021 im Regelbetrieb; es kann eine Leistung von 1.400 MW übertragen.[203] Die vonNational Grid undStatnett vereinbarte SeekabelverbindungNSN Link zwischen Norwegen undEngland ging 2021 in Betrieb.[201] Zusätzlich ist eine SeekabelverbindungNorGer zwischen Norwegen und Deutschland geplant, deren Umsetzung aber noch unklar ist.[204]
Norwegen war 2017 (geschätzt) mit 123,9 Mrd.m³ das weltweit siebtgrößteErdgasförderland.[205] Die norwegischenErdgasfelder befinden sich in derNordsee, imEuropäischen Nordmeer und in derBarentssee. Norwegen war 2017 (geschätzt) mit 120,2 Mrd. m³ das weltweit drittgrößte Erdgasexportland.[206] Der norwegische Erdöl- und ErdgaskonzernEquinor kontrolliert etwa 70 % der Gasexporte des Landes.[207] Norwegen deckt etwa ein Drittel des deutschen Erdgasbedarfs (2017).[208] Die beidenEuropipe-Erdgasleitungen verbinden das norwegische ErdgasfeldEkofisk (Europipe 1) in der Nordsee sowie das norwegische Festland (Europipe 2) mit Deutschland.
Erdöl
Bohrinsel im Heidrun-Ölfeld
Norwegen war im Jahr 2018 mit einer geschätzten Produktionsmenge von 1.517.000Barrels pro Tag das weltweit fünfzehntgrößteErdölförderland.[209] Nachdem man erste norwegische Bohrinseln in der Nordsee gebaut hatte, stieg die Produktion ab den 1970er Jahren an. Später erweiterte man die Aktivität auf das Europäische Nordmeer und die Barentssee, die allerdings im Vergleich zur Nordsee weniger erforscht worden sind. DasÖlfördermaximum wurde in den Jahren 2000/2001 erreicht, die Fördermengen sind seitdem rückläufig.[38]
Die starke norwegischeErdölindustrie und die vergleichsweise geringe Bevölkerung bewirken Norwegens sehr hohes Pro-Kopf-Einkommen. Um die Finanzierung des teuren, sehr engmaschigensozialen Netzes langfristig zu sichern, wurde 1990 der staatlich geführteNorwegische Staatliche Pensionsfonds Ausland (Statens pensjonsfond utland oder Oljefondet) eingerichtet. In ihm werden die Erträge aus dem Ölexport angelegt. Das geschieht ausschließlich auf ausländischen Märkten, um ein finanzielles Überhitzen der inländischen Wirtschaft und eine zu starke Aufwertung dernorwegischen Krone zu verhindern. Der Wert des norwegischen Ölfonds betrug Ende 2019 ca. 949 Milliarden Euro (10.088 Milliarden NOK),[210] was einem Betrag von ca. 179.000 Euro je Norweger entsprach.
Nach dem Einbruch desÖlpreises in der zweiten Jahreshälfte 2014 stockten sowohl die Förderung als auch die Erschließungstätigkeiten für die Ölgewinnung in größeren Tiefen wegen der hohen Kosten. In Norwegen sollen rund zehn Prozent der rund 100.000 Arbeitsplätze in der Ölindustrie zur Disposition stehen. Der staatliche EnergiekonzernStatoil geriet 2014 erstmals seit seinem Börsengang in die roten Zahlen.[211]
Norwegen ist jährlich das Ziel von mehreren MillionenTouristen. 2019 besuchten 5,88 Millionen Touristen das Land, die etwa 4,9 Milliarden US-Dollar ausgaben.[212] Im Bereich des Tourismus waren im Jahr 2017 etwa 6,9 % der Arbeitsplätze zu verorten und die Einnahmen durch den Tourismus machten 4,3 % der Gesamteinnahmen aus.[213] Für einzelne Gegenden, wieSpitzbergen ist der Tourismus eine essenzielle Einnahmequelle.[214] Im Jahr 2018 wurden 33,8 Millionen Übernachtungen verzeichnet, etwa 10,1 Millionen wurden auf Ausländer zurückgeführt. Die bedeutendsten Herkunftsländer waren dabeiDeutschland,Schweden und dieVereinigten Staaten. Neben Hotels und hotelähnlichen Betrieben, die etwa 70 % der Übernachtungen verzeichneten, warenCamping und die sogenanntenHytten die meistgenutzten Übernachtungsarten.[215] Des Weiteren sindKreuzfahrten, wie mit der PostschifflinieHurtigruten, weit verbreitet. Die Sommersaison ist die Zeit mit den meisten Besuchern. Im Jahr 2019 verteilten sich 52 % der Übernachtungen auf die Monate Mai bis August. Bedeutende Faktoren für Urlaubsreisen nach Norwegen außerhalb des Sommers sind vorrangig Wintersport und diePolarlichter.[216]
Trollstigen
Für die Tourismusstrategie Norwegens ist die halbstaatliche GesellschaftInnovasjon Norge zuständig. Für das Jahr 2006 gab diese an, dass unter anderem die SkisprungschanzeHolmenkollbakken und das dazu gehörende Museum, das historische Stadtviertel und WeltkulturerbeBryggen in Bergen, der TierparkKristiansand Dyrepark sowie der FreizeitparkTusenFryd zu den meistbesuchten Einrichtungen zählten. Laut Schätzungen war derVigelandspark in Oslo mit über einer Million Personen am meisten besucht. Gefragte Ausflugsziele waren des Weiteren die WasserfälleVøringsfossen,Kjosfossen,Låtefossen undSteinsdalsfossen, die PassstraßeTrollstigen sowie die FjordeGeirangerfjord undNærøyfjord.[217][218] Zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen zählen die Oslo-Region, die Gegend umTromsø, die InselgruppeLofoten sowie die Gegend um Bergen.[219] Von der norwegischen StraßenverkehrsbehördeStatens vegvesen wurden sogenannteLandschaftsrouten konzipiert.[220]
DieLandwirtschaft ist in Norwegen stark von den geografischen Verhältnissen des Landes abhängig. Nur 3,5 % der Fläche des Landes werden vom StatistikamtStatistisk sentralbyrå (SSB) als landwirtschaftliche Fläche klassifiziert.[222] Diese Fläche verteilt sich überwiegend an der Küste und in den tiefergelegenen Gebieten im Innenland. Aufgrund des Einflusses desGolfstroms kann in NordnorwegenGrünland als Grundlage fürTierhaltung genutzt werden.Getreide wird hingegen nahezu ausschließlich im Süden des Landes angebaut. Da ein Großteil der Fläche aufgrund des Terrains und des Klimas nur alsWiese oderWeide nutzbar ist, hat die Tierhaltung einen größeren Anteil an den im Landwirtschaftssektor erzielten Einnahmen.[223]
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist rückläufig, im Jahr 2021 lag sie bei etwa 38.000. Innerhalb von zehn Jahren war die Zahl um etwa 16,5 % zurückgegangen. Im Jahr 1969 gab es knapp 155.000 Betriebe. Die durchschnittlich bewirtschaftete Fläche ist unterdessen stark angestiegen: Während im Jahr 1969 im Schnitt rund 6,2 Hektar Fläche zu einem Betrieb gehörten, lag der Wert 2020 bei etwa 25,5 Hektar.[224] Verglichen mit vielen Ländern ist diese durchschnittliche Größe gering.[223] Im Jahr 2020 arbeiteten rund 11.400 Landwirte primär mitPflanzenbau und etwa 23.600 in derViehwirtschaft. Zudem kombinierten etwa 1500 Landwirte die beiden Bereiche.[224]
Norwegen gehört zu den größten Fischerei-Nationen der Welt und die Fischerei ist einer der ältesten Wirtschaftszweige des Landes. Im Jahr 2018 lag Norwegen gemessen an der Fischfangmenge nach Angaben derWeltbank auf Platz elf im weltweiten Vergleich. Norwegen brachte laut diesem Bericht im Jahr 2018 etwa 4,0 MillionenTonnen an Land.[225] 2018 stammten 1,36 Millionen Tonnen des gesamten norwegischen Fangs ausAquakulturen, womit Norwegen in diesem Bereich auf Platz neun lag.[226]
Im Jahr 2019 wurde Fisch im Wert von etwa 104 Milliarden Kronen exportiert, wobei derLachsexport mit einem Wert von etwa 72 Milliarden Kronen vorKabeljau die wichtigste Einnahmequelle waren. Weitere bedeutende Fischarten waren unter anderemHeringe undMakrelen.[227]
Innenansicht einer Vinmonopolet-Filiale inBriskeby, Oslo
Norwegen betreibt eine restriktive Alkoholpolitik, die im 19. Jahrhundert mit Steuern und Produktionsbeschränkungen begann. Während der 1914 gestartetenProhibition in Norwegen wurde der Verkauf von Alkohol beschränkt und teilweise verboten. Im Jahr 1936 führte Norwegen als erstes Land der Welt einePromillegrenze für das Führen von Kraftfahrzeugen ein. Sie sank im Jahr 2001 von 0,5 auf 0,2 Promille. Alkoholische Getränke bis zu 4,7 Volumenprozent dürfen in Lebensmittelgeschäften verkauft werden. Getränke, deren Alkoholgehalt höher ist, können nur imVinmonopolet und in Einrichtungen mit Schankgenehmigung erworben werden. Erste Vinmonopole wurden im Jahr 1922 im Rahmen einer Lockerung der Prohibition eröffnet. Neben dem besteuerten Verkauf gibt es auch nicht-besteuerten Verkauf, der vor allem an Flughäfen und auf Fähren praktiziert werden darf. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wird in Norwegen wenig Alkohol erworben. Im Jahr 2017 wurde der Alkoholverkauf pro mindestens 15 Jahre altem Bürger mit etwa 6,72 Liter reinem Alkohol auf das Jahr verteilt angegeben. Der davon nicht in Norwegen besteuerte Teil, wozu auch der imGrenzhandel eingeführte Alkohol zählt, wurde mit 0,78 Litern angesetzt.[230]
Telekommunikation
In der 2021er Ausgabe des MedienberichtsNorsk mediebarometer desStatistischen Zentralbüros wurde festgestellt, dass 98 % der Bevölkerung Zugang zum Internet haben. 99 % der Personen zwischen neun und 79 Jahren besaßen einMobiltelefon und 96 % einSmartphone. 93 % der Bevölkerung verwendeten im Jahr 2021 an einem durchschnittlichen Tag das Internet, das beliebtestesoziale Medium warFacebook. Bereits im Jahr 2004 besaßen 90 % ein eigenes Mobiltelefon und 66 % hatten einen Internetzugang.[231] Größter Telekommunikationsanbieter des Landes istTelenor.
Aufgrund der Länge und der geologischen Verhältnisse des Landes ist der Bau und die Instandhaltung von Verkehrsinfrastruktur aufwendig und teuer. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bildete deshalb dieSeefahrt vielerorts die Grundlage für das Transportwesen. Erst dann konnte durch den Bau von Eisenbahnstrecken ein Teil des Verkehrs aufs Land verlegt werden. Im 20. Jahrhundert wuchs die Bedeutung des Luft- und Straßenverkehrs für denPersonentransport an, auch imGütertransport fand eine Verlagerung vom Seeweg auf die Straßen statt.[232] Der von derWeltbank erstellteLogistics Performance Index 2018 listet Norwegen auf Platz 21.[233]
Straßenverkehr
In Norwegen erreichte im Jahr 2022 das öffentliche Straßennetz eine Länge von insgesamt etwa 95.120 Kilometern.[24] Die heutige Aufteilung des Straßennetzes inRiksveier (deutschReichsstraßen),Fylkesveier (deutschFylkesstraßen) und kommunale Straßen geht weitgehend auf ein Gesetz aus dem Jahr 1931 zurück.[232] Aufgrund der geografischen Verhältnisse gehen viele Brücken und Tunnel, teilweise in Form vonUnterwassertunneln, in das Straßennetz ein.[234] Besonders in den von Fjorden geprägten Küstenregionen sindAutofähren weiterhin von großer Bedeutung.[232]
Die erste Bahnstrecke wurde im Jahr 1854 eröffnet und verband Oslo mitEidsvoll. Im Jahr 1861 erfolgte die Inbetriebnahme der ersten rein staatlichen Bahnlinie. In den folgenden Jahren wurde das Netz weiter ausgebaut, die LinieBergensbanen stand 1909 fertig. Ab etwa 1957 ging die Gesamtschienenlänge durch die Einstellung kleinerer Seitenlinien zurück. Wegen des verstärkten Automobilaufkommens ab den 1960er Jahren verlor die Eisenbahn weiter an Bedeutung.[232][235][236]
Das Schienennetz umfasste im Jahr 2020 etwa 4200 Kilometer, von denen 2541 Kilometerelektrifiziert sind. Betrieben werden die meisten Personenzüge durch das UnternehmenVy.[232] DieOslo Sentralstasjon (Oslo S) ist der größte Bahnhof des Landes. Weitere wichtige Bahnhöfe sind unter anderem derBahnhof von Bergen sowie die Bahnhöfe in Trondheim, Bodø, Stavanger und Kristiansand.[237] Keine Bahnanbindung haben die FylkerTroms undFinnmark. Die Umsetzung des EisenbahnprojektsNord-Norgebanen, das eine Anbindung bisTromsø vorsieht, wurde im Mai 2020 vom Storting abgelehnt[238] (zur Geschichte sieheNorsk Hoved-Jernbane).
Aufgrund der Gebirge und lang gezogenen Fjorde werden oft auf verhältnismäßig kurzen Distanzen im Luftverkehr im Vergleich zum Straßenverkehr große Reisezeitersparnisse erzielt. Erste Flüge fanden in Norwegen im Jahr 1912 statt.[236] Ab den 1970er Jahren und erneut ab 2002 begann die Zahl der jährlichen Flugpassagiere in Norwegen stark zu steigen.
Die Geografie Norwegens gibt der Schifffahrt eine besondere Bedeutung und Norwegen zählt zu den größten Schifffahrtsnationen der Welt.[232] Im Jahr 2024 gehörten zur norwegischenHandelsflotte 1577 Schiffe mit einerBruttoraumzahl (BRZ) von über 100. Von diesen Schiffen waren 686 im internationalen Schiffsregister des Landes, dem NIS, registriert.[242]
Ab 1893 stellten Schiffe derHurtigruten die Verbindung zwischenTrondheim undHammerfest her, später wurde die Linie verlängert. Dort werden Waren, Post und Passagiere transportiert, mit der Zeit wurden auch Touristen auf die Verbindung aufmerksam. Insgesamt werden 34 Häfen im täglichen Liniendienst angesteuert. Mit dem verstärkten Ausbau der Infrastruktur auf dem Land verloren viele Schiffsverbindungen an Bedeutung, die alsKystruta bekannte Route zwischen Oslo und Bergen wurde beispielsweise im Jahr 1969 eingestellt.[236] Vor allem in den Provinzen Vestland, Trøndelag und Nordland werden Schnellboote wieKatamarane im Lokalverkehr eingesetzt.[232]
Als bekanntester Maler Norwegens zähltEdvard Munch, seine Werke sind größtenteils imMunch-Museum in Oslo zu sehen. Als wichtigster Bildhauer des Landes giltGustav Vigeland. Im 19. Jahrhundert wurden Maler wieJohan Christian Clausen Dahl,Adolph Tidemand undHans Gude international bekannt. Der auf Landschaftsmalerei spezialisierte Dahl wird auch als „Vater der norwegischen Malerei“ bezeichnet.[243][20]
Da Norwegen lange Zeit ein eher armes Land war, wurden bis ins Mittelalter kaum monumentale Bauwerke errichtet. Holz war bis zurChristianisierung Norwegens und dem Bau erster Kirchengebäude aus Stein das dominierende Baumaterial, wurde aber auch danach noch häufig genutzt. Durch diePestepidemien kam es ab Mitte des 14. Jahrhunderts zu einem Rückgang der Bautätigkeit, der erst im 16. Jahrhundert mit neuenRenaissance-Bauwerken endete. Ab etwa 1700 begannen die reichsten Stadtbewohner, prunkvollere Privathäuser zu erbauen, so etwaStiftsgården in Trondheim.
Bekannte norwegische Bauwerke sind unter anderem die hölzernen Stabkirchen. Von den 28 erhaltenen Stabkirchen werden dieStabkirche Borgund und dieStabkirche Urnes als UNESCO-Weltkulturerbe geführt. Zu den bekanntesten modernen Kirchen zählt dieEismeerkathedrale in Tromsø.[246]
Medien
Bibliotheken
Erste Etage der Nationalbibliothek
Wichtiger Bestandteil desBibliothekswesen Norwegens ist die Tatsache, dass die Nutzung von Bibliotheken für alle Bewohner Norwegens gratis ist, wobei jede Kommune zum Betrieb einer Bibliothek verpflichtet ist.[247] Norwegen hat eines der umfassendsten Systeme fürPflichtexemplarabgabe weltweit.[248]
Rundfunk
Die öffentlich-rechtliche RundfunkanstaltNorsk rikskringkasting (NRK) bietet landesweite Fernseh- und Radioprogramme sowie regionale Angebote. Größere private Fernsehsender sindTV 2 undTVNorge.[20] Im Jahr 2020 sahen 48 % der Bevölkerung an einem Durchschnittstag Fernsehen, ohne Einberechnung von Onlineangeboten waren es 39 %. Die beliebtesten Fernsehsender warenNRK1 und TV 2. 49 % der Norweger hörten 2020 täglich Radio, im Jahr 1991 lag der Wert noch bei 71 %. Die Radiosender mit der größten Hörerschaft warenNRK P1 undP4 Radio Hele Norge.[231]
Zeitungen
Im Jahr 2020 lasen an einem durchschnittlichen Tag etwa 24 % der Bevölkerung eine gedruckte Zeitung, im Jahr 1994 lag der Wert bei 85 %. Der Anteil der Bevölkerung, die Onlinezeitungen oder Zeitungen im gedruckten Format lasen, lag 2020 bei 77 %.[231] 2012 nutzten nach einer repräsentativen Befragung für dasNorsk mediebarometer 25 Prozent der Befragten zwei und mehr Zeitungen; 1991 waren das noch 50 Prozent.[249]
Die auflagenstärksten Titel des Lands waren im Jahr 2019 dieAftenposten, die BoulevardzeitungenVerdens Gang (VG),Dagbladet sowie die Bergener TageszeitungBergens Tidende. Im digitalen Bereich führend waren die Webauftritte von VG, dem norwegischen Rundfunk NRK, von Dagbladet und von TV 2.[250] Es gibt noch zahlreiche Regionalzeitungen. Ende 2010 erschienen 226Zeitungen in Norwegen, Ende 2019 noch 218.[251] Die beiden größten Zeitungskonzerne waren im Jahr 2019Schibsted undAmedia, die zusammen 86 Zeitungen herausgaben.[252]
Das erste professionelle Theater Norwegens wurde im Jahr 1827 gegründet, wobei der Betrieb zunächst in privater Hand lag. Erst ab den 1920er Jahren wurden erste Staatszuschüsse verteilt. Wichtige Sprechtheaterbühnen sind das in Oslo gelegeneNationaltheatret als das größte norwegische Theater,Den Nationale Scene in Bergen als das älteste norwegische Theater und dasNorske Teatret in Oslo, welches in der SprachformNynorsk spielt. Weitere größere Theater sind das Trøndelag Teater in Trondheim, dasRogaland Teater in Stavanger, das Agder Teater in Kristiansand, das Drammens Teater in Drammen sowie das samischeBeaivváš Sámi Našunálateáhter inKautokeino. Das größte Musiktheater Norwegens istDen Norske Opera & Ballett, beheimatet imOpernhaus Oslo.
Einer der wichtigsten Dramatiker war der NationaldichterHenrik Ibsen (1828–1906) mit noch viel gespieltenDramen, wiePeer Gynt oderDie Wildente. Eine weitere einflussreiche Person im Bereich des norwegischen Theaters ist etwa der LiteraturnobelpreisträgerBjørnstjerne Bjørnson.[253]
Im Bereich derPopulärmusik zählt die Banda-ha zu den erfolgreichsten norwegischen Vertretern.[20]Wencke Myhre ist eine der bekanntesten Schlagersängerinnen, die in den 1960er Jahren auch in deutschsprachigen Ländern erfolgreich wurde. Ab Ende der 1990er Jahre wurdeHip-Hop von größerer Bedeutung in der Jugendkultur, wobei in Norwegen das DuoKarpe zu den erfolgreichsten Akteuren des Genres gezählt wird. Im Bereich der elektronischen Musik gelang es etwaKygo und dem DuoStargate internationale Erfolge zu erzielen.
Bryggen mit den hafenseitigen Fassaden der ehemaligenHandelskontore
Bisher wurden achtWelterbestätten in Norwegen von derUNESCO anerkannt. Zuletzt wurden im Jahr 2015 die Industriestädte Rjukan und Notodden in die Liste der Welterbestätten aufgenommen.[221]
Sport stellt heute einen wichtigen Bestandteil der norwegischen Kultur dar. Der SportverbandNorges idrettsforbund og olympiske og paralympiske komité (NIF) ist mit rund 1,9 Millionen Mitgliedern die größte Freiwilligenorganisation des Landes.[256] Die Finanzierung erfolgt teilweise über die Gewinne der staatlichen LottogesellschaftNorsk Tipping.[257]
Geschichte
Bereits aus derWikingerzeit gibt es Überlieferungen dazu, dass Sportarten, die in Verbindung mit Mut und Stärke standen, ausgeübt wurden. Lange Zeit waren viele der ausgeübten Sportarten nur lokal verbreitet.[256]
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich vermehrt der organisierte Sport mit modernen Sportarten durch. Im Jahr 1861 wurde mit derCentralforeningen for Udbredelse af Legemsøvelser og Vaabenbrug die erste nationale Sportorganisation gegründet. Im Fokus stand zu dieser Zeit vor allem, durch Vielseitigkeit die norwegische Verteidigung zu stärken. Zu Beginn wurde dazu hauptsächlich aufSki- undTurnsport gesetzt. Später kamen Eislaufsportarten und dieLeichtathletik hinzu. Ab den 1890er-Jahren fand eine Abkehr vomutilitaristischen Ansatz statt. Dies führte zu einer stärkeren Spezialisierung und Sportarten wieTennis,Fußball undRadsport kamen nach Norwegen.[256]
Zwischen 1965 und 1985 wurde derBreitensport im Rahmen der „Sportrevolution“ in Norwegen gestärkt. Währenddessen stieg die Anzahl an NIF-Mitgliedern von rund 370.000 auf etwa 1,6 Millionen an. Von staatlicher Seite wurde Sport in den 1970er-Jahren als Teil des „erweiterten Kulturbegriffs“ anerkannt, wodurch die Unterstützung anstieg.[258] Zu dieser Zeit öffnete sich der Sport auch vermehrt für Frauen, die lange viele Sportarten nicht ausüben durften oder nicht für Wettbewerbe nicht zugelassen waren. Nach der allmählichen Öffnung, die vor allem in den 1970er-Jahren den Zugang zum Spitzensport vieler Disziplinen brachte, konnten unter anderem dieNationalteams der Fußball- und derHandballspielerinnen internationale Titel gewinnen. Die LäuferinGrete Waitz gewann 1983 die erste Frauen-Weltmeisterschaft imMarathonlauf. Skispringen wurde schließlich ab den 1990er Jahren auch bei den Frauen zu einem weiter verbreiteten Sport.[256]
Norwegen ist eine der führenden Nationen im Wintersport, vor allem imnordischen Skisport. In Sportarten wie demSkispringen sowie imSkilanglauf haben viele Entwicklungen ihren Ursprung in Norwegen. DasSkifahren hat dabei bereits eine lange Tradition:Felsritzungen aus derSteinzeit und archäologische Ausgrabungen zeigen, dassSki bereits vor mindestens 4000 Jahren als Fortbewegungsmittel genutzt wurden. In den 1760er-Jahren begann das Militär damit, Skiwettbewerbe durchzuführen. Zivile Wettbewerbe kamen im Laufe des 19. Jahrhunderts auf. Das erste zivile Skirennen soll 1843 inTromsø stattgefunden haben. Im Jahr 1861 wurde inTrysil dieTrysil Skytte- og Skiløberforening gegründet. Sie gilt als ältester Skisportverein der Welt.[256]
Im Bereich der Sommersportarten waren lange Zeit vor allem derSegel- und derSchießsport von Bedeutung.[256] So nahmen unter anderem die norwegischen KönigeOlav V. undHarald V. für ihr Land im Segeln an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teil. Die mitgliederstärksten Sparten des SportverbandsNorges idrettsforbund og olympiske og paralympiske komité (NIF) sind heute die SpartenFußball,Golf undHandball. Im Jahr 2023 waren rund 380.000 Personen Mitglieder in Fußballvereinen und jeweils rund 135.000 Personen in Golf- und Handballvereinen.[262]
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