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Nordkanal

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem napoleonischen Kanalbauprojekt. Zu weiteren Bedeutungen sieheNordkanal (Begriffsklärung).
Karte mit dem Verlauf des deutschen Teils desNordkanals
Gesamtverlauf Noordervaart (NL) – Nordkanal (D)

MitNordkanal (französischGrand Canal du Nord) wird ein im Jahre 1806 vonNapoléon initiiertes Projekt zum Bau einer Wasserstraße zwischen dem SeehafenAntwerpen, derMaas und demRhein bezeichnet. Von dem Kanal wurden nur Teilstücke vonNeuss bisNeersen (inNRW) und vonNederweert bisBeringe/Helden (in denNiederlanden, dortNoordervaart genannt) realisiert.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

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Im 17. Jahrhundert sollte mit derFossa Eugeniana einschiffbarer Wasserweg zwischen Rhein und Maas geschaffen werden. Der1626 begonneneKanal, der vonRheinberg nachVenlo führen sollte, wurde nie fertiggestellt. Ein Abschnitt der Trasse dieses Kanals auf niederländischer Seite wurde später für die Realisierung des Nordkanals eingeplant.

Napoleon griff die Idee zum Bau dieses Kanals auf, um mit ihr mehreremilitärische undwirtschaftliche Zwecke zu verfolgen. 1804 reiste er an denNiederrhein und informierte sich vor Ort über einen geographisch günstigenTrassenverlauf des Kanals. Die Detailplanungen begannen im Jahre 1806; eine Verlängerung des Kanals bis nachAntwerpen wurde erwogen.

Gründe

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ImErsten Koalitionskrieg eroberten französische Truppen unter anderem daslinke Rheinufer. DessenAnnexion wurde imFrieden von Campo Formio (1797) vorbereitet und imFrieden von Lunéville (1801) völkerrechtlich anerkannt.

Napoleon konnte Großbritannien nicht mit militärischen Mitteln bezwingen, weshalb er am 21. November 1806 dieKontinentalsperre verfügte, eine gegen dasVereinigte Königreich und dessen Kolonien gerichteteWirtschaftsblockade. Zur Umgehung von Holland wollte er eine direkte Verbindung vom Rhein über Maas undSchelde bis hin zu einemfranzösischen Seehafen. Auf diese Weise konnten auch die hohenFlusszölle rheinabwärts umgangen werden. AlsSeehafen bot sich derHafen von Antwerpen an, der damals unter französischer Kontrolle stand. Für die erste Verbindung zwischen Rhein und Maas wurde am 6. Mai 1807 der Bau desGrand Canal du Nord beschlossen.[1]

Am 23. Dezember 1809 erließ Napoleon ein Gesetz, welches die Reorganisation der französischen Wasserwege regelte: Drei Kanäle sollten verkauft und von dem Erlös drei neue Kanäle gebaut werden. Im Einzelnen handelte es sich um denKanal Napoléon zwischenRhone undSaône, denCanal de Bourgogne, derSeine und Saône verbindet, sowie denGrand Canal du Nord, der den WasserwegSchelde – Rhein herstellen sollte.[2] Der Grand Canal du Nord diente als Vorbild, als 1827 M. Brisson, ein Ingenieur derÉcole nationale des ponts et chaussées die Planungen für denCanal de la Marne au Rhin begann.[3][4]

Geplanter Verlauf

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Nordkanal – Grand Canal du Nord – mit Kanalmündung südöstlich von Neuss,Tranchotkarte (Blatt 44, Juni 1805)

Mehrere Streckenführungen wurden untersucht: Weiter nördlich von Rheinberg bis Geldern auf der Trasse der Fossa Eugenia, von Neuss über Dülken und das Schwalmtal, von Neuss über Linn nach Geldern, aber die Streckenführung Neuss –Venlo hatte offenbare Vorteile; zum Beispiel gab es an derErftmündung einenNaturhafen, so brauchten keine Grundeigentümer entschädigt zu werden und es wurden nur zwei Schleusen benötigt.[1]

Die erste Kanalschleuse befand sich am Rhein beiGrimlinghausen. Bei Neuss durchschnitt der Kanal an einer Zugbrücke die Straße Neuss – Köln. DieErft wurde bei Neuss zwischen zweiDämmen hindurchgeführt.[5] Von hier aus führte der Kanal überNeusserfurth,Kaarst,Schiefbahn undNeersen bis zur nächsten Schleuse beiLouisenburg. Von Louisenburg aus sollte der Kanal mit sieben weiteren Schleusen, von denen drei diesseits der Landesgrenze und vier in den Niederlanden projektiert waren, zurMaas nach Venlo geführt werden. Die Kanaltrasse verlässt amPoelvenn-See dasNettetal und umgeht den zwischen Nettetal und Maas-Tal befindlichen Hügelzug in einem weiten nördlichen Bogen, einer Einsenkung folgend, und tritt unterhalbBrüxken in die Niederung des Maas-Tals ein, wo die Trasse der Fossa Eugeniana erreicht wird.[6]

Entlang der historischenTrasse des Kanals wurde in neuerer Zeit ein Radweg für Touristen und Freizeit-Sportler angelegt, dieFietsallee am Nordkanal. Der Radweg führt vonGrimlinghausen (heute einStadtteil von Neuss) aus überNeuss,Holzbüttgen,Schiefbahn,Neersen,Viersen-Donk,Viersen-Sittard,Süchteln,Grefrath,Krickenbecker Seen,Herongen,Straelen durch dieHeronger Buschberge bis nach Venlo und über die Noordervart weiter bisWeert.

Technik

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Die Kanaltiefe sollte etwa 2,60 m betragen, die Breite ca. 16 m.Lastkähne beladen mitGütern von 200 bis 400 Tonnen sollten auf dem 6 m breiten und 1,40 m hohenDamm vonPferdengetreidelt werden. Bei Grimlinghausen,Süchteln und Venlo waren Häfen geplant. NeunSchleusen waren projektiert, die meisten zur Überwindung der Höhenunterschiede und einige als Schutzschleusen gegenHochwasser an Rhein oder Maas. Die geplante Länge betrug etwa 53 km; der höchste Punkt (Scheitel) war rund 42 km von Neuss entfernt.[1]

Veranschlagt wurden Kosten in Höhe von 20 MillionenFranc. 10 Millionen sollte das am Kanal liegendeDépartement de la Roeraufbringen und 10 Millionen sollten aus dem französischen Staatshaushalt kommen.

Bau

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Mit der Planung wurde Napoleons Chefingenieur,Aimable Hageau, beauftragt, der im Frühjahr 1808 mit derVermessung beginnen konnte. Am 3. Juli 1809 erfolgte dieGrundsteinlegung zum Bau in Neuss, und im Anschluss wurde über ein Jahr lang hart am Kanal gearbeitet.

Am 9. Juli 1810 wurdeHolland mit Frankreich vereinigt, nachdem Napoleon seinen BruderLudwig als König der Niederlande zur Abdankung gezwungen hatte. Durch dieses Ereignis hatte Napoléon jetzt direkte Kontrolle über die holländischen Seehäfen. Das ProjektGrand Canal du Nord wurde nicht mehr benötigt.

Die Bauarbeiten wurden zum 1. Januar 1811 eingestellt, als bereits ein Drittel der Kanalstrecke fertiggestellt und 12,5 Millionen Franc ausgegeben waren. Stattdessen wurde einCanal Baltique von derSeine bis zurOstsee geplant, die Umsetzung aber durch denRusslandfeldzug zunichtegemacht.

  • Bodendenkmal Nordkanal, Glabbacher Bruch, Nettetal
    Bodendenkmal Nordkanal, Glabbacher Bruch, Nettetal
  • Nicht fertiggestellte Schleuse Louisenburg 1 km südlich von Herongen[7]
    Nicht fertiggestellteSchleuse Louisenburg 1 km südlich vonHerongen[7]
  • Ein zugewachsener Abschnitt des Nordkanals bei Kaarst
    Ein zugewachsener Abschnitt des Nordkanals bei Kaarst
  • Der Radweg bei Viersen
    Der Radweg beiViersen
  • Rekonstruiertes Epanchoir in Neuss
    Rekonstruiertes Epanchoir in Neuss
  • Kanalwärterhaus in Neuss
    Kanalwärterhaus in Neuss
  • Seilfähre bei Cloerbruch
    Seilfähre bei Cloerbruch

Nach 1815

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Vor Abbruch der Bauarbeiten 1811 war das Kanalbett im Abschnitt Schiefbahn – Neersen nur bis zur Straße Krefeld–Mönchengladbach ausgehoben worden. Nach Beendigung der französischen Besetzung und Übernahme der Verwaltung durchPreußen wurde 1823 der fertige Kanalabschnitt Neuss – Schiefbahn für kleinere Lastkähne schiffbar gemacht.[6] Später war der Kanal bis Neersen schiffbar.[5] Es wurde Kohle auf ihm befördert und in den 1840er Jahren auchPersonen. Die Initiative dazu ging auf denDüsseldorfer UnternehmerJohann Wilhelm Thomas zurück. Mit dem Aufkommen derEisenbahn schlief das Interesse der Behörden am Nordkanal ein, die Schifffahrt verebbte und im Oktober 1850 fuhr das letzte Schiff auf dem Nordkanal.

Der Nordkanal wurde zu einemAbwasserlauf und dient heute derEntwässerung der angrenzendenBruchgebiete. Ein kleiner, sieben Kilometer langer Bach, dieKrur, die von Holzbüttgen nach Neuss floss, ist nach dem Bau des Nordkanals verlandet. Erst in jüngster Zeit wurde durch einen Vertrag mitRheinbraun über denJüchener Bach zusätzliches Wasser zugeführt und die Fließgeschwindigkeit erhöht, damit die zuvor abgelagerten Schadstoffe ausgeschwemmt werden können.

Zur Euroga 2002 wurde der Nordkanal als verbindendes Element wiederentdeckt und entlang des geplanten oder noch vorhandenen Kanallaufs ein Radweg (die „Fietsallee am Nordkanal“) ausgewiesen, fehlende Abschnitte auch neu angelegt. Auf befestigten Strecken findet sich zur Kennzeichnung eine grün-blaue Linie mit regelmäßigen Querstrichen im Abstand von 10 Metern und mit vergrößerten 50-Meter-Markierungen. Bei den für Anstriche ungeeigneten Untergründen wurden gleichfarbigeStelen in 10-Meter-Abständen aufgestellt, auch hier mit breiteren 50-Meter-Stelen. So gewinnt man den Eindruck eines überdimensionalenMaßbandes, das sich durch dieLandschaft schlängelt und dessen Farbe das Wasser des Kanals repräsentiert. Außerdem finden sich entlang des Kanallaufs an besonderen Stellen rot-weiß geringelte, spindelförmige Stelen, die als Hinweis auf dieIngenieurleistungen an Vermessungsstäbe erinnern sollen.

Besonders hervorzuheben ist die Euroga-Erlebnisbrücke, eineSchwebefähre inDonk bei Kilometer 19,3. Hier können Menschen undFahrräder mitMuskelkraft über dieNiers, die der Nordkanal an dieser Stelle gekreuzt hätte, übergesetzt werden.

Bis 2016 wurde dasEpanchoir in Neuss saniert.

Heute vorhandene Teilstücke

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Ein Teilstück verläuft vom Epanchoir in Neuss bis nach Kaarst.

DerNoordervaart ist heute ein 15 km langer, durchlaufender Kanal in Midden-Limburg, der mit dem Zuid-Willemsvaart bei Nederweert in Verbindung steht.

Siehe auch

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Literatur

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  • Hans Scheller:Der Nordkanal zwischen Neuss und Venlo (Schriftenreihe des Stadtarchivs Neuss, Bd. 7). Stadtarchiv, Neuss 1980,ISBN 3-922980-06-6.

Weblinks

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Commons: Nordkanal – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. abcHans Scheller:Der Nordkanal zwischen Neuss und Venlo (Schriftenreihe des Stadtarchivs Neuss, Bd. 7), Neuss 1980,ISBN 3-922980-06-6.
  2. Ernest Grangez:Precis Historique et Statistique des Voies Navigables de la France (Präzise Geschichte und Statistik der französischen Wasserstraßen). Librairie Centrale de Napoléon Chaix et Cie, Paris 1855, S. 303f
  3. Ernest Grangez:Precis Historique et Statistique des Voies Navigables de la France. Librairie Centrale de Napoléon Chaix et Cie, Paris 1855, S. 377
  4. Heinz Koch:Napoleon wollte einen Kanal bis zum Rhein bauen In:rp-online.de, 2. Februar 2016, abgerufen am 10. Dezember 2021.
  5. abGotthilf Hagen:Handbuch der Wasserbaukunst. Teil II:Die Ströme und Kanäle. Band 3, Bornträger, Königsberg in Preussen 1852,S. 415–417.
  6. abHeinrich von Dechen:Erläuterungen zur Geologischen Karte der Rheinprovinz und der Provinz Westphalen, sowie einiger angrenzenden Gegenden. Band 1:Orographische und Hydrographische Übersicht, A. Henry, Bonn 1870,S. 749–751.
  7. N 51°22‘36.2‘‘ E 6°15‘04.2Artikel mit Landkarte. Louisenburg liegt nahe der A40 an derB221.
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