Nordirland ist dichter bevölkert als dieRepublik Irland, die den Rest der irischen Insel umfasst. Nordirland weist einen höherenIndustrialisierungsgrad auf, aber die Republik Irland hat seit ungefähr dem Jahrtausendwechsel ein deutlich höheres Bruttoinlandsprodukt pro Kopf.
Nordirland bildet die Fortsetzung des Landschaftsbildes in Nordengland und Südschottland nach Westen hin. Die Küstenlinie ist reich gegliedert. Das Klima ist – wie überall auf denBritischen Inseln – ozeanisch und wird vomGolfstrom beeinflusst.
Nordirland hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 140 km. Von Osten nach Westen sind es 180 km. Die nordirische Küste ist etwa 500 km lang. Die InselRathlin im Nordosten gehört zu Nordirland.DieGrenze zur Republik Irland ist fast 500 Kilometer lang. Nordirlands Flächenanteil an der gesamten irischen Insel liegt bei etwa 16 Prozent (der Anteil der Bevölkerung hingegen bei knapp 30 Prozent).
Der größte See in Nordirland (und auch in den Britischen Inseln als Ganzes) ist derLough Neagh westlich von Belfast mit 392 Quadratkilometern Fläche und einer maximalen Tiefe von 25 m.
Nachfolgend wurde der katholische Bevölkerungsteil bei derArbeitsplatz- undWohnungssuche in Nordirland benachteiligt. Die Gesellschaft teilte sich politisch in meist irischstämmige katholischeRepublikaner, die das Ziel einer Wiedervereinigung mit der Republik Irland verfolgten, und meist protestantischeUnionisten oder Royalisten, die von Zuwanderern abstammen und den Verbleib im Vereinigten Königreich wollten.
Bei den Kommunalwahlen 2023 errang die katholisch orientierte Partei Sinn Féin 144 der zu vergebenen 467 Sitze und wurde erstmals stärkste Partei.[3]
Nordirland gehört zum Vereinigten Königreich und bildet innerhalb des Königreichs nebenEngland,Schottland undWales eines der vier Landesteile (eng.constituent country). Die anderen drei Landesteile liegen auf derInsel Großbritannien, während Nordirland im Jahre 1919 aus der Teilung der Insel Irland entstand.
Nordirland wurde von 1919 bis 1972 und wird seit 1998 wieder von einernordirischen Regierung und einemnordirischen Parlament verwaltet, die ihren Sitz imStormont House in Belfast haben, und daher vielfach „Stormont“ in der Alltagssprache genannt werden.
In der Zeit von 1972 bis 1998 wurde die nordirische Selbstverwaltung aufgrund der bürgerkriegsähnlichen Zustände aufgehoben, und Nordirland wurde direkt aus London von derRegierung des Vereinigten Königreichs verwaltet. Hierzu wurde dasNordirlandministerium (Northern Ireland Office, Abk. NIO) geschaffen, das von einem Minister geleitet wird. Seit 1998 ist das Nordirlandministerium nur noch verantwortlich für die BereicheStrafgerichtsbarkeit undJustizvollzug,Polizei (siehe unten), die Fürsorge fürOpfer politisch motivierter Verbrechen sowie zeitweise (2002–2007, 2017–2020) für dieRechtsaufsicht über die Behörden in Nordirland. Minister für Nordirland ist seit dem 5. Juli 2024Hilary Benn (Labour), der aufChris Heaton-Harris (Conservative Party) folgte.
1998 erhielt Nordirland wie auch Wales und Schottland seine Regionalverwaltung wieder, da die Regierung vonTony Blair die Politik derDevolution auch in Nordirland umsetzte. In Nordirland wurde jedoch mit demKarfreitagsabkommen eine Regionalverwaltung geschaffen, die sich deutlich von den anderen Landesteilen unterscheidet.
Ein Aspekt dieser Konstruktion liegt darin, dass die Ministerien derRepublik Irland ein Gegenüber nicht in London, sondern in Belfast haben und das allmähliche Zusammenwachsen Irlands so gefördert wird.
Der Haushalt der nordirischen Regierung, derNorthern Ireland Executive, ist hochdefizitär. Nicht einmal zwei Drittel der Ausgaben sind durch Einnahmen in Nordirland gedeckt. Das Vereinigte Königreich muss die Ausgaben der nordirischen Regierung mit mehr als neun Milliarden Pfund jährlich subventionieren.[4]
Seit dem 1. April 2015 ist Nordirland in elf Distrikte gegliedert:
Aktuelle Distrikte (rot) und historische Grafschaften (grün). In kulturellen Belangen verwendet sogar die staatliche Denkmalbehörde bei der räumlichen Zuordnung der Baudenkmäler die Grafschaften.[5]
Es gibt zurzeit keine offizielleFlagge Nordirlands. Bis 1973 wurde in Nordirland dieRed Hand Flag of Ulster als offizielle Flagge verwendet. Daneben gab es auch einWappen.
„Brexit“-Abstimmungsgebiete in Nordirland 2016, blau = die EU verlassen; gelb = in der EU bleibenErgebnisse im Vereinigten Königreich, blau = die EU verlassen; gelb = in der EU bleiben
Am 23. Juni 2016 fand dasReferendum über das Verlassen der EU statt. Im Vereinigten Königreich wurde mehrheitlich für ein Verlassen der EU gestimmt, in Nordirland und in Schottland jedoch mehrheitlich für einen Verbleib in der EU.[9]
Nach diesem Ergebnis forderte der damalige irische PremierministerEnda Kenny ein Referendum über eine Wiedervereinigung Nordirlands mit der Republik Irland.[10]
Die frühereRoyal Ulster Constabulary (RUC) heißt seit 2001Police Service of Northern Ireland (PSNI). Während sie bis 1998 fast ausschließlich aus britisch-protestantischen Beamten bestand, wurde sie 1999 um die Hälfte auf etwa 7000 Beamte verkleinert und soll bei Neueinstellungen zur Hälfte katholische Bewerber einstellen, um den sozialen Frieden gewährleisten zu können. In Belfast existiert eine Anlaufstelle für Beschwerdeführer gegen die Polizei, der sogenannte „Ombudsmann“.
Church of Ireland (Anglikaner): Anders als inEngland besteht seit 1871 keineStaatskirche mehr. Etwa 11,5 % der Bevölkerung in Nordirland und etwa 2,7 % der Bevölkerung in der Republik Irland rechnen sich zur anglikanischen Gemeinschaft derChurch of Ireland, derenErzbischof (John McDowell) inArmagh residiert.
Aufgrund der hohen gesellschaftlichen Bedeutung der konfessionellen Zuordnung wird in Nordirland bei Volkszählungen nicht nur nach der Kirchenzugehörigkeit gefragt, sondern auch nach der religiösen Prägung („religion or religion brought up in“: die jetzige Religion oder die Religion, in der jemand aufwuchs). Bei der Volkszählung 2021 gaben 45,7 % der Nordiren einen katholischen Hintergrund an, 43,5 % einen protestantischen, 1,5 % einen anderen religiösen und 5,6 % einen nicht-religiösen.[11] Der katholische Bevölkerungsanteil war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und in den beiden ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts stetig gewachsen, der protestantische stetig gesunken. Bei der Volkszählung 2021 übertraf die Zahl der Nordiren mit katholischem Hintergrund erstmals die der Nordiren mit protestantischem Hintergrund.[14] Die Entwicklung, die im Volkszählungsergebnis von 2021 sichtbar wurde, fand in den irischen wie britischen Medien große Beachtung.[15][16][17] Auch der Anteil der konfessionslosen Nordiren steigt stetig.
Nach derEU-Erweiterung 2004 kamen viele Migranten aus ost- und mitteleuropäischen Staaten nach Nordirland (vorwiegend Polen), die mehrheitlich katholisch waren. Im Jahr 2011 umfasste diese Gruppe 35.720 Personen (davon 63 % Katholiken), die knapp 2 % der Bevölkerung ausmachten.[18]
Seit 1997 wird mehr investiert und die Wirtschaft wächst stärker. Seit 1999 erlebt das Land einen Anstieg beimTourismus. Ein wichtiges Unternehmen istPremier Power.
Nordirland ist ein sicheres Reiseland. Die RepublikIrland und dasVereinigte Königreich bilden trotz der Unabhängigkeit der Republik Irland eine informelleCommon Travel Area (etwa: gemeinsame Reisezone), deshalb gibt es bei Reisen zwischen der Republik und dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland keine Grenzkontrollen. Sowohl die Republik Irland als auch das Vereinigte Königreich sind keine Vertragsparteien derSchengener Abkommen und haben auch denSchengen-Besitzstand der Europäischen Union nicht übernommen; sie entscheiden von Fall zu Fall, ob und welche Regelungen sie übernehmen (geschehen z. B. für dasSchengener Informationssystem). Sollte einer der beiden Staaten demSchengen-Raum beitreten, würde dieCommon Travel Area zerbrechen.
Ein sehenswertesNaturdenkmal ist derGiant’s Causeway (deutsch „Damm des Riesen“), mit rund 40.000 Basaltsäulen am Meer, geschützt durch denNational Trust, etwa 20 km westlich vonBallycastle an der Nordküste von Antrim. Weitere sehenswerte Gegenden und Landschaften sind:
Wie auch in der Republik Irland gehörenGolf,Angeln,Wandern undBootstourismus zu den möglichen Urlaubsaktivitäten; es gibt Bootstouren, die die Republik Irland und Nordirland verbinden.
Kulturelle Ereignisse konzentrieren sich in Belfast und Derry. Der Tourismus trägt mit 1,5 Millionen Besuchern (2002) zu zwei Prozent zum nordirischenBruttonationaleinkommen bei; die große Mehrheit der Besucher kommt aus der Republik Irland sowie aus den anderen Landesteilen des Vereinigten Königreiches. Etwa 100.000 Besucher kommen je aus der übrigenEuropäischen Union und denUSA.
Sport wird meist auf einer gesamtirischen Basis organisiert und in den meisten Sportarten vertritt eine gemeinsame Mannschaft die gesamte Insel. Die wichtigste Ausnahme hiervon ist derFußball, bei dem beide Landesteile mit einer eigenen Nationalmannschaft antreten.[22] FürOlympische Spiele treten nordirische Athleten für die MannschaftGroßbritanniens an, zusammen mit England, Schottland und Wales. Nordirland nimmt mit einer eigenen Mannschaft an denCommonwealth Games teil und war seit 1930 bei jeder Austragung vertreten.
Fußball ist die einzige der beliebten Sportarten, bei denen Nordirland über eine eigene Nationalmannschaft verfügt und mit dem südlichen Teil der Insel keine gemeinsame Mannschaft stellt. Dienordirische Fußballnationalmannschaft qualifizierte sich bisher für dreiFußball-Weltmeisterschaften (1958,1982 und1986) und erreichte zweimal das Viertelfinale (1958 und 1982). Bei derFußball-Europameisterschaft 2016, für Nordirland die erste Teilnahme an einerFußball-Europameisterschaft, erreichte sie das Achtelfinale, unterlag dort jedoch gegen den britischen NachbarnWales.Irland qualifizierte sich ebenfalls für dieses Turnier und schied gleichermaßen im Achtelfinale aus.
Das ebenfalls als „englisch“ empfundeneCricket war einst eine Randsportart in Nordirland, die Erfolge deririschen Nationalmannschaft bei den vergangenenCricket World Cups2007,2011 und2015 führten jedoch zu einer zunehmenden Beliebtheit dieser Sportart in Nordirland. Dabei ist besonders der Sieg überEngland beim 2011-Turnier erwähnenswert.[24] Am 22. Juni 2017 wurde Irland zusammen mitAfghanistanTeststatus zuerkannt, was zur Teilnahme an der angesehensten Stufe des Crickets berechtigt.[25] Wie im Rugby und Hockey ist die irische Cricket-Nationalmannschaft eine gesamtirische Mannschaft und vertritt beide Landesteile gleichermaßen. Irland war Co-Gastgeber beimCricket World Cup 1999 und auch derMen’s T20 World Cup 2030 soll zusammen mit England und Schottland ausgetragen werden.[26]
Líam Kennedy, Philip Ollerenshaw (Hrsg.):An Economic History of Ulster 1820–1939. Manchester University Press, Manchester,ISBN 0-7190-1827-7.
Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab:Nordirland Reisehandbuch. Westflügel Verlag 2006,ISBN 978-3-939408-02-4.
Friedhelm Rathjen:Singende Fahrradreifen in Ulster. Eine irische Grenzerfahrung. Edition ReJoyce,Scheeßel 2004,ISBN 3-00-013551-0.
Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.):Nordirland. Geschichte, Landschaft, Kultur, Touren. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1996,ISBN 3-89533-177-5.
Julia Sebastian:Woran Menschen ihr Herz hängen: Leitfiguren als Bausteine konfligierender Identitäten im nordirischen Friedensprozess. Lembeck, Frankfurt am Main 2009,ISBN 978-3-87476-581-7 (Dissertation Universität Münster (Westfalen), 2007, 400 Seiten).