Noise Trading (deutsch„Handel auf Grundlage des Marktrauschens“) steht alsAnglizismus imBörsenhandel für eineHandelsstrategie, bei derKauf-,Halte- oderVerkaufsentscheidungen derTrader auf demNoise (den angenommenenStimmungen) beruhen, die aus derChartanalyse abgeleitet werden und nicht auf der Analyse der kursrelevantenFundamentaldaten.
„Noise“ ist imBörsenwesen mit „Rauschen“ zu übersetzen. Dies geht auf eine 1986 in der US-amerikanischenFachliteratur verwendeteAnalogie zurück, die aus derNachrichtentechnik das„weiße Rauschen“ (englischwhite noise) einer zufälligen Störgröße entlehnte.[1] Nach diesem Verständnis ist „Noise“ das Grundrauschen desKapitalmarktes, das unsystematisch auftretendeHandeln vonMarktteilnehmern ohne fundamentale Auslöser.[2]
Es gibt mithin zwei Arten vonMarktteilnehmern, nämlich die vor allem auf demAktienmarkt aufgrund fundamentalerUnternehmensdaten handelnden und solche, die auf das „Geräusch des Marktes“ achten.[3] Letztere sind die „Noise Trader“, sie handeln nicht aufgrund desRationalprinzips,[4] sondern aufgrund nicht-fundamentalerGerüchte.[5]
„Noise Trader“ betätigen sich imNoise Trading, das zufällige Schwankungen derBörsenkurse hervorruft.[6] Diese „Noise Trader“ sind meist vomHerdenverhalten geleitete Marktteilnehmer, die durch Stimmungen oderGruppen dazu motiviert werden, in steigende Kurse hinein zu kaufen (Hausse) oder in fallende hinein zu verkaufen (Baisse).[7] Dies ist der so genannte „Stimmungs-Noise“.[8] Auch überreagieren sie auf neue Informationen oderextrapolierenMarktentwicklungen der Vergangenheit unkritisch in die Zukunft.
Wie Noise Trader auf Pseudoinformationen reagieren, hängt davon ab, ob sie einer positiven oder negativen Feedback-Strategie folgen.[9] Zu unterscheiden ist daher zwischen dem positiven (Noise-)Feedback-Trader und dem negativen (Noise-)Feedback-Trader mit jeweils unterschiedlichen Handelsstrategien.[10]
Beide Artenignorieren die kursrelevanten Unternehmensdaten völlig und achten im Rahmen derselektiven Wahrnehmung lediglich auf das „Marktrauschen“, das andere Trader verursachen. Handeln Trader aufgrund benötigterLiquidität (Geldmangel), so heißen sieLiquidity Trader.[11]
Der „Noise“ machtFinanzmärkte zwar erst möglich, macht sie aber auchunvollkommen.[12] Noise Trading sind Anlageentscheidungen, die darauf beruhen, dass derEntscheidungsträger nicht aufgrund desRationalprinzips agiert, sein Handeln entspricht nicht dem desHomo oeconomicus.[13] Dadurch beruhen Börsenkurse nicht stets auf deminneren Wert, sondern können mehr oder weniger stark durchNoise trading hiervon abweichen. Durch die Aktionen derNoise Trader und ihrer Imitatoren werden die Kurse positiv beeinflusst und entsprechen nicht mehr dem Fundamentalwert. Diese Fehlbewertung kann zu unerwarteten Kurseinbrüchen führen, wenn bestimmteAnleger zwecksGewinnmitnahme verkaufen und andere diesem Herdenverhalten folgen.[14] Treiben umgekehrt dieNoise Trader die Aktienkurse in die Höhe und Anleger folgen demBörsentrend, kann eineSpekulationsblase entstehen, die ebenfalls nicht mehr dem Fundamentalwert entspricht. Durch positives Feedback-Trading kann es zum Überschießen der Kurse kommen; es erhöht dieVolatilität (Schwankungen) der Aktienkurse. DerMean-Reversion-Effekt tritt ein, wenn sich die Kurse wieder auf den „rationalen“ Wert angleichen.
Noise trading undNoise trader sindErkenntnisobjekte derVerhaltensökonomik (englischBehavioral Finance).