Nikolaus Storch

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Nikolaus Storch (* vor 1500 inZwickau; † nach 1536; Vorname auchNicolaus geschrieben) war einTuchweber und Laienprediger aus dem sächsischen Zwickau. Er war der führende Kopf derradikal-reformatorischenZwickauer Propheten, die auch nach ihm alsSecta Storchitarum bezeichnet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Die Herkunft Storchs liegt weitgehend im Dunkeln. Auch ist sein Geburtsdatum unbekannt. Vermutet wird, dass er in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zur Welt kam.[1] Dass er aus Zwickau stammt, lässt sich unter anderem mit derHofer ChronikEnoch Widmanns (1551–1617) belegen; dort heißt es, dass Storch von „Zwickaw burtig“ sei. In den vonJoannes Manlius (1535–1604?) wird Storch als „Claus Storck … Cygeneae natus“ (= aus Zwickau gebürtig) bezeichnet.Philipp Melanchthon nannte ihn ähnlich: „Nicolaus Stork, natum Cygneae“. Von daher ist die Annahme gerechtfertigt, dass es sich bei Nikolaus Storch um einen Abkömmling der in Zwickau alteingesessenen Storch-Familie handelt. In einem Ratsprotokoll aus dem Jahr 1547 findet sich der Hinweis auf einen Jorge Storch; er wird als „Man, ein sehr alten geschlechts“ bezeichnet. Anlässlich einer Visitation im Jahr 1529 war er als „Storch vor dem thor“ näher bezeichnet worden. Gleichzeitig hieß es dort: „Sey bruder war eyn erz thomist“ (= ein engagierter AnhängerThomas Müntzers). Von daher war mit hoher Wahrscheinlichkeit der hier erwähnte Jorge ein Bruder Nikolaus Storchs.

ImEinfeltigen Bericht des PfarrersMarcus Wagner (1527–1597)[2] wird erwähnt, dass Storch dieLateinschule besucht und anschließend ein Studium derFreien Künste absolviert hat.[3] Er schlug allerdings keine akademische Laufbahn ein, sondern erlernte den Beruf einesTuchmachers. Er war Mitglied der sogenanntenKnapperey, in der sich Tuchmacher- und Wollweber-Gesellen zusammengeschlossen hatten. Damit gehörte Storch gehörte zu den einfachenHandwerkern der Stadt.

Auffällig ist, dass der theologische Laie und Textilhandwerker Storch über ein umfangreiches Bibelwissen verfügte, was auf seine Zugehörigkeit zur Zwickauer Konventikelbewegung schließen lässt. Hier scheint er einen Teil seiner religiösen Sozialisation erlebt zu haben, die ihn offensichtlich stärker beeinflusste als die katholische Tradition seiner Umgebung.[4]Thomas Kaufmann sieht bei ihm vor allem einen „waldensischen Hintergrund“.[5] Dass er eines Tages öffentlich auftrat und zum Gründer und Anführer derSecta Storchitarum wurde, lässt sich nach Fichtel am besten mit einer „persönlichen geistlichen Erfahrungpneumatologischer Art“ erklären.[6] Genauere Umstände seinerErweckung sind unbekannt.

Im Mai 1520 übernahm Thomas Müntzer vertretungsweise die ZwickauerMarienkirchen-Pfarrei des LutherfreundesJohannes Sylvius Egranus. Nach dessen Rückkehr wechselte Müntzer an die ZwickauerKatharinenkirche. In der kurzen Zeit seines Aufenthaltes entwickelte sich eine enge Bezioehung zwischen ihm und Nikolaus Storch.

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Er war unter den, die dort im Zeitalter derReformation eigenständige Kirchen- und Sozialreformen einleiteten. Er hatteVisionen und sah sich alsProphet Gottes mit dem Auftrag, die korrupte katholische Kirche zu bekämpfen. Er führte eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten, die alsZwickauer Propheten bekannt wurden. Die Zwickauer Propheten gewannen durch ihre visionären Predigten enormen Zulauf und spalteten die Bürgerschaft Zwickaus. Sie befürworteten Gemeineigentum, Armenfürsorge und eine Enteignung derKlöster, notfalls auch Widerstand gegen fürstliche Gewaltmaßnahmen.

Storch lehnte dieKindertaufe ab und näherte sich den Lehren derTäufer. Er beeinflusste auchThomas Müntzer stark, der sich 1521 in Zwickau aufhielt und Storch bei seinem Kampf um Reformen gegen den katholischen Priester Egranus unterstützte. Das örtlicheZisterzienserkloster wurde am 16. März 1522 auf sein Drängen aufgelöst.

Daraufhin riefNikolaus Hausmann, der Reformator Zwickaus und Prediger an der ZwickauerKirche St. Marien, seinen FreundMartin Luther zu Hilfe; dieser predigte ab Ende April öffentlich vom Rathaus zu einer Versammlung von 14.000 Bürgern aus Stadt und Umland[7] und erreichte einen Meinungsumschwung zu Gunsten maßvollerer Reformen. Die Zwickauer Propheten mussten die Stadt verlassen.

Storch reiste mit Müntzer nachWittenberg und beeindruckte dortPhilipp Melanchthon stark; doch nachdem Melanchthon über denKurfürsten Luther um Hilfe ersuchte, griff dieser auch hier persönlich ein. So mussten Storch, Müntzer und auchKarlstadt wiederum die Stadt verlassen. Sie wurden zu reisenden Predigern. Dass Storch nach der Niederschlagung der Bauernrevolte inSachsen (25. Mai 1525,Schlacht bei Frankenhausen) in München in einem Hospital gestorben sei, ist unzutreffend. Er taucht 1536 ein letztes Mal in den Zwickauer Ratsprotokollen auf.

Literatur

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  • Joachim Fichtel:Die Zwickauer Propheten. Nicolaus Storch und die radikale Reformation. Leipziger Universitätsverlag: Leipzig, 2023.ISBN 978-3-96023-549-1.
  • Storch, Nikolaus. In:Heinz Scheible (Hrsg.):Melanchthons Briefwechsel.Band 15, Personen S. Stuttgart–Bad Cannstatt 2021,S. 442–443. 
  • Siegfried Hoyer:Die Zwickauer Storchianer. Vorläufer der Täufer? In:Jahrbuch für Regionalgeschichte 13, 1986, S. 60–78.
  • Paul Wappler:Thomas Münzer in Zwickau und die „Zwickauer Propheten“. Zwickau 1908.
  • Richard Bachmann:Niclas Storch, der Anfänger der Zwickauer Wiedertäufer. Zwickau 1880.
  • Paul TschackertStorch, Nicolaus. In:Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 442–445.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Daten und Fakten dieses Abschnitts orientieren sich, sofern nicht anders angegeben, an Joachim Fichtel:Die Zwickauer Propheten. Nicolaus Storch und die radikale Reformation. Leipziger Universitätsverlag: Leipzig, 2023. S. 45–47.
  2. Deutsche Digitale Bibliothek:Marcus Wagner
  3. Marcus Wagner:Einfeltiger Bericht: Wie durch Nicolaum Storcken die Auffruhr in Thüringen vnd vmbligenden Revir angefangen sey worden an alle Teutschen (…) Sampt einem grossen vnerhörten Wunderzeichen eines schrecklichen vngestümmen Wetters das groß schaden gethan. Erfurt, 1596. Fol 23a (online)
  4. Joachim Fichtel:Die Zwickauer Propheten. Nicolaus Storch und die radikale Reformation. Leipziger Universitätsverlag: Leipzig, 2023. S. 78.
  5. Thomas Kaufmann:Thomas Müntzer. „Zwickauer Propheten“ und sächsische Radikale. Eine quellen- und traditionskritische Untersuchung zu einer komplexen Konstellation. Mühlhausen, 2010. S. 118.
  6. Joachim Fichtel:Die Zwickauer Propheten. Nicolaus Storch und die radikale Reformation. Leipziger Universitätsverlag: Leipzig, 2023. S. 78; Anmerkung 133.
  7. Thomas Müntzer - Der Satan von Allstedt. MDR-Fernsehfilm vom 31. Oktober 2010


Personendaten
NAMEStorch, Nikolaus
KURZBESCHREIBUNGTuchweber und Laienprediger aus dem sächsischen Zwickau
GEBURTSDATUMvor 1500
GEBURTSORTZwickau
STERBEDATUMnach 1536
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