Die Stadt Niederstotzingen besteht aus den Stadtteilen (Wohnbezirken im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung) Niederstotzingen (Wohnbezirk I), Oberstotzingen (Wohnbezirk II), Stetten ob Lontal (Wohnbezirk III), Lontal (Wohnbezirk IV mit dem Weiler Reuendorf). Die offizielle Benennung der Stadtteile erfolgt durch den vorangestellten Namen der Stadt und, durch Bindestrich getrennt, nachgestellt der Name der Stadtteile. Im Stadtteil Stetten ob Lontal liegt dieabgegangene Ortschaft Kaltenburg.[2][3]
Bei Bauarbeiten im Süden der Stadt wurde 1962 ein kleinesGräberfeld aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts entdeckt, auf dem 13 alemannische Adlige mit ihren Tieren und äußerst wertvollen Beigaben bestattet wurden.[6] Es gilt als das bedeutendste Alemannengrab in Deutschland. Bei den Männern handelt es sich um ranghohe Krieger und ihr Gefolge. Die Grabbeigaben sind fränkischen, langobardischen und byzantinischen Ursprungs, dies deutet auf eine „kulturelle Offenheit“ hin und belegt, dass „Mitglieder derselben Familie womöglich unterschiedlichen Kulturen zugewandt waren“.[7] Genetische Untersuchungen und solche der Knochen auf Herkunftsräume zeigen, dass die hochrangigen Krieger aus verschiedenen europäischen Regionen stammen und offenbar nicht verwandt sind.[8]
Der Name „Stotzingin“ tauchte 1143 erstmals urkundlich auf; seine Bedeutung ist unsicher. Nach dem Ort benannte sich im Hochmittelalter das niedere AdelsgeschlechtStotzingen, das noch besteht und in Niederstotzingen bis um 1330 seinen Sitz hatte. Die Herrschaft ging dann an dieHerren von Riedheim über. KaiserKarl IV. gestattete Wilhelm von Riedheim 1366, Niederstotzingen zur Stadt auszubauen und zu befestigen. KaiserSigismund bestätigte 1430 das Stadtrecht, ebenso KaiserMatthias 1617. Das Stadtrecht hat der Ort mit kurzer Unterbrechung im 19. Jahrhundert behalten.
Um 1400 erwarben die Herren von Leimberg die Herrschaftsrechte, von denen sie 50 Jahre später als Erbe an die Rittervon Westernach übergingen. Diese tauschten Niederstotzingen 1457 mit denHerren vom Stain gegen deren HerrschaftKonzenberg ein. Die Stain bauten die Herrschaft in den folgenden Jahrhunderten aus, erwarben u. a. wichtige Privilegien wie die Befreiung von fremden Gerichten und führten zielstrebig eine Entwicklung zur freienReichsritterschaft herbei.
1550 teilten die Erben des Bernhard vom Stain die Herrschaft in zwei Teile: die „burgschlossische“ (nach dem älteren Sitz der Ortsherrschaft, dem Burgschloss, benannt) und die „steinhausische“ Hälfte, benannt nach dem Steinhaus, einem jüngeren Herrschaftssitz. 1565 führte Heinrich vom Stain, ein bedeutender Kriegsmann, in seinem Stadtteil dieReformation ein, während sein Bruder mit der steinhausischen Hälfte der alten Religion treu blieb. So war die Untertanenschaft über Jahrhunderte hinweg religiös gespalten; die Niederstotzinger Kirche wurde bis 1960simultan benutzt.
Nach dem Tod des kinderlosen Heinrich vom Stain 1605 fiel sein Niederstotzinger Teil an seinen Cousin Leopold Karl, der auf dem benachbartenBächingen saß. Dieser teilte 1624 seine Niederstotzinger Hälfte unter seinen Söhnen noch einmal auf, sodass nun in Niederstotzingen drei näher oder entfernter verwandte Herren regierten. Es gab nebeneinander die katholische steinhausische, die burgschlossische und die neue freihausische Herrschaft (benannt nach einem weiteren Herrenhaus in der Stadt).
Während der steinhausische Teil 1661 an dasKloster Kaisheim verkauft wurde, wurde der jüngste Teil, der freihausische, nach dem Ableben des kinderlosen letzten Besitzers 1799 wieder mit dem burgschlossischen in der Hand des inzwischen zum Grafen aufgestiegenen Karl Leopold vom Stain vereint. Als auch der 1809 ohne Nachkommen starb, erbte sein Neffe Joseph Alexander Graf vonMaldeghem die Territorien (neben Niederstotzingen auchRiedhausen) und sein neu erbautes Schloss. Das Schloss Niederstotzingen ist noch in Händen dieser Familie, die im Laufe der Zeit ihre Besitzungen durch den Ankauf der benachbarten Güter Oberstotzingen und Stetten beträchtlich erweiterte.
Größere Brandkatastrophen mit bis zu einhundert zerstörten Gebäuden sind aus den Jahren 1579, 1622, 1725 und 1773 überliefert.
Von 1803 bis 1806 fielen die Orte auf der heutigen Gemarkung Niederstotzingen an das 1806 errichteteKönigreich Bayern.Gemäß demGrenzvertrag zwischen Bayern und Württemberg gelangte Niederstotzingen zumKönigreich Württemberg und gehörte bis 1819 zum Oberamt Albeck, welches danach insOberamt Ulm eingegliedert wurde. Im Jahre 1824 ereignete sich abermals eine größere Brandkatastrophe. 1848 wurde das verlorene Stadtrecht von der württembergischen Regierung wiederhergestellt.1875 erfolgte mit dem Weiterbau derBrenzbahn von Heidenheim der Anschluss an das Streckennetz derWürttembergischen Eisenbahn. 1876 war auch der Streckenabschnitt bis Ulm fertiggestellt.
1914 wurde in Niederstotzingen ein großes Pumpwerk der Landeswasserversorgung und für dessen Stromversorgung die erste110-kV-Hochspannungsleitung in Württemberg errichtet.
Bei der Verwaltungsreform vom 25. April 1938 während derNS-Zeit in Württemberg gelangte Niederstotzingen zum Landkreis Heidenheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Stadt in dieAmerikanische Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten LandWürttemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. Eine nennenswerte Industrialisierung in Niederstotzingen erfolgte erst in der Nachkriegszeit.
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Der überwiegende Teil der Gemeinde ist katholischer Konfession (die Hälfte von Niederstotzingen, Oberstotzingen, Stetten, Lontal). Die evangelische Gemeinde entstand 1565. Es existiert auch eine neuapostolische Gemeinde.
In Niederstotzingen wurde der Gemeinderat bis 2019 nach dem Verfahren derunechten Teilortswahl gewählt. Dabei konnte sich die Zahl der Gemeinderäte durchÜberhangmandate verändern. 2023 wurde die unechte Teilortswahl abgeschafft. Der Gemeinderat besteht jetzt aus den 14 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Am 19. Juni 2016 wurde Marcus Bremer mit 72,2 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Er trat das Amt am 1. September 2016 an. Am 7. Juli 2024 wurde er bei einer Wahlbeteiligung von 42,26 Prozent mit 99,3 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[11] Zuvor war von 1988 bis 2016 Gerhard Kieninger Bürgermeister.
Wappenbegründung: 1931 hatte die Stadt ein von Grün und Silber (Weiß)geviertes Wappen angenommen, das im ersten Feld einen silbernen (weißen) Hochspannungsleitungsmast, im zweiten drei grüne Ähren, im dritten eine grüne Eiche und im vierten eine silberne (weiße) Kreisel-Wasserpumpe zeigte. Seine Figuren sollten auf das Umspannwerk, auf die Land- und Forstwirtschaft sowie auf das Förderwerk der Landeswasserversorgung hinweisen. 1955 legte die Stadt dieses überladene Bildkennzeichen ab. Das heutige Wappen weist die geringfügig veränderte „redende“ Wappenfigur derHerren von Stotzingen in den Farben des früheren Stadtwappens auf.
Das Wappen wurde der Stadt – zusammen mit der Flagge – von der Landesregierung am 12. September 1955 verliehen.
Wappen der ehemals eigenständigen Gemeinden und heutigen Stadtteile
Die Stadt ist über die sieben Kilometer entfernte Auffahrt Niederstotzingen derBundesautobahn 7 (Flensburg–Füssen) an das überregionale Straßennetz angebunden. Landes- und Kreisstraßen schaffen die Verbindung zu den Nachbarorten.
Die Stadt verfügt über je einen Kindergarten in Niederstotzingen und in Oberstotzingen. In Niederstotzingen gibt es eine Grund- und Hauptschule mitWerkrealschule. Die ehemalige Grundschule in Oberstotzingen wurde im Jahr 2008 zum Kinderhaus Oberstotzingen „Villa Kaleidos“ umgebaut bzw. neu gebaut. Das Kinderhaus ist seit 12. Januar 2009 in Betrieb. Realschule und Gymnasium befinden sich inLangenau,Herbrechtingen undGiengen an der Brenz. Eine weitere Haupt- und Realschule befindet sich inSontheim an der Brenz.
Der erste urkundlich erwähnteBrand datiert auf den 18. Juli 1579. Dabei sollen bei einem Großfeuer über einhundert Gebäude abgebrannt sein. Damals war die gesamte Einwohnerschaft zur Hilfeleistung und zum Löschen verpflichtet. Die erste Feuerordnung der Stadt gab es im Jahr 1720. Ungefähr hundert Jahre später gab es im Ort die ersteFeuerwehrspritze.
Bis zur Gründung einer Feuerwehr verging aber noch einige Zeit. Als der untere Torturm im Jahr 1879 nach einem Blitzschlag abbrannte, errichtete man mit dem Geld der Brandversicherung das ersteFeuerwehrhaus an der Dogge bei der heutigen Autowerkstatt Bauer.
Die Gründung der Feuerwehr Niederstotzingen geschah am 20. Juni 1880. Dabei handelte es sich um einePflichtfeuerwehr, in der alle männlichen Einwohner der Stadt im Alter von 18 bis 60 Jahren Dienst leisten mussten. Erster Kommandant war der Lehrer Feucht.
Aus der Pflichtfeuerwehr wurde am 17. November 1929 eine Freiwillige Feuerwehr. Grund für die Umwandlung war die Auffassung, dass Freiwillige den Dienst besser erfüllen würden, und man so auch die örtliche Jugend für den Dienst in der Feuerwehr motivieren wollte. Georg Ruff war erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr.
Im Jahr 1960 fand eine Fahnenweihe statt. Das goldene Leistungsabzeichen wurde 1972 erstmals errungen. Im selben Jahr kam es zu einer größeren Änderung im Feuerwehrwesen der Stadt. Durch die Eingemeindung von Oberstotzingen und Stetten wurden die Feuerwehren dieser beiden Orte an die Niederstotzinger Feuerwehr angeschlossen und als Abteilungen weitergeführt. Die Abteilung Stetten wurde dann im Jahr 2002, nach dem Einzug ins neue Feuerwehrhaus am Place de Bages, in die Abteilung Niederstotzingen eingegliedert.
Bis 1979 wurde das alte Feuerwehrhaus an der Dogge genutzt. Da dies den veränderten Anforderungen nicht mehr gerecht wurde, baute man an der Stadthalle ein neues Feuerwehrhaus, das seinerseits im Jahr 2001 aufgrund des geringen Platzangebotes und erneut veränderter Bedingungen durch einen modernen Neubau am Place de Bages ersetzt wurde. Die Einweihung fand am 26. Oktober 2001 statt. Dieses Gebäude ist seitdem auch die Heimat aller Abteilungen der Feuerwehr.
Das 100-jährige Bestehen der Niederstotzinger Feuerwehr wurde im Jahr 1980 mit demKreisfeuerwehrtag und drei Festtagen groß gefeiert. Festabende und ein Festzug standen auch im Jahr 1998 bei einem weiteren Kreisfeuerwehrtag in der Stadt an.
Im Herbst 2002 wurde eineJugendfeuerwehr gegründet, die mit 23 Jugendlichen startete. Erster Jugendfeuerwehrwart ist Volker Bargen. Außerdem wurde im selben Jahr auch dieAltersabteilung gegründet, in der sich etliche ehemalige Kameraden unter der Leitung von Rolf Finkel zusammenschlossen.[14]
Schloss Niederstotzingen, klassizistischer Bau von 1780, an Stelle der alten Burg („Burgschloss“) vomGrafen vom Stain errichtet. Obwohl das Schloss, das sich im Besitz der Gräflichen Maldeghem’schen Verwaltung befindet, 1843 zu einem „unteilbaren und unveräußerlichen Stammgut“ – einemFideikommiss – zusammengeschlossen wurde, soll es jetzt veräußert werden. Große Teile des Inventars wurden 1999 in Amsterdam versteigert.[16]
Die 1931 entdeckteVogelherdhöhle im Lonetal, etwa fünf Kilometer nordwestlich von Niederstotzingen gelegen, ist der Fundort des berühmtenLonetalpferds und aufgrund derarchäologischen Funde über die Region hinaus bekannt. Sie war vor 35.000 Jahren Rastplatz und Unterstand für die eiszeitlichen Menschen.
Um die besonderen eiszeitlichen Funde und die dazugehörigeVogelherdhöhle besser öffentlich zu Geltung zu bringen, wurde 2013 bei Niederstotzingen-Stetten derArchäopark Vogelherd am Rande des Lonetales eingerichtet, ein erlebnispädagogisch ausgerichtetes Urzeitmuseum. Neben einem großzügigen Freigelände mit Aktionsplätzen und dem Zugang zur Vogelherdhöhle umfasst der Park einBesucher- und Informationszentrum, in dessen Ausstellungsraum zwei originaleVogelherd-Figuren dauerhaft präsentiert sind. Gleichzeitig stellt das Konzept der Anlage die Vogelherdhöhle im Verbund mit den anderen archäologisch wichtigenLonetalhöhlen dar.
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980,ISBN 3-17-005708-1. S. 625–629
↑Michael Price:1400-year-old warrior burial ground reveals German fighters came from near and far, in: Science Sep. 5, 2018 (Website) sowie Untersuchungsbericht von Niall O’Sullivan et al.:Ancient genome-wide analyses infer kinship structure in an Early Medieval Alemannic graveyard. In:Science Advances. Band 4, Nr. 9, 2018, eaao1262,doi:10.1126/sciadv.aao1262
↑Christies Amsterdam:Art and Antiques from German Noble Houses, Amsterdam Wednesday, 24 March 1999 (Katalog).
↑Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier (Hrsg.):Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern. Stuttgart 2013,ISBN 3-89657-138-9, S. 289ff.