Neutrophilie

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Stabkerniger neutrophiler Granulozyt
Segmentkerniger neutrophiler Granulozyt

AlsNeutrophilie bezeichnet man einen Anstieg der Zahl derneutrophilen Granulozyten (kurz:Neutrophile) imBlut. Die Neutrophilie ist die häufigste Form derLeukozytose, also der Erhöhung der Zahl derweißen Blutkörperchen.

Inhaltsverzeichnis

Physiologische Neutrophilie

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Die physiologische Neutrophilie wird durch die Ausschüttung desHormonsAdrenalin hervorgerufen, beispielsweise beiAngst, Freude oder schwerer körperlicher Betätigung. Adrenalin führt zu einem vorübergehenden, etwa einstündigen Anstieg reifer Neutrophiler durch Freisetzung von Neutrophilen aus den Speichergeweben in das Blut.

Glucocorticoidinduzierte Neutrophilie

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Zu einem Anstieg derGlucocorticoid-Spiegel kann es durch Verabreichung alsMedikament (exogen), aber auchendogen durch vermehrte Bildung in derNebenniere (etwa beimMorbus Cushing oder beiStress,Schmerz oderTraumen) kommen. Glucocorticoide setzen vermehrt reife Neutrophile aus den Speichern in das Blut frei und hemmen außerdem die Wanderung der Neutrophilen aus dem Blut in dieGewebe.

Bei Verabreichung exogener Glucocorticoide erfolgt der Anstieg der Neutrophilenzahl innerhalb von vier bis acht Stunden und kehrt nach ein bis drei Tagen wieder auf den Ausgangswert zurück.

Akute Entzündung

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AkuteEntzündungen,Sepsis,Nekrosen oder immunvermittelte Erkrankungen führen zu einem erhöhten Bedarf an Neutrophilen in den Entzündungsherden und einer verstärkten Freisetzung aus demKnochenmark. Bei stärkeren Entzündungen werden dabei vermehrt unreife Neutrophile freigesetzt, es kommt zu einerLinksverschiebung.

Die chirurgische Entfernung eines Entzündungsherdes oder eineWunddrainage führen ebenfalls zu einem vorübergehenden Anstieg der Neutrophilenzahl.

Chronische Entzündung

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Einigechronisch-eitrige Entzündungen (z. B.Pyometra,Abszesse,Pyothorax,Pyodermie) und einigeNeoplasien können zu einer vermehrten Bildung (Hyperplasie) von Neutrophilen im Knochenmark und damit zu einer starken Neutrophilie führen. Auch hier sind Linksverschiebung sowieMonozytose und oft auchHyperglobulinämie häufig.

Eine zweite Form der Neutrophilie bei chronischen Entzündungen entsteht, wenn sich ein Gleichgewicht aus Knochenmarksproduktion, -freisetzung und Gewebsbedarf einstellt. Hierbei ist dieLeukozytengesamtzahl und Neutrophilenzahl meist im oberen Normalbereich oder nur leicht erhöht und eine Monozytose die markanteste Veränderung im weißenBlutbild.

Anämie

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Bei einerAnämie infolge vonBlutungen oder durch immunvermittelte Erkrankungen mitHämolyse kommt es ebenfalls zu einem Anstieg der Leukozytenzahl. Reife Neutrophile werden etwa drei Stunden nach einer akuten Blutung vermehrt freigesetzt.

Chronische granulozytäre Leukämie

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Die chronische granulozytäreLeukämie ist zumeist durch eine deutliche Neutrophilie mit Linksverschiebung gekennzeichnet. Dabei werden vermehrt unreife Neutrophilenvorläufer (Promyelozyten,Myeloblasten) angetroffen.

Angeborene Neutrophilien

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Ein angeborener B2-Integrin-Mangel kann bei einigenHunderassen (v. a.Irish Setter) auftreten und führt zu einer vermindertenAdhäsion der Neutrophilen an dasEndothel, einer vermindertenChemotaxis und verminderter Abwehrkraft gegenBakterien. Hierbei kommt es zu einer Neutrophilie und zu häufig wiederkehrenden Infektionen.

Diezyklische Hämatopoiese (grey colic syndrome) ist durch zyklische Schwankungen der Leukozytenzahl in Intervallen von 10 bis 12 Tagen gekennzeichnet. Hierbei wechseln sich Neutrophilie undNeutropenie ab.

Siehe auch

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