Neu Wulmstorf liegt in derMetropolregion Hamburg. Der Höhenunterschied erstreckt sich hauptsächlich in Nord-Süd-Richtung von −0,5 m bis 111,9 m NN. Die Ortsteile Neu Wulmstorf, Rübke, Daerstorf und Wulmstorf sind an das Hamburger Telefonnetz angeschlossen.
Nördlichster Gemeindeteil istRübke, das im Moorgürtel des Alten Landes liegt und von Obstbau geprägt ist. VomBahnhof bis über dieBundesstraße 73 auf den Geesthang erstrecken sich die ausgedehnten Wohngebiete von Neu Wulmstorf, dem Zentrum der Gemeinde. Dort befinden sich das Rathaus und die weiterführenden Schulen (Gymnasium, Oberschule). Im Westen befindet sich die OrtsumgehungB3n. Im Süden liegen die OrtsteileWulmstorf,Daerstorf,Elstorf mitArdestorf undElstorf-Bachheide,Schwiederstorf undRade mitMienenbüttel undOhlenbüttel.
Apfelernte in Rübke
Die Gemeindeteile der Einheitsgemeinde Neu Wulmstorf sind:[5]
Wulmstorf findet 1197 alsVulmersdorpe erstmals im Zusammenhang mit demAlten Kloster Buxtehude Erwähnung (Bedeutung ‚Siedlung des Wolmar‘), das später eingemeindete Ohlenbüttel bereits 1105 alsOddenebutli.Die ElstorferNicolai-Kirche stammt von etwa 1200. Rübke entstand zum Ende derHollerkolonisation der Dritten Meile und findet erstmals 1335 Erwähnung. Der Ortsteil Neu Wulmstorf wurde dagegen erst 1835 durch den Daerstorfer Bauern Peter Lohmann nördlich der Landstraße Harburg-Buxtehude (heute B 73) gegründet und wurde früherVoßhausen oderVosshusen (Fuchshausen) genannt.[7] DieLutherkirche (Neu Wulmstorf) wurde 1956 erbaut.
Während derFranzosenzeit war Wulmstorf mit 176 Einwohnern nach Moisburg und Elstorf der drittgrößte Ort in derMairieMoisburg. Das Moorgebiet um den heutigen Bahnhof gen Rübke wurde alsMoor bezeichnet; es zählte 25 Einwohner. Die Mairie gehörte zumDépartement des Bouches de l’Elbe.[8] Ab 1835 entwickelte sich die Besiedlung der Flächen um Daerstorf,Elstorf und Wulmstorf und der Nachbarort Neu Wulmstorf entstand 1835 im Kern aus der Besiedlung des Daerstorfer Knechts und Pächters Peter Lohmann, der bisher in Wulmstorf gearbeitet hatte.[9]
DieNiederelbebahn zwischenHarburg undCuxhaven wurde 1881 zunächst nördlich des Vosshusener Siedlungsgebiets, unterhalb der Geest und ohne einen Halt in nächster Nähe eröffnet. Unter anderem durch den Bau der Strecke selbst und den Bezug von Sand und Kies für den Bahndamm aus den Wulmstorfer Sandgruben wuchs die Siedlung Neu Wulmstorf, und so entstand der Bedarf nach einer Haltestelle. 1200 Meter westlich lag der Bahnanschluss Kiesgrube Ketzendorf die südlich der Hamburger Chaussee (heuteB 73) liegt. Nach einer Mitfinanzierung durch die Gemeinde wurde derHaltepunkt Daerstorf 1904[10] nördlich des heutigen Neu Wulmstorfs auf einerExklave errichtet, die zuDaerstorf gehörte.[11][12] Er wurde am 5. Januar 1905 eröffnet[13] und erhielt ein kleines Empfangsgebäude.[10][14] Im Jahr 1908 wurde der Bahnhof Daerstorf in den Tarif für Steinkohlentransporte einbezogen.[15][16][17][18]
In den ersten Jahren nach Eröffnung der Station gab es in der Nähe nur wenige Häuser. Daher belebte das 1910 von Hans Joachim Lohmann ausKetzendorf eröffneteGasthaus zum Bahnhof das Geschehen. Ein reger Warenverkehr führte 1915 zur Einrichtung eines Güterverladegleises und Lohmann richtete eine gebührenpflichtige Güterwaage ein. Das Verladegleis war bis 2001 regelmäßig im Betrieb.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs rückten englische Truppen bis auf den Wesenberg vor, von wo aus sie das Elbtal gut einsehen konnten und am 21. April 1945 einen munitionsbeladenenMilitärzug bei der Fahrt von Buxtehude nach Harburg kurz hinter dem Bahnhof in Brand schossen.[19]
Das ursprüngliche Bahnhofsgebäude, ein Fachwerkbau aus der Eröffnungszeit der Station, wurde in den 1950er Jahren durch einen Neubau ersetzt.[10]
Haltepunkt Neu Wulmstorf, nördlicher Bahnsteig (2013)
Zur Anbindung an dasHamburger S-Bahnnetz wurde der Bahnhof 2007 erheblich umgestaltet. Der beschrankteBahnübergang wurde durch Unterführungen für Straßenverkehr und Fußgänger bzw. Radfahrer ersetzt, das alte Wärterhaus und das Empfangsgebäude aus den 1950er Jahren wurden abgerissen, die Bahnsteige verlängert und nach Westen verlegt. Weiterhin wurden in den folgenden Jahren eine Buskehre, ein Kiosk,Bike-and-ride-Fahrradunterstände undPark-and-ride-Parkplätze eingerichtet. Hierbei wurde im April 2007 die Weiche zum Anschluss des kaserneneigenen Bahnhofs der 2005 aufgelöstenRöttiger-Kaserne auf Hamburger Gebiet ausgebaut.
Bis 2007 wurde der Bahnhof von Regionalzügen derDeutschen Bahn und derEVB angefahren. Seit dem 9. Dezember 2007 wird der Haltepunkt von den Zügen der S-Bahn Hamburg bedient. Mehrfach gab es seitdem Vorschläge für eine Verdichtung des Angebots.[20]
Seit der Eingemeindung Daerstorfs 1970 trägt derHaltepunkt den NamenNeu Wulmstorf. Er liegt heute ca. 600 Meter (⊙53.4730555555569.7891666666667) vor der Landesgrenze zuHamburg inNiedersachsen auf der Strecke der Niederelbebahn (KBS 121 / km 183,50) und hat zwei Bahnsteiggleise.
Das Lohmannsche Gasthaus wechselte seinen Namen mehrmals, hieß zuletztSchimmelreiter, stand seit mindestens 1999 leer und verfiel zusehends, bevor es 2011 nach Brandstiftung abgerissen wurde.[21] 2016 wurde auf dem Gelände ein Neubau mit Wohnungen und Geschäften errichtet.
Nach demZweiten Weltkrieg wurden südlich der Bundesstraße große Wohngebiete vonHeimatvertriebenen gegründet. Die ersten bewohnbaren Keller entstanden ab 1949 auf ehemaligen Wehrmachtsgelände. Da diese nur wenig aus dem Boden ragten und mit notdürftigen Dächern versehen waren, nannte man diese erste SiedlungMaulwurfshausen. Später entstanden hieraus vollwertige Häuser und bis 1957 dieHeidesiedlung, unter anderem durch dieNorddeutsche Siedlungsgesellschaft Hamburg. Von der Herkunft der Siedler zeugen die Straßennamen (u. a. Königsberger, Marienburger, Breslauer, Danziger Straße).[22]
Bis 1957 stieg die Einwohnerzahl bis auf 3500 Einwohner an.[13] Ab 1959 übernahm dieBundeswehr den StandortRöttiger-Kaserne und baute ihn zum größten Standort in Hamburg aus. In der Folge zogen zahlreiche Bundeswehrangehörige mit ihren Familien in die Wohngebiete Postweg und Schillerstraße/Goethestraße.
Ab 1966 wurde eine der Kiesgruben als Mülldeponie genutzt und 1986 geschlossen. Sie hat ein Abfallvolumen von 3,4 Millionen Kubikmeter auf einer Fläche von 32 ha und wurde 1995–1997 von dem BetreiberStadtreinigung Hamburg abgedichtet und mit einemBlockheizkraftwerk für das anfallendeDeponiegas ausgestattet. In den Jahren 2001–2002 wurden auf ihr drei Windkraftanlagen und im August 2005 eine Solarstromanlage mit einer Spitzenleistung von 500 Kilowatt (kWp) errichtet (sieheSunEnergy Europe#Großprojekte). Die Fläche der Photovoltaikanlage wurde 2010 verdoppelt. Zusammen liefern diese 5,6 Millionen Kilowattstunden Ökostrom jährlich (Stand 2012). Das entspricht etwa dem Verbrauch von1.800 Zwei-Personen-Privathaushalten.[23][24][25]Am 3. Januar 2017 knickte eine der Windkraftanlagen bei Windstärke 4 (in Böen 6) ab.[26]
Seit 1990/1995 wurde die Bahnhofstraße zu einem Ortszentrum mit Rathaus und Einkaufspassage entwickelt.
Der Ort wollte 2004, unter dem damaligen Bürgermeister Schadwinkel (CDU), mit parteiübergreifender Zustimmung, die Stadtrechte beantragen, allerdings stimmten die Bürger mit 71,2 % gegen die Ernennung zur Stadt.
2007 wurde nach Umbau des Bahnhofs nördlich der Bahn weitere Wohngebiete erschlossen. In Vorbereitung auf dieA26 wurde die B3n als Ortsumgehung weiter westlich an die B73 angeschlossen. Die Arbeiten für den dritten Bauabschnitt der A26 begannen Ende 2013. Dieser soll 2020 fertiggestellt sein und dann die Strecke von Stade hier enden lassen, bis die Weiterführung auf Hamburger Gebiet diese dann an dieA7 undA1 anschließt.
2013 gab die Gemeinde ein umfangreiches Zukunftskonzept mit dem TitelNeu Wulmstorf 2025 in Auftrag. Im Rahmen des Konzepts wurde eine Zielvorstellung zur Entwicklung der Ortschaften und Infrastruktur erarbeitet. Die Ergebnisse wurden am 11. Juni 2014 vorgelegt.[27] Als Haupteinflussfaktoren werden bis 2015 der demografische Wandel, veränderte Verkehrsströme (A26, B73, B3n), die Auswirkungen aus beidem und Sanierungsbedarf gesehen. Es wird davon ausgegangen, dass die Bevölkerung insgesamt leicht ansteigt, aber in den autobahnnahen Orten Rade und Rübke um bis zu 25 % abnehmen wird.[28] Aus den Konzeptergebnissen wurden konkrete Projekte abgeleitet, die die Gemeinde unter diesem Wandel attraktiver machen soll.
Nachdem am 1. Mai 1964 die Enklaven „Bredenheide“ (Ketzendorf) und „Elstorfer Moor“ (Elstorf) in die Gemeinde eingegliedert worden waren, erfolgte etwa ein halbes Jahr später am 11. Dezember 1964 die Erweiterung des Namens zuNeu Wulmstorf.[13] Mit der Eingemeindung von Daerstorf am 1. Januar 1970 stieg die Einwohnerzahl auf 7.733. Bis dahin lag nördlich des Grenzwegs noch dessen OrtsteilDaerstorf–Bahnhof.
Im Zuge der Gebietsreform entstand am 1. Juli 1972 durch den Anschluss der vormals eigenständigen Gemeinden Elstorf, Schwiederstorf, Rade, Rübke[29] sowie Gebietsteilen der Gemeinde Ketzendorf mit damals etwa 50 Einwohnern[30] die heutige Einheitsgemeinde Neu Wulmstorf.
DerRat der Gemeinde Neu Wulmstorf besteht aus 34 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.001 und 25.000 Einwohnern.[38] Die Ratsmitglieder werden durch eineKommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Stimmberechtigt im Rat der Gemeinde ist außerdem der hauptamtliche Bürgermeister.
Aus dem Ergebnis derKommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:
Blasonierung: „Das Wappen der Gemeinde Neu Wulmstorf zeigt einen goldenen (gelben) Schild, auf dem sich eine nach oben gerichtete blaue Spitze befindet, die mit einem silbernen (weißen) Ring belegt ist.“[40]
Wappenbegründung: Die blaue Spitze symbolisiert das Aufstreben der Gemeinde, der silberne Ring Verkehr und Bewegung als Antrieb für das Aufstreben der Gemeinde. Die Farben Gold, Blau und Silber sind dem Wappen des Kreises entnommen und deuten auf die geographische Lage der Gemeinde hin. Es wurde bei der Umbenennung der Gemeinde in Neu Wulmstorf am 11. Dezember 1964 eingeführt. Ein vorheriges Wappen der Gemeinde Wulmstorf ist nicht nachweisbar.
Der Wirtschaftsstandort Neu Wulmstorf hat ca 3850 Beschäftigte; neben zahlreichen Kleinbetrieben gibt es auch Logistikbetriebe und -flächen. So hat z. B. das UnternehmenJack Wolfskin sein europäisches Zentrallager mit einer Gesamtfläche von ca. 30.000 m² in Neu Wulmstorf. Ebenso beliefertMcDonald’s von hier seine norddeutschen Filialen. Der Metallhändler Voß Edelstahlhandel, eine Tochter derK.D. Feddersen-Gruppe, hat ebenso seinen Sitz in Neu Wulmstorf. An der Anschlussstelle Rade derBundesautobahn 1 baut das Düsseldorfer Immobilienunternehmen Habacker Holding ein großes Gewerbegebiet („Logpark Hamburg“). Die Gemeinde plant, den Hauptort über die Bahnlinie hinaus in die Moorgebiete hinein zu vergrößern. Ein entsprechendes Baugebiet ist ausgewiesen und drei von vier Bauabschnitten wurden bereits erschlossen.
In einer der ältesten Gaststätten Neu Wulmstorfs, dem seit 1857 bestehenden Dorfkrug, wurde 2004 eine Salatsauce kreiert, aus der die bekannteSylter Salatfrische hervorgegangen ist, die seit 2007 in einem neuen Neu Wulmstorfer Produktionsbetrieb hergestellt wird.[43]
Für den Straßenverkehr besteht im Süden der Gemeinde über die Anschlussstelle Rade eine Anbindung an die A 1. Mit der geplantenA 26 vonStade nachHamburg wird die Gemeinde weiter erschlossen. Weitere Fernverkehrsstraßen sind dieBundesstraße 73 und dieBundesstraße 3. Neu hinzugekommen ist 2011 die Ortsumgehung B3n, die zukünftig die A26 mit der B3 verbinden soll, hierzu ist ein Ausbau der B3n bis nach Elstorf/Bachheide geplant.
Der Kernort Neu Wulmstorf ist weitgehend überVDSL erschlossen. Glasfaser ist im Großteil des Ortes verfügbar.[44] Kabelfernsehen ist im gesamten Ort verfügbar und Internet hierüber möglich. Des Weiteren sind im Ort einzelne kommerzielle[45] und private[46]offene WLAN-Hot-Spots verfügbar.
Es gibt 16Kindertagesstätten in der Gemeinde Neu Wulmstorf. Alle Kindertagesstätten befinden sich in unterschiedlicher Trägerschaft. Des Weiteren gibt es zwei Grundschulen in Neu Wulmstorf und eine Grundschule in Elstorf, ein Gymnasium und eine Oberschule. Die nächsten berufsbildenden Schulen befinden sich inBuxtehude undBuchholz.
Von 1967 bis 1975 stand in Neu Wulmstorf die am 6. Juni 1967 ausgemusterteSuper Constellation (c/n 4605) der Variante L-1049G die vorher zwölf Jahre bei der Lufthansa als D-ALOP für den Interkontinental- und später „Airbus-Shuttle“-Dienst („Flugpendeldienst“) im Betrieb war. Der Neu Wulmstorfer Schlachter Siegfried Karas hatte sie von Fuhlsbüttel überführen lassen und betrieb in ihr das „Flug-Café“ am Mini-Golf-Platz.[56][57][58][59]
↑Friedrich W. Harseim, C. Schlüter:Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. 1848, S. 100(online)
↑abA. F. L. Lasius:Der Französische Kaiser-Staat unter der Regierung des Kaisers Napoleon des Grossen im Jahre 1812. Kißling, Osnabrück 1813, S. 57 f.(online)
↑Dagmar Müller-Staats:Von Voßhusen nach Neu Wulmstorf. Neu Wulmstorf 2000, S. 18.
↑abcStatistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983,ISBN 3-17-003263-1,S.229 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF;41,1MB] 6.754 Einwohner am 6. Juni 1961 und 10.011 Einwohner am 27. Mai 1970, jeweils mit den später eingemeindeten Orten.).
↑abcdefghiLandesamt für Statistik Niedersachsen,LSN-Online: Tabelle Z100001G, Bevölkerung nach Geschlecht; Fläche, Bevölkerungsdichte (Gemeinde; Zeitreihe), 353026 Neu Wulmstorf, Gebietsstand: 1.11.2021, Stichtag: 30.06., Stand 3. Juni 2023
↑Freiwillige Feuerwehr Rade. In: feuerwehr-rade.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2017; abgerufen am 9. Januar 2017.