Nerva

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterNerva (Begriffsklärung) aufgeführt.

Nerva (*8. November30 inNarnia inUmbrien; †27. Januar98 inRom) war als NachfolgerDomitiansrömischer Kaiser vom 18. (oder 19.) September 96 bis zu seinem Tod. Sein vollständiger Geburtsname warMarcus Cocceius Nerva; als Kaiser führte er den NamenImperator Nerva Caesar Augustus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Karriere bis 96

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Nerva entstammte wieVespasian, der Gründer derflavischen Dynastie, deritalischenNobilität, nicht wie ihre Vorgänger der römischen. Seine Familie stammte aus der nördlich von Rom gelegenenetrurischen StadtNarni. Sein GroßvaterMarcus Cocceius Nerva und VaterMarcus Cocceius Nerva waren bedeutende Juristen, mit engem Kontakt zumjulisch-claudischen Kaiserhaus. Seine Mutter warSergia Plautilla, wohl Tochter desGaius Octavius Laenas. Ein Onkel hatteRubellia Bassa geheiratet, die Tochter vonGaius Rubellius Blandus undIulia Livia und damit Urenkelin desTiberius.

Als erste Stufen von Nervascursus honorum lassen sich nachweisen: das Priesteramt einessalius Palatinus, ein Kommando über eine Reiterschwadron und das Amt despraefectus urbi während derferiae Latinae und dieQuästur (wohl alsquaestor Augusti). Im Jahr 65 war er an der Aufdeckung derpisonischen Verschwörung beteiligt, eines Mordkomplottes vonSenatoren gegen KaiserNero. Gemeinsam mit demPrätorianerpräfektenGaius Ofonius Tigellinus und dem KonsularPublius Petronius Turpilianus erhielt er dafür dieornamenta triumphalia, also alle Ehrungen einesTriumphators bis auf den Triumphzug selbst, der seitAugustus den Kaisern vorbehalten war. Statuen von ihm und Tigellinus wurden im kaiserlichen Palast aufgestellt – eine ganz außergewöhnliche Ehre für Personen, die nicht der kaiserlichen Familie angehörten.[1] Eine weitere Ehrenstatue Nervas wurde auf demForum Romanum aufgestellt. Im Jahr 66 erreichte Nerva diePrätur. Auch nach Neros Ermordung behauptete er unter den flavischen Kaisern eine einflussreiche Stellung. DasKonsulat bekleidete er zweimal: gemeinsam mit Vespasian im Jahr 71 und mit Domitian im Jahr 90.

Nerva war nicht verheiratet.

Kaiser

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Büste von Nerva
Narni,Italien

Nach der Ermordung Domitians 96 wurde der angesehene Jurist mit Unterstützung der Verschwörer am 18. September 96 vom Senat zu dessen Nachfolger ausgerufen, weil er schon älter und zudem kinderlos war: Er galt demnach wohl als Übergangsherrscher.

In den Quellen wird Nerva Domitian positiv gegenübergestellt, den vielen Senatoren hassten und der als Tyrann gesehen wurde. LautTacitus verband Nerva seinenPrinzipat demonstrativ mit der Idee der Freiheit(principatum ac libertatem).[2] Zunächst wurde über Domitian diedamnatio memoriae verhängt; Senatoren, die besonders eng mit Domitian zusammengearbeitet hatten, blieben allerdings unbehelligt. Dann ließ Nerva diejenigen frei, die wegen Verrats im Gefängnis waren, verbot weitere Anklagen wegen Verrats, verbot dieMajestätsprozesse und gab viel konfisziertes Eigentum zurück. Die Senatoren wurden der kaiserlichen Gerichtsbarkeit entzogen und unterlagen nur der Rechtsprechung des Senats. Im Senat wurde die geheime Abstimmung eingeführt.

Darüber hinaus schaffte er unentgeltliche Requirierungen in Italien für die staatliche Post ab. Durch große Sparsamkeit gelang es ihm, die zerrütteten Staatsfinanzen zu sanieren, wofür er auch sein eigenes Vermögen opferte. Seine mildtätige und besonnene Regierung zeigte sich u. a. in der Einrichtung staatlicher Alimentarfonds, die hilfsbedürftigen Kindern Unterhalt und Ausbildung ermöglichten. An notleidende römische Bürger wurde während seiner Herrschaft Land im Wert von 60 MillionenSesterzen verteilt. Nerva ließ ferner den von Domitian begonnenen Bau eines neuenForums fertigstellen, das das alte Forum Romanum mit denKaiserforen verbinden sollte (forum transitorium oderNervaforum). Er bestellteSextus Iulius Frontinus zumcurator aquarum und ernannte ihn 98 zum Konsul. Auch der spätere Historiker Tacitus erlangte unter seiner Regierung einSuffektkonsulat, was ein Grund für die positive Darstellung Nervas sein dürfte.

In Wahrheit war Nervas Position offensichtlich prekär. Mitte 97 meuterte diePrätorianergarde, die er nicht (wie seine Vorgänger) mit üppigen Geldgeschenken überhäuft hatte. Nerva wurde gezwungen, die Mörder Domitians den Gardisten auszuliefern. Auch bei der Stadtbevölkerung scheint der Kaiser unbeliebt gewesen zu sein. Zugleich brach im Senat ein gefährlicher Machtkampf aus, da unterschiedliche Gruppen versuchten, ihren Kandidaten für die Nachfolge durchzusetzen. Nerva sah sich von allen Seiten bedroht undadoptierte schließlich am 27. Oktober 97 den aus Spanien stammendenTrajan, den Kommandeur der Armeen an der germanischen Grenze, der bei seinen Soldaten großes Ansehen und Rückhalt genoss, und erhob ihn zumCaesar. Damit begründete er dasAdoptivkaisertum („Zeitalter der Guten Kaiser“), das jedoch entgegen früherer Anschauung nicht aus einer bewussten Abkehr vom dynastischen Prinzip und den schlechten Erfahrungen resultierte, die Rom mit manchem unzulänglichen dynastischen Nachfolger erlitt, sondern allein der kaiserlicher Kinderlosigkeit geschuldet war. Der befürchtete Bürgerkrieg zwischen Trajan und dem Statthalter Syriens blieb aus, daMarcus Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus darauf verzichtete, sich zum Gegenkaiser ausrufen zu lassen. Zudem war ihm schon im Laufe des Jahres 97 ein Teil der Machtgrundlage entzogen worden.

Am 1. Januar 98 erlitt Nerva während einer Privataudienz einen Schlaganfall und starb drei Wochen später in seiner Villa in denGärten des Sallust. Er war der letzte römische Kaiser, dessen Asche imMausoleum des Augustus auf demMarsfeld beigesetzt wurde. Sein vollständiger Titel zum Zeitpunkt seines Todes warImperator Nerva Caesar Augustus Germanicus,Pontifex maximus, Tribuniciae potestatis III, Consul IV, Imperator II,Pater patriae.

Nach Nervas Tod wurde Trajan zumAugustus ausgerufen und folgte ihm reibungslos als Kaiser.

Literatur

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  • Nathan T. Elkins:The Image of Political Power in the Reign of Nerva, AD 96–98. Oxford University Press, Oxford / New York 2017,ISBN 978-0-19-064803-9.
  • Ulisse Morelli:Domiziano. Fine di una dinastia (=Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen. Band 71). Harrassowitz, Wiesbaden 2014,ISBN 978-3-447-10189-9, S. 241–319.
  • Oliver Schipp:Die Adoptivkaiser. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011,ISBN 978-3-534-21724-3 (Einführung).
  • John D. Grainger:Nerva and the Roman succession crisis of AD 96–99. Routledge, London 2003,ISBN 0-415-34958-3.
  • Bruno Grenzheuser:Kaiser und Senat in der Zeit von Nero bis Nerva. Dissertation, Münster 1964.

Weblinks

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Commons: Nerva – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Götz Lahusen:Römische Bildnisse. Auftraggeber – Funktionen – Standorte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, S. 131.
  2. Tacitus,Agricola3, 1.
VorgängerAmtNachfolger
DomitianRömischer Kaiser
96–98
Trajan
Personendaten
NAMENerva
ALTERNATIVNAMENCocceius Nerva, Marcus
KURZBESCHREIBUNGrömischer Kaiser
GEBURTSDATUM8. November 30
GEBURTSORTNarnia
STERBEDATUM27. Januar 98
STERBEORTRom
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