Neonfarbe

Neonfarbe (auch Tagesleuchtfarbe, Tageslicht-Fluoreszenzfarbe, Schockfarbe, Signalfarbe, Warnfarbe) ist eine Bezeichnung fürFarben undFarbmittel von hoherLeuchtkraft. Der Begriff wurde Ende der 1960er Jahre eingeführt („neonfarben“, „neonleuchtend“),[1][2]abgeleitet von den damals aufkommendenLeuchtstoffröhren, umgangssprachlich auch ‚Neonröhren‘ genannt, und ihrer für damalige Verhältnisse besonders hohenLeuchtdichte und den Buntfarben, die damit möglich waren.[3][4]
Farbmittel
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Heute versteht man darunter Farbmittel mit abnorm hoherFarbsättigung undBuntheit, zum einen „grelle, schreiende“ Farben[5](chemische Gruppen wie diePhthalocyanine,Pyrrol-Farbstoffe und andere neue Entwicklungen seit den 1960ern), insbesondere aber auch Farbmittel mitoptischen Aufhellern(Tagesleuchtfarbe), die weniger hell erscheinende oder unsichtbare kurzwellige Spektralanteile des Tageslichts (blau, violett und ultraviolett) durchFluoreszenz in heller erscheinendes, längerwelliges sichtbares Licht (gelb und grün) umwandeln.[4] Diese Farbmittel sind zum Teil zusätzlich mitNachleuchtpigmenten (auchNachtleuchtfarbe) versetzt, die nach Lichteinwirkung im Dunkeln durchPhosphoreszenz nachleuchten. Von Leuchtfarben zu unterscheiden sind dieRetroreflexfarben mit hohemReflexionsvermögen – der Fähigkeit, Licht gerichtet zur Lichtquelle zurückzustrahlen, was durch Beigabe von feinen transparenten Kügelchen erreicht wird. Alle diese letzteren Farbmittelklassen haben eine rechnerische Farbtiefe und Leuchtkraft über 100 %, weil sie in irgendeiner Weise mehr (sichtbares) Licht abstrahlen als einfällt.

Am Bildschirm ist der Eindruck einer Neonfarbe primär in den FarbtönenGelb,Cyan undMagenta darstellbar, diese erfordern im RGB-Raum zwei aktivierte Farbpunkte (Subpixel) jePixel und sind darum doppelt hell.[6][7]ImFarbdruck (CMYK-Farbraum) bilden diese die Grundfarben und sind daher die Farbechtesten, andere hervorstechende Farbtöne müssen mitVolltonfarbe (zusätzlichem Farbmittel) gedruckt werden.[8]Sonst muss jeweils das Gesamt-Chroma des Bildes reduziert werden, um einzelne Farben herausstechen zu lassen.[9]
Gelb-, Türkis/Hellgrün- und Pink-Töne gelten denn auch allgemein als Neonfarben schlechthin.[10] In Englischen sind dafür Farbnamen wieelectric blue (Cyan) oderneon yellow (Hochgelb) üblich.
Anwendung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Neonfarben haben eine warnende Wirkung(Warnfarbe), erregen aber auch Aufmerksamkeit(Signalfarbe). Darum werden diese Farben in Gefahrenbereichen bevorzugt, oder in derWerbung eingesetzt, um Produkte herauszustellen.
- Retroreflexfarbe wird fürReflektorfolie wie auch für Verkehrszeichen, Straßenmarkierungen und Autokennzeichen verwendet.
- Textmarker-Stifte mit Tagesleuchtfarbe dienen dazu, Textstellen besonders hervorzuheben.
- Markiersprays in allen möglichen Anwendungen von Bauwesen bis Forstwirtschaft
- Schutzkleidung (etwa von Straßenbauarbeitern oder imRettungswesen) haben Neonfarben, damit die Arbeiter von den Verkehrsteilnehmern schneller wahrgenommen werden. Das gilt auch für dieSicherheitswesten, die Autofahrer in einigen Ländern im Fahrzeug alsStandardausrüstung mit sich führen müssen. Warnwesten tragen sowohl retroreflektierende Streifen als auch Tagesleuchtfarbe.
- Modische Kleidung: Neonfarben tauchten seit den1980er Jahren auch im Bereich derKleidermode und derInnenarchitektur auf.[11] Insbesondere im Kontext derTechnokultur der 1990er Jahre, die Warnwesten und Schutzkleidung als modische Requisiten entdeckte, werden Neonfarben dann alsDresscode verwendet.[2] Um die Wende 2000er/2010er wird der Neon-Look der 1980er wiederbelebt.[12][10]
- Auch beiLebensmittelfarben sind vergleichsweise unnatürlich grelle Farben etwa für Süßigkeiten oder Drinks beliebt.
Farben abnorm hoher Farbtiefe sind auch für einigeoptische Täuschungen bekannt.[13][14]
- Einsatz von retroreflektierenden und Tagesleuchtfarben in einer Gefahrensituation
- Neonfarbe als Blickfang
- Polizeifahrzeug aus Rheinland-Pfalz von 2020, in neongelber undverkehrsblauer Farbgebung
- Gelbes Neonpigment
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 100 Jahre Neonlicht – Aufstieg und Fall einer Werbeform In:Zeitblende vonSchweizer Radio und Fernsehen vom 29. September 2012 (Audio)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Hilde Klaus:Beobachtungen zu den Modefarbenwörtern in der deutschen Gegenwartssprache. In:Zeitschrift für germanistische Linguistik. Band 17, Heft 1, Walter de Gruyter, Oktober 2009,ISSN 0301-3294,doi:10.1515/zfgl.1989.17.1.22, S. 40,eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑abIan "Salmon Season" Golding: The Origin of Neon Colors. In: Somethingawful.com. 28. Juni 2009, abgerufen am 16. September 2013 (englisch).
- ↑vergl.Leuchtschriften. Vom Himmelsbuch zur Lichtinstallation. In: Christina Lechtermann, Haiko Wandhoff:Licht, Glanz, Blendung: Beiträge zu einer Kulturgeschichte des Leuchtenden. (= Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik: Neue Folge. Band 18). Verlag Peter Lang, 2008,ISBN 978-3-03911-309-5, S. 86 f (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑abWas haben Neonfarben mit Neon zu tun? In: Iris Hammelmann:Alltagsphänomene: unglaublich aber wahr. Compact Verlag, 2008,ISBN 978-3-8174-6411-1, S. 247 Sp- 2 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑etwa:Carolyn Barratt: How to Wear Neon Colors. In: Wikihow.com. Abgerufen am 14. September 2013 (englisch).
- ↑abje besser dasFarbmanagement des Bildschirms, deste geringer die helligkeitsdifferenz: dann wird das durch vermindertes Leuchten der Subpixel kompensiert
- ↑vergl. dazu etwa:Mit konsistenten Farben drucken und produzieren. In: Adobe Systems Incorporated (Hrsg.):Adobe Photoshop CS. (= Reihe Classroom in a book). Übersetzt von Maik-Felix Gomm. Markt & Technik Buch- und Software-Verlag, Pearson Deutschland, 2004,ISBN 3-8272-6695-5, S. 669 ff, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, und Lektion 19Monitor für das Farbmanegement einstellen zur vorhergehenden Fußnote).
- ↑Tatsächlich verwendet man im Druckwesen den CMY-Farbraum, weil mitHansagelb undAnilingelb,Mauvein/Fuchsin (alle aber gesundheitsschädlich) und eben Phthalocyanin-Türkis (Heliogenblau B, von dem der Farbname „Cyan“ stammt) schon früh hochbrillante billige Farbmittel zur Verfügung standen: In der subtraktiven Farbmischung summieren sich geringe, materiell bedingt Grauanteile schnell und lassen Mischfarben vertrüben. Als vierteProzessfarbe tritt reines Schwarz hinzu, weil die anderen drei Farbmittel dann keine ausgiebigen Dunkelanteile beitragen können.
- ↑vergl.Anzeigensonderformen. In: Insa Sjurts (Hrsg.):Gabler Lexikon Medienwirtschaft. Springer, 2011,ISBN 978-3-8349-6487-8, S. 23 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑abvergl. Diana Kakkar, Senay Gokcen:Color Code: Neon. auffashiontrendsetter.com, abgerufen am 15. Sept. 2013 – mit charakteristischen Farbmitteln und deren Hex-Codes.
- ↑Maryam Taheri:Color Trend: Neon. auf:colourlovers.com, 23. May 2013 – mit Bildbeispielen zu 80er- und retro-80er-Design
- ↑etwa:Neon Colors. In:Trend List – Exploring visual trends in contemporary graphic design.
- ↑William Prinzmetal, Boaz Keysar:Functional Theory of Illusory Conjunctions and Neon Colors. In:Journal of Experimental Psychology. Vol. 118, No. 2 American Psychological Association, 1989, S. 165190 (pdf (Memento desOriginals vom 11. Februar 2014 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/psychology.uchicago.edu, psychology.uchicago.edu).
- ↑S. Grossberg, A. Yazdanbakhsh:Laminar cortical dynamics of 3D surface stratification, transparency, and neon spreading. 3rd annual meeting of Vision Sciences Society, FR43, 2003, S. 77 ff (Online-Artikel:Neon Color Spreading and Transparency (Memento desOriginals vom 6. Januar 2012 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cns.bu.edu, cns.bu.edu)
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