Nemi liegt 27 km südöstlich vonRom und 22 km von der Küste desTyrrhenischen Meers entfernt. Es liegt in denAlbaner Bergen oberhalb desNemisees, einemKratersee im vulkanischen Komplex desVulcano Laziale. Der Ort selbst liegt auf einer schmalen Terrasse an der nördlichen Innenwand derCaldera fast 200 m hoch über dem See. Nemi gehört zu den Gemeinden derCastelli Romani. Das Gemeindegebiet erstreckt sich von316 m s.l.m. bis675 m s.l.m.
Die Gemeinde liegt in der Erdbebenzone 2 (mittel gefährdet).[2]
Nemi ist eine der ältesten Siedlungen Mittelitaliens. Eine erste Besiedlung des Ortes ist bereits für dieBronzezeit nachgewiesen. In dieser Zeit wurde auch im dichten Wald des Kraters die MuttergöttinDea Mater verehrt, die in römischer Zeit zurDiana umgewandelt wurde. Dieses Heiligtum war in vorrömischer Zeit auch politisches Zentrum derLatiner. Als Nemi 338 v. Chr. von den Römern erobert wurde, verlor es diese Funktion. Dafür wurde dasHeiligtum der Diana Nemorensis Ende des zweiten Jahrhunderts v. Chr. monumental ausgebaut. An den Hängen des Kraters entstanden Villen der reichen römischen Familien, u. a. auch eine Villa desJulius Cäsar. Schließlich ließCaligula zwei großeSchiffe zu Ehren Dianas auf dem See bauen. Mit der Christianisierung verlor Nemi seine Bedeutung und verfiel.
Burg Nemi (Palazzo Ruspoli)Nemi, Stadt und See, um 1859
Das heutige Dorf entstand mit dem Bau der Burg durch die Grafen vonTusculum im 10. Jahrhundert. Nach deren Fall gab PapstCoelestin III. Nemi an dieZisterzienser ab, die die Burg zu einem klösterlichen Komplex ausbauten. Von ihm ist heute noch der Turm erhalten, der das Panorama des Ortes dominiert. Im 14. Jahrhundert kam Nemi an die FamilieColonna und danach in schneller Folge an dieAnnibaldi,Cesarini,Piccolomini,Cenci,Frangipani als Marchesato,Braschi als Herzogtum,Rospigliosi,Orsini und schließlich 1901 an dieRuspoli, die ihren Palazzo 1993 an die Gemeinde verkauften. Unter den Frangipane erlebte der Ort vom 16. bis zum 18. Jahrhundert eine Blütezeit; die Braschi ließen die Burg im 18. Jahrhundert vonGiuseppe Valadier zur heutigen Größe ausbauen.
Weltbekannt wurde Nemi, als 1929–1932 dieSchiffe des Caligula geborgen wurden. Doch bereits 1944 wurden diese durch einen Brand des Museums wieder zerstört.
Alberto Bertucci (UdC) gewann am 6./7. Mai 2012 die Bürgermeisterwahl gegen seine Vorgängerin Cinzia Cocchi und zwei weitere Kandidatinnen. Seine BürgerlisteUniti per Nemi stellt auch 4 der 6 Gemeinderäte.[4]
Cocchi (PdL) wurde im Juni 2009 zur Bürgermeisterin gewählt.[5]Ihr Vorgänger Alessandro Biaggi (2004–2009) trat nicht mehr zur Wahl an.
Da drei der Gemeinderäte ihrer Liste, angeführt von Bertucci, zur Opposition übertraten, verlor Cocchi die sie unterstützende Mehrheit und trat am 23. Juni 2011 zurück.[6] Vom 27. Juli bis zur Neuwahl im Mai 2012 wurde die Gemeinde kommissarisch von Fabio Maurano geleitet.[7] Mit der Wahl am 11. Juni 2017 wurde Bertucci im Amte bestätigt.
DasCastello Ruspoli oder Palazzo Ruspoli geht in Gestalt seines hohen Rundturmes auf eine Burg aus dem 10. Jahrhundert zurück. In ihm werden temporäre Ausstellungen in der Sala delle Armi veranstaltet.
Das Klosterdel SS. Crocifisso wurde 1637 für dieFranziskaner (OFM) gebaut, gehört heute aber dem Orden derMercedarier.
Die Pfarrkirche S. Maria del Pozzo steht oberhalb des Palazzo Ruspoli direkt neben dem Rathaus, in dem die zeitweiligen Ortsherren, die Marchesi Frangipane, residierten.
DasHeiligtum der Diana Nemorensis liegt unterhalb des Ortes am Seeufer in einem landwirtschaftlich genutzten Gebiet und ist daher nur eingeschränkt öffentlich zugänglich. Aktuelle Ausgrabungen, an denen auch die Ludwig-Maximilians-Universität München beteiligt ist, erweitern die Kenntnis über das Heiligtum merklich.
In der Nähe steht dasMuseo delle Navi (Museum der Schiffe), das archäologische Funde und die Schiffsmodelle zeigt und von Nemi aus oder überGenzano di Roma erreichbar ist.
Der Ort lebt heute vom Wochenend- und Naherholungs-Tourismus der Römer, wird aber auch von internationalen Rom-Touristen im Rahmen von Tagesausflügen in die Albaner Berge gern besucht. Die Altstadt mitCorso Vittorio Emanuele,Via Giulia und Nebengassen ist beliebt wegen ihrer kleinen Bars und lokalen Spezialitätenrestaurants, in denen Fleischgerichte mit Pilzen, Wild sowie Fisch aus dem Nemi-See auf der Karte stehen.
Nemi ist vornehmlich bekannt für seineWalderdbeeren, die allerdings heute – ebenso wie die im Umkreis gezüchteten Pflanzen und Blumen, die die Hauseingänge und Balkone schmücken – größtenteils aus Gewächshäusern am Seeufer stammen. Am ersten Sonntag im Juni findet dieSagra delle Fragole (Fest der Erdbeeren) sowie eine große Pflanzen- und Blumenschau (Mostra dei Fiori) statt. Aus den Walderdbeeren werden auch zahlreiche Dessertvariationen, Eis, Marmelade und Likör zubereitet.
Weitere landestypische Produkte sind im Holzofen gebackenes Brot; Fleischer-Delikatessenläden (Norcinerien) bieten Schinken, Dauerwurst, getrocknete Pilze und Tomaten, Käse und Honig aus dem Umland an.
Kunstgewerbe- und Antiquitätenläden haben ebenfalls eine etablierte Tradition in der Altstadt.
Die kulturhistorisch-touristische FörderorganisationPro Loco veranstaltet Antiquitätenmessen und Kunstausstellungen, Freilicht-Theateraufführungen und musikalische Darbietungen auf der Piazza Roma sowie zur Weihnachtszeit eine Krippenausstellung.
Nemi trägt dieBandiera Arancione ein Qualitätssiegel im Bereich Tourismus und Umwelt desTCI.
↑Classificazione sismica. Italienischer Zivilschutz, abgerufen am 15. Juli 2025 (italienisch, Tabellen und Übersichtskarte der Seismischen Klassifizierung).