DieBurg Neidenstein liegt auf einem nach Norden hin abfallenden Bergsporn wenige hundert Meter westlich des Schwarzbachs. Der Ort hat sich als Burgweiler nördlich davon gebildet. Die Ausbreitung des Ortes erfolgte den topografischen Gegebenheiten folgend nach Nordwesten. Der Bahnhof liegt etwas nach Norden versetzt auf der östlichen Uferseite des Schwarzbachs. Hier hat sich auch alle Industrie des Ortes angesiedelt. Weiter im Nordosten ist am Epfenbacher Berg außerdem ein weiteres Wohngebiet entstanden. Der Altort mit seinen direkt anschließenden Wohngebieten ist vom Wohngebiet am Epfenbacher Berg durch denSchwarzbach, dieSchwarzbachtalbahn und das Industriegebiet räumlich getrennt.
Zur Zeit derFranken bestand vermutlich eine Bauernsiedlung am Ort und im weiteren Verlauf des Mittelalters entstand auf dem Bergsporn oberhalb des heutigen Ortes dieBurg Neidenstein, die im 13. Jahrhundert zur Wehrburg ausgebaut und 1319 alsReichslehen derHerren von Venningen erstmals erwähnt wurde. Um die Burg entwickelte sich der Ort als Burgweiler.
Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte Neidenstein zum Stammbesitz der Herren von Venningen und damit zumRitterkanton Kraichgau. Die Neidensteiner Linie der Venningen stellte mit Seyfried († 1395) und Jobst († 1410) zwei Mitglieder desDeutschen Ordens und mit Hans († 1478) einen Bischof von Basel und den Gründer der dortigen Universität. 1611 starb die Neidensteiner Linie der Herren von Venningen mit Otto Heinrich von Venningen aus und wurde von derHilsbacher Linie besetzt. Die evangelische Kirche wurde um 1700 errichtet, das Rathaus 1773. Die Ortschaft wurde nach 1750 durch Rodung auf demHohen Bühl ausgeweitet.
Blick vom im Süden gelegenen Burgberg nördlich über Neidenstein
1806 erfolgte dieMediatisierung der reichsritterschaftlichen Fürstentümer und Neidenstein gelangte als selbstständige Gemeinde zumGroßherzogtum Baden. Dort gehörte sie zunächst zumOberamt Waibstadt und ab 1810 zumBezirksamt Sinsheim. Die Burganlage blieb weiterhin bis heute im Besitz der Familie von Venningen, die sie 1897 bis 1903 renovieren ließ. 1862 erfolgte der Anschluss des Ortes an die Eisenbahn, 1902 wurde der Ort elektrifiziert.
Bei denNovemberpogromen 1938 zerstörte die Eschelbronner SA unter Leitung des Obersturmbannführers undWaibstadter Bürgermeisters Eugen Laule am 10. Novemberdie Synagoge im Kirchgraben.[4] Am 22. Oktober 1940 wurden im Rahmen der „Wagner-Bürckel-Aktion“ die letzten 19 in Neidenstein lebenden Juden von Beamten der Gestapo abgeholt und in ein Sammellager nach Heidelberg gebracht.
1939 hatte Neidenstein 749 Einwohner, Ende 1945 lebten durch die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge und Vertriebener 980 Personen am Ort. Gegen Ende der 1950er Jahre siedelten sich mehrere mittelständische Unternehmen im Ort an, später wurden großflächige Neubaugebiete ausgewiesen. Als 1973 derLandkreis Sinsheim aufgelöst wurde, kam der Ort zum neuenRhein-Neckar-Kreis.
Im Dezember 1993 und im Juni 1994 wurden die tiefergelegenen Teile des Ortes jeweils durch Hochwasser desSchwarzbachs heimgesucht und verwüstet.
In Neidenstein gibt es einevangelisches Pfarramt und die barockeevangelische Kirche.Für dierömisch-katholischen Gläubigen ist das Pfarramt in Waibstadt zuständig. Die im Jahr 1880 erbaute katholische Kirche „Heilige Dreifaltigkeit“ befindet sich in der Schlossstraße.
Der Gemeinderat in Neidenstein hat zehn Sitze und wird jeweils für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
DieKommunalwahl 2019 führte zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2014):[6]
DieBlasonierung des Wappens lautet:In Silber drei verschränkte rote Lilienstäbe, der mittlere gestürzt.
Das Wappen basiert auf dem Familienwappen der Herren von Venningen, das zwei gekreuzteLilienstäbe zeigt. Um Verwechslungen vorzubeugen, wurde im Neidensteiner Wappen der dritte gestürzte Stab hinzugefügt und in dieser Form 1901 vomGenerallandesarchiv Karlsruhe gestaltet.
Burg Neidenstein, erbaut auf einem Bergsporn, mit mittelalterlichemBergfried und Burggraben sowie Vorburgbereich mit Tortürmen (äußerer Torturm 1569) und zwei repräsentativen Fachwerkgebäuden aus dem 16. Jahrhundert. In einem der Fachwerkgebäude der Vorburg ist heute ein Heimatmuseum eingerichtet, das andere weist einen Renaissance-Achteckturm von 1538 auf. Das Wohngebäude der Burg ist bewohnt.
Im Bereich der Vorburg wurde 1880 die katholische Kirche anstelle einer Friedhofskapelle aus dem 15. Jahrhundert errichtet.
Die barocke evangelische Kirche entstand in ihrer heutigen Form um 1700 (Turm fertiggestellt 1770), ist im Kern aber vermutlich schon so alt wie die Burg. Im Inneren der Kirche haben sich zahlreichen Grabplatten und Epitaphe des 15. bis 18. Jahrhunderts erhalten, darunter das mit einem Alabasterrelief gezierte Epitaph desOttheinrich von Venningen († 1611) sowie das große Barockepitaph des kaiserlichen GeneralwachtmeistersEberhard Friedrich von Venningen († 1710). Die im Jahr 1914 im Speicher der Kirche aufgefundeneNeidensteiner Madonna stammt wohl aus der Friedhofskapelle, ist eine Arbeit aus der Werkstatt vonPeter Parler und befindet sich heute im Landesmuseum in Karlsruhe. Die Kirche wurde 1976 saniert.
Neidenstein liegt an derSchwarzbachtalbahn (Baden) (Meckesheim–Aglasterhausen), die mit der Linie S 51 in das Netz derS-Bahn RheinNeckar eingegliedert ist. Die Züge der S-Bahn verkehren in der Hauptverkehrszeit im 30-Minuten-Takt, ansonsten alle 60 Minuten zwischen Meckesheim und Aglasterhausen. Darüber hinaus gibt es mehrmals täglich Direktverbindungen nachHeidelberg sowieMannheim und ein Zugpaar von/nach Mainz.
Durch Neidenstein verläuft dieBurgen-Tour Kraichgau-Stromberg, eine etwa 52 Kilometer lange regionale Radroute, die den Ort mit den Gemeinden Eschelbronn und Waibstadt verbindet.[8]
↑Bekanntmachungen des Ministeriums des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen über die Genehmigung von sonstigen Bezeichnungen v. 1. September 2022 – Az.: IM2-2200-6/1, GABl. BW (2022), S. 819.