National Park ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unterNational Park (Begriffsklärung) aufgeführt.
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Der Artikel deckt bisher nur Nationalparks zu Lande ab. Es fehlen somit alle Informationen über Meeresschutzgebiete mit Nationalpark-Status, also Meeres-Nationalparks oder engl.: Marine National Parks
DerNationalpark Sarek inSchweden ist Europas ältester – und bis heute einer der größten.DerTeide-Nationalpark (Kanarische Inseln) ist einer der meistbesuchten europäischen Nationalparks.Der Wapizagonke Lake im Mauricie Nationalpark in der Provinz Quebec, Kanada
EinNationalpark ist ein ausgedehntesSchutzgebiet, das meistens nur dernatürlichen Entwicklung unterliegt und durch spezielle Maßnahmen vor nicht gewollten menschlichen Eingriffen und vorUmweltverschmutzung geschützt wird. In der Regel sind dies Gebiete, dieökologisch besonders wertvoll oder von herausragendem landschaftlichem Reiz sind und im Auftrag einer Regierung verwaltet werden. Sie werden oft auch als Erholungsgebiete und für densanften Tourismus genutzt. Die Definition eines Nationalparks ist nicht in allen Staaten gleich. Dennoch gibt es eine gemeinsame Idee: die Erhaltung großer, nicht durch menschliche Eingriffe veränderter Naturgebiete für die Nachwelt und als Symbol des nationalen Stolzes.[1]
Die Idee, besonders faszinierendeWildnisgebiete unter Schutz zu stellen, entstand schon im frühen 19. Jahrhundert. Der englische PoetWilliam Wordsworth forderte dies 1810, ebenso wie der amerikanische MalerGeorge Catlin 1832 und der schwedische BaronAdolf Erik Nordenskiöld 1880. Der ursprüngliche Gedanke war, die Wunder der Natur zu bewahren, damit auch nachfolgende Generationen sich an ihnen erfreuen und sich hier erholen können. 1864 wurde auf Betreiben des NaturschützersJohn Muir das erste Schutzgebiet definiert – im heutigenYosemite-Nationalpark (Kalifornien) –, das aber erst 1906 in das entstehendeNationalparksystem eingegliedert wurde. Der erste Nationalpark wurde 1872 mit demYellowstone-Nationalpark ebenfalls in den USA gegründet. Im Gegensatz zur Yosemite-Schutzzone unterstand der Yellowstone-Nationalpark nicht der Verantwortung des Bundesstaates, sondern direkt derUS-Regierung. 1916 wurde derNational Park Service als eigenständige Behörde des Innenministeriums ins Leben gerufen.
Die LänderKanada,Australien undNeuseeland folgten bald mit der Einrichtung von Nationalparks, da hier noch große Gebiete mit (scheinbar)unberührter Natur existierten, die relativ einfach geschützt werden konnten. 1879 gründete Australien denRoyal-Nationalpark, 1887 Kanada denBanff-Nationalpark (damals unter dem NamenRocky Mountain National Park) und Neuseeland im selben Jahr denTongariro-Nationalpark.
Rentiere derSaami im Abisko-Nationalpark in Schweden.
In allen diesen Ländern lebten vor derKolonisierung durch Europäereinheimische Völker, deren Einfluss auf die meisten Landschaften über Jahrhunderte durchaus prägend war – selbst in den am dünnsten besiedelten Regionen. Diese Tatsache wurde jedoch bei den Nationalparkgründungen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in vielen Ländern ignoriert: In den allermeisten Fällen erstreckte sich das Nutzungsverbot, das mit der Nationalparkeinrichtung verbunden war, auch auf die dort lebenden traditionellen„Ökosystem-Menschen“. Nicht selten wurden sie im Zuge der Unterschutzstellung sogar von ihrem angestammten Land vertrieben. Solche Konzepte basieren auf der Vorstellung, dass menschliches Wirkengrundsätzlich naturschädlich ist. Erst seit Anfang des 21. Jahrhunderts werden dielokalen Gemeinschaften – nicht zuletzt aufgrund eigenen Engagements – als „natürliche Elemente“ der Landschaft zunehmend mit in die Schutzgebietskonzepte einbezogen.[2]
In Europa wurden die ersten Nationalparks 1909 inSchweden errichtet und 1914 in derSchweiz. Vor allem nach demZweiten Weltkrieg etablierte sich die Nationalpark-Idee, und heute existieren in etwa 120 Ländern mehr als 2.200 Nationalparks. Die landschaftliche Vielfalt der Gebiete ist enorm und umfasst fast alle Landschaftstypen.
Im Gegensatz zu außereuropäischen Ländern berücksichtigte man bei der Gründung der ersten Nationalparks in Nordschweden zumindest teilweise die Nutzungsrechte der indigenen Volksstämme wie denSaami.
Interessant ist die Entstehungsgeschichte desRoyal-Nationalparks in Australien, der mit 154,42 km² Fläche größtenteils auf dem Stadtgebiet der MillionenstadtSydney liegt und der zweitälteste Nationalpark der Welt ist. Er wurde im Jahre 1879 kurzerhand aus wirtschaftlichen Gründen errichtet, nachdem in dem GebietKohlevorkommen entdeckt wurden und politisch einflussreiche Minenbesitzer desOutbacks eine Konkurrenz vor den Toren der Stadt fürchteten. Auf diese Weise blieb ein Juwel größtenteils unberührter Natur erhalten.
Im Deutschen waren die BegriffeNaturdenkmal undNaturschutzgebiet seit Anfang des 20. Jahrhunderts gängig. Der Begriff Nationalpark hat erst in den 1970ern Eingang gefunden. Dabei ging es zunächst eher um die nationale Bedeutung und weniger um die Kriterien im Sinne der IUCN.
Heute wird derNaturschutz weltweit von derIUCN koordiniert. Die IUCN organisiert alle zehn Jahre einen internationalen Kongress (World Parks Congress), an dem Strategien zum Naturschutz in Nationalparks festgelegt werden. Der letzte Kongress fand 2014 inSydney statt.
“Category II protected areas are large natural or near natural areas set aside to protect large-scale ecological processes, along with the complement of species and ecosystems characteristic of the area, which also provide a foundation for environmentally and culturally compatible, spiritual, scientific, educational, recreational, and visitor opportunities.”
„Schutzgebiete der Kategorie II, die umfangreiche Naturräume mitsamt den vorkommenden Arten und Ökosystemen langfristig schützen sollen. Diese sollen auch – umweltverträglich und mit örtlicher Akzeptanz – für seelische Bedürfnisse, Wissenschaft, Forschung und Bildung, und für Naherholung und Besichtigung zur Verfügung stehen.“[3]
Gemäß dieser Definition sind Nationalparks natürliche Gebiete auf dem Wasser oder dem Land, die vorgesehen sind,
um die Unversehrtheit eines oder mehrererÖkosysteme zu schützen und für die jetzige und künftige Generationen zu erhalten.
um Ausbeutung ebenso zu verhindern wie andere Tätigkeiten, die dem Gebiet Schaden zufügen.
um eine Basis zur Spiritualität, Forschung, Schulung,Erholung und Besichtigung zur Verfügung zu stellen, die ökologisch und kulturell vereinbar ist.
Wie bei allen IUCN-Kategorien liegt der Fokus der Klassierung auf der Gestaltung vonSchutzziel undManagement (Maßnahmen von Eingriffen und Verboten):Die IUCN verlangt für die Anerkennung eines Nationalparks grundsätzlich, dass die Natur auf 75 % der Fläche sich selbst überlassen wird. Ausnahmen sind möglich und auch regulierende Eingriffe sind örtlich gestattet, wenn dies nach wissenschaftlicher Forschung und Überwachung nötig ist, um dieArtenvielfalt zu maximieren oder seltenereArten zu begünstigen.[4] Damit unterscheidet sich ein Nationalpark von einemTotalreservat.
Veränderung vonGewässern, um eineVerlandung zu verhindern oder um sie in einen natürlicheren Zustand zu versetzen (wenn sie vor Gründung des Nationalparks durch den Menschen beeinträchtigt wurden)
Die gezielten Eingriffe in die Natur werden für notwendig erachtet, um das durch den Menschen gestörteökologische Gleichgewicht wiederherzustellen und ggf. zu erhalten. Maßnahmen zur Erhaltung des Gleichgewichts sind nötig, wenn dasÖkosystem durch den Menschen wesentlich verändert wurde (Ausrottung von großenRaubtieren oder Veränderung des Salzgehalts einesSees) und diese Veränderung nicht rückgängig gemacht werden kann. Andere Eingriffe sollen dazu dienen, eine Vielfalt anBiotopen zu erhalten und seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten durch künstlich verbesserte Bedingungen zu retten. Auf bis zu 25 % der Fläche eines Nationalparks ist sogar eine wirtschaftliche Nutzung erlaubt[5] (Jagd,Fischerei,Landwirtschaft, Entnahme vonBrennholz). Im Unterschied zu einemNaturpark oderLandschaftsschutzgebiet haben in einem Nationalpark jedoch nicht die Bedürfnisse der Menschen, sondern die der Natur Vorrang.
Der Management-orientierte Begriff der IUCN-Kategorie IINational Park hat mit dem Nationalpark in den Ausweisungen der Länder kaum etwas zu tun, obschon sich viele – insbesondere jüngere – landesrechtliche Definitionen an den Vorgaben der IUCN orientieren.[6]
In manchen Staaten umfasst die Klasse der Nationalparks sogar vorrangigdenkmalschützerische Aspekte, also architektonische Objekte, denen ein Landschaftsschutz für die Umgebung in Art des Naturparks beigestellt ist.
Nationalparks befinden sich meist in abgelegenen, kaum besiedelten Gebieten und beheimaten oft außergewöhnlich viele verschiedene heimische Tier- und Pflanzenarten, die teilweise bedroht sind. Diesen soll in Nationalparks eine Umgebung gewährt werden, die ihr langfristiges Überleben sicherstellt. Manchmal umfassen Nationalparks auchMineral-Vorkommen oder seltenegeologische Objekte, wie zum Beispiel dieGeysire undheißen Quellen des Yellowstone-Nationalparks.
Andererseits werden Nationalparks in stärker bevölkerten Regionen errichtet, um diese in einen natürlicheren Zustand zurückzuversetzen. In einigen Ländern wieEngland undWales gehören Nationalparks weder der Regierung noch sind sie unberührteWildnis. Vielmehr können sie menschliche Siedlungen enthalten, die ihr Land nutzen. In Afrika dienen Nationalparks hauptsächlich als Wildreservat, in Asien eher wissenschaftlichen Zwecken. Nordamerika bietet klassische Nationalparks zu Erholungs- und Erkundungszwecken an, bei denen Auswirkungen desMassentourismus eine Gefahr für denNaturschutz darstellen.
Die meisten Nationalparks dienen nicht nur dem Schutz von Pflanzen und Tieren, sondern auch der Erholung von Menschen. Dabei kann es zu Konflikten kommen, besonders bei sehr stark besuchten Nationalparks, da sich durch den Kontakt mit Menschen dieFluchtdistanz der Tiere verringert (Nationalpark-Effekt).[7] Andererseits können die Nationalparks mit den Touristeneinnahmen Schutzmaßnahmen für Tiere und Pflanzen finanzieren und es wird gehofft, dass die Besucher durch das Naturerlebnis eine positive Einstellung gegenüber dem Naturschutz gewinnen. Für die Nationalpark-Verwaltungen ist es eine schwierige Herausforderung, die Balance zwischen dem Schutz vonNaturgütern und deren öffentlicher Zugänglichkeit zu finden.
Eine andere Herausforderung ist die Überwachung des Nationalpark-Gebiets. Besonders in Ländern mit weit verbreiteterArmut kommt es in Nationalparks immer wieder zu illegalen Holzfällungen und zuWilderei.
Für die Informations- und Bildungsarbeit in Nationalparks ist im US National Park Service um 1950 das Konzept derHeritage Interpretation entwickelt worden, nach dem heute weltweit auch viele andere besucherorientierte Einrichtungen arbeiten.
Der weltweit größte Nationalpark ist derNordost-Grönland-Nationalpark, welcher mit seinen 972.000 km² annähernd 45 % der LandesflächeGrönlands einnimmt.
Der BegriffNationalpark wurde mit demNationalpark Bayerischer Wald erst im Oktober 1970 etabliert. Im August 1978 folgte derNationalpark Berchtesgaden. 1985, 1986 und 1990 wurden die Küstenbereiche des deutschenWattenmeers als Nationalparks ausgewiesen. In derDDR gab es bis 1989 keine Nationalparks. Rund 15 % der Landesfläche waren aber öffentlichem Zugang versperrt und wiesen fast unberührte Landschaften auf. In denUmbruchszeiten wurden 1990 noch vor der Wiedervereinigung imNationalparkprogramm der DDR fünf Nationalparks umgesetzt. Seitdem kamen bis 2004 sechs weitere Nationalparks hinzu, die Errichtung eines Parks „Elbtalaue“ scheiterte 1999. Da im Januar 2006 die beiden Nationalparks im Harz zu einem gemeinsamenNationalpark Harz fusionierten, bestehen nach Gründung desNationalparks Hunsrück-Hochwald im März 2015 in Deutschland 16 Nationalparks. Seit den 1970er Jahren ist allerdings umstritten, ob die in der Bundesrepublik festgesetzten Nationalparks den internationalen Anforderungen der IUCN entsprechen.[8] Ein erstes offizielles Zertifikat erhielt 2011 derNationalpark Kellerwald-Edersee.[9]
In Österreich besteht kein direkter Zusammenhang mit der IUCN-Kategorie: Naturschutz ist in ÖsterreichLändersache.Nationalparks sind die einzigen Schutzgebiete desBundes, also gesamtösterreichisch. Umgesetzt werden sie überArt. 15a-Vereinbarungen, die vom Bund und den betroffenen Ländern abgeschlossen wurden. Im Landesrecht sind die Nationalparks dann dort, wo es welche gibt (Vorarlberg hat keinen Anteil an einem Nationalpark), in ihrem Umfang innerhalb der Landesgrenzen als eigenes Schutzgebiet ausgewiesen, teils als Schutzklasse, teils nur verordnet: Meist ersetzt die Ausweisung als Nationalpark alle vorher bestehenden Schutzkategorien. Salzburg und Kärnten kennen als strengere Ergänzung zum Nationalpark-Schutz dasSonderschutzgebiet. Die Nationalparks sind durchwegs auch im Rahmen des EuropanetzwerkesNatura 2000 ausgewiesen.
Die Vorgaben der IUCN zur Kategorie II werden auch dadurch umgesetzt, dass eineKernzone und eineRandzone (Pufferzone) definiert wird. Erstere ist dann IUCN-Kategorie II, zweitere Kategorie V (Geschützte Landschaft) oder VI (Ressourcenschutz). Ein Park (NP Nockberge) war nur als Kategorie V gestuft, und wurde deshalb in einen Biosphärenpark umgewandelt. Die Nationalparks sind dann durchwegs noch von weniger strengen Schutzklassen, wieLandschaftsschutzgebieten oderGeschützten Landschaftsteilen im Sinne einer weiteren Pufferung umgeben, und mit nahen weiteren bedeutenden Schutzgebieten im Sinne eines ökologischen Korridors vernetzt (ECONNECT).
Bernhard Gissibl, Sabine Höhler, Patrick Kupper (Hrsg.):Civilizing Nature, National Parks in Global Historical Perspective. Berghahn, Oxford 2012,ISBN 978-0-85745-525-3.
Hans Bibelriether (Hrsg.):Naturland Deutschland: Freizeitführer Nationalparke und Naturlandschaften. Kosmos, Stuttgart 1997,ISBN 3-440-07207-X.
EUROPARC Deutschland:Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparks. Berlin 2009 (Download von nationale-naturlandschaften.de, PDF 2,0 MB).
EUROPARC Deutschland (früher FÖNAD)Studie über bestehende und potentielle Nationalparke in Deutschland. Landwirtschaftsverlag, Münster 1997,ISBN 3-89624-307-1.
Henry Makowski:Nationalparke in Deutschland. Schatzkammern der Natur, Kampfplätze des Naturschutzes. Wachholtz, Neumünster 1997,ISBN 3-529-05322-8.
↑Nationalparks Austria. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, abgerufen am 24. Oktober 2021.
↑abEuropean Environment Agency (Hrsg.):Protected areas in Europe – an overview.EEA Report No 5/2012. 2012,ISBN 978-92-9213-329-0,ISSN1725-9177, 4.1.3The IUCN categories for types of protected area management,S.55,Sp.1 u. 2,doi:10.2800/55955 (pdf, eea.europa.eu).