Mythographie

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Hesiod und die Muse vonGustave Moreau (1891)

Mythographie ist die wissenschaftlich-philologische Sammlung und Interpretation vonMythen. Die mit dieser Tätigkeit befassten Personen werden alsMythographen bezeichnet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Überblick

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In denAltertumswissenschaften bezeichnet das Wort Mythographen diejenigen Schriftsteller desAltertums, welche wieLysimachos,Dionysios Skytobrachion,Asklepiades u. a., seit deralexandrinischen Zeit (ihre Blüte lag im 3. und 2. Jh. v. Chr.) die verschiedenenSagen undDichtungen der früheren Zeiten inProsa bearbeiteten und zusammenstellten.

Auch pflegt man in den Sammlungen der dürftigen Reste dieser Literatur diejenigen Schriftsteller unter diesem Namen zu begreifen, denen es nicht sowohl um die Erzählung der Mythen, als um Deutung derselben zu tun ist. Die erhaltenen Hauptschriften der letzteren Gattung sind das Werk desCornutusÜber das Wesen der Götter und dieHomerischen Allegorien desHerakleitos, die eine vorwiegend philosophische Tendenz haben und die Hauptrichtung der allegorischen Mythenerklärung repräsentieren, die physische, welche das Wesen der Götter als Träger der alten Sagen auf die Naturkräfte zurückführt.

Die zweite Richtung der Mythenerklärung, die historische oder pragmatische, ist außer durch die betreffenden Bücher desDiodor namentlich durch die mangelhaft erhaltenenLibri de incredibilibus desPalaiphatos und die des Herakleitos vertreten.

Die wichtigsten Reste der Schriften von eigentlichen griechischen Mythographen sind dieBibliotheke des Apollodor, die nur beiPhotios I. im Auszug erhaltenenNarrationes desKonon, dieNarrationes amatoriae desParthenios, dieTransformationes desAntoninus Liberalis, die demEratosthenes beigelegtenKatasterismen.

In den Sammlungen der römischenMythographi finden sich namentlich dieFabulae desHyginus, dieMythologiae desFulgentius, dieNarrationes fabularum Ovidiarum (ausOvid, die früher fälschlicherweiseLutatius Placidus zugeschrieben wurden), das erst imMittelalter von einemAlbericus geschriebene BuchDe deorum imaginibus u. a.

Liste von Mythographen

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DieApotheose desHomer vonDominique Ingres (1827)
Publius Ovidius Naso (nach einem Gemälde vonAnton von Werner)

Ausgaben

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Eine frühe Ausgabe derMythographi Graeci besorgteAnton Westermann (Braunschweig 1843); dieMythographi Latini gabenThomas Muncker (2 Bde., Amsterdam 1681) undAugustinus van Staveren (2 Bde., Leiden 1712) heraus, wozu dann noch die Ausgabe der dreiMythographi Vaticani, von denen wenigstens der erste noch dem heidnischen Altertum angehört, durchAngelo Mai (Rom 1831) undGeorg Heinrich Bode (Celle 1834) gekommen ist. Neuerdings wurden die ersten beidenMythographi Vaticani vonPéter Kulcsár herausgegeben (Turnholti: Brepols, 1987; Corpvs Christianorvm: Series Latina). Weitere Sammlungen sind dieMythographi graeci I-III edd.Wagner-Sakolowski-Martini-Olivieri-Festa, 1894–1902. Auch in der vonFelix Jacoby herausgegebenen SammlungFragmente der griechischen Historiker ist mythographisches Material enthalten.

Literatur

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  • Alan Cameron:Greek Mythography in the Roman World (=American Classical Studies. Band 48). Oxford University Press, Oxford u. a. 2004,ISBN 0-19-517121-7.
  • Robert L. Fowler:Greek Mythography. In: Vanda Zajko, Helena Hoyle (Hrsg.):A Handbook to the Reception of Classical Mythology. Wiley-Blackwell, Chichester UK und Malden MA 2017, S. 15–27.
  • Robert L. Fowler:Early Greek Mythography. 2 Bände. Oxford University Press, Oxford, Band 1:Text and Introduction, 2000, Band 2:Commentary, 2013.
  • Greta Hawes:Rationalizing Myth in Antiquity. Oxford University Press, Oxford 2014.
  • Albert Henrichs:Three Approaches to Greek Mythography. In:Jan N. Bremmer (Hrsg.):Interpretations of Greek Mythology. Croom Helm, London 1987, S. 242–277.
  • Carolyn Higbie:Hellenistic Mythographers. In: Roger D. Woodard (Hrsg.):The Cambridge Companion to Greek Mythology. Cambridge University Press, Cambridge 2008, S. 237–254.
  • Claudio Meliadò:Mythography. In:Franco Montanari, Stephanos Matthaios,Antonios Rengakos (Hrsg.):Brill’s Companion to Ancient Greek Scholarship. Brill, Leiden 2015, S. 1057–1089.
  • R. Scott Smith, Stephen M. Trzaskoma (Hrsg.):The Oxford Handbook of Greek and Roman Mythography. Oxford University Press, Oxford 2022. – Rezension von Ronald Blankenborg,Bryn Mawr Classical Review2023.11.19
  • Stephen M. Trzaskoma, R. Scott Smith (Hrsg.):Writing Myth. Mythography in the Ancient World. Peeters, Leuven 2013.

Einzelnachweise

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  1. Dieser Artikel basiert in weiten Teilen auf den Eintrag „Mythographen“ inBrockhaus’ Conversations-Lexikon, 13. Auflage, Leipzig 1885.
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