Mylapore

Mylapore (Tamil:மயிலாப்பூர்Mayilāppūr [ˈmajilaːpːuːr]), früher auchMailapur, Meliapor, kurzMylai (மயிலைMayilai [ˈmajilɛi̯]), auchThirumylai (திருமயிலைTirumayilai [ˌt̪iɾɯˈmajilɛi̯]), ist ein Stadtteil vonChennai (Madras), der Hauptstadt desindischen BundesstaatesTamil Nadu. Mylapore gehört zu den ältesten Stadtteilen Chennais und hat eine Geschichte, die weit ins Altertum zurückreicht. In dem Stadtteil befinden sich derKapaliswarar-Tempel und dieSt. Thomas Basilica.
Lage und Ausdehnung
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Mylapore liegt im Süden Chennais. Die Grenzen des Stadtteils sind nicht genau definiert, Mylapore lässt sich aber gegen die StadtteileTriplicane im Norden,Royapettah im Nordwesten,Teynampet im Westen undAdyar im Süden abgrenzen. Im Osten liegt die Küste desGolfs von Bengalen mit dem StadtstrandMarina Beach. Im Süden markiert die Mündung desAdyar-Flusses die Grenze zum gleichnamigen Stadtteil.
Verwaltungsmäßig gibt es kein Stadtteil namens Mylapore, das Gebiet gehört vielmehr zur Zone Teynampet. Es existiert aber ein Wahlkreis Mylapore (Mylapore constituency) bei der Wahl zurTamil Nadu Legislative Assembly (dem Parlament des Bundesstaats). Zu diesem gehören die Stadtviertel (wards) 121 bis 126.[1]
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Geschichte Mylapores reicht weitaus weiter zurück als die Chennais, das erst im 17. Jahrhundert als britische Kolonie gegründet wurde. Das an der Mündung des Adyar gelegene Mylapore scheint bereits im Altertum ein bedeutender Hafen gewesen zu sein. Bisweilen wird es mit der im 2. Jahrhundert in derGeographia des griechischen GeografenClaudius Ptolemäus erwähnten HafenstadtManarpha oderMaliarpha identifiziert. Vom 6. bis 9. Jahrhundert herrschten diePallava-Könige vonKanchipuram aus über den Nordteil des heutigen Tamil Nadu. Während dieser Zeit diente Mylapore als Hafen des Pallava-Reichs. Der Pallava-HerrscherNandivarman III. (844–866) wird mit dem BeinamenMayilaikavalan („Beschützer von Mylapore“) erwähnt. DerKapaliswarar-Tempel von Mylapore wird bereits im 7. Jahrhundert in den devotionalen Hymnen des DichtersSambandar besungen. Der Tempel in seiner heutigen Gestalt ist aber nicht älter als 300–400 Jahre.

Der Legende nach soll Mylapore der Heimatort des DichterheiligenTiruvalluvar, des Autors des unter den Tamilen hoch geachtetenTirukkural, gewesen sein. Diechristliche Überlieferung dagegen berichtet, dass derApostel Thomas nach dem TodJesu nach Indien gezogen sei. Nachdem er an derMalabarküste dieThomaschristen missioniert habe, soll er nach Mylapore gekommen sein und sich in einer Höhle auf demLittle Mount niedergelassen haben. Er habe um das Jahr 72 auf dem nahegelegenenSt. Thomas Mount den Märtyrertod erlitten und sei danach in Mylapore begraben worden. Der größte Teil seinerReliquien soll später nachEdessa überführt worden sein, seine ursprüngliche Grabstätte wurde in Indien aber weiter verehrt. In Mylapore scheint früh einenestorianische Kolonie bestanden zu haben. Persische und arabische Berichte erwähnen Mylapore im 9. Jahrhundert alsBetumah (aramäisch für „Haus des Thomas“). Die christliche Gemeinde wird auch 1293 vonMarco Polo erwähnt, ebenso später in den Reiseberichten vonOdorich von Portenau undNiccolo di Conti, der von über 1000 Nestorianern in der Stadt berichtet. Die nestorianische Gemeinde scheint sich aber aufgelöst zu haben: Nach dem PortugiesenDuarte Barbosa habe die Kirche im frühen 16. Jahrhundert bereits in Trümmern gelegen.[2]
Anfang des 16. Jahrhunderts fassten diePortugiesen, die begonnen hatten, dieKoromandelküste zu kolonisieren, Fuß in Mylapore. 1522–23 erbauten sie eine Kirche an der Stelle des Grabs des Heiligen Thomas und gründeten die KolonieSão Tomé de Meliapore. 1545 siedelten dort bereits 600–700 portugiesische Kolonisten. 1548/59 ließen sichJesuiten in Mylapore nieder. Ab 1606 war Mylapore Sitz desBistums São Tomé de Meliapore, 1614 wurde die Stadt befestigt. Mit einer Unterbrechung zwischen 1662 und 1687, als die Mylapore wechselweise vomSultanat Golkonda,Frankreich und denNiederlanden gehalten wurde, blieb die Stadt bis 1749 unter portugiesischer Herrschaft. Währenddessen hatten dieBriten sich ausgehend vom 1639 gegründetenFort St. George im nur fünf Kilometer nördlich gelegenen Madras zur größten Kolonialmacht in Südindien aufgeschwungen. 1749 kam auch Mylapore in den Besitz derBritischen Ostindien-Kompanie. Durch die Expansion von Madras während der britischen Kolonialzeit wurde Mylapore zu einem Stadtteil von Madras, das 1996 in Chennai umbenannt wurde.
Sehenswürdigkeiten
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In Mylapore befinden sich zwei der wichtigsten Sakralbauten Chennais: DerKapaliswarar-Tempel und dieSt. Thomas Basilica. Der Kapaliswarar-Tempel ist dem GottShiva in seiner Gestalt als Kapaliswarar (Kapalishwara) geweiht. Der rund 85 × 90 Meter große rechteckige Tempelkomplex mit seinem 37 Meter hohen, mit üppigem Figurenschmuck ausgestattetenGopuram (Torturm) im Osten sowie einem kleineren Westgopuram kann als typisches Beispiel für den südindischenDravida-Stil gelten. Westlich des Tempels liegt ein großer Tempelteich. Unter mehreren Tempelfesten, die alljährlich gefeiert werden, ist das zehntägige Fest im März/April, bei dem die Götterbilder in einer großen Prozession in einem Tempelwagen um den Tempel herum gezogen werden, das wichtigste.

Die St. Thomas Basilica befindet sich an der Stelle der angeblichen Grabstätte des Apostels Thomas. Der heutigeneugotische Kirchenbau entstand 1893 während der britischen Kolonialzeit an der Stelle eines im 16. Jahrhundert von den Portugiesen errichteten Vorgängerbaus. Die St. Thomas Basilica ist dieKathedrale des römisch-katholischenErzbistums Madras Mylapore. 1956 wurde sie in den Rang einerBasilica minor erhoben. Eine zweite katholische Kirche in Mylapore ist dieLuz Church im Westen des Stadtteils. 1516 von den Portugiesen erbaut, ist dieser kleineBarockbau die älteste Kirche Chennais.
An der angeblichen Geburtsstätte des Dichterheiligen Tiruvalluavar befindet sich ein ihm geweihter Hindu-Tempel. Ferner befindet sich in Mylapore ein Zentrum der hinduistischen ReformbewegungRamakrishna-Mission mit einem „universellen Tempel“.
Verkehr
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Mylapore ist über zahlreiche Stadtbuslinien mit den anderen Stadtteilen Chennais verbunden. Daneben befindet sich unweit des Kapaliswarar-Tempels der BahnhofThirumylai der HochbahnChennai Mass Rapid Transit System (MRTS).
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Lakshmi Vishwanathan:Kapaliswara Temple. The Sacred Site of Mylapore. Chennai 2006.
- Joanne Punzo Waghorne: „Mylapore“. In: George Michell (Hrsg.):Temple Towns of Tamil Nadu. Bombay: Marg Publications, 1993, S. 114–128.
- Ines G. Županov:A Reliquary Town: São Tomé de Melipor: The Political and the Sacred in Portuguese India. In:Missionary Tropici: The Catholic Frontier in India (Sixteenth-Seventeenth Centuries). University of Michigan Press, Ann Arbor 2005, 87–110.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Auflistung der Stadtviertel auf der Website der Stadt Chennai (Tamil). (PDF-Datei; 410 kB)
- ↑K. A. Nilakantha Sastri:The Illustrated History of South India. From Prehistoric Times to the Fall of Vijayanagar,New Delhi: Oxford University Press, 2009, S. 285.
13.03361111111180.268611111111Koordinaten:13° 2′ N,80° 16′ O