DasMutterhaus der Barmherzigen Schwestern (polnisch:Zakład Sióstr Miłosierdzia św. Wincentego à Paulo) inWarschau ist der Sitz der polnischen Provinz derCompagnie des Filles de la Charité. Das Mutterhaus befindet sich an derUlica Tamka 35 am Fuße derWarschauer Weichselböschung im heutigenInnenstadtbezirk der Stadt.
Die Stifterin des Hauses warLuisa Maria Gonzaga, die Frau von KönigJohann II. Kasimir. Den französischen Orden hatte sie mit Antrag vom 8. Dezember 1652 nach Warschau eingeladen[1]. Von hier aus verbreitete er sich in Polen. Das benötigte Grundstück für die Errichtung einer existenzsichernden Stiftung in Warschau erwarb die Königin mit einem darauf befindlichen Herrenhaus von Marianna Potocka. Hier – unterhalb desOstrogski-Palastes – sollten Seminar-, Schul- und Krankenhausgebäude entstehen.
Am 7. Juni 1659 bezogen die Schwestern das Anwesen mit 15 Waisenkindern. Die Königin übernahm bei Antrag auf Genehmigung der Stiftung vor demSejm im Jahr 1662 die persönliche Sorgepflicht für die Stiftung. Die Stiftung sah die Pflege armer und kranker Waisenkinder (poln.: Szpital ubogich i sierot) vor. Das bislang von den Schwestern betriebene Świętokrzyska-Krankenhaus wurde hierhin verlegt und zunächst in Holzgebäuden betrieben. 1697 entstand ein gemauertes Gebäude. In diese Zeit (nach 1699) fällt auch die Errichtung einer gemauerten, demHeiligen Kasimir gewidmeten Kapelle (poln.: Kościół św. Kazimierza).
1939 brannten während desAngriffes auf Warschau Mutterhaus und Kirche. Weitere Teile des Hauses wurden beimWarschauer Aufstand im Jahr 1944 zusätzlich zerstört. Bis 1956 war der weitgehend originalgetreue Wiederaufbau unter Leitung von Stanisław Marzyński abgeschlossen.
Die Anlage besteht aus mehreren Gebäudeteilen. Neben dem Mutterhaus gibt es zwei Zugangstore – der heute genutzte an derul. Tamka aus dem 19. Jahrhundert und ein weiterer an derul. Szczygla. Nennenswert sind ein barocker Kornspeicher vom ausgehenden 17. Jahrhundert (1966 verputzt), das Priestergebäude (Kapelanka-Hinterhaus) von 1895 und ein Pflegerinnenhaus aus dem Jahr 1859. Das klassizistische, ehemalige Zöglingsheim, welches 1895 nach einem Entwurf von Franciszek Tournelle errichtet wurde, beherbergt heute eine Grundschule. Weitere kleinere Gebäude gehören zum vollständig ummauerten Komplex, der nach Osten hin über einen rund 40.000 Quadratmeter großen Obst- und Gemüsegarten verfügt.
Das zentrale Gebäude selbst steht auf einem rechteckigen Grundriss und verfügt über einen Innenhof sowie einen schlanken Kirchturm auf dem Südflügel, in dessen Mitteltrakt sich die Klosterkirche befindet. Das imBarockstil errichtete Gebäude verfügt über einen stark hervortretendenMittelrisalit mitFrontispiz undRokoko-Verzierungen an der nach Norden gelegenen Frontfassade. Am Südflügel wurde – zu einem erkennbar späteren Zeitpunkt – ein nach Süden verlaufender, dreigeschossiger Wohnflügel angebaut. Im Mutterhaus befinden sich zahlreiche Gemälde, darunter eines der Stifterin.
DieKlosterkirche zum Heiligen Kasimir – eine großzügige Kapelle – wurde ebenfalls im barocken Stil errichtet. Beim Wiederaufbau nach demKrieg erhielt sie eineklassizistische Gestalt. ImChor desKirchenschiffs befindet sich eine Marienstatue. 1842 erfolgte eine Renovierung unterHenryk Marconi. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein vonWładysław Marconi entworfenes Seitenschiff angebaut. Hier steht heute eine Statue desBarmherzigen Jesus. Seit dem 1. Juli 1965 steht das Ensemble unter Denkmalschutz (Registrierungsnummer 580).
52.23572777777821.025025Koordinaten:52° 14′ 8,6″ N,21° 1′ 30,1″ O