Muskovit entwickelt meist tafelige, blättrige, schuppigeKristalle, aber auch massigeAggregate in gelblicher, bräunlicher, rötlicher oder grünlicher Farbe. Auch farblose Kristalle sind bekannt. Seltener, dafür aber in metergroßen Kristallen, tritt Muskovit auch pseudohexagonal auf, das heißt die Kristallform zeigt durchZwillingsbildung eine scheinbarhexagonale Symmetrie.
SeineSpaltbarkeit ist sehr vollkommen und die Spaltblätter sindelastisch biegsam. Diese Eigenschaft, die er mit denDunkelglimmern (Biotit) gemeinsam hat, kann Gesteinen eine schieferige Struktur verleihen.
Muskovit bedeutet so viel wieMoskauischer Stein oder auchrussischer Stein und war im Deutschen des 18. und 19. Jahrhunderts als „Russisches Glas“ bekannt. Diese Bezeichnung wurde aus dem EnglischenMuscovy glass übernommen und 1794 durchRichard Kirwan geprägt.[3]
Die Verwendung des Minerals als Glas war zwar schon imAltertum bekannt, allerdings kam es vor allem inRussland in großen, grobblättrigen Aggregaten vor und wurde unter anderem zurVerglasung von Fenstern und Heiligenbildern verwendet. Durch seine Hitzebeständigkeit eignete es sich auch sehr gut als Schutzglas fürOfenfenster.
Im Altertum wurde das Mineral auch als „Spiegelstein“ (lateinischlapis specularis) bezeichnet, allerdings besteht bei diesem Synonym Verwechslungsgefahr mit den ebenfalls so bezeichneten MineralenHämatit (Specularit = „Spiegelstein“) undMarienglas (Varietät vonGips).
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisiertenLapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik vonKarl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr.VIII/H.10-070. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Schichtsilikate“. Muskovit bildet hier zusammen mit Seladonit die „Seladonit-Muskovit-Reihe (Phengite)“ mit der System-Nr.VIII/H.10 und den weiteren Mitgliedern Aluminoseladonit,Boromuskovit,Chromphyllit,Chromseladonit,Ferroaluminoseladonit,Ferroseladonit,Ganterit,Nanpingit, Paragonit, Roscoelith undTobelith innerhalb der von H.10 bis H.13 reichenden „Glimmergruppe“.[6]
Auch die von derInternational Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[11]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Muskovit in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es als alleiniger Namensgeber die „Muskovitgruppe“ mit der System-Nr.9.EC.15 und den weiteren Mitgliedern Aluminoseladonit, Boromuskovit,Chernykhit, Chromphyllit, Chromseladonit, Ferriseladonit (H), Ferroaluminoseladonit (Rn), Ferroseladonit, Ganterit, Glaukonit (Mineralgruppe), Montdorit (Rd), Muskovit, Nanpingit, Paragonit, Phengit (Mineralgruppe), Roscoelith, Seladonit, Tainiolith, Tobelith, Voloshinit bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlicheSystematik der Minerale nach Dana ordnet den Muskovit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Auch hier ist er in der „Glimmergruppe (Muskovit-Untergruppe)“ mit der System-Nr.71.02.02a innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2:1-Lagen“ zu finden.
Fuchsit – durch einen geringenChromanteil (1 bis 5 %) schuppiges, grünschillerndes Aggregat (benannt nach dem Chemiker und MineralogenJohann Nepomuk von Fuchs[3])
In Österreich konnte Muskovit bisher vor allem inKärnten (Hüttenberg, Gurktaler Alpen, Hohe Tauern),Salzburg (Nassfeldtal, Habachtal, Untersulzbachtal), derSteiermark (Fischbacher Alpen, Koralpe) undTirol (Kalstal, Zemmgrund, Zillertal) gefunden werden.[19]
In der Schweiz wurde das Mineral vor allem in den KantonenGraubünden (Vorder- und Hinterrheintal),Tessin (Valle Maggia, Valle Leventina) undWallis (Binntal) gefunden.[19]
Gut ausgebildete Kristallstufen von bis zu 10 Zentimetern Größe kennt man auch aus den Alabashka-Pegmatiten beiMurzinka (Oblast Swerdlowsk) im Ural.[15]
RosaApatit auf blättrigem Muskovit aus Chumar Bakhoor,Hunzatal, Pakistan (Größe 5,4 cm × 5,1 cm × 3,9 cm)
Muskovit ist wegen seiner guten Wärme- und elektrischen Isolation ein wichtigerRohstoff in der technischen Industrie. Früher wurde er auch oft für hitzebeständige Ofenfenster und in Russland für Verglasungen (Moskauer Glas) verwendet.
Fein vermahlen dient er (auch mit anderen Glimmerarten) alsFüllstoff und zur inneren Verstärkung von Beschichtungssystemen. Füllstoffe auf Basis Muskovit-Glimmer haben einen weiten Bereich an Partikelgrößen, der von 0,001 mm bis zu 0,5 mm reicht.[20]In derKosmetik findet der Muskovit zusammen mit dem Biotit Verwendung inLippenstiften und anderen Kosmetika, um einen langanhaltenden Glanz zu gewähren.
Die Varietät Fuchsit (Chrom-Muskovit) diente in derMalerei als grünesPigment und ist durch die Verwendung bei indianischen Kunstgegenständen ausGuatemala bekannt. Sie wird auch zu Schmuckstücken verarbeitet.[21]
Muscovite search results. In:rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 10. November 2023 (englisch).
David Barthelmy:Muscovite Mineral Data. In:webmineral.com. Abgerufen am 10. November 2023 (englisch).
↑abcdHans Lüschen:Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979,ISBN 3-7225-6265-1,S.281.
↑Christof Exner:Über Muskowit-Epidot-Albitkornbildung im Mauthausener Granit. In:Tschermaks mineralogische und petrographische Mitteilungen.Band4,Nr.1, 1954,S.312–319,doi:10.1007/BF01140402.
↑Haymo Heritsch:Die Bildungsbedingungen des Granat-Disthen-Paragonit-Muskowit-Glimmerschiefers vom Gaberl, Stubalpe, Weststeiermark In:Mitteilungen naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark Band 113, Graz 1983, S. 5–14 (zobodat.at [PDF; 2,3 MB])
↑abStefan Weiß:Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018,ISBN 978-3-921656-83-9.
↑abcdMuscovite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.):Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch,handbookofmineralogy.org [PDF;77kB; abgerufen am 10. November 2023]).
↑abcdMuscovite. In:mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. April 2023 (englisch).
↑Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord,Brian Mason, Abraham Rosenzweig:Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York u. a. 1997,ISBN 0-471-19310-0,S.1448.
↑Michaela Winkelmann:Palynostratigraphische Untersuchungen am Südrand des Rheinischen Schiefergebirges (Südtaunus, Südhunsrück). Herbert Utz Verlag, 1997, Kapitel 1.5.1.2 Eppsteiner Schiefer-Folge, S. 9PDF
↑abcFundortliste für Muskovit beimMineralienatlas (deutsch) und beiMindat (englisch), abgerufen am 25. Mai 2024.
↑Detlev Gysau:Füllstoffe. 2. Auflage. Vincentz Network, Hannover 2006,S.113,5.2.3 Glimmer (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 25. Mai 2024]).
↑Fuchsite. In:gemdat.org. 2012, abgerufen am 23. Mai 2024 (englisch).