Musketiere



DieMusketiere (Aussprache [-keˈtiːr][1], vom französischenmousquetaire, pl.mousquetaires; lateinisch:(miles) sclopetarius) waren eineTruppengattung derInfanterie, die ursprünglich mitMusketen bewaffnet war. Diese namensgebende Waffe kam im Laufe des 16. Jahrhunderts auf und war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Hauptbewaffnung derLinieninfanterie. Auch nach der Ablösung der Muskete durch dasZündnadelgewehr hielt sich in Deutschland der BegriffMusketier bis in denErsten Weltkrieg. Bekannt ist er heute noch insbesondere durch den RomanDie drei Musketiere undseine Verfilmungen.
Aufkommen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Erwähnung fand die Muskete erstmals 1567 in Spanien. Die Wortherkunft ist strittig. Entweder leitet sich das Wort aus dem italienischenMoschetto (‚Sperber‘) ab oder vom spanischen BegriffMosca (‚Funken‘).
Das im Vergleich zurArkebuse wesentlich größere Kaliber verlieh der Muskete eine für die damalige Zeit enorme Durchschlagskraft. Dieser ballistische Vorteil zeichnete sie vor allem im Kampf gegenHarnische und hochgerüstete Gegner aus. Im Vergleich zur Arkebuse verschoss sie das doppelte Kugelgewicht; zu Beginn rund 60 Gramm pro Schuss. Wegen ihres Gewichts von meist mehr als 10 Kilogramm und ihrer Länge von 1,70 Metern wurde sie auf eine Gabel gestützt. Zur Nahverteidigung diente den Landsknechten derDegen, später auch dasBajonett.
Entwicklung in Europa
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Spätes 16. Jahrhundert
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die französischen Könige erkannten früh das Potenzial der „Panzerbrecher“ und führten unterKarl IX. die neue Waffe in der Armee ein.Heinrich IV. hob neue Regimenter aus und rüstete knapp die Hälfte der französischen Soldaten mit dem Gewehr aus.
Diesem Beispiel folgten bald alle europäischen Großmächte. Es setzte ein Verdrängungsprozess in den Truppenteilen ein, bei demBogen,Armbrust und sonstiges mittlerweile veraltetes Kriegsmaterial zu Gunsten der neuen Feuerwaffen aufgegeben wurden. Aufgrund der Feuerwaffen erhielten die Kavalleristen schwerere Harnische, wobei dies durch größere Munition ausgeglichen werden konnte und die Kosten im Gegensatz zu der teuren Verarbeitung der Rüstungen verschwindend gering waren.
17. Jahrhundert
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Verwendung für die neuen Soldaten hatten vor allem die Regenten imDreißigjährigen Krieg. Diese neue Art von Kriegsführung mit großen Armeeverbänden,Söldnern und einer Vielzahl schlecht ausgerüsteter Truppen ließ auch dasKaliber der Gewehre auf rund 30 Gramm zurückgehen, da es nicht mehr erforderlich war, dicke Panzerung zu durchschlagen. Die Folge waren leichtere Feuerwaffen zu geringeren Herstellungspreisen. Zudem erschienen auf den Schlachtfeldern dieDragoner: Berittene Infanteristen mitPike oder Musketen als leichteKavallerie zu niedrigen Kosten.
Ludwig XIII. errichtete 1622 in Frankreich dieMusketiere der Garde als Teilseiner Haustruppen. Obwohl berittene Infanterie sonst üblicherweise alsDragoner bezeichnet wurde, behielten diese reitenden Musketiere ihren Namen, auch wenn sie im Lauf der Zeit zu echter Kavallerie wurden.
Die neueSteinschlossmuskete übertraf ihre Vorgänger mit Luntenschloß an Zuverlässigkeit und Feuergeschwindigkeit, sie verdrängte diese nach dem Dreißigjährigen Krieg und war zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges europaweit eingeführt.
18. Jahrhundert
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In Frankreich bezeichnete man den neuen Musketentyp nicht mehr alsmousquet, sondern alsfusil und benannte die Linieninfanterie daher entsprechend inFüsiliere um. In Preußen behielt man für die Waffe und den Träger den alten Namen, Füsiliere waren hier später nur einige unter Friedrich dem Großen neuaufgestellte Regimenter derLinieninfanterie, nach seinem Tod eine zwischenJägertruppe und Linieninfanterie angesiedelteLeichte Infanterie.
19. und 20. Jahrhundert
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In den Befreiungskriegen verwischte sich in Preußen die Unterscheidung zwischen Füsilieren, Grenadieren und Musketieren. Auftrag und Ausrüstung wurden weitgehend identisch, Unterschiede fanden sich in Details der Uniform. Auch nach der Ablösung der Muskete durch das Zündnadelgewehr behielt man den Namen Musketier als einfachsten Dienstgrad beim Großteil der Linieninfanterie bis in denErsten Weltkrieg bei.
Taktische Rolle
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Musketiere wurden zunächst als kostengünstige „Panzerbrecher“ gegen die Ritterheere eingesetzt. Je mehr sich die Kriegsführung änderte, desto komplizierter wurden ihre Formationen. Die Musketierkompanien wurden zu Bataillonen und Regimentern zusammengefasst und marschierten in möglichst großen geschlossenen Formationen auf dem Schlachtfeld. Das Ziel war es dabei, die Ungenauigkeit der einzelnen Musketen dadurch aufzuheben, dass man durch Salvenfeuer ganzer Einheiten die Trefferzahl erhöhte. Um jedoch in diesen taktischen Verbänden akkurat und genauestens agieren zu können, wurden die Musketiere/Füsiliere scharf einexerziert, damit das Salvenfeuer möglichst schnell und zum gleichen Zeitpunkt erfolgen konnte (sieheEnfilade (Militär) undKontermarsch).
Bildeten anfangs noch alle mit Musketen ausgerüstete Einheiten geschlossene Verbände, die Reihe für Reihe ihre Salven verschossen, änderte sich das im 17. Jahrhundert, und es wurden neue Truppengattungen geschaffen, die so genanntenJäger, wobei letztere mit als Jägerbüchsen bezeichneten Vorderladern mit gezogenem kürzerem Lauf, sprich Scharfschützengewehren, ausgerüstet waren. Diese Jäger begannen im Gegensatz zur Infanterie im Gelände auszuschwärmen und Deckung zu suchen bzw. sich zu verschanzen. Sie stellten damit den Vorläufer derInfanterie des 20. Jahrhunderts dar.
Der Vorteil gegenüber Bogenschützen und anderen Truppengattungen waren die einfache Handhabung und leichte Bauart der Waffe, deren geringer Beschaffungspreis sowie deren Herstellung aus leicht verfügbaren Materialien. Die Nachteile lagen in der langen Ladezeit: Auch ein geübter Musketier konnte nur zwei bis drei Kugeln pro Minute verschießen. Weitere Nachteile waren das billige, unzuverlässigeLuntenschloss sowie die große Streuung der Schüsse durch den glatten Lauf, der dem Geschoss keine drallgestützte Führung gab. Die Einführung derSteinschlösser verbesserte die Wetterunabhängigkeit nur bedingt, bei starkem Regen waren Musketen weiterhin nutzlos (Schlacht um Dresden 1813). Bei 50 Metern Entfernung wurde nur eine Treffergenauigkeit von 60 Prozent erreicht, später auch auf 75 Meter.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Musketirer, Mousquetirer. In:Johann Heinrich Zedler:Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 22, Leipzig 1739, Sp. 1493–1495.
- Georg Ortenburg (Hrsg.):Heerwesen der Neuzeit. Abteilung 1:Das Zeitalter der Landsknechte. Band 2: Siegfrid Fischer:Kriegswesen und Kriegführung im Zeitalter der Landsknechte. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1985,ISBN 3-7637-5462-8.
- Hans Delbrück:Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Band 4:Die Neuzeit. Georg Stilke, Berlin 1920 (Photomechanischer Nachdruck der 1. Auflage von 1920. Mit einer Einleitung von Otto Haintz. ebenda 1962; Neuausgabe des Nachdrucks von 1962. de Gruyter, Berlin u. a. 2000,ISBN 3-11-016986-X).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Musketier – Englisch-Übersetzung – Langenscheidt Deutsch-Englisch Wörterbuch. Abgerufen am 26. Januar 2019.