al-Musallā,arabisch المصلى,DMGal-muṣallā ist aus dem Verbsallā / صلى /ṣallā / ‚beten‘ abgeleitet und bezeichnet imIslam ursprünglich eine offene Gebetsstätte, einen Gebetsplatz außerhalb derMoschee.[1]
In diesem Sinne kommt das Wort imKoran einmal vor.
„Macht euch aus dem (heiligen) Platz Abrahams eine Gebetsstätte!“
Nach der AnkunftMohammeds inMedina gab es in der Stadt zunächst keine Moschee. Die muslimische Gemeinde versammelte sich zum gemeinsamen Gebet zunächst auf einem offenen Platz südöstlich der Stadt, die als „musallā der Banū Salima“ – die Gebetsstätte (auf dem Gebiet) des Stammes der B. Salima – bekannt war.[2]
Sie war zur Zeit Mohammeds ein großer, offener Platz zwischen dem Marktplatz derB. Qainuqāʿ und dem Markt von Medina. Der Prophet selbst soll dieses Gebiet wie folgt beschrieben haben: „der Gesandte Gottes ging zur Musallā hinaus und sprach: das ist der Platz, wo wir (Gott) um Regen bitten. Dies ist unsere Muṣallā für unsere Opfertiere und wo wir dasFasten brechen. Nichts davon darf eingegrenzt oder weggenommen werden.“[3] Demzufolge sindOpfertiere an diesem Festtag an der Musallā geschlachtet worden. Das im islamischen Gebetsritual als Sunna eingestufte Gebet bei Regennot[4] (ṣalāt al-istisqāʾ) verrichtete man daher ebenfalls an diesem Ort. Bei denHanafiten undHanbaliten sind diese Gebete, gemäß überlieferter ProphetenpraxisSunna. DieMalikiten stufen sie als empfehlenswerte Handlung ein.asch-Schāfiʿī führt in seinem Rechtswerk aus, dass nur die Einwohner vonMekka an den genannten Feiertagen die Gebete in den Moscheen verrichteten.[5] Der islamischenTradition zufolge, galt die Muṣallā auch als Hinrichtungsort[6]; zur Zeit des Propheten hat man einen Ehebrecher auf der Muṣallā von Medina gesteinigt.[7]
In derRechtslehre blieb es – trotz überlieferterProphetenpraxis – umstritten, ob große Gemeinschaftsveranstaltungen in der Moschee oder auf dem großen „freien Platz“as-sahra' / الصحراء /aṣ-ṣaḥrāʾ / ‚Steppe; auch: Wüste‘ stattfinden dürfen. Eine solche, in der Rechtsliteratur umstrittene Muṣallā gab es inCórdoba, zwischen der Hauptmoschee und demGuadalquivir.
Die Musallā gehörte allmählich zum Stadtbild der großen Zentren der islamischen Welt, die ausschließlich an den oben genannten großen Feiertagen benutzt und zum Teil durch Mauer von der profanen Welt abgegrenzt worden ist. Im 10. Jahrhundert entstand unterAl-Mu'izz ibn Badis al-Ziri die Muṣallā beiKairouan, derFatimidenkalifal-ʿAzīz ließ gegen 990 die außerhalb der Stadtmauer vonKairo von seinem Vorgänger geschaffene Musallā erneuern und nebstKanzel undGebetsnische einen Platz für denGebetsrufer und für die islamischen Würdenträger errichten.
Große offene Gebetsplätze oder gar Gärten gibt es heute noch imIran, etwa inSchiraz oderTeheran. Eine berühmte Muṣallā gab es auch inKonya. InBosnien waren mehrere Musallā zur Verrichtung des Gebets bis in die neuste Zeit hinein noch in Gebrauch.
Provisorisch aufgestellte Musallā sind in den arabischen Ländern heute keine Seltenheit; eine mit Matten und Teppichen ausgelegte Fläche mit Sonnenschutz dient als Musallā (siehe Bild).
Musallā bezeichnet auch einen Steinblock, auf dem Muslime ihre Toten vor der Beerdigung aufbahren.