Muriel Box (*22. September1905 inTolworth alsViolette Muriel Baker; †19. Mai1991 inLondon) war einebritischeDrehbuchautorin undRegisseurin.
Muriel Box begann 1927 mit ihrer Arbeit im Filmgeschäft. Zunächst war sie alsScript Girl beiBritish International Pictures fürAnthony Asquith tätig und begann ab 1935 zusammen mit ihrem Ehemann,Sydney Box, Drehbücher zu verfassen. Zunächst schrieben sie etliche kurze Stücke für Theatergruppen. Der Durchbruch gelang ihnen mit dem Drehbuch zuCompton BennettsDer letzte Schleier, für das sie denOscar für dasbeste Originaldrehbuch erhielten. Box war zudem die erste Frau, die den Oscar in dieser Kategorie gewinnen konnte.
Daraufhin wurde Sydney vonThe Rank Organisation eingeladen,Gainsborough Pictures zu übernehmen, wo Muriel die Drehbuchabteilung leitete. „Der Schwerpunkt lag auf der Volumenproduktion, doch viele der Drehbücher der Boxes– wieDie Jahre dazwischen (Regie: Compton Bennett, 1946) oderTanz in den Abgrund (Regie:David Macdonald, 1948)– betonen die Probleme, mit denen Frauen in ihrem Kampf um Anerkennung oder Unabhängigkeit konfrontiert waren.“[1] Muriel assistierte gelegentlich als Dialogregisseurin oder drehte Szenen nach. BeiThe Lost People (1949), einer Adaption vonBridget Bolands Bühnenstück über die Notlage europäischer Flüchtlinge, wurde ihr offiziell die Co-Regie nebenBernard Knowles zuerkannt. Im Programmheft zur FilmreihePionierinnen des Film Noir im Jahr 2019 steht dazu: „Das Regiedebüt der seinerzeit berühmten Drehbuchautorin Muriel Box, die etwa die Hälfte des Films inszenierte, lebt von seiner kammerspielhaften Enge und seinen lebendigen Charakteren.“[2]
Ab 1949 verfasste sie öfter eigene Drehbücher und trat auch als Regisseurin von Komödien und Kriminalfilmen in Erscheinung. Insgesamt verfasste sie 25 Drehbücher und führte 16-mal Regie.
1964 inszenierte sie mitVerführen will gelernt sein... ihren letzten Film. „Ästhetisch eher den 1950er Jahren treu, macht die Regisseurin durch das Sujet den entscheidenden Move in die 1960er. Mit der Thematisierung von Missbrauch in der Familie und weiblichen Abhängigkeiten schlägtRattle of a Simple Man deutlich ernsthaftere Töne als die früheren Komödien von Muriel Box an.“[3] Der Film war ein Misserfolg und besiegelte die Karriere von Muriel Box.
DasFestival Internacional de Cine de San Sebastián und das Lumière Grand Lyon Film Festival widmeten Muriel Box im Jahr 2018 eineRetrospektive.
Sonja Hartl schrieb dazu: „Keine Britin hat bei mehr Filmen Regie geführt als Muriel Box. Sie war die erste Frau, die einen Oscar für das beste Originaldrehbuch erhalten hat. Und dennoch ist sie weitgehend unbekannt.“[4] An ihrem Beispiel macht Hartl eine Gemeinsamkeit vieler Regisseurinnen aus: „Aber noch etwas anderes zeigt die Geschichte von Muriel Box, die ebenso unbekannt ist wie die ihrer SchwägerinBetty Box. Es sind immer wieder dieselben Namen, die 'wiederentdeckt' werden. In derzweiten Welle des Feminismus in den 1970er Jahren waren es die Werke u. a. vonLois Weber,Alice Guy,Ida Lupino oderDorothy Arzner. In den 1990er Jahren begannen die Frauen der klassischen Phase desBritish Cinema ihren Anteil einzufordern:Jill Craigie, Kay Mander,Wendy Toye und Muriel Box. Doch hatten diese Versuche nur wenig Bestand.“ Das Retrospektiven-Publikum finde Muriel Box nicht nur wegen ihres Außenseiter-Status interessant, so Phil Hoad inThe Guardian, „sondern auch wegen ihrer unerschrockenen Suche nach neuen Ausdrucksweisen für die Lebensweise von Frauen.“[5]
Personendaten | |
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NAME | Box, Muriel |
ALTERNATIVNAMEN | Baker, Violette Muriel (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | britische Drehbuchautorin und Regisseurin |
GEBURTSDATUM | 22. September 1905 |
GEBURTSORT | Tolworth |
STERBEDATUM | 19. Mai 1991 |
STERBEORT | London |