Muränen

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Muränen

Riesenmuräne (Gymnothorax javanicus) im Roten Meer

Systematik
Klasse:Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse:Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse:Echte Knochenfische (Teleostei)
Kohorte:Elopomorpha
Ordnung:Aalartige (Anguilliformes)
Familie:Muränen
Wissenschaftlicher Name
Muraenidae
Rafinesque, 1810

Muränen (Muraenidae) sind eine FamilieaalartigerKnochenfische, die mit etwa 200 bisher bekannten Arten in flachen tropischen und subtropischen Meeren verbreitet sind. An den Küsten des südlichen Europa leben zwei Arten: dieMittelmeer-Muräne (Muraena helena) und dieBraune Muräne (Gymnothorax unicolor).[1] Besonders häufig sind Muränen in den tropischenKorallenriffen: Bei denMarianen und bei denMarshallinseln werden 54 Arten gezählt, in den Gewässern umHawaii sind sie mit 32 Arten nach denLippfischen (Labridae) die artenreichste Fischfamilie.[2]

Da den Muränen die paarigen Flossen und dieKiemendeckel fehlen, ähneln sie äußerlichSchlangen. Muränen werden 17 Zentimeter bis vier Meter lang (Strophidon sathete).[3]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

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Muränen sind langgestreckt und seitlich abgeflacht, die Anzahl derWirbel liegt normalerweise zwischen 110 und 200, maximal sind es 260. Der Körper ist muskulös, besonders der Nacken. Die Färbung ist oft bräunlich oder schwärzlich purpurn, tropische Arten sind häufig bunt gemustert oder auch hell. DieBrust- undBauchflossen sind schon bei den Larven vollständig verschwunden – im Gegensatz zu anderen Aalartigen ohne paarige Flossen, die Brust- und Bauchflossen im Larvenstadium noch besitzen. Der Schultergürtel ist zu einer dünnen Spange reduziert (Ursprung vonPharyngeal-Muskeln).

Die Haut ist schuppenlos und von einer dicken, an der Luft klebrig werdenden Schleimschicht überzogen, die die Tiere beim Gleiten durch scharfkantige Felsen oder Korallen vor Verletzungen schützt. Bei der indopazifischenGelbmaulmuräne (Gymnothorax nudivomer) wurde ein giftiges Hautsekret gefunden. Das Blut der Muränen ist – wie das vieler, vielleicht aller anderen Aalartigen – durchhämolytischeProteine giftig (sieheDinogunellin). Das Gift kann durch Erhitzen über 75 °C zerstört werden.[4] DasSeitenlinienorgan der Muränen ist auf ein bis drei Porenreihen am Kopf und ein bis zwei Poren in der Kiemenregion reduziert. Bei einigen Arten sind die Poren weiß eingefasst und gut zu erkennen.

Der Pharyngealkiefer

Die Maulspalte ist tief, reicht bis weit hinter das Auge und ist mit zahlreichen Zähnen besetzt. Neben den normalen Zähnen auf dem Kieferrand besitzen viele Arten noch spitze Knochenfortsätze in der Mitte des Oberkiefers. (Der Schädel weicht in dieser Region stark von dem der anderenTeleosteer ab.) Diese „Pseudozähne“ werden bei geschlossenem Kiefer umgeklappt. Die Zähne sind ein wichtiges Merkmal bei der Unterscheidung der Gattungen und Arten.

Im Schlund der Muränen sitzen die nur von Muskelbändern gehaltenen sogenannten Schlund- oder Pharyngealkiefer, die Teilen von Kiemenbögen entsprechen und dabei helfen, größere Futterbrocken in Richtung Magen zu ziehen.[5]

Die hinteren Nasenlöcher sind bei derPanthermuräne röhrenartig verlängert

Die Kiemenöffnungen liegen weit hinten am Kopf und sind klein und oval. Die Kiemendeckel fehlen; dafür sind aber die Branchiostegalradien, die die Kiemenmembran aufspannen, zahlreich und gut entwickelt. Muränen müssen das Wasser deswegen – und weil dasSuspensorium kaum beweglich ist – durch regelmäßiges Öffnen und Schließen des Mauls durch die Kiemen pumpen – ein Verhalten, das von Tauchern oft fälschlicherweise als „Drohen“ angesehen wird. Drohen die Fische wirklich, reißen sie ihr Maul weit auf und verharren so, bis die Gefahr vorüber ist.

Muränen haben vier Nasenlöcher, von denen zwei an der Schnauzenspitze, die beiden anderen über den Vorderrändern der Augen sitzen. Die Nasenlöcher sind durch ein faltiges Kanalsystem miteinander verbunden, was eine große innere Oberfläche ergibt und den Fischen einen ausgezeichneten Geruchssinn verleiht. Sie sehen dagegen sehr schlecht. Sowohl die vorderen als auch die hinteren Nasenlöcher können röhrenartig verlängert sein. Die vorderen ragen dann über die Schnauzenspitze, die hinteren wirken wie Hörner zwischen den Augen.

Die Nasenlöcher sind auch das sicherste Unterscheidungsmerkmal zu den ähnlich aussehendenSchlangenaalen (Ophichthidae), denen ebenfalls oft die Brustflossen fehlen. Alle vier Nasenlöcher der Schlangenaale sitzen an der Schnauzenspitze, zwei von ihnen enden in nach unten gebogenen Röhren.

Lebensweise

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EineAtlantische Weißband-Putzergarnele säubert die Zähne vonMuraena augusti

Alle Muränen leben mehr oder weniger versteckt in Höhlen, Felsspalten und Korallenriffen und verlassen höchstens nachts zur Jagd vollständig ihren Unterschlupf. Sie schwimmen mit Hilfe schlängelnder Bewegungen des ganzen Körpers. Tagsüber ragt meist nur der Kopf aus dem Unterschlupf. Muränen sind standorttreu und suchen immer wieder dasselbe Versteck auf. Größere Muränen haben auch mehrere Unterschlupfe, die bis zu 200 Meter weit auseinander liegen können. Höhlensysteme können von einzelnen oder von mehreren Muränen, manchmal auch von verschiedenen Arten, bewohnt werden. Muränen leben oft dauerhaft mitPutzerlippfischen oderPutzergarnelen zusammen. Von diesen lassen sie sich säubern und im hierfür geöffneten Maul zwischen den Zähnen befindliche Nahrungsreste entfernen. Die Putzer werden nicht gefressen.

Die Arten der GattungenAnarchias undUropterygius, die alle verhältnismäßig klein sind, verlassen ihren Unterschlupf so gut wie nie und jagen auch ausschließlich in Höhlen und Spalten. Sie sind deshalb so gut wie nie zu sehen und ihre Lebensweise ist weitgehend unbekannt.

Einige Muränenarten in Südostasien und Nordaustralien dringen inBrackwasser und Flussmündungen vor, dieGoldstaubmuräne (Gymnothorax tile) und dieLeopardmuräne (Gymnothorax polyuranodon) auch in Süßwasser. Die Leopardmuräne wurde schon 30 km landeinwärts in Flüssen angetroffen. Keine Muräne lebt jedoch auf Dauer im Süßwasser, die Fortpflanzung findet immer im Meer statt.

Ernährung

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Kopf und Zähne derTigermuräne (Enchelycore anatina)

Alle Muränen sind Raubfische und ernähren sich ausschließlichcarnivor. Ausgesprochene Nahrungsspezialisten gibt es nicht. Die verschiedenen Arten ernähren sich jedoch bevorzugt, je nachdem, ob sie spitze oder abgerundete Zähne haben, von Fischen undKopffüßern oder von hartschaligenwirbellosen Tieren wieKrebstieren. Nur wenige Arten fressenMuscheln,Schnecken oderSeeigel. Fischfresser sind vor allem die Arten der GattungenEnchelycore undMuraena sowie viele Arten der GattungGymnothorax.Echidna undGymnomuraena fressen vor allem hartschalige Tiere. Die Fische jagen vor allem in der Dämmerung oder nachts, größere Exemplare nur jede zweite oder dritte Nacht oder noch seltener. Dabei spielt ihr gut entwickelter Geruchssinn eine große Rolle. Sie fressen auch Aas. Bei einigen Arten der GattungenEchidna undGymnothorax wurde bei Aquarienbeobachtungen eine spezielle Verhaltensweise festgestellt, die sonst nur noch beiSchleimaalen vorkommt. Zum Abreißen von Nahrungsstücken aus größeren toten Fischen bilden die überaus beweglichen Tiere einen Knoten und ziehen dabei den Kopf durch die entstehende Knotenschlinge. Diese drückt nun auf die Beute und bildet ein Widerlager beim Herausreißen von Fleischstücken. Die gleiche Technik wird benutzt, um Beute aus engen Spalten zu ziehen. Einige Arten haben dazu auch ein besonders schmales Maul.

Fortpflanzung

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Über die Fortpflanzung der Muränen ist sehr wenig bekannt. Bei einigen Arten, so bei derGeistermuräne (Rhinomuraena quaesita) und derSternfleckenmuräne (Echidna nebulosa), wurde ein Geschlechtswechsel (Dichogamie) festgestellt, der zudem mit einemSexualdimorphismus einhergeht. Balzende Muränen richten sich auf, umschlingen sich mit den Körpern und reißen das Maul weit auf. DieRiesenmuräne (Gymnothorax javanicus) legt 200.000 bis 300.000 Eier, die nach dem Aufquellen einen Durchmesser von 5 mm haben.

Stammesgeschichte

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Paranguilla tigrina imMuseum für Naturkunde Berlin

Fossilien muränenähnlicher Fische sind aus derMonte-Bolca-Formation aus dem mittlerenEozän von Norditalien bekannt. Die beiden GattungenDalpiaziella undParanguilla haben noch kleine Brustflossen und werden in die Familie Paranguillidae eingeordnet. Eine nahe Verwandtschaft mit den heutigen Muränen ist unsicher.[6]

Systematik

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Muränen gehören zurOrdnung derAalartigen und innerhalb dieser zusammen mit den zwei artenärmeren und weitgehend unbekannten FamilienChlopsidae undMyrocongridae zur Unterordnung Muraenoidei. Allen Angehörigen dieser Unterordnung fehlen die Schuppen, dasSeitenlinienorgan und die Kiemenbögen sind reduziert und dasStirnbein ist geteilt.[1] Die Muränen werden in zwei Unterfamilien, 16 Gattungen und etwa 200 Arten unterteilt.

Unterfamilie Muraeninae

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Sternfleckenmuräne
(Echidna nebulosa)
Drachenmuräne
(Enchelycore pardalis)
Zebramuräne (Gymnomuraena zebra)
Gymnothorax bacalladoi
Kastanienmuräne (Gymnothorax castaneus)
Netzmuräne (Gymnothorax favagineus)
Gelbkopfmuräne (Gymnothorax fimbriatus)
JuvenileRiesenmuräne (Gymnothorax javanicus)
Gymnothorax mordax
Gymnothorax nubilus
Gymnothorax pictus
Gymnothorax prionodon
Gymnothorax polygonius
Gymnothorax prasinus nebenWeißaugen-Muräne (Gymnothorax thrysoideus)
Mittelmeer-Muräne (Muraena helena)
Geistermuräne (Rhinomuraena quaesita)

DieKiemenbogenabschnitte sind nicht verknöchert. Der Flossensaum aus Rücken-, Schwanz- und Afterflosse ist deutlich ausgeprägt.

Unterfamilie Uropterygiinae

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Beim ersten und zweitenKiemenbogen ist der jeweils unterste der vier Kiemenbogenabschnitte verknöchert. Neben dem Verlust der paarigen Flossen ist auch der Flossensaum reduziert, so dass die Fische noch schlangenähnlicher wirken.Flossenstrahlen sind nur an der Schwanzspitze vorhanden.

Muränen und Menschen

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Muränen in der Markthalle vonFunchal, Madeira

In manchen Gegenden sind Muränen beliebte Speisefische. Der Verzehr besonders großer Arten kann allerdings zuCiguatera-Vergiftungen führen, da sie als Endglied derNahrungskette Gifte in ihrem Fleisch anreichern.

In stark touristisch frequentierten Korallenriffen werden Muränen oft von Menschen gefüttert. An Fütterung gewöhnte Muränen verändern ihr natürliches Verhalten, jagen nicht mehr und können Tauchern gegenüber aufdringlich werden, auf sie zuschwimmen und nach ihnen schnappen. Bisswunden von Muränen können stark schmerzen und heilen schlecht. Die Blutung kommt oft nur sehr langsam zum Stillstand. Ursache sind an den Zähnen befindliche Bakterien, die in die Wunde gelangen.

Einige besonders bunte, die tropischen Korallenriffe bewohnende Muränen werden auch zu aquaristischen Zwecken gefangen und importiert. Dies sind vor allem dieSternfleckenmuräne, dieWeiße Bandmuräne und dieGeistermuräne. DieGoldstaubmuräne und dieLeopardmuräne werden vom Handel als „Süßwassermuränen“ angeboten, sind aber besser im Brack- oderMeerwasseraquarium zu halten. Muränen sind in menschlicher Haltung nur schwer an tote Futtertiere zu gewöhnen.[8]

Im „Fischbuch“ (1558) vonConrad Gessner, dem vierten Band seiner „Historia animalium“, wird die Muräne in zeitgenössischen Übersetzungen als „Muraal“ erwähnt. Mit ihr in Verbindung gebracht wird eine Fischart, die als „Muraal-Männle“ (lat.Myrus) bezeichnet wird, hierbei handelt es sich allerdings um eine Art aus der Familie derSchlangenaale (Echelus myrus).

Einzelnachweise

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  1. abWilfried Westheide, Reinhard Rieger:Spezielle Zoologie Teil 2: Wirbel und Schädeltiere, 1. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2004,ISBN 3-8274-0307-3.
  2. Svein A. Fosså, Alf Jacob Nilsen:Korallenriff-Aquarium. Band 3, Birgit Schmettkamp Verlag,ISBN 3-928819-14-3.
  3. Strophidon sathete aufFishbase.org (englisch)
  4. Marco Lichtenberger:Muränen, in KORALLE, Meerwasseraquaristik-Fachmagazin, Nr. 56 April/Mai 2009, Natur und Tier Verlag, Münster,ISSN 1439-779X
  5. Rita Mehta, Peter Wainwright:Raptorial jaws in the throat help moray eels swallow large prey. Nature 449, S. 79–82 (6. September 2007)Abstract
  6. Karl Albert Frickhinger:Fossilien Atlas Fische, Mergus-Verlag, Melle, 1999,ISBN 3-88244-018-X.
  7. Huang, W.-C., Mohapatra, A., Thu, P.T., Chen, H.-M. & Liao, T.-Y.:A review of the genus Strophidon (Anguilliformes: Muraenidae), with description of a new species. Journal of Fish Biology, August 2020.doi: 10.1111/jfb.14514
  8. Marco Lichtenberger:Muränen im Meerwasseraquarium. Natur und Tier Verlag, 2008,ISBN 978-3-86659-081-6.

Literatur

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Weblinks

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Commons: Muränen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Muräne – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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