Mundorgel

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Dieser Artikel beschreibt das Musikinstrument. Für das Liederbuch sieheDie Mundorgel.

Mundorgel ist eine Gruppe vonDurchschlagzungeninstrumenten inChina und Südostasien, bei denen in einer Luftkammer, die häufig aus einerKalebasse besteht, verschieden langePfeifen ausBambus eingesetzt sind. Über einMundstück, das seitlich an der Luftkammer befestigt ist, wird Luft eingeblasen oder gesaugt. Dadurch werden die in den Pfeifen eingelassenendurchschlagenden Zungen zum Schwingen angeregt. Wird ein Loch an einer Einzelpfeife mit dem Finger abgedeckt, kann diese erklingen.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Verbreitung

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Die ältesten Mundorgeln werden in der chinesischen TextsammlungBuch der Lieder aus dem 10./9. Jahrhundert v. Chr. mehrmals erwähnt, in einem Vers tauchen sie zusammen mitMaultrommeln auf. Von ihrer wahrscheinlichen Ursprungsregion haben sie sich in einem langen Zeitraum nach Westasien ausgebreitet. Im iranischenTaq-e Bostan sind Mundorgeln auf einemsassanidischen Felsrelief vom Ende des 6./ Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. zu sehen, ebenso auf einer Silberschale aus dieser Zeit.[1] Sie wurden inmittelpersischer Sprachemustak und im späterenPersischenmuschtaq sīnī („chinesischemuschtaq“) genannt.

Der bekannteste Vertreter ist diechinesische Mundorgelsheng. Es gibt sie in Ausführungen mit zumeist 17 oder 21 Pfeifen. Die Mundorgel wird inKoreasaeng genannt. Diejapanische Mundorgelshō unterscheidet sich im Wesentlichen nur durch den etwas höheren Stimmumfang. Bei beiden Mundorgeln stecken die Pfeifen mit einem Ende in der Windkammer. Bei einem anderen Mundorgeltyp ragen die Pfeifen mit dem unteren, geschlossenen Ende aus der Windkammer heraus. Hierzu zählen die im mittleren Bereich ihrer Bambuspfeifen angeblasenekhaen, die inLaos und derIsan-Region im Nordosten Thailands bekannt ist, und dieqeej derHmong. Die kleinere chinesischehulusi hat als Luftkammer einen Flaschenkürbis und drei Schallröhren, von denen die mittlere mit Grifflöchern versehen ist. Sieben Bambusröhren besitzt dierasem im nordostindischen BundesstaatTripura. Die chinesischebawu ist keine Mundorgel, sie besitzt dennoch eine durchschlagende Zunge, ähnelt in der Form einer Flöte und wird seitlich angeblasen.

Bauform und Klassifikation

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In derHornbostel-Sachs-Systematik wird die Mundorgel den „freien Aerophonen (41)“ zugeordnet, bei denen der Luftstrom in freier Umgebung und nicht wie bei den „(eigentlichen) Blasinstrumenten (42)“ üblicherweise durch eine Röhre geleitet wird. In dieser Gruppe gehört die Mundorgel zu den „Unterbrechungs-Aerophonen (412)“ mit Durchschlagzungen, die zur Tonerzeugung periodisch in beiden Richtungen durch eine enge Öffnung ausschlagen. Die Mundorgel ist somit einBlasinstrument und unterscheidet sich der Hornbostel-Sachs-Systematik zufolge grundsätzlich von derMaultrommel, deren Lamelle gezupft wird und die deshalb zu denIdiophonen zählt. Da jedoch bei der Maultrommel der Klang wie bei der Mundorgel wesentlich durch den Luftstrom der in ihrem Rahmen pendelnden Lamelle erzeugt wird, ist ebenfalls eine Zuordnung zu den Durchschlagzungeninstrumenten möglich.[2] Auch bei dieser Betrachtung bleibt der grundlegende Unterschied: Die Lamellen der Mundorgel werden durch einen Luftstrom und die einzelne Lamelle der Maultrommel wird mechanisch angeregt. Die asiatische Mundorgel gilt als Vorläufer europäischer Durchschlagzungeninstrumente wieMundharmonika undAkkordeon. Besonders im Englischen können Missverständnisse entstehen, wenn außer der Mundorgel auch die Maultrommel und die Mundharmonika alsmouth organ (odermouth harp) bezeichnet werden.

Bei den meisten Mundorgeln schwingen die durchschlagenden Zungen sowohl beim Aus-, als auch beim Einatmen, da die Atemluft nicht über die Stimmzungen eingeblasen wird. Die Stimmzunge besitzt keine Aufbiegung - (sie ist symmetrisch) und ist als Passivresonator an anderer Stelle an den Röhen angebracht. Eine Stimmzunge, die direkt oder indirekt über eine Windlade angeblasen wird, besitzt eine Aufbiegung und wird dadurch asymmetrisch wie modernere westliche Durchschlagzungen. Diese Instrumente erklingen nur beim Ausatmen. Das Material für die Stimmzungen ist fast ausschließlich eine Messinglegierung. Die Zungen sind fast immer aus einem Stück Blech gearbeitet. Die Rahmenstärke derartiger Stimmplatten ist somit nahezu gleich dick wie die Zunge.

Allen gemeinsam ist, dass die Tonhöhe in erster Linie von der schwingenden Luftsäule (Flötenlänge) abhängig ist. Die Stimmzunge ist im Gegensatz zu westlichen Instrumenten mit Stimmzungen der passive Schwinger und trägt somit zu einer stark veränderten Klangbildung bei. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht auch mit Rohrblattinstumenten. Die Rohrblätter in Rohrblattinstrumenten sind aber bei weitem stärker an der Tonbildung beteiligt und funktionieren auch nur annähernd so wie durchschlagende Zungen.

  • Sheng
  • Sheng-Musiker in London, 2004
    Sheng-Musiker in London, 2004
  • Straßenmusikant mit einer Sheng
    Straßenmusikant mit einer Sheng
  • Der Sheng-Virtuose Wu Wei
    Der Sheng-VirtuoseWu Wei
  • Khaen-Spieler im Isan
    Khaen-Spieler imIsan

Literatur

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  • Terry E. Miller:Mouth organ. In:Grove Music Online, 2001
  • Gretel Schwörer-Kohl:Mundorgel. In:MGG Online, November 2016

Weblinks

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Wiktionary: Mundorgel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Laurence Picken:Folk Musical Instruments of Turkey. Oxford University Press, London 1975, S. 585
  2. Marianne Bröcker:Maultrommel. II. Klassifikation. In:MGG Online, November 2016
Normdaten (Sachbegriff):GND:4170754-0(lobid,OGND,AKS)
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