Am 25. Juni 1975 erlangte Mosambik die Unabhängigkeit vonPortugal. Aufgrund eines darauf folgenden jahrelangen Bürgerkriegs ist es bis heute eines der ärmsten Länder der Welt. Seit dem 12. November 1995 ist Mosambik Mitglied desCommonwealth of Nations. Seit der Entdeckung großerÖlfelder vor der Küste derProvinz Cabo Delgado im Norden 2010/2011 hat das Land großes Potenzial zum wirtschaftlichen Aufschwung. Allerdings nahm in den letzten Jahren auch die Spaltung der vielzähligen Kulturen und Religionen im Land zu. Seit der Ausbreitung der islamistischen TerrororganisationIS (ab 2015, ebenfalls in der Provinz Cabo Delgado) wird diese dort durch internationale Interventionsstreitkräfte (u. a. unter der Beteiligung Südafrikas, Ruandas und Portugals) bekämpft und zurückgedrängt.
Entlang der 2800 km langenKüste befindet sich ein breites Küstentiefland. Es bedeckt den größten Teil des Südens, doch wird es von der Sambesimündung nach Norden hin schmaler. Hinter der Küste steigt das Land stufenförmig bis zum zirka 1000 m hohen Tafelland des Hochlands an. Der höchste Berg ist derMonte Binga in derProvinz Manica (an der Grenze zu Simbabwe) mit 2436 m.
Mit einer Landesfläche von 801.590km² nimmt Mosambik den Weltrang 34 ein. 18 % der Landesfläche sind Wald- und Buschland, 4 % Ackerland, 55 % Wiesen und Weiden.
Die Ausdehnung des Landes beträgt in Nord-Süd-Richtung 2000 km, in der West-Ost-Richtung 50 bis 600 km. Die Küste am Indischen Ozean ist 2800 km lang.
Mosambik hat 4571 km Landesgrenzen, davon zu Tansania 756 km, zu Malawi 1569 km, zu Sambia 419 km, zu Simbabwe 1231 km, zu Südafrika 491 km und zu Eswatini 105 km.
Savannenklima mit einer feuchten und einer trockenen Jahreszeit herrscht vor. In der Regenzeit, die von November bis April geht, fallen rund 80 % der Jahresniederschläge. Diese schwanken je nach Region zwischen 700 und 1500 mm pro Jahr. Während die Temperaturen während der Regenzeit schwül-heiß (tropisch) sind, ist die Trockenzeit vor allem durch deutlich kühlere Nächte gekennzeichnet. Das ganze Jahr liegen die Tagestemperaturen zwischen 25 und 30 °C, im Inland auch bis 35 °C. Die Nächte sind bei rund 15 bis 25 °C besonders an der Küste teilweise sehr schwül.
In einigen Jahren, etwa 2007/2008, kam es zu ungewöhnlich hohen Niederschlägen, die Todesopfer forderten und Ernten bedrohten.[6] Insgesamt erfährt das Land eine hohe Klimavariabilität und häufige extreme Wetterereignisse (insbesondere Dürren, Überschwemmungen, tropische Zyklone). Dürren sind die häufigsten Katastrophen, treten etwa alle drei bis vier Jahre auf und erschweren massiv die Entwicklung des Landes. In Bezug auf die Folgen derglobalen Erwärmung wird davon ausgegangen, dass Zyklone zwar weniger häufig auftreten könnten, aber sich ihre Intensität und damit die Niederschläge wahrscheinlich vergrößern. So waren im Jahr 2019 die ZykloneIdai undKenneth ungewöhnlich intensiv und richteten schwere Schäden an. Diese Wetterereignisse können auch zu einer erhöhten Erosion im Küstenbereich führen. Da ein Großteil der Bevölkerung und insbesondere viele arme Menschen im ländlichen Raum vom Regenfeldbau leben, sind sie gegenüber Veränderungen der Niederschlagsmuster besonders anfällig.[7]
Die zahlreichen Flüsse des Landes fließen aus den Hochländern nach Osten in die Straße von Mosambik. Der größte Fluss ist derSambesi (2574 km), der im Westen Mosambiks durch denCahora Bassa-Damm aufgestaut wird. Weitere große Flüsse sind derRovuma, der Grenzfluss zuTansania, sowieSave und derLimpopo. DerMalawisee bildet einen Teil der Grenze mitMalawi; sein Abfluss ist derShire, der in den Sambesi mündet. Zusammen mit demLurio machen die Einzugsgebiete dieser Flüsse über die Hälfte des Landes aus. Allerdings hat Mosambik auf Grund seiner Geographie nur einen vergleichsweise geringen Anteil an den Einzugsgebieten der internationalen Flüsse. Für die Trinkwassergewinnung und das Monitoring der Gewässersituation ist die nationale WasserbehördeDirecção Nacional de Águas zuständig.
Die vorherrschende Vegetation ist dieTrockensavanne mit trockenem Grasland und einigen Trockenwäldern. Die Bäume in der Savanne werfen teilweise ihr Laub in derTrockenzeit ab und ergrünen im Laufe der Regenzeit. Typische Bäume der Trockensavanne sindSchirmakazien undAffenbrotbäume. Das Gras ist in der Trockenzeit braun und verdorrt, wird aber während derRegenzeit bis zu 2 Meter hoch.
Bevölkerungsentwicklung, Fertilitäts- und Nettoreproduktionsraten von 1950 bis 2021; Prognose der Bevölkerungsentwicklung bis 2032; Schätzung der Vereinten Nationen 2022[10] Blaue Kurve (linke y-Achse): Gesamtbevölkerung jeweils zum 1. Juli in Tausend Blaue gepunktete Kurve (linke y-Achse): Gesamtbevölkerung jeweils zum 1. Juli in Tausend, „Mittlere Prognose“ („Medium variant“) Rote Kurve (rechte y-Achse): Gesamtfruchtbarkeitsrate (Lebendgeburten pro Frau) Gelbe Kurve (rechte y-Achse): Nettoreproduktionsrate (überlebende Töchter pro Frau)
Mosambik hatte 2023 33,9 Millionen Einwohner.[11] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 2,8 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 36,1 pro 1000 Einwohner[12] vs. Sterbeziffer: 8,6 pro 1000 Einwohner[13]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 4,6, die der Region Ost- und Süd-Afrika betrug 4,3.[14] DieLebenserwartung der Einwohner Mosambiks ab der Geburt lag 2022 bei 59,6 Jahren[15]. DerMedian des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 16,8 Jahren.[16] Im Jahr 2023 waren 43,3 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[17] während der Anteil der über 64-Jährigen 2,6 Prozent der Bevölkerung betrug.[18]
Der Großteil der Gesamtbevölkerung gehörtBantuvölkern an. Das größte Volk bilden mit etwa 40 % Bevölkerungsanteil dieMakua, daneben sind mit 21 % auch dieTsonga eine einflussreiche Gruppe. DieYao, welche auch inMalawi leben, bilden 12 % der Bevölkerung, daneben sind mit 11 % auch dieMakonde im Nordosten eine starke Minderheit. Die Volksgruppe der ostafrikanischenSwahili lebt im Küstengebiet und macht 7 % der Bevölkerung aus. Zudem leben noch mit einem Anteil von 4 % an der Bevölkerung dieChewa im Land – ihr Hauptsiedlungsgebiet ist Malawi. Die kleinere Minderheit der 3 %Shona im Westen bildet ihrerseits wiederum die Bevölkerungsmehrheit inSimbabwe.
Im Jahre 2017 waren 0,8 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[22][23] Ferner leben in Mosambik viele Personen mitMigrationshintergrund (Inder,Pakistani,Chinesen),Europäer (vor allemPortugiesen) und Südafrikaner. Die Rückwanderung von fast fünf Millionen Binnenflüchtlingen in ihre Heimatorte und die Rückkehr von 1,7 Millionen Flüchtlingen aus den Nachbarländern nach Beendigung desmosambikanischen Bürgerkrieges sowie von rund 15.000 Mosambikanern aus der ehemaligenDeutschen Demokratischen Republik, sogenanntenMadgermanes, stellen das Land vor große Herausforderungen.[24]
Ethnien in Mosambik
Mosambik hat eine bedeutende Diaspora in Südafrika. 2017 lebten dort ca. 680.000 aus Mosambik stammende Personen. Weitere Länder mit vielen Auslandsmosambikanern sind Simbabwe (90.000) und Portugal (70.000).
Insgesamt werden über 40 Sprachen im Land gesprochen. Die einheimischen Landessprachen zählen zur Sprachgruppe derBantusprachen.Portugiesisch, die einzige Amtssprache, wird laut Volkszählung von 2007 inzwischen von etwa 12 % (vornehmlich in Städten) der Gesamtbevölkerung als Muttersprache gesprochen, in Maputo jedoch etwa 25 %. Gut 50 % beherrschen Portugiesisch als Zweitsprache neben ihrer einheimischen Sprache. Die meisten Mosambikaner sprechen mehr als eine einheimische Sprache. Zu den wichtigsten Sprachen gehören neben der Amtssprache Portugiesisch unter anderem (sortiert nach Sprecheranteil):[27]
Makua, auch eMakhuwa – die wichtigste Sprache im Norden Mosambiks wird laut Zählung von 2007 von 25,3 % der Bevölkerung gesprochen. 40 % der Einwohner gelten als ethnische Makua. Diese sprechen verschiedene Varianten innerhalb eines eMakua-Dialektkontinuums oder auch „Makhuwa-Sprachen“ – lautEthnologue neun in Mosambik –,[28] von denen das „Zentral-Makhuwa“ – 2006 mit 3,09 Millionen Sprechern – auch einfach als „eMakhuwa“ oder „eMakua“ bezeichnet wird.[29]
Changana – von 10,7 % der Bevölkerung im Südwesten in derProvinz Maputo und derProvinz Gaza gesprochen, in der Stadt Maputo auch Ronga genannt; die ethnische Tsonga-Bevölkerung beträgt aber 21 %
Während der Kolonialzeit war die römisch-katholische Kirche die mit Abstand bedeutendste christliche Glaubensgemeinschaft. Seit der Unabhängigkeit gewinnen aberevangelikale Bewegungen zunehmend an Bedeutung. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem populären FernsehsenderTV Miramar zu, welcher im Besitz der brasilianischen WunderheilersekteIgreja Universal do Reino de Deus ist, welche neben bekannten brasilianischenTelenovelas auch christlich-fundamentalistische Inhalte verbreitet.
Gemäß einer Erhebung von 2007 sind noch insgesamt 28,4 % der Einwohnerrömisch-katholisch (hauptsächlich im Süden und Südwesten) und 17,9 %muslimisch (hauptsächlichSunniten, vor allem im Norden und an den Küstenregionen). 15,5 % sindzionistische Christen. Protestanten machen 12,2 % der Einwohner aus, davon sind 10,9 %Pfingstler und 1,3 %Anglikaner. 6,7 % gehört anderen Religionen, zumeisttraditionellen Religionen an. Keiner Religion gehören 18,7 % an und 0,7 % sind nicht erfasst.[27]
In Mosambik können fast 40 % der Erwachsenen nicht lesen und schreiben. 55 % der Frauen sind Analphabeten.[30] Seit dem Ende des Krieges 1992 hat Mosambik große Anstrengungen für den Grundschulunterricht unternommen. Mittlerweile gehen 80 % der Kinder 5 Jahre lang zur Schule, während 30 % die Schule bis zur 6. oder 7. Klasse weiterbesuchen. Die durchschnittliche Klassengröße beträgt 74 Kinder, in den ländlichen Gebieten sind es noch mehr. Mosambik hat trotz Fortschritten zu wenige Klassenzimmer, Schulmöbel und Schulbücher. Zahlreiche Lehrer nehmen an der landesweiten Kampagne zur Verbesserung der Unterrichtsqualität an den Grundschulen teil.
Entwicklung der Kindersterblichkeit (Tode pro 1000 Geburten)[31]
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 9,1 % des Bruttoinlandsprodukts.[32] Die medizinische Versorgung im Lande ist vielfach technisch, apparativ und/oder hygienisch problematisch. Häufig fehlen auch gut ausgebildete Ärzte. Im Jahr 2019 praktizierten in Mosambik 0,8 Ärztinnen und Ärzte je 10.000 Einwohner.[33] Nur 48 % der Geburten können medizinisch betreut werden. Die Sterblichkeit bei unter 5-jährigen betrug 2022 66,2 pro 1000 Lebendgeburten.[34] DieLebenserwartung der Einwohner Mosambiks ab der Geburt lag 2022 bei 59,6 Jahren[15] (Frauen: 62,7[35], Männer: 56,5[36]). Die Lebenserwartung stieg von 49,5 Jahren im Jahr 2000 bis 2022 um 20 %.[15]
AIDS ist in Mosambik ein großes Problem: 12,3 % der Erwachsenen (15 bis 49 Jahre) sindHIV-positiv (Stand: 2016).[37] Das Land hat eine der höchsten HIV-Prävalenzen der Welt (12,3 %),[37] was das Bevölkerungswachstum bremst. Das sind etwa 1,5 Millionen Menschen.[38] AIDS stellt eine große Gefahr für alle dar, die Infektionsrisiken eingehen: UngeschützteSexualkontakte, unsaubere Spritzen oderKanülen undBluttransfusionen bergen ein erhebliches Risiko.
Hochwasserkatastrophen, vor allem entlang des Sambesi, fördern die Ausbreitung vonCholera. Ab Ende 2003 breitete sich in Mosambik, insbesondere in derMaputo-Provinz, eine schwere Cholera-Epidemie aus. Eine gültigeGelbfieberimpfung wird bei Einreise aus einem Gelbfiebergebiet verlangt. Gelegentlich wird sie an der Grenze auch bei Einreise aus nichtendemischen Gebieten verlangt.
Die Trinkwasserversorgung im Land ist sehr schlecht. Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht derUNO, besitzt lautWHO undUNICEF nicht einmal jeder zweite Mensch in Mosambik.[39]
Die Rate der an Unterernährung leidenden Bevölkerung konnte von 40,3 % im Jahr 2000 auf 26,6 % im Jahr 2015 gesenkt werden.[40]
Vor den großen Erkundungsfahrten der Europäer herrschten seit Jahrhunderten Araber an der Küste vor Afrika. Sie betrieben Handel zwischen Afrika, dem Orient und Indien mit Gold, Elfenbein und afrikanischen Sklaven. Als erster Portugiese landete 1497Pedro da Covilhã, der im Auftrag des portugiesischen Königs den Seeweg von Arabien nach Ostafrika erkundete, inSofala. 1498 erreichteVasco da Gama auf dem Weg nach Indien Mosambik: Auf derInsel von Mosambik traf er mit dem ScheichMoussa Ben Mbiki zusammen, von dem sich der Name Mosambik ableitet. Darauf bemächtigten sich die Portugiesen dieser Handelsplätze und drangen auf der Suche nach Gold entlang desSambesi ins Landesinnere vor. Jahrhundertelang begnügten sich die Portugiesen mit dem Handel von Sklaven und kümmerten sich nicht groß um die Bevölkerung. Ihre Herrschaft dauerte bis ins 20. Jahrhundert, und durch Zwangsarbeit, ausbeuterische Arbeitsverträge und rücksichtslose Behandlung verschlechterten sich die Lebensbedingungen in den Kolonien erheblich. Bis 1898 war die StadtIlha de Moçambique Hauptstadt des Landes. Sie gab dem Land auch seinen Namen.
Flagge von Lourenço Marques um 1900
1890 musste Portugal britischem Druck nachgeben und auf die Verbindung Angolas und Mosambiks zu einem geschlossenen südafrikanischen Kolonialreich verzichten. Stattdessen nahm in den portugiesischen Kolonien der Einfluss britischen Kapitals beträchtlich zu. Verhandlungen über ein britisch-deutsches Bündnis führten aber schon 1898 zumAngola-Vertrag: Für den Fall, dass Portugal Geld brauchen sollte, vereinbartenDeutschland undGroßbritannien eine gemeinsame Anleihe, für die die portugiesischen Kolonien als Pfand vorgesehen waren. Im Falle der erwarteten Zahlungsunfähigkeit Portugals sollten Angola und Nordmosambik an Deutschland, Südmosambik an Großbritannien fallen. Deutschland verzichtete dafür auf die Unterstützung derBuren in deren Kampf gegen Großbritannien. Das Abkommen wurde am 30. August 1898 geschlossen, aber niemals umgesetzt und schon 1899 durch die Verlängerung der britischen Schutzgarantie (Windsorvertrag) für Portugal und all seine Besitzungen unterlaufen.
1913 wurde dann ein neuer Vertrag zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich geschlossen, bei dem Mosambik geteilt wurde. Der Bereich nördlich des Sambesi wurde Deutschland zugesprochen und der Bereich südlich davon Großbritannien. Am 27. Juli 1914 gab ReichskanzlerTheobald von Bethmann Hollweg London die Zustimmung für die Veröffentlichung des bis dahin geheimgehaltenen Vertrages.[41] Dann machte der Ausbruch desErsten Weltkrieges im August 1914 seine Umsetzung unmöglich. So blieben Angola und Mosambik zunächst im Besitz Portugals. Während des Krieges jedoch erklärte Südafrika 1915 ganz Mosambik zum Eroberungsziel, und ab 1917 zogen sich diedeutschen Kolonialtruppen ausDeutsch-Ostafrika kämpfend nach Mosambik zurück undbesetzten bis 1918 tatsächlich weite Teile der Nordhälfte. Als Entschädigung erhielt Portugiesisch-Ostafrika beimFrieden von Versailles 1919 dasKionga-Dreieck.
Vor 1961 war das Wahlrecht zu den Wahlen für das portugiesische Parlament und die verschiedenen kolonialen legislativen Versammlungen beschränkt: Es durften kaum Einheimische wählen.[42] 1961 erhielten alle Bürgerinnen und Bürger der Kolonien die portugiesische Staatsangehörigkeit und konnten in lokalen und Stadtratswahlen abstimmen.[42] Trotzdem hatten Europäer immer noch mehr Bürgerrechte als die nichteuropäische Bevölkerung.[42]
1962 wurde die FreiheitsbewegungFRELIMO gegründet. Je stärker die Portugiesen an ihrem Kolonialbesitz festhielten, umso radikaler wurde der Widerstandswille der FRELIMO. 1964 gingen die Widerstandskämpfer in den bewaffneten Kampf über, der im Norden sehr erfolgreich endete. Doch erst nach derNelkenrevolution und dem Sturz des diktatorischen Regimes in Portugal erlangte Mosambik am 25. Juni 1975, nach knapp 500 Jahren als Kolonie, die Unabhängigkeit alsVolksrepublik Mosambik.Samora Machel wurde 1975 der erste Staatspräsident, jedoch nicht durch allgemeine Wahlen. Mit der Unabhängigkeit wurde am 25. Juni 1975 das allgemeine aktive und passive Wahlrecht eingeführt. Damit war auch das allgemeineFrauenwahlrecht erreicht.[42][43]
1986 starb der FRELIMO-Präsident bei einemFlugzeugabsturz. In den FRELIMO setzten sich die marxistischen Kräfte durch. Da sie den Staat unter Kontrolle hatten, waren auch alle wichtigen Posten durch ihre Männer besetzt. Sie verstaatlichten die Industrie und gründeten landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. Doch die Abwanderung europäischer Fachkräfte schwächte die Wirtschaft des Landes empfindlich. Mitte der 1970er Jahre entstand eine neue Widerstandsbewegung, die durchSüdafrika undRhodesien unterstützt wurde – dieRENAMO. Im Gegensatz z. B. zur angolanischenUNITA hatte die erst nach der Unabhängigkeit entstandene RENAMO niemals gegen die portugiesische Kolonialmacht gekämpft und daher wenig moralischen Rückhalt in der mosambikanischen Opposition.
Das Land verfiel 1976 dennoch in einen16-jährigen Bürgerkrieg zwischen FRELIMO und RENAMO, der zu einem völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch führte. Mosambik erhielt Unterstützung z. B. nach 1980 vonSimbabwe (ehemals Rhodesien), das 10.000 Soldaten zur Sicherung desBeira-Korridors entsandte. Im Land befanden sich 1983 außerdem 750 Militärberater und Ausbilder ausKuba, 600 aus derSowjetunion und 100 aus derDDR. Doch erst nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages, des 1992 unterzeichnetenAllgemeinen Friedensabkommens von Rom, und mit der Hilfe von UN-Friedenstruppen konnte das Land stabilisiert und die erste Oppositionspartei gegründet werden. Seit 1995 ist Mosambik Mitglied desCommonwealth of Nations. MitTogo,Gabun undRuanda gehört Mosambik zu den Commonwealth-Staaten, die ehemals keine britische Kolonie waren. Die Auswanderung der Weißen in großem Ausmaß, die wirtschaftliche Abhängigkeit von Südafrika, eine anhaltende Dürre und der langgezogene Bürgerkrieg behinderte die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Seit der Abkehr vom Marxismus-Leninismus und der Einparteienherrschaft der FRELIMO hat sich die RENAMO als politische Partei etabliert und stellt seit 1994 die parlamentarische Opposition im Lande. Die ersten demokratischen Wahlen wurden unter der Aufsicht vonONUMOZ im Oktober 1994 gehalten. Aus ihr ging die Festigung der alten Regierung hervor, und RENAMO akzeptierte, nachdem Druck von Anrainer-Staaten ausgeübt wurde, die Sitze im Parlament, womit sie die Opposition formte.
Die Demokratisierung des Landes war das Verdienst des nach Samora Machel an die Macht gekommenen StaatspräsidentenJoaquim Alberto Chissano. Chissanos Verdienste um die Demokratie, die Ausarbeitung einer Verfassung mit einem Mehrparteiensystem, die Normalisierung der Beziehungen zum NachbarstaatSüdafrika und insbesondere die Tatsache, dass er nach zwei Amtszeiten auf eine weitere Kandidatur als Präsident verzichtete und den Weg für einen Nachfolger freigab, brachten ihm im Oktober 2007 nach dem Ende seiner Präsidentschaft den Preis derMo Ibrahim Foundation für gute Regierungsführung.[44]
Im Februar 2000 führten schwere Regenfälle zu einerFlutkatastrophe, die zahlreiche Menschenleben forderte.
Im Oktober 2013 nährten Berichte über zunehmende Kämpfe zwischen den ehemaligen Bürgerkriegsparteien die Furcht vor einer Aufkündigung des Friedensabkommens von 1992 – zumindest kündigte ein Sprecher der RENAMO dies als mögliche Konsequenz der Einnahme des RENAMO-Hauptquartiers nahe Gorongosa durch Regierungstruppen an.[45] Am 6. August 2019 schlossen FRELIMO und RENAMO ein Friedensabkommen.[46]
Seit 2017 breitet sich eine mit demIslamischen Staat verbündetedschihadistische Gruppierung mit dem Namenal-Shabab aus[47] und verübt eine Vielzahl von Anschlägen vor allem in derProvinz Cabo Delgado. Im März 2021 nahm die Gruppe für einige Tage die dortige StadtPalma ein, konnte vom Militär aber wieder zurückgedrängt werden.[48][49] Palma ist das wirtschaftliche Zentrum für die Ausbeutung der reichen Gasvorkommen in der Region, die insbesondere von westlichen Konzernen, wieExxonMobil undTotalEnergies betrieben wird.[50] Die ungleiche Verteilung der Gewinne aus dem Abbau der Energieressourcen kann hierbei als einer der Gründe des bewaffneten Aufstands der al-Shabab Miliz interpretiert werden.[51]
Die damals herrschendeFRELIMO-Regierung sagte sich 1989 offiziell vom Marxismus los. Die im folgenden Jahr aufgestellte Verfassung garantiertfreie Wahlen in einemMehrparteiensystem und diefreie Marktwirtschaft. Laut dieser Verfassung ist Mosambik eine präsidentielle Republik. DerPräsident istStaats- und Regierungschef sowie Oberbefehlshaber der Streitkräfte. In letzterer Funktion wird er vom Rat für nationale Verteidigung und Sicherheit, welcher vom Parlament nach Parteienproporz gewählt wird, beraten. Dem Präsidenten kommt auch die Aufgabe zu, den Premierminister zu ernennen.
Der Präsident wird für fünf Jahre direkt gewählt und kann einmal wiedergewählt werden. Bei derPräsidentschaftswahl 2014 wurde der frühere VerteidigungsministerFilipe Nyusi (FRELIMO) zum Präsidenten gewählt. Er ernannte im Januar 2015Carlos Agostinho do Rosário zum Premierminister von Mosambik. 2019 fanden erneutPräsidentschaftswahlen statt, bei denen nach Angaben der Wahlkommission Nyusi mit rund 73 % der Stimmen siegte.
Die Legislative besteht aus einemEinkammerparlament. DieVersammlung der Republik (portugiesischAssembleia da República) hat 250 Mitglieder, die nach demVerhältniswahlrecht für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt werden. Bei denParlamentswahlen 2019, die zeitgleich mit den Präsidentschaftswahlen stattfinden, gewann die FRELIMO 184 (2014: 144) der 250 Sitze und verfügt damit über eine verfassungsändernde Mehrheit. DieRENAMO erhielt 60 (2014: 89) Mandate, dasMDM 6 (2014: 17). Die Wahlen wurden überschattet von Gewalt bis hin zu gezielten Tötungen, Unregelmäßigkeiten und Betrugsvorwürfen. Die Opposition kritisiert die Wahlen als weder frei noch fair. Die Wahlen seien die undemokratischsten seit Einführung des Mehrparteiensystems gewesen.[52]
Die Haftbedingungen sind ausgesprochen hart und haben bereits zu mehreren Todesfällen geführt. Die Gerichte sind unterbesetzt, und die unzureichend ausgebildeten Richter arbeiten ineffizient und sind von der regierenden Partei beeinflusst. Die Polizei ging, lautAmnesty International, bei Demonstrationen und bei der Festnahme von Straftatverdächtigen mit exzessiver Gewalt vor. 13 Häftlinge erstickten dabei im Polizeigewahrsam in einer überfüllten Gefängniszelle. Zwei Polizeibeamte mussten sich in diesem Zusammenhang vor Gericht verantworten. Für eine im Jahre 2007 begangene außergerichtliche Hinrichtung wurde ein hochrangiger Polizeibeamter wegen Mordes verurteilt.[54]
Mosambik gehört im Fragile States Index zu den zehn Staaten, die sich in der letzten Dekade 2010–20 am meisten verschlechtert haben. In der Rangliste der Pressefreiheit stand das Land 2006 noch auf Rang 45.
Es wurden auch 2009 Fälle schwerer Menschenrechtsverletzungen gemeldet: Die Pressefreiheit ist stark eingeschränkt und unabhängige Medien werden behindert. Gesellschaftliche Probleme wie häusliche Gewalt, Diskriminierung von Frauen, Missbrauch, Ausbeutung, Zwangsarbeit von Kindern und Diskriminierung von sexuellen Minderheiten und Menschen mit HIV/AIDS sind nach wie vor weitverbreitet, wie alljährlichen Menschenrechtsberichte des US-amerikanischen Außenministeriums dokumentieren.[60] Auch kommt es immer wieder zu Übergriffen, Diskriminierungen und Gewalthandlungen aufgrund der sexuellen Orientierung von Menschen. Homosexualität wird seit 2015 nicht mehr als Straftat angesehen.[61]
2016 kam es laut Berichten bei erneuten Kämpfen zwischen Regierungstruppen und der RENAMO zu Menschenrechtsverletzungen. Die Ausbreitung eines Ablegers der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ seit 2015 verschlimmert die Menschenrechtslage im Norden des Landes zusätzlich.[47][62]
Von stark wachsender Bedeutung für Mosambik sind die Beziehungen zuIndien (Mosambik hat eine wirtschaftlich bedeutendeindische Diaspora),Brasilien (aufgrund sprachlicher und kultureller Gemeinsamkeiten) und derVolksrepublik China, die stark in die Infrastruktur und die Erschließung der Rohstoffvorkommen des Landes investiert. Aufgrund seiner Lage am Indischen Ozean, der wachsenden Wirtschaft und seiner Rohstoffvorkommen wird es zunehmend das Ziel großer internationaler Unternehmen. Die Beziehungen zu den Staaten derEuropäischen Union und denVereinigten Staaten sind gut und werden von beiden Seiten intensiviert. Das Verhältnis zur ehemaligen Kolonialmacht Portugal ist eng und freundschaftlich, allerdings nicht immer spannungsfrei.
Mosambik ist in zehn Flächen-Provinzen und die Hauptstadtprovinz gegliedert, darunter folgen 141 Distrikte, die ihrerseits gegliedert sind in 415Postos administrativos (Verwaltungsbezirke) mit 1024 Localidades (Orte), die jeweils noch meist mehrere Ortschaften (Povoações) und Dörfer (Aldeias) umfassen.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2023 wird auf 21 Milliarden US-Dollar geschätzt. In Kaufkraftparität beträgt das BIP 56 Milliarden US-Dollar oder 1.665 US-Dollar je Einwohner. Anfang der 1990er Jahre war Mosambik noch das ärmste Land der Welt. Seitdem hat sich das BIP pro Kopf, dank eines von Rohstoffabbau angetriebenem Wirtschaftswachstums, fast verzehnfacht. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt jedoch weiterhin in bescheidenen Verhältnissen.
Mosambiks Wirtschaft basiert vorwiegend aufLandwirtschaft. In den 1980er Jahren wurde die Wirtschaft durch den Bürgerkrieg, die Abwanderung portugiesischer Fachkräfte und mehrere Dürreperioden geschwächt. Zu dieser Zeit waren die meisten Plantagen und Industriebetriebe im Besitz des Staates. Erst 1990 führte die Regierung diefreie Marktwirtschaft ein.
Die Währung von Mosambik ist derMetical. 1 Metical = 100 Centavos. Bis 2006 entsprach 1 Euro ungefähr 34.500 Metical, 1Schweizer Franken 22.300 Metical. Am 1. Juli 2006 wurden alle Geldbeträge durch 1000 dividiert. Umrechnung neu: 1 Euro entspricht Stand 2022 ungefähr 70 Metical, 1 Schweizer Franken 67 Metical.
Obwohl über 80 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig sind, produzieren sie nur 24 % desBruttoinlandsprodukts (BIP). Die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse sindCashewnüsse,Zuckerrohr,Baumwolle undTee. Angebaut werden außerdem auch Bananen, Tabak, Zitrusfrüchte, Sisal und Ölpalmen. Der Versuch, die aus Zentralamerika stammende und als ökologisch anspruchslos geltendeJatropha-Pflanze zur Gewinnung von Pflanzenöl in Mosambik großflächig zu kultivieren, scheiterte. Eine Projektplantage des deutschen Unternehmens Elaion AG wurde 2011 nach fünf Jahren aufgegeben, da die erwarteten wirtschaftlichen Gewinne ausblieben.[70]
Der Großteil des jährlichen Holzeinschlages wird alsBrennstoff verwendet.DieKüstenfischerei hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Gefischt werden hauptsächlichThunfisch undGarnelen.
Für die Forschung und Entwicklung im mosambikanischen Baumwollanbau gibt es ein Institut, dasInstituto do Algodão de Moçambique (IAM). Sein Sitz befindet sich in Maputo. Es unterhält Außenstellen in Montepuez, Nampula, Beira und Maxixe.[71]
Ab 2008 wurde im Norden Mosambiks unter Federführung eines brasilianisch-japanischen Konsortiums ein Großprojekt zur grundsätzlichen Umstrukturierung des Agrarsektors verfolgt, das 2009 beimG8-Gipfel in L’Aquila[72] zwischenTarō Asō undLuiz Ignácio da Silva behandelt wurde. Das Vorhaben unter der BezeichnungProSavana war Teil eines agrarwirtschaftlichen Projektes im sogenanntenNacala-Entwicklungs-Korridor, einem Gebiet von etwa 14[72] MillionenHektar Fläche. Die im ProjektProSavana vorgesehene Fläche umfasste etwa sechs Millionen Hektar. Davon betroffen waren die drei Provinzen Niassa, Nampula und Zambezia sowie angrenzende Areale in den Nachbarprovinzen Manica und Cabo Delgado.[73][74] Statt der dort vorherrschenden kleinbäuerlichen Landwirtschaft auf kommunalen Flächen sollen künftig agrarindustrielle Großbetriebe dafür sorgen, dass dieser Sektor durch die Produktion von Nahrungsmitteln und anderen Agrarrohstoffen für den Binnenmarkt, vor allem aber für den Export, maßgeblich zum Wirtschaftswachstum des Landes beiträgt. Diese Sichtweise wurde insbesondere vom wichtigsten Projektpartner vertreten, dem brasilianischen UnternehmensberaterGV Agro,[72] der zumThinktankFundação Getulio Vargas gehört und unter der Leitung des früheren brasilianischen Landwirtschaftsministers Roberto Rodrigues[72] stand.
Wesentlich fürProSavana war die Steigerung der Produktivität durchTechnologietransfer und ausländische Investitionen. Ähnlich wie in den tropischenSavannengebietenBrasiliens, demCerrado, wo in den 1970er-Jahren[72] japanische Ingenieure mit brasilianischem Kapital flächendeckendeSoja-Monokulturen anlegten, sollten in Mosambik in großem Stil Soja, Sonnenblumen und Baumwolle wie auch andere Rohstoffe für den weltweiten und insbesondere chinesischen Markt angebaut werden. Das trilaterale Vorhaben wurde mit mehrheitlich staatlicher japanischer Anschubfinanzierung von 38[72] Millionen US-Dollar sowie brasilianischer Technik undKnow-how jedoch nur ansatzweise umgesetzt.[75] Laut der japanischen Agentur für Internationale Zusammenarbeit (Japan International Cooperation Agency / JICA) handelte es sich um „eines der weltweit größten dreiseitigen Kooperationsprojekte“.[76]Umweltverträglichkeitsprüfungen oder gesellschaftliche Folgeabschätzungen sind nicht bekannt geworden. Anfang April 2013 unterzeichneten Vertreter der drei beteiligten Staaten Japan, Brasilien und Mosambik eine Vereinbarung zur Umsetzung des gemeinsamen Agrarprojektes.[77] Ende April gelangte der auf März 2013 datierteProSavana-Masterplan an die Öffentlichkeit.[78]
Innerhalb mosambikanischer Kleinbauernverbände und in Kreisen von Beratern der internationalen Entwicklungszusammenarbeit wurde befürchtet, dass Brasilien mit seinem Agrarmodell auch die sozialen Widersprüche des Landes nach Afrika exportieren könnte.[74][79] Frühere Erfahrungen mit der Enteignung und Vertreibung von Kleinbauern zugunsten des portugiesisch-mosambikanischenJoint Ventures Agromoz (bestehend ausCorticeira Amorim undIntelec)[72] führten zur lokalen Mobilisierung gegenProSavana. Im November 2012 ging Mosambiks Kleinbauernverband UNAC(União Nacional de Camponeses / National Peasants’ Union) gemeinsam mitVia Campesina undGRAIN, für eine nachhaltige und menschenzentrierte ländliche Entwicklung, mit einer Erklärung zuProSavana an die Öffentlichkeit. Gefordert wurde u. a. Transparenz und Zugang zu den Planungsunterlagen. Bis zu jenem Zeitpunkt waren innerhalb Mosambiks kaum Informationen zu diesem Vorhaben zugänglich. Die Bewegung erlangte bald landesweite und internationale Beachtung, da sich mit ihr zunächst 23[72] mosambikanische und später rund 40[72] internationale Organisationen, darunter Wissenschaftler und Bauernverbände, solidarisierten und konnte so auch Mitglieder des japanischen Parlaments für ihre Sache gewinnen, die das Projekt zu Fall brachten.[80][81] Mitte des Jahres 2018 galt das Projekt als vorläufig begraben.[72]
Laut UNICEF gibt es 1,5 Millionen Waisen in Mosambik, (davon 470 000 Aidswaisen). Die Kinderarbeit ist aufgrund der Armut ein großes Problem, da viele Familien auf das Geld, das die Kinder verdienen, angewiesen sind. Nur 6 % der unter Fünfjährigen haben eine Geburtsurkunde. Millionen Kinder, die über kein Dokument verfügen, sind Missbrauch, Kinderarbeit, Zwangsverheiratung und dem Dienst an der Waffe ausgesetzt. Ohne Geburtsurkunde gibt es keinen staatlichen Schutz.[82] Ca. 32 % der Kinder arbeiten auf Feldern, Märkten, als Schuhputzer oder als Bettler. Die Situation älterer Menschen ist prekär. Die staatliche Rente beträgt umgerechnet nur fünf US-Dollar.[83] Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2017 bei 24,5 %.[84]
Im Nordwesten des Landes werden die möglicherweise größten Steinkohlevorkommen der Welt vermutet. 23 Milliarden Tonnen sollen in der Provinz Tete nahe der Grenze zuMalawi lagern. Wegen logistischer Probleme konnten diese Vorkommen bisher nicht genutzt werden. Geplant ist eine 525 Kilometer lange Eisenbahnverbindung, mit der die Kohle an die Küste der Provinz Zambezia des südostafrikanischen Landes transportiert werden soll. Dort sind neue Hafenanlagen vorgesehen, die eine Kapazität zur Verladung von 20 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr erlangen sollen.[87]
Die 1998 errichtete Aluminium-HütteMozal verarbeitet importiertes Bauxit zu Aluminium, dem mittlerweile wichtigsten Exportgut Mosambiks. Der Betrieb der Schmelze trägt mit 7 % maßgeblich zum Bruttoinlandsprodukt Mosambiks bei und hat das Außenhandelsdefizit Mosambiks halbiert.
Andere Rohstoffe des Landes werden wenig genutzt. Die Industrie Mosambiks beschränkt sich vor allem auf die Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse.
Von 2004 bis 2016 leistete dieSchweiz in MosambikBudgethilfe im Umfang von insgesamt 93,7 MillionenSchweizer Franken. Gemäß demSchweizer Bundesrat trugen diese Maßnahmen zur Armutsreduktion bei. Nachdem bekannt wurde, dass die mosambikanische Regierung ohne Genehmigung des Parlaments geheime Kredite an drei halbstaatliche Unternehmen in der Höhe von rund 2 Milliarden US-Dollar autorisierte, stellten die Schweiz und derInternationale Währungsfonds ihre Budgethilfe an die Regierung von Mosambik im April 2016 ein.[91][92][93] Daraufhin wurde von der US-BörsenaufsichtsbehördeSEC eine Untersuchung gegen die schweizerischeCredit Suisse, die französischeBNP Paribas und die russischeVTB eingeleitet.[94] Infolge wurde Anfang 2019 vomBundesgericht inBrooklyn eine Anklage wegen Verdacht aufKorruption,Geldwäscherei undWertpapierbetrug erhoben. Davon betroffen sind drei ehemalige Mitarbeiter der Credit Suisse und der damalige Finanzminister MosambiksManuel Chang (aus demKabinett Guebuza II) sowie ein libanesischer Unternehmer.[95]
Das finanziell bereits instabile Land geriet aufgrund der versteckten Kredite in eine Schuldenkrise. Seit 2017 gilt Mosambik als zahlungsunfähig.[96]
Das Straßennetz hatte 2015 eine Länge von 31.083 km, wovon 7.365 km asphaltiert waren. Zum Vergleich: Österreich hatte 138.696 km an asphaltierten Straßen. Die Verkehrsinfrastruktur ist damit ungenügend für ein Land dieser Größe. In den letzten Jahren wurde es jedoch deutlich ausgebaut. Es herrscht, wie in den Nachbarländern, Linksverkehr.
Mosambik gehört zu den Ländern mit der höchsten Rate an Verkehrstoten. 2013 kamen insgesamt 31,6 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt kamen damit ca. 8000 Personen im Straßenverkehr ums Leben. Die Rate an Verkehrstoten ist noch weitaus höher, wenn man sie der niedrigen Motorisierungsrate des Landes gegenüberstellt. 2009 kamen in Mosambik 12 Kraftfahrzeuge auf 1000 Einwohner (in Deutschland waren es über 500 Fahrzeuge).[97]
Der Tourismus ist wenig entwickelt. Unterkünfte sind rar, ein Ausbau der touristischen Infrastruktur ist geplant.Die älteste portugiesische Handelsniederlassung wurde 1507 auf derIlha de Moçambique gegründet. Vom späten 16. Jahrhundert bis zur Fertigstellung der EisenbahnverbindungTransvaal –Delagoa-Bucht 1898 lag hier die Hauptstadt von Portugiesisch-Ostafrika.[99] Seit 1991 ist die kleine Insel mit ihrer gut erhaltenen Kolonialarchitektur das einzigeUNESCO-Welterbe auf mosambikanischen Territorium.[100]
Der erste Nationalpark Mosambiks, derNationalpark Gorongosa, wurde 1960 gegründet und liegt in der Provinz Sofala. Er ist 150 km von der Stadt Beira entfernt. Östlich davon, vor der Küste Mosambiks befindet sich auf demBazaruto-Archipel der 1971 gegründeteBazaruto National Park. An der Grenze zum südafrikanischenKruger-Nationalpark findet sich der 2001 gegründeteNationalpark Limpopo. Im Südosten in der Nähe der Hauptstadt Maputo ist auf der Machangulo-Halbinsel das Machangulo Private Naturreservat und das Maputo-Reservat.
In der traditionellen Unterhaltungsmusik werden annäherndäquiheptatonisch gestimmte Xylophone(valimba, manguilo,timbila) und Brettzithern(bangwe) gespielt. Zithern,Lamellophone(shitata) und einsaitige Röhrenspießgeigen(mugole, tagare, chikwèsa) dienen zur Liedbegleitung. Gruppentänze werden von Chorgesängen und mit den Händen oder mit dünnen Schlägeln geschlagenen einfelligenRöhrentrommeln begleitet.Marrabenta ist eine aus der portugiesischen Kolonialzeit stammende Tanzmusik. Zu den international bekanntesten Musikgruppen des Landes, die mit E-Gitarre, Bass und Schlagzeug populäre Tanzmusik spielen, gehörenMabulu,Eyuphuro,Mc Roger,Ghorwane undKapa Dech.
Die NichtregierungsorganisationReporter ohne Grenzen sieht in Mosambik eine schwierige Lage für die Pressefreiheit[58], obwohl die Pressefreiheit in Mosambik Verfassungsrang genießt.[101]
Rolf Steinbach:Mosambik: Schwarz und arm und ziemlich weit weg. 2. Auflage. Schmetterling-Verlag, Stuttgart 2010,ISBN 978-3-89657-013-0,DNB1004026498.
Rainer Grajek:Religion in Mosambik. In: Markus Porsche-Ludwig, Jürgen Bellers (Hrsg.):Handbuch der Religionen der Welt. Bautz Verlag, 2012.
Rainer Grajek:Mosambik. In: Markus Porsche-Ludwig,Wolfgang Gieler, Jürgen Bellers (Hrsg.):Handbuch Sozialpolitiken der Welt. LIT Verlag, 2013, S. 413–419.
Símbolos Oficiais. Nationalsymbole der Republik Mosambik, auf:portaldogoverno.gov.mz (portugiesisch).
Embassy of Mozambique. Berlin Germany. Internetpräsenz der mosambikanischen Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, auf:embassy-of-mozambique.de (englisch).
Landesprofil bei Ministerien deutschsprachiger Staaten
↑Origins and Destinations of the World’s Migrants, 1990–2017. In:Pew Research Center’s Global Attitudes Project. 28. Februar 2018 (pewglobal.org [abgerufen am 30. September 2018]).
↑Der Brockhaus in fünf Bänden. F.A.B., Mannheim 2004.
↑Makhuwa (vmw): A language of Mozambique, Ethnologue. eMakhuwa oder eMakua ist die richtige Bezeichnung für die Sprache. Makuwa oder Makuwa ist die Bezeichnung für die Person. Quelle: Gino Centis, Método Macua, Centro Catequético Paulo VI, Anchilo, Mosambik, 5. Auflage, 2000, S. 302.
↑Rolf Peter Tschapek:Bausteine eines zukünftigen deutschen Mittelafrika: Deutscher Imperialismus und die portugiesischen Kolonien, Deutsches Interesse an den südafrikanischen Kolonien Portugals vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000.
↑abcdJune Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden:International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000,ISBN 1-57607-064-6, S. 9.
↑Mart Martin:The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 266.
↑At a Glance: Global Competitiveness Index 2017–2018 Rankings. In:Global Competitiveness Index 2017–2018. 26. September 2017 (weforum.org [abgerufen am 22. Dezember 2017]).
↑abcdefghijStefano Liberti:Soja? Nein danke – Im Norden von Mosambik war das größte Agrobusinessprojekt Afrikas geplant. Doch dann begannen sich die Bauern zu wehren. Übersetzt von Andreas Bredenfeld. In: Barbara Bauer, Dorothee d’Aprile (Hrsg.):Le Monde diplomatique.Nr.07/24.TAZ/WOZ, 12. Juli 2018,ISSN1434-2561,S.12f. (monde-diplomatique.de).