Monotypisch
Der biologische Fachbegriffmonotypisch (altgriechischμόνοςmónos „allein“ und-typisch) besagt, dass innerhalb einer Gruppe (Taxon) in derbiologischen Systematik nur ein einzigerTypus vorkommt. Es gibt somit zum Beispiel monotypischeFamilien,Gattungen, Untergattungen usw.[1]
In der Zoologie wird auch eine Familie mit einer einzigen Gattung, die jedoch mehrere Arten enthält, als monotypisch bezeichnet, da die Gattung der Typus für eine Familie ist. In der Botanik wird der Begriff monotypisch hingegen enger gefasst, die Familie ist hier nicht monotypisch, da sie mehrere, durch Typusbelege bestimmte Arten enthält. Man spricht in der Botanik in diesem Fall daher von einermonogenerischen Familie. Streng genommen trifft dies auch auf alle darunter liegenden Rangstufen zu, auf denen nur jeweils ein Taxon anerkannt wird (z. B. monospezifische Gattung), das aber verschiedene durch Typen bezeichnete Synonyme hat.
Die Hierarchieebenen in der biologischenTaxonomie (z. B. Gattung oder Familie) werden in der Regel eingeführt, um eine Gruppe von Organismen, die eine Reihe gemeinsamer Merkmale besitzen, zusammenzufassen. Arten, die im Vergleich zu ihrer näheren Verwandtschaft eine hohe Anzahl einzigartiger Merkmale (Autapomorphien) aufweisen, werden oft jeweils in eigene Gattungen, Familien oder noch höherrangige Taxa eingeordnet. Eine solche Gruppe wird dann monotypisch genannt.
Das höchstrangige monotypische Taxon sind dieNanoarchaeota, eine eigeneAbteilung derArchaeen mit der einzigen ArtNanoarchaeum equitans. Ein monotypischerStamm sind dieMicrognathozoa mit der einzigen, im Jahr 2000 entdeckten ArtLimnognathia maerski.
Bedeutung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Wenn es sich um höherrangige Taxa, d. h. um Ordnungen, Klassen oder sogar Stämme handelt, repräsentieren monotypische Taxa oft die einzigen Überlebenden einer vormals wesentlich artenreicheren Entwicklungslinie. Sie verfügen dann nicht selten über relativ urtümliche Merkmale (siehe auchlebendes Fossil), die bei anderenrezenten Arten, Gattungen oder Familien verloren gegangen oder nicht einmal imFossilbericht überliefert sind. Sie ermöglichen somit die Untersuchung solcherevolutionsgeschichtlich bedeutenden Merkmale an rezenten Organismen.
Im Hinblick auf die heutigeBiodiversität bedeutet dasAussterben einer Art, die keine nahen rezenten Verwandten hat, tendenziell einen viel größeren Verlust als das Aussterben einer Art einer sehr artenreichen Gruppe.
Monotypischer Bestand
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Eine Art bildet einen monotypischen[2] Bestand in einemHabitat, wenn sie das Aufkommen anderer Arten in einem Gebiet verhindert. Das ist oft bei invasiven Arten der Fall, die sich in einem neuen Verbreitungsgebiet ohne das Vorkommen ihrer natürlichen Feinde oder Konkurrenten ausbreiten.
Beispiele
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Folgenden werden nur rezente (heute lebende) Gattungen und Arten berücksichtigt.
Botanik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Klasse mit einer Art: Ginkgoopsida mit demGinkgo
- Ordnung mit einer Art:Amborellales
- Ordnungen mit einer Gattung:Acorales, Ceratophyllales mit demHornblatt
- Familie mit einer Art:Welwitschiaceae,Zwergkrug
- Familie mit einer Gattung:Degeneriaceae
- Gattung mit einer Art: die OrchideeNorne
Zoologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Stämme mit einer Art: Micrognathozoa mitLimnognathia maerski
- Ordnungen mit einer Art: Tubulidentata mit demErdferkel, Lepidogalaxiiformes mit demSalamanderfisch, Rhynchocephalia mit derBrückenechse
- Familie mit einer Art: Die Schuhschnäbel mit demSchuhschnabel, dasAye-Aye ist der einzige Vertreter der Daubentoniidae
- Gattungen mit einer Art:Schnabeltier,Mensch
Mikrobiologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Abteilung mit einer Art: Nanoarchaeota mit der ArtNanoarchaeum equitans
- Stamm mit einer Art: DiePicozoa mit der ArtPicomonas judraskeda
- Ordnung mit einer Art: Methanopyrales mitMethanopyrus kandleri
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑David Storch, Jan Zrzavý, Stanislav Mihulka:Evolution. Ein Lese-Lehrbuch. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009,ISBN 978-3-8274-1975-0, S. 359.
- ↑Manfred Eichhorn (Hrsg.):Langenscheidt Fachwörterbuch Biologie. Englisch – deutsch, deutsch – englisch. =Langenscheidt Dictionary of Biology English. Langenscheidt, Berlin u. a. 2005,ISBN 3-86117-228-3, S. 779.