Mondo
Mondo (italienisch für „Welt“) oderMondo-Film bezeichnet einFilmgenre, dessen Filme im pseudodokumentarischen Stil angeblich wahre Sitten und Gebräuche von Menschen aus aller Welt und scheinbar authentische Darstellungen von Sexualität und Gewalt zeigen. Auf diese Weise sollten die Filme anklagend und aufrüttelnd wirken und Ausdruck einer Zivilisationskritik sein. Die Filme wurden hauptsächlich in den1960er und1970er Jahren inItalien produziert. Urtypus des Genres ist der FilmMondo Cane (1962) vonGualtiero Jacopetti undPaolo Cavara.[1]
Merkmale
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Mondo-Filme sind oft von gewalttätigen und brutalen Szenen durchzogen, meist Folter, Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Schlachtungen oder Tierquälereien. Sie vermischen meist authentische mit gestellten Szenen und beuten Vorurteile über das Leben fremder Zivilisationen aus. Die gefilmten Einheimischen treten nach Landessitte auf, also vorzugsweise halbnackt bis ganz nackt. Exemplarisch dafür ist Jacopettis umstrittener FilmAfrica Addio (1966), der Gräueltaten von Afrikanern an Tieren und Menschen zeigt und dem Bilder aus Südafrika zur Zeit derApartheid gegenüberstellt. Ein anderes Beispiel ist sein FilmAddio, Onkel Tom! (1971), eine Pseudo-Dokumentation über Sklaverei in denSüdstaaten.[1]
Weitere Filme des Genres sindMondo di notte – Welt ohne Scham (1963) über den Zusammenhang vonBrutalität undSexualität,Le Citta proibite (1962) über die Amüsierzentren der Welt im Kontrast zu den Elendsvierteln sowieTentazione proibito (1963), der Darstellungen der Sexualität im Nachtleben zeigt. Spätere Filme des Genres tendierten eher dazu, beliebig erscheinende, blutrünstige Einzelepisoden aneinanderzureihen, mit dem reinen Ziel zu schockieren.[1]
Später entstanden einige Filme, oftmalsKannibalenfilme, welche die Bezeichnung „Mondo“ im Titel führten, aber nicht direkt dem Mondo-Genre zuzurechnen sind. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der 1972 erschieneneMondo Cannibale vonUmberto Lenzi. Obwohl die meisten Mondo-Filme inItalien entstanden sind, gibt es auch Beispiele aus anderen Ländern, etwaGesichter des Todes (1978) aus den USA. Spätere Filme im Stil der Mondo-Filme sind beispielsweiseThe Killing Of America (1982) über Kriminalität in den USA oderMondomanila (2010) über einen Teenager und seine Gang in einem manilischen Ghetto.
Aufgrund ihrer expliziten Gewaltdarstellungen sind einige Mondo-Filme in Deutschland durch Beschlagnahmungsbeschlüsse nach§ 131 StGB verboten, während sie in der Schweiz und in Österreich häufig erhältlich sind.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Mikita Brottman:The horror film. Hrsg.: Stephen Prince. Rutgers University Press, New Brunswick 2004,ISBN 0-8135-3363-5, Mondo Horror. Carnivalizing the Taboo,S. 167–188 (englisch).
- Mark Goodall:Sweet & Savage. The World Through the Shockumentary Film Lens. Headpress, London 2006,ISBN 978-1-900486-49-1 (englisch).
- Mark Goodall:Remapping world cinema. Identity, culture and politics in film. Hrsg.: Stephanie Dennison. Wallflower, London 2006,ISBN 978-1-904764-62-5, Shockumentary Evidence. The perverse politics of the Mondo film,S. 118–128 (englisch).
- David Kerekes, David Slater:Killing for Culture: Death Film from Shockumentaries to Snuff. Turnaround, Manchester 2006,ISBN 1-900486-63-6 (englisch).
- Danny Shipka:Perverse titillation. The exploitation cinema of Italy, Spain and France, 1960–1980. Mcfarland, 2011,ISBN 978-0-7864-4888-3 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcJames zu Hüningen: Mondo-Film. In: Lexikon der Filmbegriffe. Hans J. Wulff, Theo Bender, abgerufen am 25. Oktober 2013.