DasMittelmeer (lateinischMare Mediterraneum),[1] auchMittelländisches Meer oderEuropäisches Mittelmeer, imRömischen ReichMare Nostrum („Unser Meer“) genannt, stellt einMittelmeer zwischenEuropa,Afrika undAsien dar. Es kann alsNebenmeer desAtlantischen Ozeans aufgefasst werden beziehungsweise alsBinnenmeer, da es mit derStraße von Gibraltar nur eine sehr schmale Verbindung zum Atlantik hat. Im Arabischen (البحر الأبيضDMG al-baḥr al-abyaḍ) und im Türkischen (Akdeniz) wird es auch als „Weißes Meer“ bezeichnet.
Zusammen mit den darin liegenden Inseln und den küstennahen Regionen Südeuropas, Vorderasiens und Nordafrikas bildet das Mittelmeer denMittelmeerraum, der ein eigenesKlima (mediterranes Klima) hat und von einer eigenenFlora undFauna geprägt ist.
Die Fläche des Mittelmeers beträgt etwa 2,5 Millionen km² und sein Volumen 4,3 Millionen km³. ImCalypsotief (westlich des Peloponnes) erreicht es eine maximale Tiefe von 5109 Metern.[2] Die durchschnittliche Wassertiefe liegt bei rund 1430 Metern.
Das Europäische Mittelmeer liegt als am stärksten von Festländern umgebenes bzw. vomOzean getrenntesMittelmeer zwischen den drei Kontinenten Afrika, Europa und Asien. Es wird zu den Nebenmeeren desAtlantischen Ozeans gezählt.
Seltener ist die Unterteilung in einen West-, Zentral- und Ostteil. In diesem Fall werden die Meeresgebiete rund um dieApenninhalbinsel zum zentralen Mittelmeer gerechnet:Ligurisches Meer, Tyrrhenisches Meer, Straße von Sizilien, Golf von Gabès (Kleine Syrte), Ionisches Meer, Adriatisches Meer.
Beim Mittelmeer sind die beiden BegriffeMittelmeerstaat undMittelmeeranrainerstaat nahezu gleichbedeutend, da alle größeren Staaten des Mittelmeerraums zur Küste Zugang haben. Zu Ersteren gehören allerdings noch die europäischen KleinstaatenVatikanstadt undSan Marino, und unter Umständen auchAndorra undNordmazedonien.
Im Mittelmeer liegen zahlreicheInselgruppen sowie einzelne größere und kleinere Inseln. Die flächengrößte Insel istSizilien, gefolgt vonSardinien. Beide Inseln sind zugleich auch eigenständigeRegionen Italiens. Weitere große Mittelmeerinseln sind – in absteigender Reihenfolge –Zypern,Korsika undKreta. Zypern undMalta mit seinen Nachbarinseln sind die einzigenInselstaaten des Mittelmeeres. Sizilien ist mit mehr als fünf Millionen Einwohnern mit Abstand auch die bevölkerungsreichste Mittelmeerinsel.
An der Westküste des Mittelmeers liegt dieIberische Halbinsel mit Spanien und Portugal, welche im Norden und im Westen vomAtlantik gesäumt wird und im Nordosten durch dasPyrenäengebirge mit Frankreich verbunden ist. Östlich folgt die stiefelförmigeApenninhalbinsel mit dem Großteil Italiens. Die in ihrer Ausdehnung unterschiedlich definierteBalkanhalbinsel zwischen Adria, Ägäis und dem Schwarzen Meer umfasst den Großteil Südosteuropas. AuchKleinasien wird bisweilen als Halbinsel zwischen Schwarzem und Mittelmeer gesehen.
Hinzu kommen der ständige Zufluss aus dem Atlantik[5] und der Wasserüberschuss desSchwarzen Meeres über denBosporus und dasMarmarameer. Der Netto-Atlantikzufluss beträgt ca. 70.000 m³ pro Sekunde oder2.2e12 m³ pro Jahr, was dem rund 9,5-fachen der Zuflussmenge der einmündenden Flüsse entspricht.[6] Ohne die Wasserzufuhr vom Atlantik würde der Wasserspiegel des Mittelmeeres um ca. 1 m pro Jahr sinken.[7]
Die Tethys am Ende derTrias (vor etwa 200 Mio. Jahren)Animierte Darstellung des Auseinanderbrechens der Pangaea und der Formierung der heutigenKontinente
Das Europäische Mittelmeer ist größtenteils ein Überrest derTethys, eines großengolfartigen Urozeans, der vomSuperkontinentPangaea umgeben war. Die Bildung des Mittelmeeres begann mit dem Auseinanderbrechen der Pangaea und derDrift derAfrikanischen Platte (damals noch Teil des großen SüdkontinentesGondwana) nach Süden während derTrias und desJura. Dadurch öffnete sich die Tethys reißverschlussartig nach Westen. Die erneute Norddrift der mittlerweile aus dem Gondwana-Verband herausgelösten Afrikanischen Platte in derKreide und deren Kollision mit dem Südrand Europas ab demPaläogen führten zur zunehmenden Einengung der westlichen Tethys bzw. zurAlpidischen Gebirgsbildung. Die damit verbundene Entstehung der alpidischen Ketten in Mittel- und Südosteuropa sowie in Vorderasien (Alpen, Karpaten, Dinarisches Gebirge usw.) teilten die westliche Tethys in einen nördlichen Teil, dieParatethys, und einen südlichen Teil, der sich zum heutigen Mittelmeer entwickelte (die östliche Tethys schloss sich im Zuge der Norddrift Indiens, durch die gleichzeitig der Indische Ozean entstand). Die Kollision Afrikas (einschließlich der Arabischen Halbinsel) mit dem Südwestrand des damaligen Asiens im mittlerenMiozän führte zur Trennung des Mittelmeers vom Indischen Ozean. Die Bildung der jungenFaltengebirge des Mittelmeerraumes und der Inseln sowie die Verteilung der Schelfbereiche und Tiefseebecken sind das Resultat komplexer tektonischer und geomorphologischer Prozesse, die noch nicht abschließend geklärt sind. Die im östlichen Mittelmeer erhalteneozeanische Erdkruste des westlichen Tethysbeckens ist mit einem Alter von teilweise über 300 Mio. Jahren die älteste der Welt.
Vor etwa sechs Millionen Jahren, imMessinium (oberstes Miozän), begann das Mittelmeer auszutrocknen.[8] Vor dem Messinium war das Mittelmeer noch nicht über die schmaleStraße von Gibraltar mit dem Atlantik verbunden, sondern über wesentlich breitere Meeresarme, welche einerseits über Südspanien,[9] andererseits südlich des Atlasgebirges[10] führten. Als Folge derplattentektonisch bedingten KollisionAfrikas mitSüdeuropa schlossen sich diese Meeresverbindungen. Durch das Zusammenspiel von ozeanographischer Isolation des Mittelmeerbeckens und demariden Klima in der Region verdunstete das Meerwasser zusehends und der Pegel sank. Die sich bildende Salzwüste ist heute imMeeresboden des Mittelmeeres in Form mächtigerGips- undSalzlager dokumentiert. Einige Jahrtausende später wurde das Becken des Mittelmeers durch einströmendes Wasser aus demAtlantik über die Straße von Gibraltar wieder gefüllt. Dieser Vorgang spielte sich wohl mehrmals vor sechs bis fünf Millionen Jahren ab. Die wiederholte Eindampfung erklärt die hohe Mächtigkeit der Salzlager. Der gesamte Zeitraum wird als dieMessinische Salinitätskrise (MSC) bezeichnet.
Die Messinische Salinitätskrise resultierte in einem Faunenschnitt im Mittelmeerraum, anhand dessen bereitsCharles Lyell, ohne die Ursache zu kennen, die erdgeschichtliche Grenze vom Miozän zumPliozän festlegte. Im Miozän bestanden im Mittelmeer große Inselgruppen, zeitweise mit Landverbindungen zu Nordafrika. Diese waren zum Teil mit tropisch-afrikanischer Fauna bevölkert: Altweltaffen (Oreopithecus), Elefanten (Sizilianischer Zwergelefant), Giraffen, Flusspferde, Krokodile.[11] Im Pliozän wurde diese Fauna weitgehend durch Einwanderungen aus Europa ersetzt, zum Beispiel durchSäbelzahnkatzen (Machairodus undMetailurus).[12][13][14]
ImPeriglazial derWürm- bzw.Weichsel-Eiszeit lag der Wasserspiegel des Mittelmeeres etwa 120 Meter tiefer als heute.[15] Damit war das obere Ende der Adria (Caput Adriae) Festland, viele griechische Inseln waren mit Anatolien verbunden, Sardinien und Korsika bildeten eine große Insel, ebenso wie Sizilien und Malta. Östlich von Tunesien erstreckte sich eine weite Küstenebene. Vor den heutigen Mündungen vonRhone,Nil, undEbro lagen ausgedehnte Ebenen. Der Eingang derCosquer-Höhle mit prähistorischenFelszeichnungen liegt heute 36 m unter dem Meeresspiegel. Derglazioeustatische Anstieg des Meeresspiegels am Ende desPleistozäns betrug etwa 0,2 cm/a.[16][17]
Im frühenHolozän lag der Wasserspiegel etwa 35 Meter tiefer als heute. Die Barriere zumSchwarzen Meer wurde etwa 5600 v. Chr. überschwemmt.
Die Sedimentationsgeschichte des Mittelmeeres ist eng verknüpft mit der Entstehung der jungen Faltengebirge des Mittelmeerraumes. Letztere sind bedeutende Liefergebiete für die Sedimente, und die mit der Gebirgsbildung verbundenen tektonischen Vorgänge waren ein wichtiger Einflussfaktor für die Sedimentationsdynamik.[18][19] Große Flüsse wieEbro,Po undRhone waren und sind wichtige Transportmedien für die Sedimente. Der Nil ist das größte in das Mittelmeer mündende Flusssystem. Er befördert pro Jahr etwa 60 Millionen Tonnen Sediment ins östliche Mittelmeer.[20] Vor demBau des Assuan-Staudammes war es noch mehr.Nicht zu unterschätzen ist auch der Eintrag von Sedimenten aus den angrenzenden Wüstengebieten (speziell der Sahara): Winde wirbelnSaharastaub auf und ein Teil davon geht über dem Mittelmeer nieder.[20]
Eine bemerkenswerte Eigenschaft der Mittelmeer-Sedimentabfolge desPliozäns undQuartärs ist das rhythmische Auftreten vonFaulschlammablagerungen. Ursache dafür könnten Klimaschwankungen mit Abschwächung derAridität in der Region sein.[21] Die Existenz und Nicht-Existenz von Verbindungen zum Atlantischen und Indischen Ozean (über den Persischen Golf) waren ebenfalls von großer Wichtigkeit für die sedimentäre Evolution des Mittelmeerraumes – insbesondere hinsichtlich der Entstehung vonEvaporiten (siehe oben).
Das Mittelmeer besteht hauptsächlich aus vier größeren, mit ozeanischer Kruste unterlegtenTiefseebecken: DasBalearen-Becken, auch Algerisch-Provenzalisches Becken, das bis zu 3255 m tief ist und im westlichen Teil des Mittelmeers liegt, bildet das kleinste Becken. Im westlichen Mittelteil befindet sich das Tyrrhenische Becken imTyrrhenischen Meer mit einer Tiefe von bis zu 3758 m. Im östlichen Mittelteil des Mittelmeers liegt das Ionische Becken imIonischen Meer, das imCalypsotief – der tiefsten Stelle des Europäischen Mittelmeers – bis zu 5109 m tief ist.[2] In der östlichen Region befindet sich das bis zu 4517 m tiefe Levantische Becken im Levantischen Meer.
Da das Mittelmeer nur eine schmale Verbindung mit demAtlantik hat und nur 3.500 km lang ist, hat es kaumTidenhub. Weite Bereiche des Binnenmeeres haben einen kaum nachweisbaren Tidenhub von unter 10 cm, nur in einigen Regionen treten durchResonanzen Werte von über 30 cm auf. Die höchsten Werte für den maximalen Tidenhub liegen um 100 cm beiVenedig, um 120 cm vorTriest und um 200 cm imGolf von Gabès.[31][32]
Eine nennenswerte Gezeitenströmung gibt es nur bei der Meerenge von Gibraltar und in denLagunen zwischenVenedig undTriest.
DerSalzgehalt desEuropäischen Mittelmeeres liegt mit rund 3,8 % höher als der desAtlantiks (mit etwa 3,5 %). Dies ist eine Folge der starkenVerdunstung, die nicht durch denSüßwasserzufluss der großen Flüsse und Ströme ausgeglichen wird (man spricht in diesem Zusammenhang von einemKonzentrationsbecken). Deshalb fließt am Grund derStraße von Gibraltar ein kräftigerSalzwasserstrom in den Atlantik ab, während an der Oberfläche eine entsprechend zum Netto-Wasserverlust noch stärkere Gegenströmung salzärmeres und darum leichteres Ozeanwasser in das Mittelmeer transportiert. Der Oberflächensalzgehalt steigt von West nach Ost von 3,63 % in der Straße von Gibraltar auf 3,91 % vor der Küste Kleinasiens.
DasKlima im Mittelmeerraum wird durch sehr warme, überwiegend trockene Sommer undniederschlagsreiche und milde Winter geprägt. Die mittleren Lufttemperaturen reichen im Sommer von 23 °C in den westlichen Gebieten bis 26 °C im Osten. Höchsttemperaturen sind 30 °C. Im Winter liegen die Werte bei 10 °C im Westen und 16 °C vor derlevantinischen Küste. DieJahresniederschläge nehmen von Westen nach Osten ab.
Fast den gesamten Sommer über herrschen unter dem Einfluss dessubtropischen Hochdruckgürtels beständige Wetterlagen vor; nur im östlichen Mittelmeer (vor allem imÄgäischen Meer) führen die aus nördlichen Richtungen wehendenEtesien zu Abkühlung. Im Winter steht vor allem der westliche Teil des Mittelmeeres unter dem Einfluss der Westwindzirkulation (sieheWind).
Von Norden her vordringende Winde mit Sturmstärke, wie etwa derMistral in Südfrankreich, bewirken zum Teil markante Kaltlufteinbrüche. DieBora (kroatischBura) ist ein trockener, kalter und böiger Fallwind an der kroatischen Adriaküste. Winde vom Bora-Typ gehören mit ihrer Häufigkeit und ihren hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten (im Winter) an der KüsteKroatiens zu den stärksten der Welt.
Die in letzter Zeit beschleunigteglobale Erwärmung hat die bestehenden Umweltprobleme im gesamten Mittelmeerraum verschärft.[33] Für fünf weit gefasste und miteinander verbundene Wirkungsbereiche (Wasser, Ökosysteme, Ernährung, Gesundheit und Sicherheit) weisen aktuelle Veränderungen und Zukunftsszenarien konsequent auf substanzielle und zunehmende Risiken in den kommenden Jahrzehnten hin.[33]
Das Mittelmeer ist von derglobalen Erwärmung stark betroffen. Eine von derUnion für den Mittelmeerraum und demUmweltprogramm der Vereinten Nationen in Auftrag gegebene Studie kam im Jahr 2019 zu dem Ergebnis, dass sich das Mittelmeer mit einem Temperaturanstieg von 1,5 °C seit dem vorindustriellen Zeitalter gegenüber dem globalen Anstieg von durchschnittlich 1,1 °C stärker erwärmte.[34] Die Wassertemperatur stieg seit den 1970er Jahren um 0,12 bis 0,5 °C beträchtlich an.[35]
DieMeeresoberflächentemperatur des Mittelmeeres ist zuletzt um etwa 0,4 °C pro Jahrzehnt gestiegen; verglichen mit dem Zeitraum zwischen 1961 und 1990 schwanken die Vorhersagen für das Jahr 2100 im Durchschnitt zwischen +1,8 °C und +3,5 °C.[33] Während derDürre und Hitze in Europa 2022 war die Oberflächentemperatur bis zu sechs Grad wärmer als sie in der Vergleichsperiode zwischen 1982 und 2011 im Durchschnitt war.[36] In den Jahren 2023[37][38] und 2024[39] erwärmte sich das Mittelmeer weiter. Am15. August 2024 wurde mit einer medianen Oberflächentemperatur von 28,9 °C einen neuen Tageshöchstwert gemessen. Der vorherige Rekord wurde imJuli 2023 mit 28,71 °C verzeichnet, womit damals der Rekord aus dem Jahr2003 (28,25 °C) gebrochen wurde.[40] 2025 lag die Oberflächentemperatur bereitsim Juni bei 26 °C.[41]
Die zunehmenden Wassertemperaturen wirken sich auf die Meeresfauna aus. So hat die Zahl von Schnecken-, Muschel- und anderenwirbellosen Tierarten aus der Gruppe derMollusken entlang der israelischen Küste im Vergleich zu historischen Beständen (rekonstruiert aus Molluskenschalenresten in jungen Sedimenten) um 88 %, an einigen Stellen um bis zu 95 % abgenommen. Zwar werden diese Arten teilweise durch Arten aus dem Indischen Ozean, die über den Suez-Kanal einwandern, ersetzt, jedoch ist offen, ob dies zu einer Wiederherstellung der historischen Artenvielfalt führen wird.[42]
Ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen wird im Jahr 2040 der regionale Temperaturanstieg 2,2 °C betragen und in einigen Regionen im Jahr 2100 womöglich 3,8 °C überschreiten.[33] Die Sommerniederschläge werden je nach Region um 10 bis 30 % sinken.[33] Extremereignisse (Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Brände) werden häufiger.[33]
Nach Berechnungen, basierend auf Pegel- und Satellitendaten, stieg der Meeresspiegel des Mittelmeeres seit 1989 aufgrund der Volumenausdehnung des Meerwassers und des Abschmelzens kontinentaler Gletscher beschleunigt an, mit einer mittleren Rate von +3,6 mm (± 0,3 mm) pro Jahr im Zeitraum 2000–2018[43], was in etwa demglobalen Trend in diesem Zeitraum entspricht. In Küstengebieten, in denen durch eine natürliche Absenkung der Erdkruste der Effekt dies Meeresspiegelanstiegs verstärkt wird, könnten Landverlust und die Zunahme vonSalzwasserintrusion zu einem bedeutenden Verlust an Anbauflächen für die Nahrungsmittelproduktion führen.[33] DieVersauerungsrate des Mittelmeeres wurde 2018 mit −0,018 bis −0,028 pH-Einheiten pro Jahrzehnt angegeben.[33]
Die Fauna des Mittelmeers ist sehr vielfältig und artenreich. Sie besteht hauptsächlich ausFischen,Schwämmen,Nesseltieren,Weichtieren,Stachelhäutern undGliederfüßern. Laut Schätzungen kommen im Mittelmeer etwa 700 Fischarten vor. Im Mittelmeer sind bisher 35 Haiarten[44] nachgewiesen worden. Darunter sind auch für den Menschen potenziell gefährliche Arten wie derWeiße Hai, derBlauhai und derKurzflossen-Mako. DiePopulationsdichte dieser Arten ist jedoch gering, was vermutlich der Hauptgrund dafür ist, dass Haiangriffe im Mittelmeer extrem selten sind. Am häufigsten sind harmlose Arten, wie zum Beispiel derKleingefleckte Katzenhai.
Auch Wale kommen im Mittelmeer vor. Es konnten fünf Arten vonBartenwalen nachgewiesen werden. Im Mittelmeer ist derFinnwal der einzige Bartenwal, der regelmäßig beobachtet werden kann. Bisher wurden 16 Arten vonZahnwalen nachgewiesen. Darunter sind derGewöhnliche Delfin, derGroße Tümmler, derGrindwal und derPottwal. Am häufigsten werden Wale und Delfine in derStraße von Gibraltar und imLigurischen Meer beobachtet; vor allem Delfine sind im ganzen Mittelmeer beheimatet.
Die einzige Robbenart im Mittelmeer ist dieMittelmeer-Mönchsrobbe. Sie ist vom Aussterben bedroht.
Die wichtigste und gleichzeitig häufigste Gefäßpflanzenart im Mittelmeer ist dasNeptungras.
DasÖkosystem des Mittelmeers ist durchÜberfischung bedroht. Es gehört zu den am stärksten ausgebeuteten Meeresregionen der Welt. Einige Fischarten sind lautGreenpeace bereits völlig verschwunden.[45] BesondersThunfische undSchwertfische sind durch die hohe Nachfrage gefährdet.Bei denHaien sind mehr als die Hälfte der Arten vomAussterben bedroht.[46]
Zudem leidet das Mittelmeer an einer hohen Konzentration anMikroplastik. AlsBinnenmeer bildet es eine regelrechte „Plastikfalle“ und in den Sommermonaten wird der ohnehin hohe Mülleintrag durch denMassentourismus in den zumeist dicht besiedelten Küstenregionen verstärkt. Obwohl es nur ein Prozent der Fläche der Weltmeere einnimmt, enthält das Mittelmeer sieben Prozent des in den Weltmeeren vorhandenen Mikroplastiks. Mit 1,25 Millionen Partikeln pro Quadratkilometer ist die Mikroplastik-Konzentration viermal höher als in denMüllwirbeln in den großen Ozeanen. Der größte Eintrag von Plastikmüll im Mittelmeer geht von den Küsten und Flüssen der Türkei aus (144 Tonnen pro Tag), gefolgt von Spanien (126), Italien (90), Ägypten (77) und Frankreich (66).[47] Am meistenPlastikmüll kommt aus der Türkei, Ägypten und Italien ins Mittelmeer.[48]
Eine Bedrohung mit kaum zu überschätzendem Einfluss auf das Ökosystem im Mittelmeer stellt die Ausbreitung der eingeschleppten Tang-ArtCaulerpa taxifolia dar, die begonnen hat, die heimischen Seegraswiesen zu überwuchern, die für die Bioproduktivität des Mittelmeeres von großer Bedeutung sind.
Weitere anthropogene Einflüsse auf das Ökosystem des Mittelmeeres sind:
dieEutrophierung durch die Zufuhr ungeklärter Abwässer und der daraus resultierende Sauerstoffmangel infolge vonAlgenblüten
Ein hypothetischer und mit unabsehbaren Folgen verbundener Einfluss wäre im Fall seiner Verwirklichung das monumentale Staudamm-ProjektAtlantropa, das das Mittelmeer zum Zweck der Landgewinnung (an den flacheren Küsten des Mittelmeers) in derStraße von Gibraltar und bei denDardanellen abriegelt.
Das Römische Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung im Jahre 117 n. Chr.Osmanisches Reich und Venedig im 15. und 16. Jh. (die Hintergrundkarte zeigt die Grenzen der heutigen Länder)
Im 8. Jh. v. Chr. dehnte dasAssyrische Reich unter KönigTiglat-pileser III. seinen Herrschaftsbereich bis ins östliche Mittelmeer (Levante, Zypern und Nildelta) aus. DieAssyrer nannten das Mittelmeer „Oberes Meer des Sonnenuntergangs“ oder einfach dasObere Meer.
Wirtschaftlich und kulturell wurde der Mittelmeerraum im ersten Jahrtausend v. Chr. die meiste Zeit von denGriechen undPhöniziern dominiert. Beide Völker besaßen jedoch keine geschlossenen Großreiche, sondern waren in einzelneStadtstaaten zersplittert. Einzige Ausnahme bei den Griechen war dasAlexanderreich, das ab etwa 330 v. Chr. den gesamten östlichen Mittelmeerraum einnahm. Es bestand zwar nur wenige Jahre, festigte jedoch nachhaltig den Einfluss der griechischen Kultur in dieser Region (sieheHellenismus).Karthago, eine phönizische Kolonie im heutigen Tunesien, entwickelte sich ab etwa 550 v. Chr. zu einem Flächenstaat, der bis ins 3. Jh. v. Chr. die Vormachtstellung im westlichen Mittelmeer innehatte (sieheKarthagisches Reich).
Ab demZweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.) beherrschten die Römer weite Teile des Mittelmeers und nannten esmare nostrum („unser Meer“). Im Jahr 30 v. Chr. wurdeÄgypten römische Provinz. Unter der Herrschaft des KaisersClaudius (41–54 n. Chr.) wurde schließlich das antikeKönigreich Mauretanien (eine sehr ausgedehnte Region im Nordwesten Afrikas, die geographisch nichts mit dem heutigen Land Mauretanien zu tun hat) von den Römern erobert. Fortan umschloss dasRömische Reich (Imperium Romanum) für die nächsten 300 Jahre das gesamte Mittelmeer.
Nach dem Untergang desWeströmischen Reiches im 5. Jh. blieb das Oströmische Reich, späterByzantinisches Reich genannt, zunächst Regionalmacht im östlichen Mittelmeer. Im 7. Jh. gerieten große Teile des Mittelmeerraumes unterarabische Herrschaft (siehe auchUmayyaden). Im 11. Jh. verdrängten die Türken, aus Zentralasien kommend, die Byzantiner weitgehend aus Kleinasien. 1453 eroberten sieKonstantinopel und zerschlugen das Byzantinische Reich endgültig. Nachfolgend dehnte sich dasOsmanische Reich auf zahlreiche Nachfolgestaaten des Umayyaden-Kalifats aus und blieb bis ins 19. Jahrhundert hinein die bedeutendste Macht im Mittelmeerraum. Erbitterte Gegner der Türken im Kampf um die Vorherrschaft auf See im 15. und 16. Jahrhundert waren dieVenezianer.
Im Laufe des 19. und frühen 20. Jh. geriet nahezu der gesamte Mittelmeerraum unter Kontrolle europäischer Mächte, insbesondereFrankreichs undGroßbritanniens. ImErsten Weltkrieg (1914–1918) und mehr noch imZweiten Weltkrieg (1939–1945) war auch das Mittelmeer ein Kriegsschauplatz. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlangten die europäischen Kolonien in Nordafrika und an der östlichen Mittelmeerküste nach und nach ihre Unabhängigkeit. Eine in mehrfacher Hinsicht besondere historische Bedeutung kommt der Gründung des StaatesIsrael im Jahre 1948 zu (siehe auchNahostkonflikt).
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↑gesamter Absatz nach: World Wide Fund For Nature (WWF):Wege aus der Plastikfalle – Was zu tun ist, damit das Mittelmeer nicht baden geht. Deutsche Version: WWF Deutschland/Originalversion: WWF Mediterranean Marine Initiative, Rom 2018;wwf.de (PDF; 8,1 MB), S. 10; siehe auchWWF-Report: Rekordmengen von Mikroplastik im Mittelmeer. Pressemitteilung auf wwf.ch vom 8. Juni 2018, abgerufen am 23. Juni 2018.