Minsk (belarussischМінск, älter auchМенск,russischМинск,polnischMińskⓘ/? [ˈmiɲsk],jiddischמינסקMinsk) ist die Hauptstadt und gleichzeitig mit etwa 2 Millionen Einwohnern (Stand: 2022) größte Stadt inBelarus.[1] Sie ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum von Belarus mit Hochschulen und Fachschulen sowie zahlreichen Kirchen, Theatern und Museen. Die Stadt hat einen Sonderstatus und gehört keinerWoblasz an, ist aber Hauptstadt der sie umschließendenMinskaja Woblasz. Minsk ist Sitz derGemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).
Mensk, der mittelalterliche Name der Stadt, leitet sich vom ehemaligen Flüsschen Menka (Menja) ab, einem Nebenfluss der Swislatsch. Der Name des Bachs geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf dieslawische Wurzel*men- zurück, was „klein“ bedeutet.
Die zugrundeliegendeindogermanische Wurzel*mei- ist auch in Wörtern wiemindern oderminimal oderMenschewik zu finden.
Das Wappen zeigt in Blau, dem Betrachter zugewandt, die betendeheilige Muttergottes[3] in blauem Kleid und rotem Mantel, Kappe und Schuhen auf einer silbernenWolke stehend, zu deren Seite je ein silbergekleideter und -geflügelterEngel mit goldenemNimbus zur Mitte gewandt kniet, und über allem schwebend zwei ebenso gefärbteCherubköpfe.
Daneben sind Darstellungen mit goldenem Heiligenschein der Zentralfigur bekannt. Das Wappen ist auch in dieFahne übernommen worden. In einem goldenen Woblaszwappen mit goldenerMauerkrone und dreiWellenbalken ist das Stadtwappen im linken oberen Viertel eingefügt.
Anfang des Jahres 1067 wurde Minsk erstmals als Menesk bzw. Mensk erwähnt, eine Stadt imFürstentum Polozk im Verband derKiewer Rus. Die erste Erwähnung in derNestorchronik (russ.Повесть временных лет) stand mit derSchlacht an der Nemiga in Zusammenhang, bei der die Kiewer Fürsten-BrüderIsjaslaw I.,Swjatoslaw II. undWsewolod I. gegen denPolozker FürstenWseslaw zu Felde zogen und dabei auch die Stadt Minsk plünderten. Seit 1101 wurde es Hauptstadt eines unabhängigenFürstentums Minsk. Infolge anhaltender Streitigkeiten zwischen verschiedenen Fürstengeschlechtern kam es immer wieder zu Feldzügen, denen Minsk zum Opfer fiel. So wurde die Stadt 1116 zunächst von den Truppen des Kiewer FürstenWladimir Monomach belagert und konnte 1119 schließlich demGroßfürstentum Kiew zugeschlagen werden. Obwohl die Polozker Fürsten zwischen 1159 und 1161 abermals mehrfach versuchten, Minsk zu erobern, gehörte die Stadt vorerst weiterhin zu Kiew. Aufgrund der allgemeinen politischen Situation, aber auch wegen der günstigen geografischen Lage der Stadt entwickelte sich Minsk zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert zu einem wichtigen Handels- und Handwerkszentrum, wie umfangreiche archäologische Funde aus dieser Zeit belegen.
Seit Anfang des 14. Jahrhunderts gehörte es zumGroßfürstentum Litauen. Minsk gehörte zunächst dem litauischen Großfürsten und König vonPolen,Jogaila, der die Stadt Minsk 1387 mit allen dazugehörenden Ländereien und Bewohnern seinem BruderSkirgaila (poln. Skirgiełło, belaruss. Skirhajla) abtrat. Von 1413 bis 1565 war die Stadt Teil der Wojewodschaft Wilna, wechselte in dieser Zeit jedoch mehrfach den Besitzer und fiel z. B. 1418 an den litauischen GroßfürstenVytautas.
Bereits 1444 fand sich die Stadt im Verzeichnis der 15 am weitesten entwickelten Städte desGroßfürstentums Litauen. Im Jahre 1499 erhielt Minsk dasMagdeburger Stadtrecht und alle daraus resultierenden Privilegien. Fortan wurde sie von einem Magistrat regiert. In dieser Zeit wurde auch mit dem Bau des Rathauses begonnen.
Seit derUnion von Lublin im Jahr 1569 gehörte Minsk zuPolen-Litauen. Diepolnische Sprache gewann dabei stark an Bedeutung in der Stadt. Im 16. Jahrhundert wurde Minsk zu einer wichtigen Stadt des Handwerks und Handels. Im Zuge einer Verwaltungsreform wurde Minsk von 1565 bis 1566 Zentrum der Wojewodschaft Minsk, der 60 Städte und Flecken angehörten. In die 1560er Jahre fällt die Gründung einer Reihe von Klöstern verschiedener Orden (u. a.Franziskaner,Dominikaner,Karmeliter,Zisterzienserinnen,Benediktinerinnen), deren verschiedene Gebäude lange Zeit das Stadtbild prägen sollten.
Besonders auf dem Oberen Markt bildete sich mit der Zeit ein beeindruckendes barockes Architekturensemble heraus, dessen Überreste heute noch auf dem späteren Kathedralenplatz und heutigen Platz der Freiheit zu sehen sind.
Als Ergebnis desRussisch-Polnischen Krieges 1654–1667 wurde die Stadt zum Teil stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach der Besetzung der Stadt durch Truppenteile der russischen Armee im Jahr 1655 flüchteten große Teile der überwiegend polnisch-litauischen und jüdischen Bevölkerung aus Minsk und kehrten später erst allmählich wieder zurück. Im Jahr 1707 wurde die Stadt im Rahmen desNordischen Krieges (1700–1721) von der schwedischen ArmeeKarls XII. erobert.
Um das Jahr 1790 lag die Einwohnerzahl der Stadt bei 6500–7000. Die Mehrheit der Einwohner bildeten Juden und Polen, mit einer kleinen belarussischen Minderheit. Im Jahr 1793 kam Minsk als Ergebnis der zweiten polnischen Teilung zu Russland. Im selben Jahr wurde die Stadt Zentrum der Orthodoxen Eparchie Minsk (heute Zentrum derBelarussisch-Orthodoxen Kirche). 1798 wurde auch dasrömisch-katholische Bistum Minsk gegründet. Schon 1796 wurde Minsk Hauptstadt desgleichnamigen Gouvernements und erhielt noch im Dezember desselben Jahres ein neues Stadtwappen: die Heilige Jungfrau auf einem blauen Feld, umringt von vier Engeln. Die ehemaligeLingua franca der Stadt, Polnisch, wurde seit der Zugehörigkeit Minsks zum russischen Zarenreich zunehmend durch dierussische Sprache ersetzt.
Während des „Vaterländischen Krieges“, den Russland gegen die napoleonischen Truppen führte, wurde Mikołaj Oppeln-Bronikowski im Juli zum Gouverneur ernannt.[4] Die Bevölkerungszahl der Stadt sank von 9000 auf nur noch 3048 ab und auch die Wirtschaft nahm großen Schaden. In der Zeit der Besatzung wurde von den Franzosen eine „Übergangsregierung des Großfürstentums Litauen“ eingesetzt und geführt. Ihre Aufgabe bestand vor allem in der Eintreibung von Naturalien und der Rekrutierung von Soldaten für dieGrande Armée. Die Zeit der französischen Besatzung endete mit der Wiedereroberung der Stadt durch russische Truppen im November 1812. Während desJanuaraufstands führte die kaiserliche Regierung das Kriegsrecht in Minsk ein.
Ansicht von Minsk um 1870Minsk um 1912
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich die Wirtschaft der Stadt weitgehend erholt. Die Bevölkerungszahl nahm stetig zu, das kulturelle Leben florierte. So wurden in dieser Zeit mehrere Werke des berühmten polnischen KomponistenStanisław Moniuszko (1819–1872) in Minsk aufgeführt, der selbst in der Nähe der Stadt geboren war und längere Zeit dort gelebt hatte.
Mit der zunehmenden Bevölkerungszahl und den neuen kulturellen Möglichkeiten stellte sich auch die Glaubensvielfalt ein, die für Minsk bis in das 20. Jahrhundert kennzeichnend bleiben sollte. Die zahlenmäßig wichtigsten Konfessionen bzw. Religionsgemeinschaften waren dabei die jüdische, russisch-orthodoxe und römisch-katholische. Nach der Volkszählung von 1897 betrug die Stadtbevölkerung knapp 91.000 Menschen. Dabei lag der jüdische Anteil an der Stadtbevölkerung bei 51,2 %.[5] Russen stellten knapp 26 %, Polen 11,4 %, Belarussen machten nur etwa 9 % aus. Jedoch ist hierbei anzumerken, dass beim Zensus zahlreiche Belarussen als Herkunft „russisch“ angaben.
Minsk wurde 1918 zur Hauptstadt der kurzlebigen „Weißrussischen Volksrepublik“. 1922 wurde Minsk Hauptstadt der neugebildetenBelarussischen Sozialistischen Sowjetrepublik (BSSR), einer Teilrepublik derSowjetunion. Am 15. Januar 1938 wurde Minsk der neu gebildeten Minskaja Woblasz unterstellt. Die Einwohnerzahl stieg bis 1939 auf fast 240.000, wobei nun auch die Belarussen die größte Bevölkerungsgruppe darstellten.[7]
Deutsche Truppen in Minsk im August 1941, Aufnahme derPropagandakompanieZwei Männer und Masha Bruskina (mit umgehängtem Schild „Wir sind Partisanen und haben auf deutsche Soldaten geschossen“) vor ihrer öffentlichen Hinrichtung (26. Oktober 1941; Aufnahme aus dem Bundesarchiv)Abmarsch von als „Juden der Rasse nach“ gekennzeichneten Menschen in Minsk, Aufnahme von Ernst Herrmann aus demBundesarchivZerstörungen in Minsk, 1941
In derKesselschlacht bei Minsk imZweiten Weltkrieg wurde Minsk 1941 schwer zerstört. Am 28. Juni 1941, also sechs Tage nach demÜberfall auf die Sowjetunion, war die Stadt im Wesentlichen von den deutschen Truppen erobert worden und wurde Hauptort desGeneralbezirks Weißruthenien. DieRote Armee konnte mehrere tausend Bewohner der Stadt in das sichere Hinterland evakuieren, der Großteil der Bewohner verblieb allerdings in der schwer zerstörten Stadt. Nun begannen die Deutschen die Jagd auf die jüdische Bevölkerung sowie auf alle Kommunisten und deren Sympathisanten, derer man habhaft werden konnte. Im Dezember 1941 wurdeWazlau Iwanouski von den deutschen Besatzern als Bürgermeister der Stadt ernannt.[8]
Mehrere bis dahin unzerstörte Häuser wurden von derWehrmacht niedergebrannt und deren Bewohner vertrieben. Zehntausende Minsker wurden bis zurBefreiung am 3. Juli 1944 ermordet oder wie beimUnternehmen Zauberflöte im April 1942 nach Deutschland zurZwangsarbeit verschleppt, viele verhungerten, weil die Einwohner nur noch 30 Prozent der Lebensmittelrationen erhielten. Mehrere Krankenhäuser waren zerstört und sollten auch nicht wieder aufgebaut werden. Die meisten Bewohner der Stadt standen den deutschen Besatzungstruppen ablehnend gegenüber, vielekollaborierten jedoch auch mit ihnen, was oftmals die einzige Überlebenschance war. Die Wälder um Minsk waren ein Zentrum derPartisanenbewegung. Regelmäßig wurden in der Stadt Partisanen hingerichtet und zur Abschreckung tage- und teils auch wochenlang sichtbar hängen gelassen.
Vor dem deutschen Einmarsch befand sich in Minsk eine der sowohl prozentual als auch in absoluten Zahlen größten jüdischen Gemeinden der Sowjetunion. Rund 30 % der etwa 240.000 Einwohner warenJuden. Der größte Teil davon wurde während der deutschen Besetzung verschleppt und ermordet. Mit demGhetto Minsk entstand in jenen Jahren eines der größten Sammellager/Ghettos Europas. Dort wurden ab Juli 1941 etwa 60.000 Juden in einem zwei Quadratkilometer großen Stadtviertel im Nordosten konzentriert, von denen nur wenige überlebten. Bis zur Auflösung des Ghettos im Oktober 1943 wurden in sogenannten „Aktionen“ zehntausende erschossen, viele hundert starben an Krankheiten und Unterernährung sowie durch einzelne Übergriffe des Wachpersonals. In der Nähe von Minsk befand sich dasVernichtungslager Maly Trostinez.
Im Zuge derOperation Bagration eroberte die Sowjetunion Minsk im Juni und Juli 1944 zurück. Nach der Befreiung hatte die Stadt nur noch etwa 50.000 Einwohner. Für die Verteidigung wurde ihr in derSowjetunion der EhrentitelHeldenstadt verliehen. In Minsk bestand dasKriegsgefangenenlager168 fürdeutsche Kriegsgefangene desZweiten Weltkriegs.[9] Es entwickelte sich aus dem Lager183, Borisow, und bestand bis 1953. Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital2035 versorgt.
Nach dem Krieg fand ein zügiger Wiederaufbau mit breiten Straßen und großen Parks statt. In der Innenstadt wurde das Straßennetz vollständig zu Gunsten einesSchachbrett-Grundrisses umgestaltet, neue repräsentative Gebäude vor allem für die Verwaltung entstanden. Im Zuge der Neugestaltung des Stadtzentrums wurden auch größere Teile der noch erhaltenen Altstadt abgerissen, vor allem im Bereich des Nemiga-Viertels (zwischen der Straße ul. Nemiga und dem ehemaligen Mascherow-Prospekt, dem heutigen Prospekt der Sieger).
Am 14. Mai 1946 wurde Minsk aus der Minskaja Woblasz ausgegliedert und gehört seitdem keiner Woblasz mehr an.[10]
Schon 1959 hatte Minsk über 500.000 Einwohner und damit deutlich mehr als vor dem Krieg. In den 1970er-Jahren wurde Minsk zur Millionenstadt.[11] Im Jahr 1984 wurde dieMetro Minsk eröffnet. Von den zwei Linien, die sich im Zentrum kreuzen, ist die Linie 2 in nordsüdlicher Richtung bereits fertiggestellt. Der Ausbau von Linie 1 (in ostwestlicher Richtung) dauert an. Im November 2020 wurden die ersten vier Stationen der dritten Linie eröffnet[12].
Mit der Auflösung der Sowjetunion 1991 wurde die Republik Belarus mit Minsk als Hauptstadt unabhängig. Minsk ist seitdem auch Sitz derGemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Durch den Status als belarussische Hauptstadt wurden auch zahlreiche Botschaften in Minsk errichtet, und die Einwohnerzahl stieg bis 2012 auf über 1,9 Millionen.
Bei denMassenprotesten 2020 nach derPräsidentschaftswahl war Minsk ein wesentlicher Hauptschauplatz der Protestbewegung im Land. Am 10. August 2020 wurde der unbewaffnete Demonstrant Aljaksandr Tarajkouski von Sicherheitskräften erschossen.[13] Am 16. August 2020 versammelten sich etwa 200.000 Demonstranten in der Hauptstadt. Als am 23. August 2020 Hunderttausende Demonstranten amPalast der Unabhängigkeit, der ResidenzAljaksandr Lukaschenkas vorbeimarschieren wollten, wurden sie von Sicherheitskräften blockiert.[14]
Minsk ist das Hauptindustriezentrum Belarus. In der Stadt gibt es mehr als 250 Fabriken und Werke. Die industrielle Entwicklung der Stadt begann in den 1860er Jahren und wurde durch die in den 1870er Jahren gebaute Eisenbahn erleichtert. Doch im Ersten Weltkrieg und ganz besonders im Zweiten Weltkrieg wurde sehr viel der industriellen Infrastruktur zerstört. Nach dem letzten Krieg war die Entwicklung der Wirtschaft stark mit der Stadtentwicklung verbunden. Durch die sowjetische Führung wurden vor allem forschungsintensive Industrien angesiedelt. Minsk wurde zum Produktionsstandort für Lastwagen, Traktoren, Getriebe, optische Ausrüstungen, Kühlschränke, Fernseher und Radios, Fahrräder, Motorräder und Metallverarbeitungsanlagen. Außer Elektroindustrie und Maschinenbau waren in der Stadt Werke für Baumaterialien und der Lebensmittel-, Textil- und Druckindustrie ansässig. Während der Zeit der Sowjetunion waren alle Industrien, Lieferanten und Märkte innerhalb der Union verbunden und aufeinander abgestimmt. Nach demZerfall der Sowjetunion brachen wirtschaftliche Beziehungen ab und Absatzmärkte weg. So hatte Minsk, so gut wie alle Städte der ehemaligen Sowjetunion, in der Zeit von 1991 bis 1994 mit einem massiven Rückgang der Wirtschaftsleistung zu kämpfen.
Ab 1995 unter der Regierung Alexander Lukaschenkas wurde viel der Schwerindustrie wiedergewonnen. So fiel der wirtschaftliche Abschwung in Minsk deutlich schwächer aus als in vielen anderen osteuropäischen Städten. Noch heute sind 40 % der Arbeiter im Produktionssektor angestellt. Mehr als 70 % der in Belarus erzeugten Waren werden exportiert, besonders nach Russland und andere GUS-Staaten. Jedoch sind große Teile der lokalen Industrie international nicht konkurrenzfähig, da viele Produktionsstätten bislang nur unzureichend modernisiert wurden. Die größten Arbeitgeber der Stadt sind dasMinsker Traktorenwerk (20.000 Beschäftigte) und dasMinsker Automobilwerk. Außerdem gibt es noch eine große Fabrik für Kühlschränke „Atlant“. Zu weiteren, bedeutenden Unternehmen der Stadt Minsk gehören unter anderem der HalbleiterherstellerIntegral, der Straßenbahn- und BusherstellerBelkommunmasch, der SoftwareentwicklerWargaming.net, der UhrenherstellerLutsch oder die TelekommunikationsgesellschaftBeltelecom. Auch die Hauptsitze des staatlichen IndustriekonzernsBelnaftachim sowie des Herstellers alkoholischer GetränkeMinsk Kristall befindet sich in Minsk. Auch die nationaleWertpapierbörse, dieBelarusian Currency and Stock Exchange hat hier ihren Sitz.
Deröffentlichen Personennahverkehr wird von der staatlichen GesellschaftMinsktrans verwaltet. Diese betreibt dieMetro Minsk mit drei Linien, dieStraßenbahn Minsk mit zehn Linien sowie die 64Oberleitungsbus- und 100Omnibus-Linien. Im Netz der Oberleitungsbuslinien sind mehr als 800 Busse unterwegs, mehr als 160 davon können kürzere Strecken auch ohne Oberleitung zurücklegen, da sie mit einer entsprechenden Batterie versehen sind.[15] Alle öffentlichen Verkehrsmittel verkehren zwischen 5:30 und 1:00 Uhr.
Minsk hatte zwei Flughäfen: Der innerhalb der Stadt gelegenenFlughafen Minsk-1 wurde am 23. Dezember 2015 geschlossen. Heute ist nur mehr der 1982 eröffnete internationaleMinsk National Airport (früherFlughafen Minsk-2) in Betrieb, der etwa 40 Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Es ist der einzige internationale Flughafen des Landes und das Drehkreuz der FluggesellschaftBelavia.
Minsk verfügt überdies über 19 Theater wie dasJanka-Kupala-Theater (das älteste Belarus), das staatliche Musiktheater, das staatliche Puppentheater, das Kleine Theater Minsk, das Neue Schauspielhaus, das Satire- und HumortheaterChrystafor, das Theater für belarussische Dramaturgie, das Theater des Kinoschauspielers, das Jugendkleinkunsttheater, das Poetische SchauspielZnitsch und das Theater der belarussischen Armee. DasMaxim-Gorki-Nationaltheater bietet vor allem ein Repertoire russischsprachiger Theaterstücke, während sich das Janka-Kupala-Theater auf Dramen in belarussischer Sprache konzentriert, darunter auch Übersetzungen. DasTheater des jungen Zuschauers führt vor allem Stücke für Kinder und Jugendliche auf.
Noch auf die Tradition der Sowjetzeit geht der belarussischeStaatszirkus zurück, der, in einem festen Zirkusbau untergebracht, das ganze Jahr hindurch Programm hat. Auch das Nationale Operntheater und das Nationale Ballett-Theater, die beide im selben Gebäude angesiedelt und imVolksmund als Opern- und Ballett-Theater bezeichnet werden, gehen auf diese Zeit zurück. Außerdem ist in Minsk dieStaatliche Philharmonie Minsk beheimatet. Sie steht unter dem Dirigat vonWjatschaslau Bolitsch (Stand Ende 2018).
Das staatliche KinostudioBelarusfilm in Minsk ist die einzige Filmproduktionsfirma in Belarus.
Nesaleschnaszi-Prospekt im ZentrumKathedrale der Heiligen Jungfrau Maria
Sehenswert in Minsk sind vor allem die Altstadt, die früher sogenannte „Oberstadt“ (russ.Верхний город) um die orthodoxeHeiliggeist-Kathedrale, das alte Bernardinerinnenkloster aus dem Jahre 1628 und das nach historischen Plänen wiederaufgebaute Rathaus. Schräg gegenüber demAltstädter Rathaus von Minsk, an der Leninstraße, befindet sich die katholischeMariä-Namen-Kathedrale, die zu dem ehemaligen Komplex des früheren Jesuiten-Klosters gehört. Unterhalb der Altstadt, direkt am Ufer der Swislatsch, befindet sich die Traezkae-Vorstadt (dt.: Dreifaltigkeits-Vorstadt, ein rekonstruiertes altstädtisches Viertel aus dem 19. Jahrhundert). Diesem Viertel vorgelagert, wurde auf einer künstlichen Insel in der Swislatsch ein Denkmal in Form einer kleinen Kapelle errichtet, das den Opfern des Afghanistan-Kriegs gewidmet ist.
Im Jahr 2006 wurde mit staatlicher Unterstützung dieGedächtniskirche aller Heiligen vollendet, eine nationale Gedenkstätte für alle gefallenen und ermordeten belarussischen Soldaten und Zivilisten des napoleonischen Russlandfeldzugs 1812 und der deutschen Eroberungszüge im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Ebenfalls unterhalb der Altstadt, an der Nemiga-Straße, steht die kleine Kirche der Heiligen Peter und Paul aus dem Jahr 1613, die sich allerdings vor dem Hintergrund gewaltiger Neubauten eher winzig ausnimmt.
Zu den wichtigsten innerstädtischen Verkehrsadern zählt zweifelsohne der vormalige Skaryna-Boulevard (siehe:Francysk Skaryna), ein innerstädtischer Prachtboulevard, der nun „Unabhängigkeitsboulevard“ heißt und eindrucksvolle Beispiele der sowjetischen Architektur liefert. Eine Flusspromenade entlang der Swislatsch führt durch mehrere innerstädtische Parkanlagen (z. B. denJanka-Kupala-Park und den nachMaxim Gorki benanntenKinderpark).
Zentrale Plätze sind derUnabhängigkeitsplatz (der ehemalige Lenin-Platz), derJakub-Kolas-Platz und derSiegesplatz (belaruss.Плошча Перамогі, russ.Площадь Победы), dessen Erscheinung vor allem durch einen weithin sichtbaren Obelisken und die an seiner Nordostseite gelegenen ovalen Gebäudekomplexe im sowjetischen Empire-Stil geprägt ist. Nicht zuletzt durch die Ereignisse nach denPräsidentschaftswahlen im März 2006 ist auch derOktoberplatz (belaruss.Кастрычніцкая плошча, russ.Октябрская площадь) mittlerweile gut bekannt, der als zentraler Platz für Kundgebungen dient und dessen prägendes architektonisches Element der in den 1980er Jahren erbautePalast der Republik (belaruss.Палац Рэспублікі, russ.Дворец Республики) ist.
Ein weiteres wichtiges architektonisches Denkmal ist die am Unabhängigkeitsplatz gelegene katholischeBacksteinkirche des hl. Simon und der hl. Helena, die allgemein unter dem Namen „rote Kirche“ (russ.Красный костёл) bekannt ist. Auch dasOpernhaus gehört wegen seiner Gestaltung zu den wichtigen Architekturdenkmälern der frühen Sowjetperiode. Vor dem Opernhaus steht ein Denkmal für den belarussischen NationaldichterMaksim Bahdanowitsch.
Rund fünf Kilometer nordwestlich der Stadtgrenze befindet sich der 1956 angelegteSaslaujer Stausee, welcher vor allem als „Minsker Meer“ bekannt ist und über insgesamt rund zehn Kilometer Strandufer verfügt. Er ist vor allem unter Einheimischen ein beliebtes Freizeit- und Urlaubsziel und wird auch für Wassersportaktivitäten rege genutzt.
Minsk war als Austragungsort für dieBiathlon-Weltmeisterschaften 1990 vorgesehen, die aber nach dem zweiten Veranstaltungstag wetterbedingt abgebrochen werden mussten
ZuSowjet- bzw.DDR-Zeiten bestand eine Partnerschaft mitPotsdam. Als Ausdruck dieser wurde in Potsdam das ehemalige „Restaurant Minsk“ errichtet, das inzwischen als Kunstmuseum genutzt wird, sieheKunsthaus Das Minsk. In Minsk wurde als Gegenstück dasРэстаран Патсдам (Restaran Patsdam „Restaurant Potsdam“) eröffnet.
Thomas M. Bohn:Heldenstadt Minsk. Urbanisierung à la Belarus seit 1945. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Böhlau, Köln/Wien 2022 (=Osteuropa in Geschichte und Gegenwart. Band 9),ISBN 978-3-412-52449-4.
Thomas M. Bohn:Minsk – Musterstadt des Sozialismus. Stadtplanung und Urbanisierung in der Sowjetunion nach 1945 (= Andreas Eckert, Joachim Rückert, Arbeitskreis für moderne Sozialgeschichte [Hrsg.]:Industrielle Welt. Schriftenreihe des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte.Band74). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008,ISBN 978-3-412-20071-8.
Artur Klinaŭ:Minsk. Sonnenstadt der Träume. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006,ISBN 3-518-12491-9.
Dietrich Beyrau, Rainer Lindner:Handbuch der Geschichte Weißrußlands. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2001,ISBN 3-525-36255-2.
Emanuił Ioffe:Żydzi w Mińsku w latach 1793–1917. In: Krzysztof Jasiewicz (Hrsg.):Świat niepożegnany. Żydzi na dawnych ziemiach wschodnich Rzeczypospolitej w XVIII–XX wieku. Warszawa 2004,ISBN 83-7399-083-6, S. 431–450.
Tadeusz Zienkiewicz:Polskie życie literackie w Mińsku: w XIX i na początku XX wieku: (do roku 1921) (=Studia i Mater. WSP w Olsztynie. Nr. 112). Olsztyn 1997,ISBN 83-85513-02-8.
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↑Государственный комитет по имуществу Республики Беларусь. Национальное кадастровое агентство:Сайт содержит. In:ate.nca.by, abgerufen am 22. September 2018.
↑Vgl. umfassend Thomas M. Bohn:Minsk – Musterstadt des Sozialismus. Stadtplanung und Urbanisierung in der Sowjetunion nach 1945 (= Andreas Eckert, Joachim Rückert, Arbeitskreis für moderne Sozialgeschichte [Hrsg.]:Industrielle Welt. Schriftenreihe des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte.Band74). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008,ISBN 978-3-412-20071-8.